Schloß Pontcallec, das Mutterhaus der Dominikanerinnen vom Heiligen Geist
(Paris) Der Kampf gegen die Tradition ist um ein Kapitel reicher. Im Fadenkreuz befinden sich die Dominikanerinnen vom Heiligen Geist von Pontcallec. Die vermeintlichen oder tatsächlichen internen Probleme des Ordens sind das eine, was Santa Marta daraus macht, das andere.
Die Dominicaines du Saint-Esprit sind ein von Abbé Victor-Allain Berto und Mère Marie Dominique Renault 1943 gegründeter Orden mit dem Mutterhaus auf Schloß Pontcallec in der Bretagne. 1964 erfolgte die päpstliche Anerkennung als Gesellschaft des apostolischen Lebens. Die Spiritualität des Ordens ist dominikanisch. Die Schwestern leben nach der Augustinusregel. 1995 wurde der Orden von der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei als Gemeinschaft der Tradition im Sinne des Motu proprio Ecclesia Dei anerkannt. Der Orden führt mehrere Schulen, an denen einige bekannte Personen unterrichtet wurden, darunter Marion Maréchal, die Enkelin von Jean-Marie Le Pen und Nichte von Marine Le Pen, die bereits französische Parlamentsabgeordnete war und seit 2022 stellvertretende Vorsitzende der Rechtspartei Reconquête des Journalisten und Buchautors Éric Zemmour ist.
Das angewandte Muster kommt einem sehr vertraut vor. Eine Ordensfrau geriet in Konflikt mit jenen traditionsverbundenen Ordensfrauen, die der Tradition und dem Gründungscharisma des Ordens treu bleiben wollten. Sie wandte sich an Rom und fand dort auffälliges Gehör. Die Jahre von 2010 bis 2021 waren von diesen Konflikten geprägt. Mutter Marie Ferréol, „eine bescheidene bretonische Ordensfrau“, so Philippe de Labriolle in einem Kommentar für Paix Liturgique, wurde inzwischen aus Orden und Ordensstand entlassen und befindet sich in den USA „im Exil“.
Der Vatikan unter Papst Franziskus intervenierte, ein erstes Mal 2013 bis 2016 noch durch die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei, dann massiver ein zweites Mal 2020/2021, nachdem diese Kommission von Franziskus aufgelöst worden war.
Im Juni 2020 beauftragte Franziskus ungewöhnlicherweise Kardinal Marc Ouellet, den Präfekten der Bischofskongregation, eine apostolische Visitation durchzuführen, in deren Gefolge Mutter Marie Ferréol von Rom ohne Nennung von Gründen aus dem Orden entfernt wurde. Inoffiziell sei ein theologischer Disput der Grund, da Mutter Ferréol die auf den Jesuiten Henry de Lubac beruhende These der genannten Mitschwester über die Trennung von Natur und Übernatur kritisierte. Im Grunde lag ein persönlicher Konflikt zwischen zwei Ordensfrauen dem Streit zugrunde. Die andere Schwester mit offenbar guten Kontakten zu Kardinal Ouellet rief Rom zu Hilfe, wo man sich nicht bitten ließ.
Die Dominikanerinnen vom Heiligen Geist befinden sich durch römische Interventionen in Turbulenzen
Riposte catholique schreibt über den „Niedergang der Kongregation von Pontcallec, der teilweise von Kardinal Ouellet und einer Dominikanerin orchestriert wurde, die ihm sehr nahesteht und die, obwohl sie die Kongregation de jure nicht leitet, de facto die Oberin ist – Rom ächtet ihre Gegner, schließt einige von ihnen willkürlich vom Ordensstand aus und jagt sie, obwohl sie nun Laien sind, durch die ganze Welt.“
Man begnügte sich aber nicht, interne „Probleme“ zu lösen. Vielmehr wird in allen Häusern der Dominikanerinnen vom Heiligen Geist der überlieferte Ritus durch den Novus Ordo Missae ersetzt. Die Eingriffe in der Ordensleitung werden genützt, um den dominikanischen Orden zu „normalisieren“. Ordenshäuser befinden sich in den Diözesen Vannes, Nantes und Nanterre. Als Szenario zeichnet sich dort ab, daß die traditionsverbundenen Priester des Instituts Christus König und Hohepriester und der Petrusbruderschaft, die bisher die Dominikanerinnen betreuten, schrittweise verdrängt und durch Diözesanpriester ersetzt werden, jedenfalls durch Priester, die im Novus Ordo zelebrieren.
Nach den jahrelangen Unruhen verzeichnete der Orden kaum mehr Nachwuchs. Wo gestritten wird, geht die Anziehungskraft für Berufungen verloren. 20 Schwestern der rund hundertköpfigen Ordensgemeinschaft haben das Institut in den vergangenen zehn Jahren verlassen bzw. wurden gegangen. Vor kurzem, wie Paix Liturgique meldete, wurden weitere vier Schwestern exklaustriert. Der Aderlaß beträgt inzwischen ein Fünftel.
