Die gute Nachricht vorweg: Der Gesundheitszustand von Kardinal Raymond Burke ist „ernst, aber stabil“. An dieser ersten und bisher einzigen offiziellen Stellungnahme, die am 17. August vom Rektor des Marienheiligtums Our Lady of Guadalupe abgegeben wurde, hat sich nichts geändert. Die schlechte Nachricht: Es erschüttert die Genugtuung, die in manchen Kreisen über die Krankheit des Kardinals herrscht – auch in katholischen Medien.
Der Shrine of Our Lady of Guadalupe wurde von Kardinal Burke errichtet, als er Bischof von La Crosse in seinem Heimatstaat Wisconsin war. Der Titel des Heiligtums bezieht sich auf die erste Marienerscheinung auf dem amerikanischen Kontinent, die 1531 in Neuspanien (heute Mexiko) stattfand.
Am 10. August war Kardinal Burke positiv auf das Coronavirus getestet und am 14. August hospitalisiert worden. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich schnell und wurde als „ernst“ eingestuft. Die Familie ersuchte die Gläubigen um ihr Gebet. Seit dem 17. August hat sich die Lage stabilisiert: Sie ist „ernst, aber stabil“.
„Es ist unglaublich zu lesen, wieviel Befriedigung die Krankheit des Kardinals auslöst und was für ein Jubel herrscht, zu wissen, daß er wegen Covid-19 auf der Intensivstation liegt.“
Mit diesen Worten beschreibt Riccardo Cascioli, Chefredakteur der katholischen Internetzeitung La Nuova Bussola Quotidiana, seine Bestürzung über ein erschreckendes Phänomen. Es betrifft nicht nur kirchenferne Medien, sondern auch katholische.
„Auch im Vatikan wird es welche geben, die feiern und auf einen fatalen Ausgang hoffen“
Der Mensch kann tief sinken: Die Schadenfreude über die Erkrankung von Kardinal Burke ist ein schändlicher Beleg dafür. „Die Barbaren sitzen nicht nur in Kabul“, so Cascioli:
„Und leider beteiligen sich auch katholische Zeitungen an diesem Chor der Unmenschlichkeit.“
Die ersten Gerüchte über die Hospitalisierung des Kardinals ließen sie hervorkommen.
„Und wir können uns leicht vorstellen, daß es leider auch im Vatikan solche gibt, die feiern und auf einen fatalen Ausgang hoffen.“
Der Impf-Skeptiker, der „No-Vax-Kardinal“, der Impf-Kritiker, der auf die Verwendung abgetriebener Kinder bei der Herstellung der Impf-Präparate aufmerksam machte: Genau er liegt nun mit einer schweren Covid-19-Erkrankung auf der Intensivstation.
„Für die erwähnten Schakale ist es wie ein Lottogewinn“, so Cascioli.
Alles, was – wie auch immer – dem Corona-Narrativ nützt, wird in großen Lettern verbreitet. Das Gegenteil meist verschwiegen. Katholische Medien schreckten im deutschen Sprachraum nicht davor zurück, die faktenfreie Nachricht zu verbreiten, Erzbischof Henryk Hoser, der Sondergesandte von Papst Franziskus für Medjugorje, sei an Corona gestorben. Dabei lag dessen harmlos verlaufene Corona-Infektion bereits vier Monate zurück.
„Das ist eine göttliche Strafe“, spottete nun Dagospia über die Corona-Erkrankung von Kardinal Burke. Die ÖVP-nahe, liberale österreichische Tageszeitung Kurier schreibt von „Wüsten Predigten über Wuhan-Virus“, des „ultrakonservativen“ Papst-Kritikers. Die Haßkampagne gegen Ungeimpfte, die – wie so viel in der Corona-Zeit – synchron wie per Knopfdruck in den verschiedenen Ländern losgetreten wurde, bietet den willkommenen Rahmen, in dem viele meinen, sich austoben zu können. Das Ausmaß ist allerdings besorgniserregend, wie insgesamt die gewollt und gezielt herbeigeführte Spaltung der Gesellschaft. Widerspruch wird nicht geduldet. Wer ihn wagt, muß büßen.
Die Wahrheitsfrage spielt dabei offensichtlich keine Rolle mehr, auch nicht die demokratischen, partizipatorischen und solidarischen Erziehungsziele der Nachkriegszeit. Sie sind wie weggefegt. Es herrscht Krieg. Nicht der „Krieg“, von dem Frankreichs Staatspräsident Macron sprach, als er sich am Beginn der „Pandemie“ zum Coronavirus äußerte. Es ist ein Impf-Krieg von Big Pharma und Big Power gegen die Bevölkerung, aus deren Reihen viele Hilfswillige rekrutiert werden, ob für Geld, aus Ignoranz, durch Einschüchterung oder aus Angst, um die Impf-Skeptiker unter Druck zu setzen oder sie ausfindig zu machen und auszugrenzen. Traurige Zeiten. 76 Jahre Aufbau einer demokratischen Zivilgesellschaft haben sich mit einem Schlag verflüchtigt. Der bejubelte „mündige Bürger“ wurde in 18 Monaten zum „willenlosen Untertanen“ – und bejubelt seine Degradierung.
