Das Instrumentum laboris der Synodalitätssynode vermittelt einen erwartungsgemäß schlechten Eindruck

Zeitgeistagenda mit horizontaler Fixierung


Das Arbeitsdokument der Synodalitätssynode wurde veröffentlicht und macht einen ziemlich schlechten Eindruck
Das Arbeitsdokument der Synodalitätssynode wurde veröffentlicht und macht einen ziemlich schlechten Eindruck

(Rom) Der Hei­li­ge Stuhl ver­öf­fent­lich­te heu­te das Arbeits­do­ku­ment (Instru­men­tum labo­ris), das die Grund­la­ge der Syn­oden­ar­bei­ten der „ersten Sit­zung“ der Syn­oda­li­täts­syn­ode im kom­men­den Okto­ber bil­den wird. Das Doku­ment weist einen deut­li­chen ideo­lo­gi­schen Zun­gen­schlag auf, der von der Homo- und Migra­ti­ons-Agen­da bis zum erneu­ten Sturm auf das Wei­he­sa­kra­ment und zur Zulas­sung der Frau­en­or­di­na­ti­on reicht. Der Gesamt­ein­druck ist unan­ge­nehm büro­kra­tisch. Durch das völ­li­ge Zurück­tre­ten der ver­ti­ka­len Per­spek­ti­ve fei­ert sich die Kir­che auf hori­zon­ta­ler Ebe­ne selbst. Aller­er­ste Anmer­kun­gen zu die­sem Text.

Anzei­ge

Die Ver­öf­fent­li­chung erfolg­te in den bei­den Arbeits­spra­chen Ita­lie­nisch und Eng­lisch sowie in Über­set­zun­gen auf fran­zö­sisch, spa­nisch, por­tu­gie­sisch und deutsch.

Die omi­nö­se „syn­oda­le Kir­che“, ein sehr umstrit­te­ner, da unde­fi­nier­ter Begriff, wird als „ganz­heit­li­che Erfah­rung“, „zukunfts­wei­sen­der Weg“ und „authen­ti­sche Kir­che“ prä­sen­tiert. Was aber bie­tet das Doku­ment außer solch nebu­lö­sen Floskeln?

Im Kapi­tel B 1.2: „Wie kann eine authen­ti­sche Kir­che das Ver­spre­chen glaub­wür­dig machen, dass ‚Huld und Treue ein­an­der begeg­nen‘ (PS 85,11)?“, heißt es im Absatz a):

„a) Die Abschluss­do­ku­men­te der Kon­ti­nen­tal­ver­samm­lun­gen füh­ren oft die­je­ni­gen an, die sich von der Kir­che nicht akzep­tiert füh­len, wie Geschie­de­ne und Wie­der­ver­hei­ra­te­te, Men­schen in poly­ga­men Ehen oder katho­li­sche LGBTQ+“.

Und Absatz b) lautet:

„b) Sie heben auch her­vor, dass For­men der Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund von Haut­far­be, eth­ni­scher oder Stam­mes­zu­ge­hö­rig­keit, Schicht oder Kaste, die sich auch im Volk Got­tes wie­der­fin­den, man­chen Anlass geben, sich in der Gemein­schaft weni­ger wich­tig oder weni­ger erwünscht zu fühlen.“

Sol­che For­mu­lie­run­gen drän­gen die Fra­ge auf, wo denn die­se „For­men der Dis­kri­mi­nie­rung“ statt­fin­den und ob es nicht ange­mes­se­ner wäre, kon­kre­te Bei­spie­le und das Aus­maß zu benen­nen, als eine so all­ge­mein for­mu­lier­te Ankla­ge zu erhe­ben. Der Ras­sis­mus- und Dis­kri­mi­nie­rungs­dis­kurs ent­stammt dem pro­te­stan­ti­schen Kon­text, den es in einer ver­gleich­ba­ren Form auf katho­li­scher Sei­te nicht gab. War­um aber wird ein ideo­lo­gisch moti­vier­ter welt­li­cher Dis­kurs in das Arbeits­do­ku­ment einer Syn­ode eingeführt?

Die Homo-Agen­da fin­det sich dann auch im Punkt 6 die­ses Kapitels:

„6) Wie kön­nen wir Räu­me schaf­fen, in denen die­je­ni­gen, die sich von der Kir­che ver­letzt und von der Gemein­schaft nicht erwünscht füh­len, sich aner­kannt, auf­ge­nom­men, nicht ver­ur­teilt und frei füh­len, Fra­gen zu stel­len? Wel­che kon­kre­ten Schrit­te sind im Licht des Nach­syn­oda­len Apo­sto­li­schen Schrei­bens Amo­ris lae­ti­tia not­wen­dig, um auf Men­schen zuzu­ge­hen, die sich auf­grund ihrer Affek­ti­vi­tät und Sexua­li­tät von der Kir­che aus­ge­schlos­sen füh­len (z. B. wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne, Men­schen in poly­ga­men Ehen, LGBTQ+ usw.)?“

