Das Dokument über die „menschliche Brüderlichkeit“ von Abu Dhabi – im vollständigen Wortlaut

Papst Franziskus und Ahamd Al-Tayyeb - Westen und Orient


Papst Franziskus und Großimam Al-Tayyeb unterzeichnen das Dokumennt über die menschliche Brüderlichkeit.
Papst Franziskus und Großimam Al-Tayyeb unterzeichnen das Dokument über die menschliche Brüderlichkeit.

(Abu Dha­bi) Papst Fran­zis­kus hat bei sei­nem Besuch in den Ver­ei­nig­ten Ara­bi­schen Emi­ra­ten am Mon­tag mit dem Groß­i­mam von Al-Azhar (Kai­ro) ein gemein­sa­mes „Doku­ment über die mensch­li­che Brü­der­lich­keit“ unter­zeich­net. Katho​li​sches​.info doku­men­tiert den voll­stän­di­gen Wort­laut in eige­ner Über­set­zung. Das Doku­ment besteht aus einer Ein­lei­tung, einem erklä­ren­den Teil, For­de­run­gen und einem Schlußteil:

Dokument für die menschliche Brüderlichkeit

Anzei­ge

Abu Dha­bi, 4. Febru­ar 2019

Im Namen Got­tes, der alle Men­schen gleich in den Rech­ten, den Pflich­ten und der Wür­de erschaf­fen hat und sie geru­fen hat, wie Brü­der unter­ein­an­der zusam­men­zu­le­ben, um die Erde zu bevöl­kern und in ihr die Wer­te des Guten, der Lie­be und des Frie­dens zu verbreiten.

Im Namen der unschul­di­gen mensch­li­chen See­le, deren Tötung Gott ver­bo­ten hat, denn tötet einer einen Men­schen, ist es, als wür­de er die gan­ze Mensch­heit töten, und ret­tet einer einen Men­schen, ist es, als wür­de er die gesam­te Mensch­heit retten.

Im Namen der Armen, der Elen­den, der Bedürf­ti­gen und der Aus­ge­grenz­ten, denen zu hel­fen, Gott als Pflicht gebo­ten hat, die von allen Men­schen ein­ge­for­dert ist und beson­ders von jedem rei­chen und wohl­ha­ben­den Menschen. 

Im Namen der Wai­sen, der Wit­wen, der Flücht­lin­ge und der aus ihren Häu­sern und ihren Län­dern Ver­trie­be­nen; aller Opfer der Krie­ge, der Ver­fol­gun­gen und der Unge­rech­tig­kei­ten; der Armen, aller, die in der Angst leben, der Kriegs­ge­fan­ge­nen, der Gefol­ter­ten in irgend­ei­nem Teil der Welt, ohne jeden Unterschied.

Im Namen der Völ­ker, die die Sicher­heit, den Frie­den und das gemein­sa­me Zusam­men­le­ben ver­lo­ren haben, indem sie Opfer der Zer­stö­run­gen und der Krie­ge gewor­den sind.

Im Namen der „mensch­li­chen Brü­der­lich­keit“, die alle Men­schen umarmt, sie eint und gleichmacht.

Im Namen die­ser Brü­der­lich­keit, die von der Poli­tik der Inte­gra­lis­men und der Spal­tun­gen und den Syste­men des zügel­lo­sen Gewinns und der haß­er­füll­ten ideo­lo­gi­schen Ten­den­zen zer­ris­sen ist, die die Hand­lun­gen und Schick­sa­le der Men­schen manipulieren.

Im Namen der Frei­heit, die Gott allen Men­schen geschenkt hat, indem er sie frei erschaf­fen und dadurch aus­ge­zeich­net hat.

Im Namen der Gerech­tig­keit und der Barm­her­zig­keit, die Grund­la­gen des Wohl­stan­des und Pfei­ler des Glau­bens sind.

Im Namen aller Men­schen guten Wil­lens in jedem Win­kel der Erde.

Logo des Treffens
Logo des Treffens

Im Namen Got­tes und von dem allem erklärt Al-Azhar al Sha­rif – mit den Mus­li­men des Ori­ents und des Westens –, zusam­men mit der Katho­li­schen Kir­che – mit den Katho­li­ken des Ori­ents und des Westens –, die Kul­tur des Dia­logs als Weg, die gemein­sa­me Zusam­men­ar­beit als Ver­hal­tens­wei­se, das gegen­sei­ti­ge Ken­nen­ler­nen als Metho­de und Kri­te­ri­um anzunehmen.

Wir – die an Gott glau­ben, in der letz­ten Begeg­nung mit Ihm und Sei­nem Gericht –, aus­ge­hend von unse­rer reli­giö­sen und mora­li­schen Ver­ant­wor­tung und von die­sem Doku­ment, ersu­chen uns selbst und die Füh­rer der Welt, die Ver­ant­wort­li­chen der inter­na­tio­na­len Poli­tik und der Welt­wirt­schaft, sich ernst­haft für die Ver­brei­tung der Kul­tur der Tole­ranz, des Zusam­men­le­bens und des Frie­dens ein­zu­set­zen; so schnell als mög­lich ein­zu­grei­fen, um das Ver­gie­ßen von unschul­di­gem Blut zu stop­pen und den Krie­gen, den Kon­flik­ten, der Umwelt­zer­stö­rung und dem kul­tu­rel­len und mora­li­schen Nie­der­gang, die die Welt erlebt, ein Ende zu setzen.

