Vatikan kapituliert vor Cancel Culture und zieht „kolonialistische“ Briefmarke aus dem Verkehr

Die Briefmarke des Anstoßes


Die für den Weltjugendtag im kommenden Sommer vom Vatikan herausgegebene Briefmarke wurde zum Stein des Anstoßes – und der Vatikan ging sofort in die Knie.
Die für den Weltjugendtag im kommenden Sommer vom Vatikan herausgegebene Briefmarke wurde zum Stein des Anstoßes – und der Vatikan ging sofort in die Knie.

(Rom) Die Gedenk­brief­mar­ke für den Welt­ju­gend­tag (WJT) im August die­ses Jah­res in Lis­sa­bon hat in Por­tu­gal eine Kon­tro­ver­se aus­ge­löst, weil sie einem Motiv ähnelt, das vom Estado Novo (Neu­er Staat), dem auto­ri­tä­ren Regime von Antó­nio de Oli­vei­ra Sala­zar, ver­wen­det wur­de. In Wirk­lich­keit han­delt es sich um ein Para­de­bei­spiel für die Can­cel Cul­tu­re, mit der die poli­ti­sche Lin­ke die Ver­gan­gen­heit umschrei­ben und der Gegen­wart ihr ideo­lo­gi­sches Muster auf­zwin­gen will.

Anzei­ge

Antó­nio de Oli­vei­ra Sala­zar, Pro­fes­sor für Natio­nal­öko­no­mie und gläu­bi­ger Katho­lik, war 1928 als Finanz­mi­ni­ster in die Regie­rung beru­fen wor­den und von 1932 bis 1968 Mini­ster­prä­si­dent von Por­tu­gal. Er been­de­te die Mili­tär­dik­ta­tur und ersetz­te sie durch sein eige­nes auto­ri­tä­res Regi­ment, das er als „drit­ten Weg“ zwi­schen Kapi­ta­lis­mus und Kom­mu­nis­mus sah (sie­he Antó­nio de Oli­vei­ra Sala­zar – viel­ver­leum­de­ter katho­li­scher Staats­mann in neu­em Licht).

In der Außen­po­li­tik ver­folg­te er eine strik­te Neu­tra­li­täts­po­li­tik, mit der er Por­tu­gal außer­or­dent­lich gut durch eine höchst unru­hi­ge Zeit lenk­te. Er ver­hin­der­te, daß das Land in den Spa­ni­schen Bür­ger­krieg und in den Zwei­ten Welt­krieg hin­ein­ge­zo­gen wur­de, lehn­te sich, anders als ger­ne behaup­tet, weder an das faschi­sti­sche Regime von Beni­to Mus­so­li­ni in Ita­li­en, an dem er Nei­gun­gen zu einem „heid­ni­schen Cäsa­ris­mus“ kri­ti­sier­te, und noch weni­ger an das natio­nal­so­zia­li­sti­sche Regime von Adolf Hit­ler an, des­sen recht­li­che und mora­li­sche Schran­ken­lo­sig­keit ihn entsetzte. 

In der Innen­po­li­tik ori­en­tier­te er sich an der kirch­li­chen Sozi­al­leh­re, die sich damals noch aktiv um eine Alter­na­ti­ve zum Dua­lis­mus Kapitalismus–Kommunismus bemüh­te. Nach Jahr­zehn­ten größ­ter Tur­bu­len­zen gelang es Sala­zar, Por­tu­gal wie­der Sta­bi­li­tät zu geben. Durch ein Kon­kor­dat ver­schaff­te er der Kir­che wie­der jenen legi­ti­men Raum, den ihr das vor­he­ri­ge Frei­maur­er­re­gime genom­men hat­te. Als über­zeug­ter Anti­kom­mu­nist unter­band er mit gro­ßer Ener­gie jede Form von sowje­ti­scher Agi­ta­ti­on, um eine Ent­wick­lung, wie er sie abschreckend vor allem im benach­bar­ten Spa­ni­en erle­ben muß­te, zu ver­hin­dern. Im Kom­mu­nis­mus erkann­te er den men­schen­feind­lich­sten Angriff gegen die natür­li­che und gött­li­che Ordnung.