Ein poli­ti­scher Duk­tus spie­gelt sich auch bei der Migra­ti­ons­fra­ge wider. So heißt es unter B 1.1. unter Punkt 4):

„4) Wird die Auf­nah­me von Migran­ten zu einer Gele­gen­heit, vor allem dann zusam­men mit Men­schen aus einer ande­ren Kul­tur zu gehen, wenn wir den­sel­ben Glau­ben haben? Wel­chen Raum haben Gemein­schaf­ten von Migran­ten in der nor­ma­len Seel­sor­ge? Wie wird die Dia­spo­ra der katho­li­schen Ost­kir­chen als Chan­ce genutzt, Ein­heit in Viel­falt zu erfah­ren? Wel­che Kon­tak­te wer­den zwi­schen den Kir­chen der Her­kunfts­län­der und denen der Ankunfts­län­der geschaffen?“

Eben­so Punkt 7) von Kapi­tel B 1.2.:

„7) Wie kön­nen wir offe­ner und auf­nah­me­be­rei­ter auf Migran­ten und Flücht­lin­ge, eth­ni­sche und kul­tu­rel­le Min­der­hei­ten und indi­ge­ne Gemein­schaf­ten zuge­hen, die seit lan­gem Teil der Kir­che sind, aber oft am Ran­de ste­hen? Wie kön­nen wir bezeu­gen, dass ihre Gegen­wart ein Geschenk ist?“

Migra­ti­on wird a prio­ri posi­tiv prä­sen­tiert, was die Rea­li­tät nicht annä­hernd wie­der­gibt. Vor allem blen­den die Autoren des unter inten­si­ver Mit­ar­beit von Papst Fran­zis­kus ent­stan­de­nen Doku­ments aus, daß Kir­chen­ver­tre­ter unter inten­si­ver Anlei­tung von Fran­zis­kus kei­nes­wegs nur auf ein Phä­no­men reagie­ren, son­dern die­ses aktiv beför­dern. Migra­ti­on ist (wie die Homo- und Kli­maagen­da) kein vom Him­mel gefal­le­nes Phä­no­men, son­dern von bestim­men Krei­sen, zu denen eben auch Kir­chen­ver­tre­ter gehö­ren, gewollt.

Erhel­lend paßt dazu die im Punkt 5) des­sel­ben Kapi­tels gestell­te Frage:

„Wie beglei­tet die Gemein­schaft ihre poli­tisch enga­gier­ten Mitglieder?“

Man könn­te auf­grund der Erfah­rung mit der Annah­me gar nie fehl­ge­hen, daß nicht alle „poli­tisch enga­gier­ten“ Mit­glie­der gemeint sind, son­dern die Ver­tre­ter einer gewünsch­ten Agenda.

Neben der Beto­nung eines erneu­er­ten „öku­me­ni­schen Enga­ge­ments“ wider­legt das Arbeits­do­ku­ment erwar­tungs­ge­mäß selbst die behaup­te­te Not­wen­dig­keit der Syn­oda­li­täts­syn­ode. Syn­oden sind ein inte­gra­les Instru­ment der Kir­che, deren erster Aus­druck das Apo­stel­kon­zil von Jeru­sa­lem war. Die Syn­oden fan­den in der Geschich­te aller­dings dann statt, wenn es eine drin­gen­de Glau­bens­fra­ge zu klä­ren galt. Die feh­len­de Not­wen­dig­keit die­ser und auch vor­her­ge­hen­der nach­kon­zi­lia­rer Syn­oden, letzt­lich ins­ge­samt der 1965 von Papst Paul VI. insti­tu­tio­na­li­sier­ten Bischofs­syn­ode, lie­fert das Instru­men­tum labo­ris, das nicht bren­nen­de Glau­bens­fra­gen auf­greift, son­dern Fra­gen erst erfin­den und den Syn­oda­len zum The­ma machen muß. So etwa die Frage:

„Wie kön­nen wir dafür sor­gen, dass eine syn­oda­le­re Kir­che auch ‚voll und ganz dienst­amt­lich‘ ist?“

Die dahin­ter­ste­hen­de Agen­da, die in immer neu­en Vor­stö­ßen durch­ge­setzt wer­den soll, ist bekannt. Die Punk­te a) und d) im Kapi­tel B 2.2 las­sen es anklin­gen mit Wort­neu­schöp­fun­gen, die der Spra­che der Kir­che fremd sind:

„a) wird klar gefor­dert, eine Sicht­wei­se hin­ter sich zu las­sen, wonach jede akti­ve Funk­ti­on in der Kir­che allein den geweih­ten Amts­trä­gern (Bischö­fen, Pres­by­tern, Dia­ko­nen) vor­be­hal­ten ist und die Betei­li­gung der Getauf­ten auf eine unter­ge­ord­ne­te Mit­ar­beit redu­ziert wird. Ohne die Wert­schät­zung für die Gabe des Wei­he­sa­kra­ments zu schmä­lern, wer­den die Ämter aus­ge­hend von einer dienst­amt­li­chen Auf­fas­sung der gesam­ten Kir­che verstanden. (…)

d) Eine ‚voll und ganz dienst­amt­li­che’ Kir­che ist nicht zwangs­läu­fig eine Kir­che, die „nur ein­ge­setz­te Ämter“ hat. Es gibt zu Recht vie­le Ämter, die aus der Tauf­be­ru­fung erwach­sen: spon­ta­ne Ämter, eini­ge aner­kann­te Ämter, die nicht ein­ge­setzt wer­den, und ande­re, die durch die Ein­set­zung eine beson­de­re Aus­bil­dung, Sen­dung und Sta­bi­li­tät erhal­ten. Als syn­oda­le Kir­che zu wach­sen bedeu­tet, dass wir uns dafür ein­set­zen, gemein­sam zu unter­schei­den, wel­che Ämter im Licht der Zei­chen der Zeit als Ant­wort im Dienst an der Welt geschaf­fen oder geför­dert wer­den sollen.“

So prä­sen­tiert sich eine Mischung aus ideo­lo­gi­scher Moti­va­ti­on und aus sich ver­selb­stän­di­gen­der Bürokratie.

Noch ein Beispiel:

„B 2.4 Wie lässt sich das Wei­he­amt in sei­nem Ver­hält­nis zu den Tau­fäm­tern in sen­dungs­ori­en­tier­ter Hin­sicht bes­ser zur Gel­tung bringen?“

Wann immer dem Wei­he­sa­kra­ment Blu­men gestreut wer­den, ahnt der auf­merk­sa­me Beob­ach­ter, meist zu Recht, daß als eigent­li­che Absicht im näch­sten Halb­satz ein Angriff lau­ert. So ist im Punkt b) von Kapi­tel B 2.4 die Rede von einer

“weit ver­brei­te­ten Besorg­nis, dass die Aus­übung des Wei­he­am­tes nicht an die Her­aus­for­de­run­gen unse­rer Zeit ange­passt wird, weit vom Leben und den Bedürf­nis­sen der Men­schen ent­fernt ist und sich oft nur auf den lit­ur­gisch-sakra­men­ta­len Bereich beschränkt“.

Die Autoren des Arbeits­do­ku­ments, so scheint es, kön­nen die Auf­wei­chung des Wei­he­sa­kra­ments und die Zulas­sung von Frau­en dazu kaum erwarten:

B 2.3: „4) Die Kon­ti­nen­tal­ver­samm­lun­gen des Nahen Ostens, Latein­ame­ri­kas, Ozea­ni­ens und Euro­pas sowie die Syn­the­sen zahl­rei­cher Bischofs­kon­fe­ren­zen for­dern, die Fra­ge des Zugangs von Frau­en zum Dia­ko­nat neu zu über­den­ken. Ist es mög­lich, das vor­zu­se­hen, und in wel­cher Form?“

Die Fra­ge­stel­lung ist ent­lar­vend, denn die Fra­ge ist längst beant­wor­tet. Das Pro­blem ist, daß den Ver­fech­tern der Frau­en­or­di­na­ti­on die kirch­li­che Über­lie­fe­rung nicht paßt. Die Angli­ka­ner mach­ten es vor, indem sie die Fra­ge demo­kra­ti­schen Spiel­re­geln unter­warf und zum Pro­dukt zeit­be­ding­ter Mehr­hei­ten mach­te. Sie stimm­ten so lan­ge ab, bis das Ergeb­nis dem Zeit­geist entsprach.

Das Instru­men­tum labo­ris bie­tet Ein­blick, wer in Rom das Sagen hat und von wem das Redak­ti­ons­ko­mi­tee aus­wählt wurde.

Der erste Ein­druck ist wenig erfreu­lich: Das Doku­ment wirkt eben­so über­flüs­sig wie für die Erfül­lung des Mis­si­ons­auf­tra­ges der Kir­che unge­eig­net. Doch das scheint ange­sichts ande­rer Schwer­punk­te und Absich­ten nicht alle zu stören.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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2 Kommentare

  1. Es wird wohl klar sein, was her­aus­kommt. Afri­ka wird iso­liert wer­den, alle ande­ren wen­den sich von der Leh­re der Kir­che ab. Ist die Vati­ka­ni­sche Kir­che noch die una sanc­ta catho­li­ca et apo­sto­li­ca eccle­sia? Ich glau­be nicht, sehe mich ver­lo­ren, wür­de ger­ne zurück­keh­ren, aber mir fehlt der Glau­be an die Kir­che. Wo kann ich die­se finden?

  2. Eine Syn­ode folgt der näch­sten- die­ser Papst ist wie von einem ruhe­lo­sen Geist getrie­ben, immer­zu Unru­he in der Kir­che zu ver­brei­ten. Bezeich­nend auch, dass er nicht wie jeder halb­wegs nor­ma­le Mensch auch mal Feri­en macht.
    Nicht aus­zu­den­ken, in wel­chem Zustand die röm.-kath. Kir­che wohl wäre, wenn bereits 2005 nicht Josef Ratz­in­ger son­dern Jor­ge M. Berg­o­glio zum Papst gewählt wor­den wäre…

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