Wir wen­den uns an die Intel­lek­tu­el­len, an die Phi­lo­so­phen, an die Reli­gi­ons­ver­tre­ter, die Künst­ler, die Medi­en­ma­cher und die Men­schen von Kul­tur in jedem Teil der Erde, auf daß sie die Wer­te des Frie­dens, der Gerech­tig­keit, des Guten, der Schön­heit, der mensch­li­chen Brü­der­lich­keit und des gemein­sa­men Zusam­men­le­bens wie­der­ent­decken, um die Wich­tig­keit die­ser Wer­te als Anker der Ret­tung für alle bekräf­ti­gen und ver­su­chen, sie über­all zu verbreiten.

Die­se Erklä­rung, die von einer tie­fen Refle­xi­on über unse­re heu­ti­ge Wirk­lich­keit aus­geht – ihre Erfol­ge schätzt und ihre Schmer­zen, ihre Kata­stro­phen und Unglücke erlebt –, glaubt fest, daß zu den wich­tig­sten Ursa­chen für die Kri­se der moder­nen Welt ein betäub­tes mensch­li­ches Gewis­sen und die Abkehr von reli­giö­sen Wer­ten gehö­ren sowie die Vor­herr­schaft des Indi­vi­dua­lis­mus und der mate­ria­li­sti­schen Phi­lo­so­phien, die den Men­schen ver­gött­li­chen und die welt­li­chen und mate­ri­el­len Wer­te an die Stel­le der höch­sten und tran­szen­den­ten Prin­zi­pi­en setzen.

Wir unter­strei­chen, wenn­gleich wird die posi­ti­ven Schrit­te aner­ken­nen, die unse­re moder­ne Gesell­schaft in den Berei­chen der Wis­sen­schaft, der Tech­no­lo­gie, der Medi­zin, der Indu­strie und der Wohl­fahrt voll­bracht hat, beson­ders in den Ent­wick­lungs­län­dern, daß sich zusam­men mit die­sen histo­ri­schen, gro­ßen und geschätz­ten Fort­schrit­ten eine Ver­schlech­te­rung der Ethik, des inter­na­tio­na­len Han­delns und eine Schwä­chung der spi­ri­tu­el­len Wer­te und des Ver­ant­wor­tungs­be­wußt­seins voll­zieht. Das alles führt zur Aus­brei­tung eines all­ge­mei­nen Gefühls von Fru­stra­ti­on, Ein­sam­keit und Ver­zweif­lung, die vie­le dazu ver­lei­tet, ent­we­der in den Abgrund des athe­isti­schen und agno­sti­schen Extre­mis­mus oder des reli­giö­sen Inte­gra­lis­mus, Extre­mis­mus und blin­den Fun­da­men­ta­lis­mus zu fal­len, und dadurch ande­re Men­schen dazu zu brin­gen, sich For­men von Abhän­gig­keit und indi­vi­du­el­ler und kol­lek­ti­ver Selbst­zer­stö­rung auszuliefern.

Die Geschich­te bestä­tigt, daß der reli­giö­se und natio­na­le Extre­mis­mus und die Into­le­ranz in der Welt sowohl im Westen wie auch im Ori­ent her­vor­ge­bracht haben, was als Zei­chen eines „Drit­ten Welt­kriegs in Stücken“ bezeich­net wer­den könn­te, Zei­chen, die in ver­schie­de­nen Tei­len der Erde und unter unter­schied­li­chen, tra­gi­schen Umstän­den begon­nen haben, ihr grau­sa­mes Gesicht zu zei­gen; Situa­tio­nen, von denen man nicht genau weiß, wie vie­le Opfer, Wit­wen und Wai­sen sie ver­ur­sacht haben. Zudem gibt es ande­re Gegen­den, die sich vor­be­rei­ten, Schau­platz neu­er Kon­flik­te zu wer­den, wo Glut­ne­ster der Span­nung ent­ste­hen und Waf­fen und Muni­ti­on ange­häuft wer­den in einer Welt­la­ge, die von Unsi­cher­heit, Ent­täu­schung und Zukunfts­angst beherrscht und von kurz­sich­ti­gen Wirt­schafts­in­ter­es­sen kon­trol­liert wird.

Wir bekräf­ti­gen zudem, daß die hef­ti­gen poli­ti­schen Kri­sen, die Unge­rech­tig­keit und das Feh­len einer gerech­ten Ver­tei­lung der natür­li­chen Res­sour­cen – von denen nur eine klei­ne Min­der­heit von Rei­chen pro­fi­tie­ren zum Nach­teil der Mehr­heit der Völ­ker der Erde – zu einer enor­men Anzahl von Kran­ken, Bedürf­ti­gen und Toten geführt haben und wei­ter­hin füh­ren, indem sie eine töd­li­che Kri­se pro­vo­zie­ren, deren Opfer ver­schie­de­ne Län­der sind trotz ihrer Boden­schät­ze und ihrer Res­sour­cen an jun­gen Gene­ra­tio­nen, die sie prä­gen. Zu die­sen Kri­sen, die dazu füh­ren, daß Mil­lio­nen von Kin­dern an Hun­ger ster­ben, die bereits – wegen der Armut und des Hun­gers – zu mensch­li­chen Ske­let­ten abge­ma­gert sind, herrscht ein untrag­ba­res inter­na­tio­na­les Schweigen.

