Tawadros II. in der Lateranbasilika

Die Gleichheitsökumene


Am vergangenen Sonntag, dem 14. Mai, wurde es Tawadros II., dem Oberhaupt der seit über 1500 Jahren von Rom getrennten Kopten, erlaubt, in der Lateranbasilika zu zelebrieren.
Am vergangenen Sonntag, dem 14. Mai, wurde es Tawadros II., dem Oberhaupt der seit über 1500 Jahren von Rom getrennten Kopten, erlaubt, in der Lateranbasilika zu zelebrieren.

(Rom) Am 10. Mai, Mitt­woch vor einer Woche, saß Tawa­dros II., laut Eigen­be­zeich­nung Papst von Alex­an­dri­en und Patri­arch des Stuhls des hei­li­gen Mar­kus, als Ober­haupt der Ϯⲉⲕ̀ⲕⲗⲏⲥⲓⲁ ⲛ̀ⲣⲉⲙⲛ̀ⲭⲏⲙⲓ ⲛ̀ⲟⲣⲑⲟⲇⲟⲝⲟⲥ, der kop­tisch-ortho­do­xen Kir­che, neben Papst Fran­zis­kus auf dem Peters­platz und nahm an des­sen Gene­ral­au­di­enz teil. Am ver­gan­ge­nen Sonn­tag zele­brier­te er in der Late­ran­ba­si­li­ka, der Haupt- und Mut­ter­kir­che der Kir­che Jesu Chri­sti, mit der kop­tisch-ortho­do­xen Gemein­schaft in Ita­li­en, die „Gött­li­che Lit­ur­gie im kop­ti­schen Ritus“.

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Der Vati­kan erlaub­te die Zele­bra­ti­on des ersten aka­tho­li­schen Got­tes­dien­stes am Papst­al­tar der Patri­ar­chal­ba­si­li­ka im Namen des „öku­me­ni­schen Gei­stes“. Weni­ge Wochen zuvor war dort, aller­dings vor dem Papst­thron, bereits ein angli­ka­ni­scher Got­tes­dienst gefei­ert wor­den. Dabei habe es sich jedoch um ein „Miß­ver­ständ­nis“ gehan­delt – wenn man der­glei­chen Glau­ben schen­ken will.

Tawa­dros II. mit Papst Fran­zis­kus bei der Gene­ral­au­di­enz am 10. Mai

Tawa­dros II., was soviel wie Theo­dor heißt, ist seit 2012 das 118. Ober­haupt der ortho­do­xen Kop­ten, die sich 451 n. Chr. von der hei­li­gen Kir­che getrennt haben. Die Kop­ten ent­stan­den als Gegen­be­we­gung zu den Nesto­ria­nern im Streit um die wah­re Natur Jesu Chri­sti. Um die nesto­ria­ni­sche Häre­sie abzu­weh­ren, fie­len sie selbst in eine Häresie.

Auf dem Kon­zil von Flo­renz wur­de nicht nur die Wie­der­ver­ei­ni­gung der Grie­chisch-Ortho­do­xen mit Rom beschlos­sen, deren Umset­zung aber durch die isla­mi­sche Erobe­rung Kon­stan­ti­no­pels mit dem Ende des Byzan­ti­ni­schen Rei­ches und durch den rus­si­schen Zaren ver­hin­dert wur­de, son­dern 1442 auch die Wie­der­ver­ei­ni­gung der Kop­ten mit Rom. Doch auch die­ser Ver­such ging ins Lee­re, weil sie – im Gegen­satz zu den Ortho­do­xen – von kei­ner wirk­lich reprä­sen­ta­ti­ven Ver­tre­tung unter­zeich­net wur­de. Erst im 18. Jahr­hun­dert kehr­te ein kop­ti­scher Teil in die vol­le Ein­heit zurück und bil­det seit­her die mit Rom unier­te kop­tisch-katho­li­sche Kir­che, der etwa 1,5 Pro­zent aller Kop­ten angehören.

Die kop­ti­sche Gemein­schaft in Rom und Ita­li­en füll­te die Kathe­dral­kir­che des Papstes

Der Hei­li­ge Stuhl ließ im Vor­feld nichts über eine neue Uni­on oder ent­schei­den­de Schrit­te in die­se Rich­tung ver­lau­ten, die es erklä­ren und recht­fer­ti­gen hät­ten kön­nen, einer nicht-katho­li­schen Gemein­schaft die Mut­ter- und Haupt­kir­che („ mater et caput“) der Kir­che zur Ver­fü­gung zu stel­len. Ein sol­cher Vor­gang wäre vor kur­zem noch kate­go­risch undenk­bar gewe­sen. Am Sonn­tag hin­ge­gen war Kar­di­nal­vi­kar Ange­lo De Dona­tis in Ver­tre­tung des Pap­stes anwesend.

Liegt es dar­an, weil seit dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil die abschät­zig „Rück­keh­r­ö­ku­me­ne“ genann­te Grund­hal­tung auf­ge­ge­ben wur­de und eine „Gleich­gül­tig­keit“ der christ­li­chen Gemein­schaf­ten und Deno­mi­na­tio­nen ange­nom­men wird?