Paix Liturgique zitiert eine mit der Angelegenheit vertraute Stimme mit den Worten:
„Das Gehorsamsgelübde wird völlig mißbraucht. Unter dem Vorwand des Gehorsams akzeptieren sie [die Dominikanerinnen] die liturgische Verschiebung und wissen nicht mehr, wo sie sind.“
Ein Bild aus einem besseren Moment.
Die Rede ist von einer regelrechten „Knebelung“ der traditionsverbundenen Ordensfrauen. Es wird versucht, da sie „zu traditionell“ sind, ihnen die Schulen zu entwinden, indem ihr Kontakt zu den Schülern möglichst unterbunden wird.
„Um die Entlassung von Mutter Marie Ferréol zu rechtfertigen, sprach Dom Jean-Charles Nault, Abt von Saint-Wandrille und Apostolischer Visitator, von ‚Vertuschung und Lügen als Ursache für ein Klima des Verdachts und der Angst‘, doch dieser Vorwurf kann durchaus auf die derzeitige Leitung der Kongregation und ihre römischen Unterstützer umgelegt werden“, so Paix Liturgique.
Auch die Bedingungen für die Exklaustrierung „widersprechen Recht und Gerechtigkeit“. Den Frauen wird zur Auflage gemacht, daß in einer Diözese maximal eine von ihnen anwesend sein darf; in Diözesen, in denen der Orden über Niederlassungen verfügt, gar keine. Diese Willkürmaßnahme will den Zusammenschluß von Schwestern zu einer neuen traditionsverbundenen Gemeinschaft und die mögliche Gründung neuer Schulen verhindern.
Inzwischen gehen auch die Schülerinnenzahlen zurück, was verschiedene Gründe haben mag, aber sicher auch mit der römischen Einmischung und dem Umbau zu tun hat.
Es weist einiges darauf hin, daß der Orden „tödlich getroffen“ ist, so Paix Liturgique. Rom, so der Vorwurf, kümmere dies aber nicht, im Gegenteil. Pater Henry Donneaud, Dominikanertheologe aus Toulouse, der bereits päpstlicher Kommissar der Gemeinschaft der Seligpreisungen war, sei fest entschlossen, die Dominikanerinnen vom Heiligen Geist zu „normalisieren“.
Die Erfahrung wie die der Petits Frères de Marie in La Cotellerie zeigt jedoch, daß eine solche „Normalisierung“ das Charisma so verändert, daß die Gemeinschaften ihre Attraktivität verlieren. Bestätigt wird das durch die traditionellen Dominikanerinnen von Fanjeaux und Brignoles, die zahlreiche Berufungen anziehen.
„Die römischen Interventionen glänzen durch ihre Willkür“, so Paix Liturgique. Kardinal Ouellet enthüllte im vergangenen Juni in La Croix, der Tageszeitung der französischen Bischöfe, daß Papst Franziskus die Angelegenheit Pontcallec mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt habe: „Der Papst hat den Fall in all seinen Phasen persönlich verfolgt.“ Erstaunlich, handelt es sich bei dem Frauenorden bestenfalls um ein Sandkorn in der Weltkirche. Wenn es gegen die Tradition geht, herrscht in Rom höchste Einsatzbereitschaft. Der Hinweis von Kardinal Ouellet soll Kritik im Keim ersticken.
Paix Liturgique endet dennoch optimistisch: „Gott aber läßt das Böse nur zu, weil daraus ein größeres Gutes entstehen kann. Dieses könnte die Wiedergeburt eines wahrhaft katholischen Werkes zur Erziehung junger Mädchen durch geweihte Frauen in bescheidener, aber unabhängiger Form sein.“
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3 Kommentare
Am Rande: Henri Sonier de Lubac, franz. Jesuit, wurde wegen seines Werkes „Le surnaturel“ von den Theologen des Vatikans, nicht zuletzt P. Pius XII. und der Glaubenskongregation, Ende der 40er Jahren auf non-aktiv im Unterricht gesetzt, aus Paris entfernt und mit Publikationsverbot belegt.
Das machte bei den Modernisten damals viel Eindruck.
Weniger bekannt ist, daß Lubac am Ende des Konzils und sofort danach ziemlich konservativ wurde; sein eigener Orden, die Jesuiten, isolierten ihn komplett und schoben ihn in eine lausige Besenkammer in einem Pariser Hinterhof ab.
Hochbetagt wurde Lubac dann von P. Johannes Paul II. kurz vor seinem Tod gewürdigt (Kardinaldiakon).
Der alten Oberin der Dominikanerinnen ist kein Vorwurf zu machen: Sie hat die fundierten theologischen Bedenken gegen „Le Surnaturel“ ernst genommen und wahrscheinlich auch deutlich ventiliert; und – höchstwahrscheinlich unwissend und unbewußt – hat sie damit die späten Überzeugungen von Lubac de facto verwirklicht.