Es ist dies­be­züg­lich offen­sicht­lich, wie not­wen­dig die Fami­lie als Grund­zel­le der Gesell­schaft und der Mensch­heit ist, um Kin­dern das Leben zu schen­ken, sie auf­zu­zie­hen, zu erzie­hen und ihnen eine soli­de Moral und den fami­liä­ren Schutz zu bie­ten. Die Insti­tu­ti­on Fami­lie anzu­grei­fen, sie zu ver­ach­ten oder die Wich­tig­keit ihrer Rol­le zu bezwei­feln, stellt eines der gefähr­lich­sten Übel unse­rer Epo­che dar.

Wir bezeu­gen auch die Bedeu­tung, wie­der den reli­giö­sen Sinn zu wecken und die Not­wen­dig­keit, ihn in den Her­zen der neu­en Gene­ra­tio­nen wie­der­zu­be­le­ben durch eine gesun­de Erzie­hung, mora­li­sche Wer­te und rich­ti­ge reli­giö­se Leh­ren, um den indi­vi­dua­li­sti­schen, ego­isti­schen und wider­sprüch­li­chen Ten­den­zen, dem Radi­ka­lis­mus und blin­den Extre­mis­mus in allen sei­nen For­men und Erschei­nun­gen entgegenzutreten.

Das erste und wich­tig­ste Ziel der Reli­gio­nen ist, an Gott zu glau­ben, Ihn zu ehren und alle Men­schen auf­zu­ru­fen, dar­an zu glau­ben, daß die­ses Uni­ver­sum von einem Gott abhängt, der es regiert, und daß der Schöp­fer, der uns mit Sei­ner gött­li­chen Weis­heit geformt hat, uns das Geschenk des Lebens gewährt hat, um es zu bewah­ren. Nie­mand hat das Recht, die­ses Geschenk zu ent­zie­hen, zu bedro­hen oder nach sei­nem Belie­ben zu mani­pu­lie­ren. Im Gegen­teil, alle müs­sen die­ses Geschenk des Lebens von sei­nem Beginn bis zu sei­nem natür­li­chen Tod bewah­ren. Des­halb ver­ur­tei­len wir alle Prak­ti­ken, die das Leben bedro­hen wie die Geno­zi­de, ter­ro­ri­sti­schen Taten, Zwangs­mi­gra­tio­nen, Organ­han­del, Abtrei­bung und Eutha­na­sie, und alle For­men der Poli­tik, die das alles unterstützen.

Wei­ters erklä­ren wir – mit Ent­schie­den­heit –, daß die Reli­gio­nen nie zum Krieg anstif­ten und weder zu Gefüh­len des Has­ses, der Feind­schaft, des Extre­mis­mus noch zur Gewalt oder zum Blut­ver­gie­ßen auf­ru­fen. Die­se Kata­stro­phen sind das Ergeb­nis der Abir­rung von den reli­giö­sen Leh­ren, der poli­ti­schen Benut­zung der Reli­gio­nen und auch der Inter­pre­ta­tio­nen von Grup­pen von Reli­gi­ons­ver­tre­tern, die – in eini­gen histo­ri­schen Pha­sen – den Ein­fluß der reli­giö­sen Gefüh­le auf die Her­zen der Men­schen miß­braucht haben, um sie zu ver­lei­ten, zu tun, was nichts mit der Wahr­heit der Reli­gio­nen zu tun hat, um poli­ti­sche Zie­le und kurz­sich­ti­ge, welt­li­che wirt­schaft­li­che Zie­le zu ver­wirk­li­chen. Des­halb ersu­chen wir alle, die Instru­men­ta­li­sie­rung der Reli­gio­nen, um zum Haß, zur Gewalt, zum Extre­mis­mus und zum blin­den Fana­tis­mus auf­zu­ru­fen, zu been­den und auf­zu­hö­ren, den Namen Got­tes zu miß­brau­chen, um Mord, Ver­trei­bung, Ter­ro­ris­mus und Unter­drückung zu recht­fer­ti­gen. Wir ersu­chen dar­um im Namen unse­res gemein­sa­men Glau­bens an Gott, der die Men­schen nicht erschaf­fen hat, damit sie getö­tet wer­den, oder um sich unter­ein­an­der zu bekämp­fen und auch nicht, um gefol­tert oder in ihrem Leben und in ihrer Exi­stenz gede­mü­tigt zu wer­den. Gott, der All­mäch­ti­ge, hat es nicht nötig von jemand ver­tei­digt zu wer­den, und Er will nicht, daß Sein Name gebraucht wird, um die Men­schen zu terrorisieren. 

