Der wahre Gesundheitszustand von Papst Franziskus – und einige Weichenstellungen

Eine seltsame Lungenentzündung und eine Neuwahl in Europa


Papst Franziskus kehrte am Samstag aus der Gemelli-Klinik zurück und nahm an der Palmsonntagsliturgie teil, um Spekulationen zu zerstreuen. Diese halten sich jedoch hartnäckig.
Papst Franziskus kehrte am Samstag aus der Gemelli-Klinik zurück und nahm an der Palmsonntagsliturgie teil, um Spekulationen zu zerstreuen. Diese halten sich jedoch hartnäckig.

Von Cami­nan­te-Wan­de­rer*

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„Papst Fran­zis­kus liegt im Ster­ben. Es ist eine Fra­ge von Tagen oder Wochen, höch­stens von ein paar Mona­ten.“ Das ist die Infor­ma­ti­on, die seit eini­ger Zeit an der Römi­schen Kurie kur­siert. Die Schwe­re sei­ner Krank­heit ist ein offe­nes Geheim­nis und wur­de bereits an ver­schie­de­nen Stel­len kom­men­tiert. „Die Päp­ste erfreu­en sich bis drei Tage nach ihrem Tod einer guten Gesund­heit“, wie der Blog­ger La Spe­co­la sagt.

Was bis­her nur als Gerücht aus den dunk­len anti-berg­o­glia­ni­schen Zen­tren betrach­tet wer­den konn­te, hat durch das plötz­li­che Unwohl­sein, das er am 29. März erlitt und ihn zur Ein­lie­fe­rung in die Gemel­li-Kli­nik zwang, an Bedeu­tung gewon­nen. Außer­dem ist der Ablauf der Fei­er­lich­kei­ten in der Kar­wo­che ohne sei­ne Anwe­sen­heit bereits vor­be­rei­tet: Kar­di­nal Re wird am Oster­sonn­tag zele­brie­ren; Kar­di­nal De Dona­tis der Chri­sam-Mes­se vor­ste­hen; und Kar­di­nal Gam­bet­ti am Kar­frei­tag. Ange­sichts die­ser Nach­richt ist es für jeden guten Chri­sten das Gebot der Stun­de, dafür zu beten, daß Gott den Hei­li­gen Vater in den Schmer­zen sei­ner Krank­heit und, wenn es soweit ist, in der Todes­stun­de stärkt.

Wir, die wir nicht wis­sen, ob wir noch leben wer­den, wenn er stirbt, kön­nen uns eini­ge wei­te­re Über­le­gun­gen erlau­ben. Was am mei­sten auf­fällt, ist die erstaun­li­che Unfä­hig­keit der Pres­se­ver­ant­wort­li­chen des Hei­li­gen Stuhls, mit Situa­tio­nen die­ser Art umzu­ge­hen. Wie man in allen Medi­en leicht nach­ver­fol­gen kann, hieß es offi­zi­ell zunächst, der Kran­ken­haus­auf­ent­halt sei auf geplan­te Kon­troll­un­ter­su­chun­gen zurück­zu­füh­ren, dann auf ein Herz­lei­den und schließ­lich auf ein Atem­wegs­pro­blem, d. h. eine Lun­gen­ent­zün­dung (selt­sa­mer­wei­se sprach der Papst Minu­ten zuvor bei der Gene­ral­au­di­enz ohne Fie­ber­sym­pto­me, ohne Husten, ohne Räus­pern… eine sehr sel­te­ne Art von Lun­gen­ent­zün­dung). Der arme Fran­zis­kus wird also durch einen gan­zen Kata­log von Patho­lo­gien geführt, jedoch han­delt es sich um ein ganz ande­res Pro­blem, wie man in ver­trau­li­chen Krei­sen hört: Darm­ver­schluß, was übri­gens ange­sichts des End­sta­di­ums sei­ner Krank­heit vor­her­seh­bar ist. Man beschwe­re sich also nicht: Wenn man Leu­te mit Emp­feh­lungs­schrei­ben und Hand­lan­ger in Füh­rungs­äm­ter setzt, ist es das, was man bekommt. Bedenk­lich ist, daß die man­gel­haf­ten Lei­tungs­fä­hig­kei­ten im vati­ka­ni­schen Pres­se­amt den Fähig­kei­ten eines Groß­teils der wich­tig­sten Regie­rungs­stel­len der Kir­che ent­spre­chen. Jede Ähn­lich­keit mit den pero­ni­sti­schen Prak­ti­ken ist natür­lich rein zufällig.

Wenn Papst Fran­zis­kus stirbt, denn er wird wie jeder Sohn Adams ster­ben, wird es ein Kon­kla­ve geben. Und es gibt eine Infor­ma­ti­on, die ver­gan­ge­ne Woche bekannt wur­de und die mei­ner Mei­nung nach von den Ana­ly­sten nicht aus­rei­chend aus­ge­wer­tet wur­de und die nun beson­de­re Bedeu­tung erlangt. Am 23. März hat die Kom­mis­si­on der Bischö­fe der Euro­päi­schen Uni­on (COMECE) Msgr. Maria­no Cro­cia­ta, Bischof von Lati­na, zu ihrem neu­en Vor­sit­zen­den gewählt. Inter­es­sant ist, daß die­ser ita­lie­ni­sche Bischof die Nach­fol­ge des Jesui­ten und pro­gres­si­ven, berg­o­glia­ni­schen Kar­di­nals Jean-Clau­de Hol­le­rich, Erz­bi­schof von Luxem­burg, antritt. Die Wahl des neu­en Vor­sit­zen­den wur­de in San­ta Mar­ta nicht gut auf­ge­nom­men, und das zu Recht. Cro­cia­ta war von Papst Bene­dikt XVI. zum Sekre­tär der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz ernannt wor­den, was die Vor­stu­fe zum Kar­di­na­lat war. Berg­o­glio hat ihn jedoch abge­setzt und ihm allein die Auf­ga­be über­las­sen, sich um sei­nen beschei­de­nen Bischofs­sitz zu küm­mern. Cro­cia­ta ist auch ein enger Freund von Kar­di­nal Ange­lo Bag­nas­co, einem ande­ren der vom argen­ti­ni­schen Pon­ti­fex ver­ab­scheu­ten Kar­di­nä­le. Kurz­um, Cro­cia­ta ist ein Ratz­in­ge­ria­ner der ersten Stun­de. Nicht nur die US-Bischofs­kon­fe­renz wählt Kon­ser­va­ti­ve an ihre Spit­ze, ent­ge­gen dem Wunsch des Pap­stes, der pro­gres­si­ve Bischö­fe zu Kar­di­nä­len ernennt. Auch in Euro­pa selbst fin­det die Rebel­li­on statt.

Ich glau­be, daß dies kei­ne unbe­deu­ten­de Tat­sa­che ist. Selbst in sehr pro­gres­si­ven Krei­sen, wie dem euro­päi­schen Epi­sko­pat im all­ge­mei­nen, wer­den die Berg­o­glia­ner ver­drängt, um kon­ser­va­ti­ve Bischö­fe in Füh­rungs­po­si­tio­nen zu brin­gen. Viel­leicht ist das – und ich den­ke, es wird so sein – der Trend im näch­sten Kon­kla­ve. Insti­tu­tio­nen haben einen Überlebensinstinkt.

*Cami­nan­te-Wan­de­rer, argen­ti­ni­scher Blogger

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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