(Managua) Ende Mai wurden vom sandinistischen Regime in Nicaragua die Bankkonten der katholischen Diözesen eingefroren. Nun ließ Staats- und Regierungschef Daniel Ortega sogar die persönlichen Konten von Priestern sperren.
Präsident Ortega und seine Frau Rosario Murillo, die Vizepräsidentin, ordneten am Mittwoch an, die Bankkonten mehrerer Priester einzufrieren. Der Vorwurf ist derselbe, mit dem Ende Mai bereits die Schließung der Konten aller Diözesen begründet wurde: „Geldwäsche“.
Das Verhältnis zwischen den Sandinisten und der Kirche war immer gespannt. Seit 2018 führt der diktatorisch herrschende Daniel Ortega einen regelrechten Zermürbungskrieg gegen die Kirche.
Neben den Diözesen waren seit Mai bereits mehrere Ordensleute von den repressiven Maßnahmen betroffen. Nun wurden sie auch auf Diözesanpriester ausgeweitet. Bekannt wurde der jüngste sandinistische Angriff gegen die Kirche, als Priester von ihren persönlichen Privatkonten Geld beheben wollten, es ihnen aber verweigert wurde.
Gegenüber der im Exil lebenden Rechtsanwältin Martha Patricia Molina – die Sandinisten hatten ihr die Zulassung entzogen, nachdem sie Regimekritiker, vor allem Kirchenvertreter, verteidigt hatte – bestätigten Priester aus den Diözesen Granada, Jinotega, León und Estelí die Sperrung ihrer persönlichen Konten.
„Ich weiß nicht, ob es sich um eine allgemeine Maßnahme handelt, aber ich denke, es ist so, oder zumindest wird es im Laufe der Zeit immer allgemeiner werden“, so Molina.
Keiner der Priester wurde bisher amtlich benachrichtigt, daß gegen ihn ermittelt wird. Im Zusammenhang mit Geldwäsche muß das laut Financial Analysis Unit (UAF) auch nicht mitgeteilt werden. Daraus schließt Molina, daß gegen die Priester unter dem Vorwand der „Geldwäsche“ ermittelt wird.
Das Einfrieren von Bankkonten der katholischen Kirche begann am vergangenen 27. Mai. Das geschah schrittweise, zunächst in den Diözesen Estelí, Matagalpa und Managua, dann im ganzen Land.
Auch in diesen Fällen gab es keinerlei Mitteilung. Erst als ausländische Medien darüber berichteten, veröffentlichte die nicaraguanische Nationalpolizei, die wichtigste Stütze des sandinistischen Regimes, eine Presseerklärung, in der das Einfrieren der Diözesankonten in einen Zusammenhang mit Ermittlungen wegen Geldwäsche gebracht wurde.
Das Regime behauptet, daß die Catholic Relief Services, eine Stiftung der US-Bischöfe, Geldwäsche betreibe. In Wirklichkeit unterstützte die Stiftung verschiedene Projekte der Nächstenliebe. So wurden der Diözesan-Caritas von Estelí 563.000 Dollar gespendet für den Bau eines Krankenhauses.
Als die Sandinisten die Caritas von Estelí, dann auch von anderen Diözesen auflösten, wurden die Gelder mit demselben Verwendungszweck an die Diözese Estelí überwiesen, was dieser nun den Vorwurf der „Geldwäsche“ einbrachte.
Die Eskalation des Regimes gegen die Kirche nimmt von Jahr zu Jahr zu. 2023 stellt bisher den traurigen Tiefpunkt dar. Im vergangenen Februar wurde ein amtierender Diözesanbischof, Msgr. Rolando Álvarez von Matagalpa, wegen „Hochverrats“ und der Verbreitung von „Falschmeldungen“ zu 26 Jahren Gefängnis verurteilt.
Kardinal Leopoldo Brenes, der Erzbischof von Managua und Primas von Nicaragua, forderte unterdessen die Bevölkerung auf, „nicht die Ruhe zu verlieren“. Zudem forderte er indirekt dazu auf, nicht alles zu glauben, was die regimehörigen Medien berichten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Netzfund/Confidencial (Screenshot)