Die­ses Doku­ment, in Über­ein­stim­mung mit den vor­her­ge­hen­den Inter­na­tio­na­len Doku­men­te, die die Bedeu­tung der Rol­le der Reli­gio­nen beim Auf­bau des Welt­frie­dens unter­stri­chen haben, bezeugt:

  • Die feste Über­zeu­gung, daß die wah­ren Leh­ren der Reli­gio­nen dazu ein­la­den, in den Wer­ten des Frie­dens ver­an­kert zu blei­ben; die Wer­te der gegen­sei­ti­gen Kennt­nis, der mensch­li­chen Brü­der­lich­keit und des gemein­sa­men Zusam­men­le­bens zu unter­stüt­zen; die Weis­heit, die Gerech­tig­keit und die Lie­be wie­der­her­zu­stel­len und den Sinn der Reli­gio­si­tät unter den Jugend­li­chen wie­der zu wecken, um die neu­en Gene­ra­tio­nen vor der Herr­schaft des mate­ria­li­sti­schen Den­kens, der Poli­tik der unge­zü­gel­ten Gewinn­gier und der Gleich­gül­tig­keit, die auf dem Gesetz des Stär­ke­ren und nicht auf der Stär­ke des Geset­zes beru­hen, zu schützen.
  • Die Frei­heit ist ein Recht eines jeden Men­schen: Jeder besitzt die Frei­heit des Bekennt­nis­ses, des Den­kens, der Mei­nung und des Han­delns. Der Plu­ra­lis­mus und die Ver­schie­den­heit der Reli­gi­on, der Haut­far­be, des Geschlechts, der Ras­se und der Spra­che ent­spre­chen dem wei­sen, gött­li­chen Wil­len, mit dem Gott die Men­schen erschaf­fen hat. Die­se gött­li­che Weis­heit ist der Ursprung, aus dem das Recht zur Frei­heit des Bekennt­nis­ses und zur Frei­heit der Ver­schie­den­heit her­rührt. Des­halb wird es ver­ur­teilt, die Leu­te zu zwin­gen, einer bestimm­ten Reli­gi­on oder einer bestimm­ten Kul­tur fol­gen zu müs­sen, wie auch einen bestimm­ten Gesell­schafts­stil auf­zu­zwin­gen, die ande­re nicht akzeptieren.
  • Die auf die Barm­her­zig­keit gegrün­de­te Gerech­tig­keit ist der Weg, der zu beschrei­ten ist, um ein Leben in Wür­de zu errei­chen, auf das jeder Mensch ein Recht hat.
  • Der Dia­log, das Ver­ständ­nis, die Ver­brei­tung einer Kul­tur der Tole­ranz, der Akzep­tanz des ande­ren und das Zusam­men­le­ben zwi­schen den Men­schen wer­den beträcht­lich dazu bei­tra­gen, vie­le wirt­schaft­li­che, sozia­le, poli­ti­sche und öko­lo­gi­sche Pro­ble­me zu redu­zie­ren, die gro­ße Tei­le der Mensch­heit bedrängen.
  • Der Dia­log zwi­schen den Gläu­bi­gen bedeu­tet, sich im enor­men Raum der gemein­sa­men geist­li­chen, mensch­li­chen und sozia­len Wer­te zu begeg­nen, und das in die Ver­brei­tung der höch­sten mora­li­schen, Tugen­den ein­zu­brin­gen, die von den Reli­gio­nen ange­mahnt wer­den; er bedeu­tet auch, unnö­ti­ge Dis­kus­sio­nen zu vermeiden.
  • Der Schutz der Kult­or­te – Tem­pel, Kir­chen, Moscheen – ist eine Pflicht, die von den Reli­gio­nen, den mensch­li­chen Wer­ten, den Geset­zen und den inter­na­tio­na­len Kon­ven­tio­nen garan­tiert wird. Jeder Ver­such, die Kult­or­te anzu­grei­fen oder sie durch Atten­ta­te oder Explo­sio­nen oder Abriß zu bedro­hen, ist eine Abir­rung von den Leh­ren der Reli­gio­nen sowie eine kla­re Ver­let­zung des inter­na­tio­na­len Rechts.
  • Der abscheu­li­che Ter­ro­ris­mus, der die Sicher­heit der Men­schen bedroht, sowohl im Ori­ent als auch im Westen, sowohl im Nor­den wie im Süden, indem er Panik, Ter­ror und Pes­si­mis­mus ver­brei­tet, geht nicht auf die Reli­gio­nen zurück – auch wenn die Ter­ro­ri­sten sie instru­men­ta­li­sie­ren –, son­dern geht auf die ange­häuf­ten, fal­schen Inter­pre­ta­tio­nen der reli­giö­sen Tex­te zurück, auf die Poli­tik des Hun­gers, der Armut, der Unge­rech­tig­keit, der Unter­drückung und der Arro­ganz; des­halb ist es not­wen­dig, die Unter­stüt­zung für ter­ro­ri­sti­sche Bewe­gun­gen durch Nach­schub an Geld, Waf­fen, Plä­nen oder Recht­fer­ti­gun­gen und auch media­le Rücken­deckung zu been­den und das alles als inter­na­tio­na­le Ver­bre­chen zu sehen, die die Sicher­heit und den Welt­frie­den bedro­hen. Es ist not­wen­dig, einen sol­chen Ter­ro­ris­mus in allen sei­nen For­men und Erschei­nun­gen zu verurteilen.
