
(Rom) Papst Franziskus wird morgen zusammen mit dem UNO-Generalsekretär und dem Großimam von Al-Azhar den ersten Internationalen Tag der menschlichen Brüderlichkeit begehen.
Der Heilige Vater wird am 4. Februar virtuell den Internationalen Tag der Brüderlichkeit aller Menschen zelebrieren, der vor wenigen Wochen von der UNO ausgerufen wurde. Er wird dies zusammen mit dem Großimam von Al-Azhar, Ahmad Al-Tayyeb, und UNO-Generalsekretär António Guterres tun. Die eigentliche Veranstaltung wird in Anwesenheit von Scheich Muhammad bin Zayid Al Nahyan in Abu Dhabi stattfinden.
Papst Franziskus ist einer der Initiatoren und Hauptvertreter der Idee einer Brüderlichkeit aller Menschen. Morgen wird Franziskus den gleichnamigen Internationalen Tag der menschlichen Brüderlichkeit feiern. Die Initiative dazu geht von Scheich Zayid, dem Kronprinzen des Emirats Abu Dhabi, aus und findet in der gleichnamigen Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate statt.
„Diese Feier folgt dem klaren Aufruf, den Papst Franziskus an die gesamte Menschheit gerichtet hat, um in der Begegnung mit dem anderen ein Geschenk des Friedens zu schaffen“, begeisterte sich der spanische Kardinal Miguel Ángel Ayuso Guixot, der Vorsitzende des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog. „Im Oktober 2020 wurde diese Einladung mit der Enzyklika Fratelli tutti noch dringlicher. und diese Treffen sind ein Weg, um echte soziale Freundschaft zu erreichen, wie der Heilige Vater sie von uns wünscht“, so der Kardinal.
Das gewählte Datum entspricht dem zweiten Jahrestag der Unterzeichnung des Dokuments über „Die Brüderlichkeit aller Menschen“.
Am 4. Februar 2019 unterzeichneten Franziskus und der Großimam von Al Azhar das Dokument in Abu Dhabi. Einige Monate später wurde ein Hohes Komitee für die menschliche Brüderlichkeit gegründet, „um die Bestrebungen des Dokuments, die Brüderlichkeit aller Menschen, in feste Verpflichtungen und konkrete Maßnahmen umzusetzen“, so der Vatikan damals und auch jetzt wieder.
Das Hohe Komitee ist offiziell für die Errichtung eines „gemeinsamen Hauses“ der sogenannten „abrahamitischen Religionen“ verantwortlich, das auf der Insel Saadiyat in Abu Dhabi gebaut wird. Dort wird auf Initiative von Kronprinz Zayid eine Anlage errichtet, die in den jeweils gleichen Ausmaßen eine Moschee, eine Synagoge und eine Kirche vereint.
Der international renommierte Philosoph Joseph Seifert kritisierte, daß das Dokument von Abu Dhabi die „Häresie aller Häresien“ enthält, denn darin steht:
„Der Pluralismus und die Verschiedenheit in Bezug auf Religion, Hautfarbe, Geschlecht, Ethnie und Sprache entsprechen einem weisen göttlichen Willen, mit dem Gott die Menschen erschaffen hat. Diese göttliche Weisheit ist der Ursprung, aus dem sich das Recht auf Bekenntnisfreiheit und auf die Freiheit, anders zu sein, ableitet.“
Erzbischof Carlo Maria Viganò, der ehemalige Apostolische Nuntius in den USA, bezeichnete die Errichtung eines „gemeinsamen Hauses“ für die „abrahamitischen Religionen“ als Ausdruck des „Neo-Modernismus“, der die katholische Kirche „tyrannisiert“. Die Historikerin Cristina Siccardi schrieb im November 2019:
„In Abu Dhabi entsteht der Tempel der Welteinheitsreligion.“
Zugleich beanstandete sie, daß dies mit Unterstützung von Papst Franziskus geschieht. Kritiker verweisen darauf, daß die Freimaurerei die Brüderlichkeit aller Menschen im 18. Jahrhundert als Prinzip postulierte.
