
Während der schleichende Glaubensabfall im Westen voranschreitet, der punktuell in die Verfolgung jener umschlägt, die „hartnäckig“ an der katholischen Lehre festhalten, ist das Schweigen der Hierarchien auf allen Ebenen sein Komplize. Vor dem Hintergrund dieser allgemeinen Gleichgültigkeit setzt sich in vielen Weltgegenden das Martyrium der Christen fort, die gerufen sind, mit dem Blut Zeugnis für ihren Glauben zu geben.
„Während der indische Premierminister Narendra Modi vom französischen Präsidenten Macron empfangen wurde, der ihm das Großkreuz der Ehrenlegion verlieh, werden Christen in seinem Land weiterhin Opfer von Hindu-Fundamentalisten, die von den Ordnungskräften unterstützt werden. Allein in der ersten Jahreshälfte kam es in 23 der 28 Bundesstaaten zu 400 gewalttätigen Ausschreitungen, im Vergleich zu 274 im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Diese wurden nicht einmal regelmäßig untersucht“, so der Psychologe, Lebensschützer und Publizist Mauro Faverzani in der Corrispondenza Romana.
Den traurigen Rekord, so Faverzani, hält der Bundesstaat Uttar Pradesh mit 155 Fällen, gefolgt von Chhattisgarh mit 84. Nach Angaben des United Christian Forum wurde der Höchststand im vergangenen Juni mit 88 Vorfällen erreicht, insgesamt fast drei pro Tag. Dennoch werden gegen Christen die meisten Anklagen wegen illegaler Konversion erhoben, die durch das Gesetz verboten sind, wodurch in Wirklichkeit die freie Religionsausübung eingeschränkt wird. Die Anschuldigungen sind durch die Reihe falsch. Beim Obersten Gerichtshof Indiens wurde dagegen eine Petition eingereicht, in der die Einsetzung einer Sonderermittlungsgruppe zur Erfassung und Verfolgung dieser speziellen Art von Verbrechen gefordert wird, doch die Regierung hat den Antrag überraschend abgelehnt.
Der Haß gegen Christen beginnt jedoch bereits in der Schule: Priyank Kanoongo, Vorsitzender der Indian National Child Protection Commission, führt seit einigen Monaten seinen persönlichen Kampf gegen katholische Bildungseinrichtungen in Madhya Pradesh. Im vergangenen Juni ging es um das Asha Kiran Children’s Care Institute, ein von den syro-malabarischen Schwestern der Kongregation Unserer Lieben Frau vom Karmel geführtes Heim in der Stadt Katni in der Diözese Jabalpur. Das Drehbuch ist immer dasselbe: Kanoongo ordnet eine unangekündigte Inspektion an, bei der „Beweise“ für Betrug und Zwangskonvertierung von Kindern auftauchen, „Beweise“, die regelmäßig vor Gericht landen. Selbst dem Bischof von Jabalpur, Bischof Gerald Almeida, wurde mit Verhaftung gedroht. Es sei darauf hingewiesen, daß Kanoongo Mitglied der BJP ist, der gleichen hindu-nationalistischen Partei, der auch der von Macron mit allen Ehren empfangene Premierminister Narendra Modi angehört.
In Pakistan, in Bahawalpur, wurde am 30. Mai ein 24jähriger Christ, Nouman Asghar, in erster Instanz wegen Blasphemie zum Tode verurteilt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden auf seinem Mobiltelefon einige beleidigende Zeichnungen von Mohammed gefunden, die ihm in Wirklichkeit von einem Muslim, Bilal Ahmad, der dafür nicht einmal vor Gericht gestellt wurde, über WhatsApp geschickt worden waren. Nach Angaben der Verteidigung, die Berufung einlegte, ignorierte der Richter die Strafprozeßordnung und lehnte alle Beweise zugunsten ihres Mandanten ab.