  • Das Ver­ständ­nis von Staats­bür­ger­schaft grün­det auf der Gleich­heit der Rech­te und der Pflich­ten, unter deren Schutz alle Gerech­tig­keit genie­ßen. Des­halb ist es not­wen­dig, sich ein­zu­set­zen, um in unse­ren Gesell­schaf­ten das Ver­ständ­nis der vol­len Staats­bür­ger­schaft fest­zu­le­gen und auf einen dis­kri­mi­nie­ren­den Gebrauch des Begriffs Min­der­heit zu ver­zich­ten, der den Samen in sich trägt, sich iso­liert und  min­der­wer­tig zu füh­len; er berei­tet den Boden für Feind­se­lig­kei­ten und Zwie­tracht und ent­zieht dis­kri­mi­nie­rend eini­gen Bür­gern die Errun­gen­schaf­ten und die reli­giö­sen und zivi­len Rechte.
  • Das Ver­hält­nis zwi­schen Ori­ent und Westen ist eine unleug­ba­re, gegen­sei­ti­ge Not­wen­dig­keit, die weder ersetzt wer­de kann noch ver­nach­läs­sigt wer­den darf, damit bei­de sich gegen­sei­tig durch die Zivi­li­sa­ti­on des ande­ren, durch den Aus­tausch und den Dia­log der Kul­tu­ren berei­chern kön­nen. Der Westen könn­te in der Zivi­li­sa­ti­on des Ori­ents Abhil­fe gegen eini­ge sei­ner gei­sti­gen und reli­giö­sen Krank­hei­ten fin­den, die durch die Herr­schaft des Mate­ria­lis­mus ver­ur­sacht sind. Und der Ori­ent könn­te in der Zivi­li­sa­ti­on des Westens vie­le Ele­men­te fin­den, die ihm hel­fen kön­nen, sich vor der Schwä­che, der Spal­tung, dem Kon­flikt und dem wis­sen­schaft­li­chen, tech­ni­schen und kul­tu­rel­len Nie­der­gang zu ret­ten. Es ist wich­tig, die reli­giö­sen, kul­tu­rel­len und histo­ri­schen Unter­schie­de zu beach­ten, die eine wesent­li­che Kom­po­nen­te der Per­sön­lich­keits­for­mung, der Kul­tur und der ori­en­ta­li­schen Zivi­li­sa­ti­on sind; und es ist wich­tig, die all­ge­mei­nen Men­schen­rech­te zu festi­gen, um bei­zu­tra­gen, ein wür­di­ges Leben für alle Men­schen im Ori­ent und im Westen zu garan­tie­ren und eine Poli­tik des zwei­er­lei Maßes zu vermeiden.
  • Es ist eine uner­läß­li­che Not­wen­dig­keit, das Recht der Frau auf Aus­bil­dung, Arbeit und Aus­übung des eige­nen poli­ti­schen Rechts anzu­er­ken­nen. Zudem muß dar­an gear­bei­tet wer­den, sie von histo­ri­schem und sozia­lem Druck zu befrei­en, die den Grund­sät­zen des eige­nen Glau­bens und der eige­nen Wür­de wider­spre­chen. Es ist auch not­wen­dig, sie vor der sexu­el­len Aus­beu­tung und vor der Behand­lung als Ware, Lust­ob­jekt oder öko­no­mi­schen Nut­zen zu bewah­ren. Des­halb müs­sen alle unmensch­li­chen Prak­ti­ken und vul­gä­ren Umgangs­for­men been­det wer­den, die die Wür­de der Frau demü­ti­gen, und muß auf eine Ände­rung der Geset­ze hin­ge­ar­bei­tet wer­den, die den Frau­en den vol­len Zugang zu ihren Rech­ten verwehren. 
  • Der Schutz der Grund­rech­te der Kin­der, in einem fami­liä­ren Umfeld auf­zu­wach­sen, auf Nah­rung, Erzie­hung und Unter­stüt­zung, ist eine Pflicht der Fami­lie und der Gesell­schaft. Sol­che Rech­te müs­sen garan­tiert und geschützt wer­den, damit sie kei­nem Kind in kei­nem Teil der Erde feh­len und ver­wei­gert wer­den. Es ist not­wen­dig, jede Form zu ver­ur­tei­len, die die Wür­de der Kin­der und ihre Rech­te ver­letzt. Es ist eben­so wich­tig, wach­sam zu sein gegen­über den Gefah­ren, denen sie aus­ge­setzt sind – beson­ders im digi­ta­len Bereich –, und den Han­del mit ihrer Unschuld und jede Ver­let­zung ihrer Kind­heit als Ver­bre­chen zu betrachten.
  • Der Schutz er Rech­te der Alten, der Schwa­chen, der Behin­der­ten und der Unter­drück­ten ist eine reli­giö­se und sozia­le Not­wen­dig­keit, die garan­tiert sein und bewahrt blei­ben muß durch eine stren­ge Gesetz­ge­bung und Anwen­dung der bezüg­li­chen inter­na­tio­na­len Konventionen.