Alle Lei­stun­gen Sala­zars wur­den von kir­chen­fer­nen Krei­sen und der poli­ti­schen Lin­ken natür­lich nie aner­kannt. Sala­zar war kein Demo­krat nach dem Lehr­buch, wobei aller­dings nicht zu ver­ges­sen ist, wie leicht das Land in die bewaff­ne­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen jener Zeit hin­ein­ge­zo­gen wer­den hät­te kön­nen und daß die kom­mu­ni­sti­sche Agi­ta­ti­on gegen den „Dik­ta­tor Sala­zar“ nicht die im Mund geführ­te Demo­kra­tie, son­dern die Errich­tung einer tota­li­tä­ren Sowjet­re­pu­blik zum Ziel hatte. 

Die Sowjet­uni­on nütz­te nach dem Zwei­ten Welt­krieg die Kolo­ni­al­fra­ge als Haupt­stoß­rich­tung zur Desta­bi­li­sie­rung. Por­tu­gal kon­trol­lier­te damals noch Ango­la, Mosam­bik und Gui­nea-Bis­sau in Afri­ka und klei­ne­re Gebie­te wie die Kap­ver­di­schen Inseln, São Tomé und Prín­ci­pe, Goa, Macau und Ost­ti­mor. An die­sem Kolo­ni­al­be­sitz woll­te Sala­zar, das gilt heu­te als sein größ­ter Feh­ler, fest­hal­ten. Sala­zar mach­te in der neu­en Nach­kriegs­si­tua­ti­on Por­tu­gal zum Grün­dungs­mit­glied der NATO und sah im Fest­hal­ten an den Kolo­nien einen geo­po­li­ti­schen Auf­trag zur Abwehr des kom­mu­ni­sti­schen Vormarsches.

Er selbst war nach Hirn­blu­tun­gen 1968 nicht mehr hand­lungs­fä­hig und ver­starb 1970. Der Estado Novo über­dau­er­te ihn nur bis 1974, als er durch die soge­nann­te Nel­ken­re­vo­lu­ti­on gestürzt wur­de. Die­se Kon­stel­la­ti­on in den 70er Jah­ren, als der Sie­ges­zug des Sozia­lis­mus unauf­halt­sam schien, führ­te dazu, daß sich selbst die kon­ser­va­tiv-bür­ger­li­che Volks­par­tei in Por­tu­gal noch heu­te als „sozi­al­de­mo­kra­tisch“ bezeichnet.

Das Denkmal

Die vom ita­lie­ni­schen Künst­ler Ste­fa­no Mor­ri ent­wor­fe­ne und vom Vati­kan her­aus­ge­ge­be­ne Brief­mar­ke zeigt Papst Fran­zis­kus, gefolgt von Jugend­li­chen, die eine por­tu­gie­si­sche Flag­ge tra­gen und auf einer Platt­form ste­hen. Genau das aber ist der Stein des Ansto­ßes, denn die­se Platt­form und die Figu­ren­kom­po­si­ti­on erin­nern an das Denk­mal Padrão dos Des­co­bri­ment­os (Denk­mal der Ent­deckun­gen) im Stadt­teil Belém (Beth­le­hem) in Lis­sa­bon. Die­ses Denk­mal wur­de 1960 von der Regie­rung Sala­zar zum 500. Todes­tag von Hein­rich dem See­fah­rer errich­tet. Ins­ge­samt wer­den durch das Monu­ment 33 Per­sön­lich­kei­ten des por­tu­gie­si­schen Über­gangs vom Spät­mit­tel­al­ter zur frü­hen Neu­zeit geehrt, die sich Ver­dien­ste um die gro­ße Zeit der Ent­deckun­gen erwor­ben haben, dar­un­ter vor allem See­fah­rer und Ent­decker wie Vas­co da Gama, Bar­to­lom­eu Dias und Fer­di­nand Magel­lan, aber auch Kar­to­gra­phen, Schrift­stel­ler, Histo­ri­ker, Mathe­ma­ti­ker und drei Prie­ster. Nichts am Denk­mal erin­nert an die Sala­zar-Zeit oder weist irgend­wel­che ideo­lo­gi­schen Sym­bo­le auf.

Denk­mal der Ent­deckun­gen in Lissabon

Unter den drei Prie­stern sticht der hei­li­ge Franz Xaver her­vor, ein Jesu­it der ersten Gene­ra­ti­on der neu­ge­grün­de­ten Gesell­schaft Jesu. Franz Xaver, eigent­lich Fran­cis­co de Jas­so Azpi­li­cue­ta Aton­do y Azna­res de Javier, war wie der hei­li­ge Igna­ti­us von Loyo­la ade­li­ger bas­ki­scher Abstam­mung. Er gilt als Inbe­griff der kirch­li­chen Mission.