Die Verfolgung der katholischen Kirche geht auch im kommunistischen Nicaragua weiter, mit ständigen Polizeikontrollen in Pfarreien, religiösen Gemeinschaften und den Häusern einzelner Priester, die ihrerseits von Schikanen, physischer Gewalt und der Beschlagnahmung von Eigentum berichten. Einige Predigten werden von der Polizei aufgezeichnet, um den Klerus zu kriminalisieren. Prozessionen werden abgesagt, Krankenbesuche und die Abgabe von Lebensmitteln an die Armen sind verboten. Nach Angaben von Martha Patricia Molina, die im Exil lebt, wurden in diesem Jahr bereits vier Priester des Landes verwiesen, sechs sind geflohen und zweien wurde die Wiedereinreise verweigert.
Und nicht nur das. Am 9. Juli verhafteten Beamte der Nationalpolizei Pater Fernando Israel Zamora Silva, Kanzler der Diözese Siuna. Die Behörden haben die Nachricht, die aus Kirchenkreisen stammt, noch immer nicht offiziell bestätigt. Die Nicaraguanische Freiheitsstiftung unter dem Vorsitz des Oppositionsführers Felix Maradiaga, der vor kurzem aus dem Gefängnis entlassen wurde und dem die Staatsbürgerschaft entzogen wurde, forderte die Freilassung des Priesters.
Pater Zamora Silva ist der achte Priester, der seit der Errichtung des kommunistischen Regimes von Daniel Ortega in Handschellen abgeführt wird: Auf dieser Liste steht auch der nicaraguanische Bischof Monsignore Rolando Álvarez, der wegen „Hochverrats“ zu über 26 Jahren Haft verurteilt wurde.
Auch in Nigeria ist die Entführung von Priestern leider zu einer weit verbreiteten Praxis geworden: Am 10. Juli wurde Pater Joseph Azubuike in der Nähe seiner Pfarrei in Mgbalaeze Isu entführt und dann freigelassen. Das gleiche Schicksal widerfuhr Don Donatus Chukwu, Generalvikar der Diözese Abakaliki im Bundesstaat Ebonyi. Die Entführer hatten ein Lösegeld in Höhe von 50 Millionen Naira gefordert, konnten aber durch das Eingreifen der Polizei daran gehindert werden, die Summe zu kassieren. Nun wird nach den flüchtigen Verbrechern gefahndet. Pater Azubuike und die drei anderen, die ihn begleiteten, sind unverletzt und bei guter Gesundheit.
Nach Angaben der kirchlichen Behörden handelte es sich bei der Entführung nicht um einen Einzelfall: Die Entführung von Priestern, vor allem im Südosten Nigerias, ist zu einem weit verbreiteten Phänomen geworden, das Lösegelder in Millionenhöhe garantieren kann. Laut dem Bericht „The Economics of the Kidnapping Industry in Nigeria“, der von der Forschungsgesellschaft SBM Intelligence erstellt wurde, wurden zwischen Juli 2021 und Juni 2022 landesweit mindestens 3.420 Menschen entführt, während weitere 564 bei Gewalttaten im Zusammenhang mit den Entführungen getötet wurden. Im selben Zeitraum wurden angeblich Lösegelder in Höhe von 6,531 Milliarden Naira gefordert, von denen insgesamt 653,7 Millionen Naira gezahlt wurden.
Zu den bevorzugten Zielen der Entführer gehört der katholische Klerus, obwohl die nigerianischen Bischöfe bereits deutlich gemacht haben, daß sie kein Lösegeld zahlen wollen. Die Regierung ihrerseits scheint völlig unfähig und machtlos zu sein, gegen diese Geißel vorzugehen. Auch auf internationaler Ebene sind keine Stimmen zu hören, nicht einmal in der kirchlichen Hierarchie, die bereit wären, die Gewalt zu verurteilen, unter der die katholischen Gläubigen und Geistlichen in allen Teilen der Welt zu leiden haben, die in Schweigen und allgemeiner Gleichgültigkeit sich selbst überlassen sind. Hier im Westen hingegen werden enorme Energien darauf verwendet, die Fundamente der katholischen Lehre von innen und außen zu erschüttern, und es bleibt keine Zeit und offensichtlich auch keine Lust, sich um die Brüder zu kümmern, die für Christus leiden…
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana