Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin, stellte sich heute auf der täglichen Pressekonferenz den Fragen der Journalisten und nahm auch zur Bekanntgabe des Vatikans vom vergangenen Samstag Stellung, daß das Geheimabkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China über Bischofsernennungen um weitere zwei Jahre verlängert wurde.
Ein AFP-Korrespondent fragte den Sprecher des Pekinger Außenamtes: „Der Vatikan hat am Wochenende erklärt, daß er ein Abkommen mit China über die Ernennung von Bischöfen erneuert hat. Können Sie dies bestätigen und Einzelheiten zu dem Abkommen nennen?“
Wang Wenbin: Am 22. Oktober haben sich China und der Vatikan nach freundschaftlichen Konsultationen auf eine zweijährige Verlängerung des provisorischen Abkommens über die Ernennung von Bischöfen geeinigt. Beide Seiten werden weiterhin eine enge Kommunikation und Konsultation aufrechterhalten, auf eine solide Umsetzung des provisorischen Abkommens hinarbeiten und den Prozeß der Verbesserung der Beziehungen kontinuierlich vorantreiben.
Ende August/Anfang September hatte sich eine vatikanische Delegation in der Volksrepublik China aufgehalten. Bei dieser Gelegenheit konnte sie sich mit der chinesischen Seite auf die zweite Verlängerung des Abkommens einigen. Die weitgehend deckungsgleichen Stellungnahmen in Rom und in Peking bestätigen, wie es bereits im September hieß, daß sich beide Seiten damals auch über eine entsprechende Vorgehensweise und Sprachregelung verständigt hatten.
Während Kritiker wie Kardinal Joseph Zen davon sprechen, daß das Abkommen gescheitert ist, betonte Papst Franziskus im Juli, daß das Abkommen „funktioniert“.
Das Wall Street Journal hob in einem heute veröffentlichten Leitartikel hervor, daß durch den Vatikan die Bekanntgabe erfolgte, während Xi Jinping in Peking für weitere fünf Jahre als fast uneingeschränkter Diktator bestätigt wurde. Das Geheimabkommen, so die Wirtschaftszeitung, habe „kaum Fortschritte“ bei der Religionsfreiheit gebracht, dafür sei die Kritik des Vatikans an Menschenrechtsverletzungen einschließlich des Prozesses gegen Kardinal Zen verstummt. Die Bischofsernennungen, so das Wall Street Journal, erfolgen unter Bedingungen, die geheim sind. Man wisse nur, daß der Vatikan der chinesischen Regierung ein Mitspracherecht eingeräumt hat. Seither wurden nur „eine Handvoll“ Bischöfe ernannt, und diese seien regierungsfreundlich.
„All dies geschieht vor dem Hintergrund, daß China darauf besteht, daß Priester und Bischöfe den Interessen der regierenden atheistischen Kommunistischen Partei dienen. Doch Papst Franziskus, der den Vereinigten Staaten und dem Kapitalismus so kritisch gegenübersteht, schweigt zu China. Das ist eine Rückkehr zur gescheiterten Ostpolitik des Vatikans in den 1960er und 1970er Jahren, als Rom die Kritik an der Sowjetunion und ihren osteuropäischen Satelliten gedämpft hat.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: fmprc.gov.cn (Screenshot)