Im Anschluß an seine heutige Mittwochskatechese im Rahmen der virtuellen Generalaudienz richtete Franziskus einen Appell an die Öffentlichkeit [Unterschiede in der Transkription arabischer Namen je nachdem, ob nach englischer oder deutscher Art]:
„Morgen wird zum ersten Mal der Internationale Tag der Geschwisterlichkeit aller Menschen begangen, der durch eine kürzlich verabschiedete Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen eingeführt wurde. Diese Initiative nimmt Kenntnis auch von der Begegnung am 4. Februar 2019 in Abu Dhabi, bei der ich gemeinsam mit dem Großimam von Al-Azhar, Ahmad al-Tayyib, das Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt unterzeichnet habe. Ich freue mich sehr, dass die Nationen der ganzen Welt diesen Tag zur Förderung des interreligiösen und interkulturellen Dialogs begehen. Deshalb werde ich morgen Nachmittag an einem virtuellen Treffen mit dem Großimam von Al-Azhar, mit dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, und anderen Persönlichkeiten teilnehmen. Die erwähnte Resolution der Vereinten Nationen spricht dem Beitrag, »den der Dialog zwischen allen Religionsgruppen zu einem besseren Bewusstsein und Verständnis der von allen Menschen geteilten gemeinsamen Werte leisten kann«, ihre Anerkennung aus. In diesem Anliegen wollen wir heute beten und uns das Jahr über täglich dafür einsetzen.“
Die Chronologie der „Brüderlichkeit aller Menschen“
Wie sehr Papst Franziskus Vorreiter dieser interreligiösen, wenn nicht synkretistischen Initiative ist, so wie er es für ein bedingungsloses Migrationsrecht ist, zeigt die Chronologie.
- 4. Februar 2019: Unterzeichnung des Dokuments über die Brüderlichkeit aller Menschen durch Papst Franziskus und Großimam al-Tayyeb in Abu Dhabi. Die Einladung dazu sprach Scheich Muhammad bin Zayid Al Nahyan aus, der Kronprinz von Abu Dhabi.
- 20. August 2019: Kronprinz Zayid konstituiert in Abu Dhabi ein interreligiöses Hohes Komitee der menschlichen Brüderlichkeit.
- 26. August 2019: Papst Franziskus begrüßt und lobt die Gründung des Hohen Komitees.
- 11. September 2019: Als erste Initiative des Hohen Komitees wurde die Ausrufung eines Tages der menschlichen Brüderlichkeit durch die UNO vorgeschlagen.
- 16. November 2019: Treffen des Hohen Komitees in Anwesenheit von Papst Franziskus und Großimam al-Tayyeb in Santa Marta zur Vorstellung des offiziell vom Hohen Komitee vorangetriebenen Projekts zur Errichtung des „Abrahamitischen Familienhauses“ (Abrahamic Family House) in Abu Dhabi. Wie nun bekannt wurde, hatte Kronprinz Zayid bereits am 5. Februar, einen Tag nach der Unterzeichnung des Dokuments über die Brüderlichkeit aller Menschen, den Baugrund für das Abrahamic Family House in Abu Dhabi zur Verfügung gestellt.

- 3. Oktober 2020: Papst Franziskus veröffentlicht die Enzyklika Fratelli tutti „über die Brüderlichkeit und die soziale Freundschaft“. Darin bekannte sich erstmals ein Papst zum freimaurerischen Dreiklang der Französischen Revolution von 1789: Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit.
- 21. Dezember 2020: Die UNO-Generalversammlung erklärt auf Antrag der Vereinigten Arabischen Emirate und unter ausdrücklicher Berufung auf das von Papst Franziskus und Großimam al-Tayyeb unterzeichnete Dokument den 4. Februar einstimmig zum Internationalen Tag der menschlichen Brüderlichkeit.
- 5. Januar 2021: Das „Video vom Papst“ für den Monat Januar ist der „universalen Brüderlichkeit“ gewidmet.
- 4. Februar 2021: Erstmals findet der Internationale Tag der menschlichen Brüderlichkeit statt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Forhumanfraternity.org (Screenshots)