Als der por­tu­gie­si­sche König 1540 Papst Paul III. um Mis­sio­na­re bat, die in Ost­in­di­en das Evan­ge­li­um ver­kün­den soll­ten, ent­sand­te der hei­li­ge Igna­ti­us den drei Jah­re zuvor zum Prie­ster geweih­ten Franz Xaver. Die­ser erreich­te 1541 Goa in Indi­en und im Jahr dar­auf die Insel Tai­wan, die die Por­tu­gie­sen For­mo­sa, „die Schö­ne“, nann­ten. Als er 1545 im heu­ti­gen Malay­sia mis­sio­nier­te, traf er dort auf Japa­ner, die ihn in ihre Hei­mat ein­lu­den, wo er 1549 ein­traf und den Grund­stock für eine außer­ge­wöhn­lich schnel­le Aus­brei­tung des christ­li­chen Glau­bens leg­te, der weni­ge Jahr­zehn­te spä­ter jedoch von der Staats­macht grau­sam zunich­te gemacht wurde.

Franz Xaver selbst starb 1552 auf dem Weg nach Chi­na und wur­de in Goa bestat­tet. 1622 wur­de der heu­ti­ge Patron von Japan und Indi­en, aber auch Austra­li­en und Neu­see­land, von Papst Gre­gor XV. heiliggesprochen.

Die bei­den ande­ren auf dem Denk­mal ver­ewig­ten Prie­ster sind der Domi­ni­ka­ner­pa­ter Gon­ça­lo de Car­val­ho, der im 15. Jahr­hun­dert in Indi­en und im Kon­go mis­sio­nier­te, und der Fran­zis­ka­ner­pa­ter Hen­ri­que Soares de Coim­bra, der im Jahr 1500 an der Indi­en-Expe­di­ti­on von Pedro Álva­res Cabral teil­nahm, der eben­falls auf dem Denk­mal abge­bil­det ist. Der Domi­ni­ka­ner war zuvor der Beicht­va­ter von König Johann II. von Por­tu­gal gewe­sen. Auf ihrer Rei­se ent­deck­ten sie das heu­ti­ge Bra­si­li­en, wo P. Soares am 26. April 1500 die erste hei­li­ge Mes­se auf bra­si­lia­ni­schem Boden zele­brier­te. Ein zivi­li­sa­to­ri­scher und heils­ge­schicht­li­cher Akt, des­sen Bedeu­tung nicht hoch genug ein­ge­schätzt wer­den kann. Doch rea­li­täts­frem­de „Anti-Kolo­nia­li­sten“ und woke Kra­kee­ler wol­len dar­in nur den Beginn eines repres­si­ven euro­päi­schen Kolo­nia­lis­mus sehen, als woll­te heu­te irgend­wer in Latein­ame­ri­ka den Tag der Ent­deckung Ame­ri­kas durch Euro­pä­er und die dar­aus fol­gen­den Seg­nun­gen ernst­haft auch nur für eine Sekun­de rück­gän­gig machen.

Frei Hen­ri­que Soares führ­te damals eine Grup­pe von ins­ge­samt acht Ordens­leu­ten an, die die Expe­di­ti­on beglei­te­te. Nach der Wei­ter­rei­se von Bra­si­li­en nach Indi­en wur­den dort fünf von ihnen von Mus­li­men getö­tet. Frei Hen­ri­que über­leb­te und kehr­te mit Pedro Álva­res Cabral nach Por­tu­gal zurück, wo ihn König Manu­el I. 1506 zum Bischof von Ceu­ta und damit Pri­mas von Afri­ka ernannte.