Die unüber­seh­ba­re Inschrift an der Außen­fas­sa­de der Late­ran­ba­si­li­ka, „Mut­ter und Haupt aller Kir­chen der Stadt und des Erdkreises“

Anwe­send war auch Kuri­en­bi­schof Bri­an Far­rell, Sekre­tär des Dik­aste­ri­ums zur För­de­rung der Ein­heit der Chri­sten (bis 2022 Päpst­li­cher Rat zur För­de­rung der Ein­heit der Chri­sten), der Begrü­ßungs­wor­te an die Ver­sam­mel­ten rich­te­te und dabei sagte:

„Es ist eine Ehre und ein Ruhm für die Kir­che von Rom, Sei­ne Hei­lig­keit Tawa­dros, sei­ne Dele­ga­ti­on und auch Sie alle, Brü­der und Schwe­stern der kop­ti­schen Kir­che, in ihrer Kathe­dra­le zu emp­fan­gen. Lei­der kön­nen Katho­li­ken und Kop­tisch-Ortho­do­xe noch nicht am sel­ben Leib und Blut Chri­sti teil­ha­ben. Sie sol­len jedoch wis­sen, dass ich und alle anwe­sen­den Katho­li­ken in geist­li­cher Gemein­schaft mit Ihnen ste­hen werden.“

Der Kar­di­nal­vi­kar bekräf­tig­te, daß es kei­ne Gemein­schaft zwi­schen Katho­li­ken und Kop­ten gibt, den­noch wur­de ihnen die bedeu­tend­ste Kir­che der Chri­sten­heit über­las­sen. Weiß der Hei­li­ge Stuhl mehr, als er sagt? Steht ein Durch­bruch auf dem Weg zur vol­len Ein­heit der Kop­ten mit Rom bevor? War­um sagt man es dann nicht und war­tet bis zu deren Vollendung?

Ein Moment im kop­ti­schen Ritus: rechts der Papst­al­tar, links im Hin­ter­grund Tawa­dros II.

Näher liegt, daß kein sol­cher Durch­bruch ansteht, son­dern die Gleich­set­zung jener im Sta­tus quo voll­zo­gen wird, die einst die Ein­heit ver­las­sen haben. Das schmei­chelt die­sen, bedeu­tet in Wirk­lich­keit aber eine Her­ab­stu­fung der hei­li­gen Kir­che, da es kei­ne Reli­gi­on namens Chri­sten­tum gibt, son­dern die eine von Jesus Chri­stus gestif­te­te Kir­che – eine und nicht mehrere.

Da die Eucha­ri­stie­fei­er der Kop­ten wie der Ortho­do­xen, in Anleh­nung an das Aller­hei­lig­ste im Tem­pel von Jeru­sa­lem, der Hei­lig­keit wegen vor den Augen der Gläu­bi­gen ver­bor­gen bleibt, kam es zu einer unge­wöhn­li­chen Situa­ti­on. Die Late­ran­ba­si­li­ka ist wie alle alten Kir­chen geostet. Zu allen Zei­ten wur­de nach Osten zele­briert, von wo laut Hei­li­ger Schrift der Herr wie­der­kom­men wird, wobei sich frü­her wäh­rend der Wand­lung das Volk sich eben­falls dem Osten zuwand­te. Mit der Lit­ur­gie­re­form von 1969/​70 blieb in den drei inner­städ­ti­schen Papst­ba­si­li­ken zwar die Zele­bra­ti­ons­rich­tung erhal­ten. Die Gebets­rich­tung des Vol­kes ging im Lau­fe der Zeit aller­dings ver­lo­ren. Nun zele­brier­te Tawa­dros II. am Papst­al­tar, der kei­nen Lett­ner, kei­ne Iko­no­sta­se und kei­nen ver­ber­gen­den Vor­hang besitzt, son­dern nur noch eine fer­ne Andeu­tung durch das Zibo­ri­um. Um die Lit­ur­gie des Kanons (Hoch­ge­bet) den­noch ver­bor­gen zu hal­ten, zele­brier­te der kop­ti­sche Patri­arch Rich­tung Westen…

Die Zele­bra­ti­on dau­er­te drei­ein­halb Stunden.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Facebook/​Wikicommons (Screen­shots)

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2 Kommentare

  1. Mit Rücken zum Volk und Mund­kom­mu­ni­on! Unser glor­reich regie­ren­der Hei­li­ger Vater hat die­se schreck­li­chen Indiet­ri­sten ja wohl hof­fent­lich dar­auf hin­ge­wie­sen, daß das ja mal gar nicht geht.

  2. Nun viel­leicht ist es eine „Ent­wei­hung“ oder eine „Häre­sie“.
    Ich bin Laie und wahr­schein­lich lie­ge ich falsch. 

    Doch fol­gen­des geht mir schon lan­ge durch den Kopf.
    War­um soll die Zele­bra­ti­on einer (zumin­dest aus deren Sicht) wür­dig durch­ge­führ­ten hl. Messe
    ein Unding sein.
    In wie­viel katho­li­schen Kir­chen „fei­ern“ katho­li­sche irre­ge­lei­te­te Prie­ster eine „katho­li­sche“ hl. Messe,
    wel­che die­se Bezeich­nung schon lan­ge nicht mehr verdient ?
    Hier müss­te man zuerst mal anset­zen und die­sem unhei­li­gen Trei­ben ein Ende bereiten.

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