
(Rom) Im April 2020 wurde von Papst Franziskus eine Kommission zum Studium des Frauendiakonats eingesetzt. Was ist aus dieser Kommission geworden? Am Montag ist ein Kommissionsmitglied verstorben, ohne daß diese Aufgabe im Nachruf genannt wurde.
Am Ende der Amazonassynode kündigte Franziskus im Oktober 2019 die Errichtung einer neuen Kommission zum Studium des Frauendiakonats an, nachdem er eine erste bereits 2016 eingesetzt hatte. Seither wird angenommen, daß die erste Kommission, deren Bericht nie veröffentlicht wurde, nicht das von Franziskus gewünschte Ergebnis geliefert hatte. Katholisches.info fragte daher am 25. August 2021:
„Soll solange studiert werden, bis das gewünschte Ergebnis vorliegt?“
Von der Arbeit der zweiten Kommission wurde bisher nichts bekannt. Man weiß nur soviel, daß die personell anders als die erste Kommission zusammengesetzte zweite im September 2021 erstmals zusammentreten sollte. In beide Kommissionen wurden zwölf Mitglieder berufen.
Eines ihrer Mitglieder – der zweiten Kommission –, der spanische Theologe Santiago del Cura, ist nach Angaben der Erzdiözese Burgos am Montag, dem Hochfest Mariä Himmelfahrt, verstorben. Seine Mitgliedschaft in der päpstlichen Kommission wurde vom Erzbistum dabei nicht erwähnt.
Klerikalfeminismus
Vom 2. bis 6. Mai fand in Rom die 22. Vollversammlung der Internationalen Union der Generaloberinnen (UISG) statt. Es war im Zuge der 20. Vollversammlung im Mai 2016 gewesen, daß Franziskus die Einberufung der ersten Studienkommission angekündigt hatte, womit auch schon gesagt ist, woher unter anderem der Druck kommt: von Ordensfrauen, die sich auf feministischen Abwegen befinden.
Im vergangenen Mai war die Arbeit der nunmehr zweiten Studienkommission sicher Thema der Begegnung mit dem Papst, allerdings wurde davon nichts bekanntgegeben. Im Mittelpunkt der Berichterstattung stand damals, daß Franziskus erstmals im Rollstuhl gesehen wurde.
In feministischen Kreisen der Kirche, deren Existenz von der kirchlichen Hierarchie zu lange ignoriert wurde, läßt man keinen Zweifel, wenn es auch nach außen anders dargestellt wird, daß das Ziel nicht das Frauendiakonat, sondern das Frauenpriestertum und letztlich der Traum von einer Päpstin ist.
Durch die innere Einheit des Weihesakraments gäbe es auch keine plausiblen Argumente, einmal geweihten Diakoninnen den Zugang zum Priestertum und dann auch zum Episkopat zu verwehren.
Der Theologe Santiago del Cura
Der spanische Theologe Santiago del Cura Elena wurde 74 Jahre alt. Das Erzbistum Burgos, dem er angehörte, erinnerte an ihn „als einen der großen Bezugspunkte des spanischen theologischen Denkens“. Del Cura gehörte von 1997 bis 2009 der Internationalen Theologenkommission an, deren Vorsitzender, als damaliger Präfekt der Glaubenskongregation, bis zu seiner Wahl zum Papst Joseph Kardinal Ratzinger war. Del Cura lehrte an der Theologischen Fakultät von Nordspanien, deren Dekan er auch war.
Der Spanier war an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom zum Doktor der Theologie promoviert worden. Er war Mitglied der beratenden Kommission der Spanischen Bischofskonferenz (1987–2012) und seit 2007 ordentliches Mitglied der Päpstlichen Akademie für Theologie.
Zu den Schwerpunkten seiner Lehrtätigkeit gehörten Eschatologie, Trinitätslehre und das Weihesakrament. Um letzteres geht es in der Frage des Frauendiakonats.
Unter Verweis auf frühchristliche Diakonissen, die keinen Anteil am Weihesakrament hatten, versuchen feministische Kreise in Theologie, kirchlichen Frauenorganisationen und Frauenorden sich Zugang zum Weihesakrament zu verschaffen. Die frühchristlichen Diakonissen dienen dabei zum Vorwand, denn die Forderung entspringt völlig losgelöst davon dem emanzipatorischen Duktus unserer Zeit. Das zeigt sich bereits an der gewollt unsauberen Trennung der Begriffe „Diakonissen“ und „Diakoninnen“. Papst Franziskus nannte sowohl 2016 als auch 2020 die Kommission „zum Studium des Frauendiakonats“, nicht „zum Studium der frühchristlichen Diakonissen“. So wollten es die feministischen Teile der UISG hören.
Dabei hatte Anfang des Jahrtausends bereits eine Kommission der Glaubenskongregation die Frage gründlich studiert und war zum Schluß gelangt, daß es nie in der Kirchengeschichte einen weiblichen Anteil am Weihesakrament gegeben hatte. Nachdem Kardinal Gerhard Müller als Glaubenspräfekt nach Rom berufen worden war, brachte er es im Juni 2013 auf den Punkt:
„Für Diakoninnen gibt es keine Grundlage und für Diakonissen keinen Bedarf“, denn: „Das Weihesakrament in den Stufen Bischof, Priester, Diakon kann nach der katholischen Lehre nur von einem Mann gültig empfangen werden.“
Seine Doktorarbeit hatte Santiago del Cura über die Bestimmung des Vierten Laterankonzils vorgelegt, daß „niemand die Eucharistie konsekrieren darf, ohne zum Priester geweiht zu sein“.
Am 16. Juni hielt del Cura im Rahmen eines Festaktes zu seinen Ehren seine Abschiedsvorlesung an der Theologischen Fakultär von Nordspanien. Den Termin konnte er, von Krankheit bereits schwer gezeichnet, nur mehr im Rollstuhl wahrnehmen.
Nur eine Hinhaltetaktik?
Obwohl die Fakten über die frühchristlichen Diakonissen auf dem Tisch liegen, die Studienkommission der Glaubenskongregation unter Leitung von Kardinal Ratzinger hatte die Ergebnisse 2003 veröffentlicht, erklärte Papst Franziskus im Mai 2019, nachdem ihm die Arbeit der ersten von ihm eingesetzten Studienkommission vorgelegt worden waren, anderes:
„Das Wesentliche ist, daß es keine Gewißheit gibt, daß es sich um eine Weihe mit der gleichen Form und dem gleichen Zweck wie die Männerweihe handelt. Einige sagen, daß es Zweifel gibt. Lassen Sie uns fortfahren und lernen. Ich habe keine Angst vor der Studie, aber bisher ist sie nicht zustandegekommen.“
Wenige Monate später kündigte er die Einsetzung der zweiten Studienkommission an.
Es gibt auch Stimmen, die besagen, Franziskus wolle mit den Kommissionen die Frage lediglich auf die lange Bank schieben. Ein römischer Gewährsmann meinte bereits 2020:
„Franziskus will den Klerikal-Feministinnen keine Absage erteilen, weil er es nicht mag, Absagen zu erteilen.“
Diese Annahme stützt sich auf eine Aussage von Franziskus, der 2016 kurz nach seiner Ankündigung gegenüber der UISG, eine Kommission einzurichten, auch sagte: Ein „weiser“ Mann habe ihm einmal geraten, Fragen, die man nicht entscheiden wolle, durch die Errichtung einer Kommission auf die lange Bank zu schieben. Ebenso wird darauf verwiesen, daß Franziskus bisher keine sonderlichen Sympathien für den Klerikal-Feminismus gezeigt habe.
Katholisches.info schrieb am 10. April 2020 dazu:
„Allerdings kann sich bei Papst Franziskus niemand sicher sein. Tatsache ist, daß er eine klare Aussage vermeidet und damit – bergoglianisch – alles am Köcheln hält.“
Alles und in alle Richtungen.

Requiescat in pace.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Facultad de Teologia Burgos/Youtube (Screenshots)