Fer­nan­do „Infan­te San­to“ kniend hin­ter Hein­rich dem Seefahrer

Schließ­lich ist noch der seli­ge Fer­nan­do zu nen­nen, der als Infan­te San­to, was sowohl „hei­li­ges Kind“ als auch „hei­li­ger Prinz“ bedeu­tet, in die Geschich­te Por­tu­gals ein­ging und ein Bru­der von Hein­rich dem See­fah­rer war. Fer­nan­do war das ach­te Kind von König Johann I. von Por­tu­gal aus dem Haus Avis und Phil­ip­pa von Lan­ca­ster, der Schwe­ster von König Hein­rich IV. von Eng­land. Er zeig­te sehr früh ein Inter­es­se für reli­giö­se Fra­gen. Das im Adel damals übli­che Bestre­ben, Pfrün­den zur eige­nen Absi­che­rung zu sam­meln, lehn­te er ab, so 1434 auch die ihm von Papst Eugen IV. ange­tra­ge­ne Kar­di­nals­wür­de. Sein Vater hat­te ihn an die Spit­ze des Rit­ter­or­dens des hei­li­gen Bene­dikt von Avis gesetzt, des­sen Ent­ste­hung sich bis ins Jahr 1162 zurück­ver­fol­gen läßt und des­sen Auf­ga­be der Kampf gegen die Mus­li­me und die Recon­qui­sta (die Rück­erobe­rung) des Lan­des war. Fer­nan­do war von 1434 bis zu sei­nem Tod Groß­mei­ster des Ordens. Als er 1437 unter Füh­rung sei­nes Bru­ders, König Duar­tes I. von Por­tu­gal, an einer Mili­tär­ex­pe­di­ti­on nach Nord­afri­ka teil­nahm, die in einer Kata­stro­phe ende­te, muß­te er, um den Rück­zug zu ermög­li­chen, als Gei­sel zurück­ge­las­sen wer­den. Fer­nan­do starb 1443 an den Haft­be­din­gun­gen in Fes. Sei­ne Lei­che wur­de kopf­über an den Stadt­mau­ern auf­ge­hängt. Als sie nach vier Tagen durch Ver­we­sung und Vögel zuge­rich­tet war, wur­de sie her­un­ter­ge­holt, in eine Holz­ki­ste gelegt und wie­der an den Mau­ern auf­ge­hängt. Erst nach der Erobe­rung von Arzi­la und Tan­ger gelang es 1471, die Über­ga­be von Fer­nan­dos sterb­li­chen Über­re­sten von den mau­ri­schen Herr­schern zu errei­chen. Die Por­tu­gie­sen brach­ten sie in die Hei­mat zurück und bestat­te­ten sie in der Grab­le­ge des Hau­ses Avis im Domi­ni­ka­ner­klo­ster Batal­ha. Auf dem Denk­mal ist er kniend und betend als Rit­ter mit Schwert gleich hin­ter sei­nem Bru­der Hein­rich dem See­fah­rer dargestellt.

Das Monu­ment selbst, dem Bug eines Schif­fes nach­emp­fun­den, zeigt das Wap­pen Por­tu­gals und an der Land­sei­te ein gro­ßes Kreuz, auf dem als Hoch­re­li­ef das Kreuz des Ordens von Avis dar­ge­stellt ist.

Die Briefmarke

Auf der Brief­mar­ke von Ste­fa­no Mor­ri erset­zen Papst Fran­zis­kus und Kin­der und Jugend­li­che die Ori­gi­nal­skulp­tu­ren des Denk­mals, die Hein­rich den See­fah­rer und ande­re Per­sön­lich­kei­ten auf einer Platt­form zei­gen, die ihr Schiff darstellt.

„Wie Hein­rich der See­fah­rer auf dem Denk­mal die Mann­schaft zur Ent­deckung der Neu­en Welt führt, so führt Papst Fran­zis­kus auf der Brief­mar­ke die jun­gen Men­schen und die Kir­che“, hieß es dazu bei Vati­can­News, dem Nach­rich­ten­por­tal des Hei­li­gen Stuhls.

Links­wo­ke Pole­mi­sie­rer stell­ten hin­ge­gen eine Ver­bin­dung mit dem Estado Novo her und rie­fen „Skan­dal“. Mor­ri äußer­te sich bis­her nicht zu sei­nem Motiv. Aus ver­gan­ge­nen Brief­mar­ken­ge­stal­tun­gen ist jedoch bekannt, daß ein Bezug zum Land her­ge­stellt wer­den soll, in dem der Welt­ju­gend­tag statt­fin­det. Mor­ri ging es offen­sicht­lich um die Figu­ren­kom­po­si­ti­on, die es ihm erlaub­te, Papst Fran­zis­kus in her­aus­ra­gen­der Posi­ti­on zu zei­gen und dabei durch die Anleh­nung an ein berühm­tes Denk­mal einen Lan­des­be­zug her­zu­stel­len. Die por­tu­gie­si­sche Kolo­nial­pha­se gehört längst der Ver­gan­gen­heit an. Mosam­bik und Ango­la wur­den nach dem Rück­zug der Por­tu­gie­sen tat­säch­lich zu grau­sa­men sozia­li­sti­schen Dik­ta­tu­ren im Ein­fluß­be­reich der Sowjet­uni­on. Das katho­li­sche Ost­ti­mor wur­de vom mus­li­mi­schen Indo­ne­si­en besetzt und muß­te hart um sei­ne Unab­hän­gig­keit kämp­fen. In den übri­gen Gebie­ten war der Über­gang schmerzlos.