Das katholische Geistesleben war stets von großem Respekt und der Anwendung des gesunden Menschenverstandes geprägt.
Die Existenz der Ecclesia-Dei-Gesellschaften stand in der modernen postconciliären Kirche immer auf schwankendem Boden.
Gehässig angeschaut von den Modernisten, belächelt und lächerlich gemacht, geschnitten vom Episkopat, teils verjagt, jetzt vom Papst Franziskus gejagt und verfolgt…
Ein abscheuliches unwürdiges Schauspiel.
Ich frage mich schon 10 Jahre lang, warum diese Gesellschaften/viele ihrer Mitglieder nicht komplett zu der Tradition zurückkehren.
Da ist wohl viel Masochismus im Spiel.
Sehr treffend verweist der Artikel am Ende auf die im Schuldienst stehenden Dominikanerinnen von Fanjeaux.
Deo iuvante vincemus.
Was muss noch alles geschehen, daß die Hirten,
all mit den Christen aufwachen?
Was in Rom mit diesen Papst vorgeht,
kann man kaum beschreiben.
Er handelt wie ein Diktator.
Lässt alles durch Visitatoren durchwühlen,
um etwas zu finden.
Geschweige, wenn man Widerspricht, den
der Papst und die Kirchlichen Gesetze haben immer Recht!
Da müsste mal die Europäische Union
hinsehen.
Wo sind da die Menschenrechte?
Leider, gehen durch so eine Aktion,
viele wunderbare Gemeinschaften und Orden
verloren.
Anstatt sie zu unterstützen,
werden sie vernichtet.
Dies ist nicht mein Papst, sondern
ich denke an“ das Papstamt“, daß der
hl. Petrus übertragen bekommen hat.
Sehen wir weiter, was noch alles
auf uns zukommen wird?
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Am Rande: Henri Sonier de Lubac, franz. Jesuit, wurde wegen seines Werkes „Le surnaturel“ von den Theologen des Vatikans, nicht zuletzt P. Pius XII. und der Glaubenskongregation, Ende der 40er Jahren auf non-aktiv im Unterricht gesetzt, aus Paris entfernt und mit Publikationsverbot belegt.
Das machte bei den Modernisten damals viel Eindruck.
Weniger bekannt ist, daß Lubac am Ende des Konzils und sofort danach ziemlich konservativ wurde; sein eigener Orden, die Jesuiten, isolierten ihn komplett und schoben ihn in eine lausige Besenkammer in einem Pariser Hinterhof ab.
Hochbetagt wurde Lubac dann von P. Johannes Paul II. kurz vor seinem Tod gewürdigt (Kardinaldiakon).
Der alten Oberin der Dominikanerinnen ist kein Vorwurf zu machen: Sie hat die fundierten theologischen Bedenken gegen „Le Surnaturel“ ernst genommen und wahrscheinlich auch deutlich ventiliert; und – höchstwahrscheinlich unwissend und unbewußt – hat sie damit die späten Überzeugungen von Lubac de facto verwirklicht.
Das katholische Geistesleben war stets von großem Respekt und der Anwendung des gesunden Menschenverstandes geprägt.
Die Existenz der Ecclesia-Dei-Gesellschaften stand in der modernen postconciliären Kirche immer auf schwankendem Boden.
Gehässig angeschaut von den Modernisten, belächelt und lächerlich gemacht, geschnitten vom Episkopat, teils verjagt, jetzt vom Papst Franziskus gejagt und verfolgt…
Ein abscheuliches unwürdiges Schauspiel.
Ich frage mich schon 10 Jahre lang, warum diese Gesellschaften/viele ihrer Mitglieder nicht komplett zu der Tradition zurückkehren.
Da ist wohl viel Masochismus im Spiel.
Sehr treffend verweist der Artikel am Ende auf die im Schuldienst stehenden Dominikanerinnen von Fanjeaux.
Deo iuvante vincemus.
Was muss noch alles geschehen, daß die Hirten,
all mit den Christen aufwachen?
Was in Rom mit diesen Papst vorgeht,
kann man kaum beschreiben.
Er handelt wie ein Diktator.
Lässt alles durch Visitatoren durchwühlen,
um etwas zu finden.
Geschweige, wenn man Widerspricht, den
der Papst und die Kirchlichen Gesetze haben immer Recht!
Da müsste mal die Europäische Union
hinsehen.
Wo sind da die Menschenrechte?
Leider, gehen durch so eine Aktion,
viele wunderbare Gemeinschaften und Orden
verloren.
Anstatt sie zu unterstützen,
werden sie vernichtet.
Dies ist nicht mein Papst, sondern
ich denke an“ das Papstamt“, daß der
hl. Petrus übertragen bekommen hat.
Sehen wir weiter, was noch alles
auf uns zukommen wird?