Zu die­sem Zweck kün­di­gen die Katho­li­sche Kir­che und Al-Azhar durch eine gemein­sa­me Koope­ra­ti­on an und ver­spre­chen, die­ses Doku­ment zu den Auto­ri­tä­ten, den ein­fluß­rei­chen Füh­rern, den Reli­gi­ons­ver­tre­tern der gan­zen Welt, den zustän­di­gen regio­na­len und inter­na­tio­na­len Orga­ni­sa­tio­nen, den Orga­ni­sa­tio­nen der Zivil­ge­sell­schaft, den reli­giö­sen Insti­tu­tio­nen und den füh­ren­den Den­kern zu brin­gen; und sich zur Ver­brei­tung der Grund­sät­ze die­ses Doku­ments auf allen regio­na­len und inter­na­tio­na­len Ebe­nen zu ver­pflich­ten, indem sie auf die Umset­zung in Poli­tik, Ent­schei­dun­gen, Geset­zes­tex­te, Stu­di­en­pro­gram­me und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ma­te­ria­li­en drängen.

Al-Azhar und die Katho­li­sche Kir­che ersu­chen, daß die­ses Doku­ment Gegen­stand der For­schung und der Refle­xi­on an allen Schu­len, Uni­ver­si­tä­ten, Erzie­hungs- und Bil­dungs­ein­rich­tun­gen wird mit dem Ziel, dazu bei­zu­tra­gen, neue Gene­ra­tio­nen zu for­men, die das Wohl und den Frie­den brin­gen und das Recht der Unter­drück­ten und Letz­ten über­all verteidigen. 

Abschlie­ßend hof­fen wird, daß die­se Erklärung:

  • eine Ein­la­dung zur Ver­söh­nung und zur Brü­der­lich­keit zwi­schen allen Gläu­bi­gen, viel­mehr, zwi­schen den Glau­ben­den und den Nicht-Glau­ben­den sei, und zwi­schen allen Men­schen guten Willens;
  • ein Appell an jedes leben­di­ge Gewis­sen sei, damit die abscheu­li­che Gewalt und der blin­de Extre­mis­mus zurück­ge­wie­sen wer­den; ein Appell an alle, die die Wer­te der Tole­ranz und der Brü­der­lich­keit lie­ben, die von den Reli­gio­nen geför­dert und ermu­tigt werden;
  • ein Zeug­nis der Grö­ße des Glau­bens an Gott sei, der die getrenn­ten Her­zen eint und den mensch­li­chen Geist erhebt;
  • ein Sym­bol der Umar­mung von Ost und West, von Nord und Süd und zwi­schen all jenen sei, die glau­ben, daß Gott uns erschaf­fen hat, damit wir uns ken­nen­ler­nen, unter­ein­an­der zusam­men­ar­bei­ten und wie Brü­der leben, die sich lieben.

Das hof­fen wir und ver­su­chen wir zu ver­wirk­li­chen mit dem Ziel, einen uni­ver­sa­len Frie­den zu errei­chen, den alle Men­schen in die­sem Leben genie­ßen können.

Abu Dha­bi, 4. Febru­ar 2019

 Sei­ne Hei­lig­keit.….….….….….….….….….. Groß­i­mam von Al-Azhar
Papst Fran­zis­kus.….….….….….….….….….….. Ahmad Al-Tayyeb

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shots)

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5 Kommentare

  1. Eines zieht sich durch die gan­zen Wort­mel­dun­gen von Papst Fran­zis­kus. Er streift mit sei­nen Aus­sa­gen mehr an men­schen­ge­mach­ten Ideo­lo­gien als an der katho­li­schen Glaubenslehre.
    Wenn irgend­je­mand „mensch­li­che Brü­der­lich­keit“ sagen wür­de, hät­te das meist wenig Bedeu­tung. Sagt das aber jemand im Papst­ge­wand, müs­sen die Wor­te für gewöhn­lich eine Tie­fe auf­wei­sen. Das tun sie auch hier, denn zu wich­tig ist das Papst­amt, um es für sinn­lo­ses Geschwa­fel zu ver­wen­den. Soll hei­ßen, hier wird zwei Mal eine Ideo­lo­gie ange­kün­digt. Näm­lich erstens ein Fokus auf das Mensch­li­che, aber nur um den Huma­nis­mus zu mei­nen. Und zwei­tens der Frei­mau­rer-Begriff „Brü­der­lich­keit“, den Papst Fran­zis­kus wie­der­holt gebraucht.
    Es wäre nahe­lie­gen­der, „Geschwi­ster­lich­keit“ oder einen ver­gleich­ba­ren Begriff zu gebrau­chen. Aber nein, Brü­der­lich­keit ist ein klas­sisch frei­mau­re­ri­scher Begriff. Es passt auch nicht zur Linie der katho­li­schen Kir­che unter Papst Fran­zis­kus, in die eigent­lich hei­li­gen Pau­lus-Brie­fe, die Lehr­amt der Kir­che sind, die „Brü­der und Schwe­stern“ hin­ein­zu­schrei­ben, obwohl „Adel­fos“ Brü­der und nicht Schwe­stern in der Ori­gi­nal­über­set­zung bedeu­tet. Und dann auf ein­mal Brü­der­lich­keit, ohne tie­fe­ren Sinn begriff­lich zu verwenden.
    Und ein Papst, egal wel­cher, darf nie­mals mit der Frei­mau­re­rei gut sein. Das ist als ob sich Jesus mit dem Teu­fel ein­las­sen wür­de, ein­fach undenkbar.