Da half es nichts, daß Rosa Pedro­so Lima, Spre­che­rin der Stif­tung Welt­ju­gend­tag Lis­sa­bon 2023, gegen­über der por­tu­gie­si­schen Nach­rich­ten­agen­tur Lusa erklär­te, daß die Zeich­nung eine Initia­ti­ve des Vati­kans sei, die der Stif­tung erst am 5. Mai mit­ge­teilt wur­de, aber jede Inter­pre­ta­ti­on, die über jene hin­aus­geht, die ihr von Rom zuge­wie­sen wur­de, „miß­bräuch­lich“ sei.

Der „geschmacklose“ Dolchstoß

Es war ein por­tu­gie­si­scher Bischof, Msgr. Car­los Morei­ra Aze­ve­do, Dele­gier­ter des Päpst­li­chen Komi­tees für Geschichts­wis­sen­schaf­ten, der die Kapi­tu­la­ti­on ein­läu­te­te, indem er die Zeich­nung als „geschmack­los“ bezeich­ne­te. Das Denk­mal reprä­sen­tie­re ein „natio­na­li­sti­sches Bild“, mit dem sich Papst Fran­zis­kus „nicht iden­ti­fi­ziert“. Es wür­den Zusam­men­hän­ge her­ge­stellt, die sei­nem Geist „nicht entsprechen“.

Der Ver­gleich von Brief­mar­ke und Monument

Ins­ge­samt stel­le das Motiv der Brief­mar­ke, selbst wenn es kei­ne Ver­bin­dung zum Estado Novo gäbe, das Gegen­teil des­sen dar, was Papst Fran­zis­kus ver­tre­te, näm­lich Uni­ver­sa­li­tät statt Natio­na­lis­mus, so der Tenor der Kri­tik. Der „ideo­lo­gi­sche Kon­text“, sei, so ließ man wis­sen, Aus­druck einer „feh­len­den Moder­ni­tät“. Die gro­ße Bedeu­tung der Ent­deckun­gen, die das Denk­mal ehrt, auf dem nur Per­so­nen des 15./16. Jahr­hun­derts gezeigt wer­den, und die weit über Por­tu­gal hin­aus­reicht, blieb in der gan­zen Pole­mik unerwähnt.

Car­los Morei­ra Aze­ve­do, 1977 zum Prie­ster geweiht, war von Johan­nes Paul II. weni­ge Wochen vor sei­nem Tod zum Weih­bi­schof von Bra­ga ernannt wor­den. Papst Fran­zis­kus hat­te ihn kurz vor Weih­nach­ten 2022 als Dele­gier­ten des Päpst­li­chen Komi­tees für Geschichts­wis­sen­schaf­ten beru­fen, als der er nun erst­mals öffent­li­che Auf­merk­sam­keit fand.

Die Brief­mar­ke, die in einer Gesamt­auf­la­ge von 45.000 Exem­pla­ren her­ge­stellt wur­de, war am Diens­tag und Mitt­woch vom Vati­kan aus­ge­ge­ben wor­den. Dann kam es tat­säch­lich zur uner­war­te­ten Wen­dung: Am Mitt­woch mel­de­te die por­tu­gie­si­sche Inter­net­sei­te 7Margens, der Vati­kan habe eini­ge Stun­den zuvor die „umstrit­te­ne Brief­mar­ke zurück­ge­zo­gen“. 7Margens schrieb:

„In der offi­zi­el­len Post­stel­le auf dem Peters­platz sag­te der Ange­stell­te, daß der Ver­kauf auf Anwei­sung von oben nicht mög­lich sei, da die Brief­mar­ke ein­ge­zo­gen werde.“

Der Welt­ju­gend­tag wird vom 1. bis 6. August in Lis­sa­bon und im benach­bar­ten Lou­res in Anwe­sen­heit von Papst Fran­zis­kus statt­fin­den, der bei die­ser Gele­gen­heit auch das Hei­lig­tum Unse­rer Lie­ben Frau von Fati­ma besu­chen wird.

