(Rom) Am 10. Mai, Mittwoch vor einer Woche, saß Tawadros II., laut Eigenbezeichnung Papst von Alexandrien und Patriarch des Stuhls des heiligen Markus, als Oberhaupt der Ϯⲉⲕ̀ⲕⲗⲏⲥⲓⲁ ⲛ̀ⲣⲉⲙⲛ̀ⲭⲏⲙⲓ ⲛ̀ⲟⲣⲑⲟⲇⲟⲝⲟⲥ, der koptisch-orthodoxen Kirche, neben Papst Franziskus auf dem Petersplatz und nahm an dessen Generalaudienz teil. Am vergangenen Sonntag zelebrierte er in der Lateranbasilika, der Haupt- und Mutterkirche der Kirche Jesu Christi, mit der koptisch-orthodoxen Gemeinschaft in Italien, die „Göttliche Liturgie im koptischen Ritus“.
Der Vatikan erlaubte die Zelebration des ersten akatholischen Gottesdienstes am Papstaltar der Patriarchalbasilika im Namen des „ökumenischen Geistes“. Wenige Wochen zuvor war dort, allerdings vor dem Papstthron, bereits ein anglikanischer Gottesdienst gefeiert worden. Dabei habe es sich jedoch um ein „Mißverständnis“ gehandelt – wenn man dergleichen Glauben schenken will.
Tawadros II., was soviel wie Theodor heißt, ist seit 2012 das 118. Oberhaupt der orthodoxen Kopten, die sich 451 n. Chr. von der heiligen Kirche getrennt haben. Die Kopten entstanden als Gegenbewegung zu den Nestorianern im Streit um die wahre Natur Jesu Christi. Um die nestorianische Häresie abzuwehren, fielen sie selbst in eine Häresie.
Auf dem Konzil von Florenz wurde nicht nur die Wiedervereinigung der Griechisch-Orthodoxen mit Rom beschlossen, deren Umsetzung aber durch die islamische Eroberung Konstantinopels mit dem Ende des Byzantinischen Reiches und durch den russischen Zaren verhindert wurde, sondern 1442 auch die Wiedervereinigung der Kopten mit Rom. Doch auch dieser Versuch ging ins Leere, weil sie – im Gegensatz zu den Orthodoxen – von keiner wirklich repräsentativen Vertretung unterzeichnet wurde. Erst im 18. Jahrhundert kehrte ein koptischer Teil in die volle Einheit zurück und bildet seither die mit Rom unierte koptisch-katholische Kirche, der etwa 1,5 Prozent aller Kopten angehören.
Der Heilige Stuhl ließ im Vorfeld nichts über eine neue Union oder entscheidende Schritte in diese Richtung verlauten, die es erklären und rechtfertigen hätten können, einer nicht-katholischen Gemeinschaft die Mutter- und Hauptkirche („ mater et caput“) der Kirche zur Verfügung zu stellen. Ein solcher Vorgang wäre vor kurzem noch kategorisch undenkbar gewesen. Am Sonntag hingegen war Kardinalvikar Angelo De Donatis in Vertretung des Papstes anwesend.
Liegt es daran, weil seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil die abschätzig „Rückkehrökumene“ genannte Grundhaltung aufgegeben wurde und eine „Gleichgültigkeit“ der christlichen Gemeinschaften und Denominationen angenommen wird?
Anwesend war auch Kurienbischof Brian Farrell, Sekretär des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen (bis 2022 Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen), der Begrüßungsworte an die Versammelten richtete und dabei sagte:
„Es ist eine Ehre und ein Ruhm für die Kirche von Rom, Seine Heiligkeit Tawadros, seine Delegation und auch Sie alle, Brüder und Schwestern der koptischen Kirche, in ihrer Kathedrale zu empfangen. Leider können Katholiken und Koptisch-Orthodoxe noch nicht am selben Leib und Blut Christi teilhaben. Sie sollen jedoch wissen, dass ich und alle anwesenden Katholiken in geistlicher Gemeinschaft mit Ihnen stehen werden.“
Der Kardinalvikar bekräftigte, daß es keine Gemeinschaft zwischen Katholiken und Kopten gibt, dennoch wurde ihnen die bedeutendste Kirche der Christenheit überlassen. Weiß der Heilige Stuhl mehr, als er sagt? Steht ein Durchbruch auf dem Weg zur vollen Einheit der Kopten mit Rom bevor? Warum sagt man es dann nicht und wartet bis zu deren Vollendung?
Näher liegt, daß kein solcher Durchbruch ansteht, sondern die Gleichsetzung jener im Status quo vollzogen wird, die einst die Einheit verlassen haben. Das schmeichelt diesen, bedeutet in Wirklichkeit aber eine Herabstufung der heiligen Kirche, da es keine Religion namens Christentum gibt, sondern die eine von Jesus Christus gestiftete Kirche – eine und nicht mehrere.
Da die Eucharistiefeier der Kopten wie der Orthodoxen, in Anlehnung an das Allerheiligste im Tempel von Jerusalem, der Heiligkeit wegen vor den Augen der Gläubigen verborgen bleibt, kam es zu einer ungewöhnlichen Situation. Die Lateranbasilika ist wie alle alten Kirchen geostet. Zu allen Zeiten wurde nach Osten zelebriert, von wo laut Heiliger Schrift der Herr wiederkommen wird, wobei sich früher während der Wandlung das Volk sich ebenfalls dem Osten zuwandte. Mit der Liturgiereform von 1969/70 blieb in den drei innerstädtischen Papstbasiliken zwar die Zelebrationsrichtung erhalten. Die Gebetsrichtung des Volkes ging im Laufe der Zeit allerdings verloren. Nun zelebrierte Tawadros II. am Papstaltar, der keinen Lettner, keine Ikonostase und keinen verbergenden Vorhang besitzt, sondern nur noch eine ferne Andeutung durch das Ziborium. Um die Liturgie des Kanons (Hochgebet) dennoch verborgen zu halten, zelebrierte der koptische Patriarch Richtung Westen…
Die Zelebration dauerte dreieinhalb Stunden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Facebook/Wikicommons (Screenshots)
Mit Rücken zum Volk und Mundkommunion! Unser glorreich regierender Heiliger Vater hat diese schrecklichen Indietristen ja wohl hoffentlich darauf hingewiesen, daß das ja mal gar nicht geht.
Nun vielleicht ist es eine „Entweihung“ oder eine „Häresie“.
Ich bin Laie und wahrscheinlich liege ich falsch.
Doch folgendes geht mir schon lange durch den Kopf.
Warum soll die Zelebration einer (zumindest aus deren Sicht) würdig durchgeführten hl. Messe
ein Unding sein.
In wieviel katholischen Kirchen „feiern“ katholische irregeleitete Priester eine „katholische“ hl. Messe,
welche diese Bezeichnung schon lange nicht mehr verdient ?
Hier müsste man zuerst mal ansetzen und diesem unheiligen Treiben ein Ende bereiten.