
(Rom) Das Schreiben an den exkommunizierten und laisierten Priester Alessandro Minutella ist „erstunken und erlogen“. Kurienerzbischof Georg Gänswein ließ gegenüber Kath.net keine Zweifel, daß Minutella Opfer einer Fälschung wurde. Aus dem Vatikan?
Minutella hatte das Schreiben in doppelter Ausfertigung, auf deutsch und auf italienisch, per Einschreiben aus dem Vatikan erhalten. Geschrieben ist es auf dem Briefpapier von Kurienerzbischof Georg Gänswein, dem persönlichen Sekretär von Benedikt XVI. Dieser bestreitet energisch, einen solchen Brief geschrieben zu haben. Das seien „reine Fakenews“.
Das Schreiben ist eine Antwort auf ein Schreiben der acht Priester des Marianischen Priestersodalitiums an Erzbischof Gänswein vom vergangenen August. Darin teilten sie ihm für Benedikt XVI. mit, die Heilige Messe in Einheit mit diesem zu zelebrieren, weil sie ihn noch immer als rechtmäßigen Papst anerkennen.
Die angebliche Gänswein-Antwort fiel jedoch vernichtend aus. Benedikt habe „immer in Einheit mit Papst Franziskus“ zelebriert und diesem bedingungslosen Gehorsam versprochen. Minutella und die anderen Priester des Sodalitiums befänden sich in einem „schweren Irrtum“. Der Brief endete mit der Versicherung, Benedikt XVI. bete, daß Minutella und seine Mitstreiter „Reue“ zeigen.
Minutella, bis 2017 Priester der Erzdiözese Palermo, war bei der Vorstellung des Antwortschreibens aus dem Vatikan sichtlich bewegt. Die Antwort war das genaue Gegenteil dessen, was sich die Priester des Sodalitiums erhofft hatten. Minutella bezeichnete die Antwort als „Meisterwerk der Freimaurer“. Sollte er damit gar nicht so unrecht haben?
Erzbischof Gänswein distanzierte sich heute von dem Brief, der definitiv nicht von ihm stamme.
Von wem stammt er aber dann? Von dem Schreiben an Gänswein wußten viele, da Minutella es im September öffentlich in einem Video vorgelesen hatte. Wer aber würde es wagen, mit einem gefälschten Briefpapier von Kurienerzbischof Gänswein, das sein Wappen trägt, einen Brief zu verschicken? Wer würde sich die Mühe machen, dieses falsche Antwortschreiben nicht nur auf italienisch, sondern auch auf deutsch zu verfassen? Und zudem per Einschreiben aus dem Vatikan zu verschicken?
Offensichtlich wurde ein älteres Schreiben von Msgr. Gänswein mißbraucht, um die Fälschung zu fabrizieren.
Der Kunsthistoriker, Journalist und Publizist Andrea Cionci, Autor des Buches „Der Ratzinger-Code“, erklärte in einem Interview mit dem Sender RadioRadio, daß die Fälschung zu einem „enormen Eigentor der bergoglianischen Kräfte“ geworden sei.
Cionci will heute abend zusammen mit Minutella in einer Sendung von Radio Domina Nostra, dem Youtube-Kanal Minutellas, Stellung nehmen.
Das umstrittene Thema „zweier Päpste“, die im Vatikan leben, ist um ein Kapitel reicher. Mehr noch, um ein Kapitel, das sich wie ein Krimi anhört. Die Fälschung, die Minutella sichtlich zeichnete, sodaß er ankündigte, sich für eine nicht näher benannte Dauer zurückzuziehen, um Klarheit zu gewinnen, kehrt sich innerhalb von nur 24 Stunden in ihr Gegenteil. Sie wird zum Wasser auf Minutellas Mühlen, dessen These lautet, der Vatikan sei „von den Freimaurern übernommen“ worden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube (Screenshot)
Mich überrascht nichts mehr.