  2. Auf­grund die­ses vom Papst Fran­zis­kus unter­schrie­be­nen Doku­men­tes über die „mensch­li­che Brü­der­lich­keit“ von Abu Dha­bi muss die Fra­ge gestellt wer­den, inwie­weit ist eine kirch­li­che Orga­ni­sa­ti­on, die die­ses Doku­ment mit einem Bekennt­nis zu einem syn­kre­ti­sti­schen Glau­ben wei­ter­gibt, noch die Kir­che Jesu Chri­sti oder inwie­weit ist die­ses Doku­ment mit einer frei­mau­re­ri­schen Ter­mi­no­lo­gie in Wahr­heit nur mehr die Ideo­lo­gie zum Macht­ge­winn für die Eine-Welt­ord­nung mit der Einen-Welt Reli­gi­on. Das Doku­ment ist nicht ver­ein­bar mit der bis­he­ri­gen Spra­che der Kir­che. Ich ver­wei­se auf Domi­nus Jesus, vor allem das Kapi­tel 6., aber auch auf die Leh­re der vor­aus­ge­hen­den Päp­ste und nicht zuletzt aus auf das ent­schei­den­de Bekennt­nis Petri zu Jesus „Du bist der Sohn des leben­di­gen Got­tes“. Er sag­te dies als Anti­the­se, weil in Cae­sa­raea Phil­ip­pi die toten aber staats­tra­gen­den und syn­kre­ti­sti­schen Göt­tern (bes­ser Göt­ter­welt) der Römer ver­ehrt wur­den und ihnen Opfer dar­ge­bracht wur­den. Heu­te müs­sen wir in dem Doku­ment von Abu Dha­bi erken­nen, dass sich Fran­zis­kus von die­sem Bekennt­nis des Petrus löst und alle toten Göt­ter mit dem leben­di­gen Got­tes­sohn gleich­setzt, unab­hän­gig, was die­se von den Men­schen for­dern – die­se For­de­run­gen kön­nen bekannt­lich bis zum Men­schen­op­fer und zum Mord an Men­schen füh­ren. Vor die­sem Hin­ter­grund lesen wir ein äußerst ver­wir­ren­des Doku­ment und müs­sen fra­gen, ob der Inhalt nur hae­re­tisch oder gar apo­sta­tisch ist.

    • „Heu­te müs­sen wir in dem Doku­ment von Abu Dha­bi erken­nen, dass sich Fran­zis­kus von die­sem Bekennt­nis des Petrus löst und alle toten Göt­ter mit dem leben­di­gen Got­tes­sohn gleich­setzt, unab­hän­gig, was die­se von den Men­schen for­dern – die­se For­de­run­gen kön­nen bekannt­lich bis zum Men­schen­op­fer und zum Mord an Men­schen führen.“

      Sehr rich­tig.

      Lei­der hat Papst Johan­nes Paul II hier­für schon die fal­schen Wei­chen gestellt.

      Er hat die huma­ne Kir­che bereits vor­be­rei­tet. Zwar han­del­te er in gutem Glau­ben; aber er war ein furcht­ba­rer Fehler.

      Immer wenn ich an das ‚ökum.‘ Asis­si-Gebets­tref­fen muss ich an das Gericht über die Baal­sprie­ster denken.
      Hat Joh.P.II hier mgli­cher­wei­se auf die Gna­de Got­tes ver­trau­end den Stär­ke­be­weis Got­tes zwi­schen den Reli­gio­nen her­aus­ge­for­dert, so dass sich alle ande­ren Reli­gio­nen bekeh­ren würden?

      Nach allem, was ich jetzt weiß, woll­te aber schon Joh. Paul II eine Kir­che im Schul­ter­schluss mit dem Frei­geist des Anti­chri­sten und der Frei­mau­re­rei, weil er mög­li­cher­wei­se den Glau­ben an die Höl­le auf­ge­ge­ben hatte. 

      Denn die Bot­schaft war doch in sich eine zerrissene:

      Einer­seits bewah­ren wir das Glau­bens­gut, neh­men aber alle ande­ren Reli­gio­nen als gott­ge­wollt mit hinein.

      Ande­rer­seits hof­fen wir auf die Bekeh­rung – und las­sen die ande­ren wie sie sind.

      Die fata­le Fol­ge war, dass sich die Kir­che aus der eige­nen Mit­te mehr und mehr ent­fern­te, bis die­se von dem Geist der ‚Rän­der‘ aus­ge­höhlt und ent­leert war.

      Alt­va­ter der Ortho­d­xie, Josef der Hesy­chast, hin­ge­gen lehr­te, was auch einst katho­li­sches Glau­bens­gut war: wir müs­sen die Anders­gläu­bi­gen lie­ben, dür­fen aber anson­sten kei­ne Gemein­schaft mit ihnen habe, da sonst ihr Ungeist auf uns übergeht.

      Das Srich­wort sagt es ja bereits: „Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir wer du bist.“

      Nun gut, ging aber nicht auch Jesus an die Ränder? 

      Ja, aber nur, weil er in der Fül­le des hei­li­gen Gei­stes war. Er über­trug die­se Fül­le auf die ande­ren Men­schen und über­trug die­se Fül­le auf die­se: sie bekehr­ten sich.

      Die Alt­vä­ter gehen so weit zu sagen: nur wer im hei­li­gen Geist west, soll über das Hei­li­ge zu den Men­schen sprechen.

      Anson­sten ver­schluckt uns der Geist des Widersachers.

      Die Schrift sprcht dann von Moloch oder Sün­den­pfuhl, in dem alle eins sind. 

      (Moloch, bibli­sche Bezeich­nung für phö­ni­zi­sche-kanaa­näi­sche Opfer­ri­ten, die nach der bibli­schen Über­lie­fe­rung die Opfe­rung von Kin­dern durch Feu­er vorsahen.)