Wenn eine Brief­mar­ke aus dem Ver­kehr gezo­gen wird, wer­den die rest­li­chen Exem­pla­re ver­nich­tet, was den Wert der Mar­ke auf dem Markt expo­nen­ti­ell erhöht. Mit ande­ren Wor­ten: Wer die WJT-Brief­mar­ke am Diens­tag gekauft haben soll­te, besitzt nun eine phil­ate­li­sti­sche Rari­tät mit hohem Marktwert.

Gestern, am Hoch­fest Chri­sti Him­mel­fahrt, bestä­tig­te das vom Gover­na­torat, der Regie­rung des Staa­tes der Vati­kan­stadt, abhän­gi­ge Phil­ate­li­sche und Numis­ma­ti­sche Amt, daß die Brief­mar­ke aus dem Ver­kehr gezo­gen wurde.

Das Brief­mar­ken­mo­tiv soll­te Papst Fran­zis­kus dar­stel­len, wie er jun­ge Men­schen „in die Zukunft führt“, das sei auf­grund der Ver­knüp­fung mit einem „bekann­ten Denk­mal in der por­tu­gie­si­schen Haupt­stadt, das an die kolo­nia­li­sti­sche Ver­gan­gen­heit erin­nert“, aber nicht gegeben.

Das Gover­na­torat kün­dig­te gleich­zei­tig an, daß eine neue Brief­mar­ke schon in Vor­be­rei­tung sei.

Was bleibt, ist ein leicht und schnell errun­ge­ner Sieg der lin­ken Geschichts­deu­tung, deren Anhän­ger nun wis­sen, wie kapi­tu­la­ti­ons­be­reit die Kir­che ist. Da die Ver­gan­gen­heit ver­gan­gen ist und an ihr nichts mehr geän­dert wer­den kann, zielt jede Geschichts­po­li­tik auf die Gegen­wart. Im aktu­el­len Fall ging zwi­schen der Prä­sen­ta­ti­on der Aus­ga­be und ihrer Zurück­nah­me alles so schnell, daß sich nicht ein­mal eine Ver­tei­di­gung for­mie­ren konn­te, um für das ein­zu­tre­ten, was von Sala­zar zurecht geehrt wur­de und ver­tei­di­gungs­wür­dig ist. 

Unter einem bil­li­gen Vor­wand wur­de nicht nur ein wesent­li­cher Teil der por­tu­gie­si­schen Geschich­te ent­sorgt, son­dern auch der Kir­chen­ge­schich­te und zwar nicht nur der por­tu­gie­si­schen, was als „natio­na­li­stisch“ dis­kre­di­tiert wird, son­dern der uni­ver­sa­len Kir­che, der Welt­kir­che, indem ihr zivi­li­sa­to­ri­sches Werk und die Mis­sio­nie­rung der Völ­ker, ein­schließ­lich des hei­li­gen Franz Xaver, ent­sorgt wird. Der Vati­kan unter­nahm nicht ein­mal den Ver­such einer Recht­fer­ti­gung und Dif­fe­ren­zie­rung. Papst Fran­zis­kus war schon als Erz­bi­schof von Bue­nos Aires dafür bekannt, öffent­li­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen aus dem Weg zu gehen – wenn er sie mit der poli­ti­schen Lin­ken hät­te füh­ren müssen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­ka­ni­sches Phil­ate­li­sches und Numis­ma­ti­sches Amt/​Wikicommons

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1 Kommentar

  1. Mir scheint, „die Kir­che“ hat den Ver­stand ver­lo­ren und das nicht nur in Glau­bens­fra­gen, son­dern auch im welt­li­chen Bereich.
    Die­se Lei­se­tre­te­rei, was wäre denn schlimm­sten­falls gesche­hen beim Behaup­ten der eige­nen Posi­ti­on, ver­lei­tet nur zu wei­te­ren Unverschämtheiten.
    War­um reagiert der Kle­rus nicht gegen die mon­strö­se Behaup­tung, 0,042 % CO2 wur­den einen Kli­ma­wan­del bewirken?

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