  3. Man muss sich öfters schon die Fra­ge stel­len, ob die Kir­che die man sonn­tags besucht, die­sel­be Kon­fes­si­on hat wie die Kir­che, der Papst Franziskus(zumindest dem Gewan­de nach) vorsteht.

  4. Die Erklä­rung ist aus der Sicht des christ­li­chen Glau­bens nicht zu ver­ste­hen. Ich erlau­be mir bei­spiel­haft eini­ge Zita­te, die unver­ständ­lich sind:
    1.Im Namen der unschul­di­gen mensch­li­chen See­le, die zu töten Gott ver­bo­ten hat…Die Idee von der Unsterb­lich­keit der See­le gehört in nahe­zu allen Reli­gio­nen zum festen Glau­bens­be­stand. Die See­le kann folg­lich nicht getö­tet wer­den. Der Mord tötet jedoch nur den Leib und nicht die See­le… Was will die Erklä­rung damit sagen?
    2. Inte­gra­lis­mus …Unter Inte­gra­lis­mus ver­steht man eine kir­chen­po­li­ti­sche Ten­denz, alle Lebens­be­rei­che aus dem Katho­li­zis­mus her­aus zu gestal­ten. Was das Doku­ment dage­gen schrei­ben will, ist unklar,
    3. Wir – die wir an Gott* und an die end­gül­ti­ge Begeg­nung mit ihm und an sein Gericht glau­ben… Der Got­tes­be­griff „an Gott“ ist sehr all­ge­mein. Er trifft hier auch auf Allah zu eben­so wie auf Jupi­ter, Zeus und wie auch auf alle von Men­schen geschaf­fe­nen Göt­zen zu. Mit dem Begriff Gott wird hier jeder Göt­ze beschrie­ben und den Drei­fal­ti­gen gleich­ge­setzt. Aber ein Bekennt­nis an den drei­ei­ni­gen Gott, unse­ren Gott muss anders lau­ten. Die Fra­ge lau­tet, wie weit ist die­ser Papst von dem über­zeu­gen­den Bekennt­nis unse­res g(* Der Got­tes­be­griff „an Gott“ ist sehr all­ge­mein. Er trifft hier auch auf Allah zu eben­so wie auf Jupi­ter, Zeus und wie auch auf alle von Men­schen geschaf­fe­nen Göt­zen. Mit dem Begriff Gott wird jeder Göt­ze beschrie­ben. Lese ich die Rede von Bene­dikt XVI in Regens­burg genau, so muss auch Allah mit sei­nen Eigen­schaf­ten als ein von Men­schen gemach­ter und damit als Göt­ze zu ver­ste­hen sein.
    3. Im Text erscheint der sel­te­ne und zu deu­ten­de Begriff „Inte­gra­lis­mus“. Das Wort Inte­gra­lis­mus ist abge­lei­tet vom fran­zö­si­schen inté­gris­me. Der Begriff ist pole­misch und bezeich­net die Gei­stes­hal­tung der­je­ni­gen kirch­li­chen Kräf­te, die den Abwehr­kampf des Papst­tums gegen den Moder­nis­mus fort­set­zen. Geschicht­lich wur­de sie vor allem in der 1. Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts geprägt. Als Zeit­rah­men kann die Zeit gel­ten zwi­schen der Ein­füh­rung des Anti­mo­der­ni­sten­eids durch Papst Pius X. 1910 sowie des­sen Abschaf­fung durch Papst Paul Vl. 1967 .
    4. „Das erste und wich­tig­ste Ziel der Reli­gio­nen ist es (so die Erklä­rung), an Gott zu glau­ben, ihn zu ehren und alle Men­schen dazu auf­zu­ru­fen zu glau­ben, dass die­ses Uni­ver­sum von einem Gott abhän­gig ist, der es führt, der der Schöp­fer ist, der uns mit sei­ner gött­li­chen Weis­heit geformt hat und uns die Gabe des Lebens geschenkt hat, um uns zu behü­ten. Aber es fehlt in die­sem Satz die
    für Katho­li­ken ent­schei­den­de Aus­sa­ge, dass Gott uns als Erlö­ser das Heil gebracht hat.
    5. Im Text der Erklä­rung steht: Der Plu­ra­lis­mus und die Ver­schie­den­heit in Bezug auf Reli­gi­on, Haut­far­be, Geschlecht, Eth­nie und Spra­che ent­spre­chen einem wei­sen gött­li­chen Wil­len, mit dem Gott die Men­schen erschaf­fen hat. Die­se Aus­sa­ge ist mit dem Katho­li­schen Glau­ben nicht über­ein­stimm­bar, da ein Gott, der auch in Bezug auf Reli­gio­nen eine plu­ra­le Welt geschaf­fen hat, sich selbst wider­spre­chen wür­de und auch kei­ne Wahr­heit erken­nen las­sen würde.
    Die Abschluss­fra­ge muss lau­ten, was bedeu­tet die­se Erklä­rung für den katho­li­schen Glau­ben? Der Glau­be oder prä­zi­ser das tie­fe Ver­trau­en in die bis­he­ri­ge Leh­re hät­te bei Akzep­tanz die­ser Erklä­rung kei­ne Bedeu­tung mehr. Aber ich beken­ne wei­ter mei­nen Glau­ben ohne Ein­schrän­kung und bezeu­ge allen mei­ne Dank­bar­keit, die mich die inne­re Logik die­ser Leh­re erken­nen ließen

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