Der perfekte Schuldige
Kardinal Burke ist tatsächlich der perfekte Schuldige: Er ist Katholik, er ist Kardinal, er ist konservativ und er ist traditionsverbunden. Am schwersten wiegt jedoch, daß er der Glaubenslehre treu ist und sie nicht bei Bedarf als verfügbare Beliebigkeit betrachtet. Das genügt, um ihn dem Mainstream, dem vorherrschenden Denken, unerträglich erscheinen zu lassen. Dann äußerte der Kardinal auch noch Kritik an der Corona-Impf-Ideologie. Das verlangt nach Strafe, und darum soll er an Corona sterben, was quasi der Idealfall für seine impf-fanatischen, covidiotischen Gegner wäre. „Das ist der Wunsch der Welt. Das ist der Wunsch der Macht“, so Cascioli:
„Dagegen kämpft eine kleine, aber hingebungsvolle Armee, die für seine Genesung betet, die aber weiß, daß unser Leben – ob geimpft oder nicht – immer noch in Gottes Händen liegt.“
Besonders beunruhigend ist, daß Katholiken, sogar katholische Zeitungen, in den unmenschlichen Chor einstimmen. Natürlich verstecken sie sich hinter einer scheinbar professionellen Neutralität, doch schimmert das dahinterstehende Denken durch, denn alles, was mit Corona zu tun hat, ist für Mainstream-Medien ein Propaganda-Auftrag. Die bergoglianische Seite Il Sussidiario, eine halboffiziöse Presseschau des vatikanischen Staatssekretariats, listet die „Sünden“ des Kardinals auf: Er sei gegen Impfstoffe und Maskenpflicht aufgetreten. Was aber hatte der Kardinal am 20. Mai 2020 wirklich gesagt, wofür er angeprangert wird?
„Es muß klar sein, daß die Impfung den Bürgern nicht auf totalitäre Weise aufgezwungen werden kann. Es muß klar sein, daß es moralisch nicht gerechtfertigt ist, Impfstoffe durch Verwendung von Zellinien abgetriebener Kinder zu entwickeln.“
Eine solche Aussage genügt, um in einer unter Einsatz der ausgefeiltesten Manipulationstechniken gelenkten öffentlichen Meinung an den Pranger gestellt zu werden. Katholische Medien, wie der Sussidiario, behaupten, der Kardinal sei durch die Note der Glaubenskongregation vom 21. Dezember 2020 widerlegt worden. Dem ist aber nicht so, jedenfalls nicht so, wie die Burke-Kritiker es vorgeben.
Die Glaubenskongregation betont ausdrücklich die Freiwilligkeit der Impfung. Sie unterstreicht auch, daß Abtreibung immer ein Übel ist, und fordert daher zur Entwicklung von Pharmaka ohne Verwendung von Zellinien abgetriebener Kinder auf. Nicht verschwiegen werden darf allerdings das große Defizit der Note: Die Glaubenskongregation kritisiert zwar auf diese Art entwickelte Impf-Präparate, erklärt dann aber sinngemäß, daß die Gesundheit ein höheres Gut sei, weshalb solche Corona-Impf-Präparate, nun, da sie nun mal vorhanden sind, auch genützt werden könnten. Darin wird der Auftrag von Papst Franziskus an die Glaubenskongregation erkennbar, den Regierungen für die Corona-Impfungen moralisch den Rücken freizuhalten. Am selben Tag, als die Glaubenskongregation ihre Stellungnahme veröffentlichte, erteilte die EMA nämlich dem ersten Corona-Impf-Präparat eine befristete Ausnahmezulassung.
Doch wie im Zusammenhang mit der Kritik an Kardinal Burke gesagt: Was zählt schon die Wahrheit, wenn die wichtigsten Akteure an Marionettenfäden hängen und ihrerseits die Öffentlichkeit fremdbestimmen.
„Viele scheinen nicht zu verstehen“
Kardinal Burke ist „schuldig“, ausgesprochen zu haben, was die Kirche lehrt. Deshalb schreckt man zu seiner Diskreditierung auch nicht davor zurück, ihm Dinge in den Mund zu legen, die er nie gesagt hat. Verschwiegen wird hingegen, was er wirklich gesagt hat, so am 12. Dezember in dem von ihm gegründeten Marienheiligtum in Wisconsin:
„Viele in der Kirche scheinen nicht zu verstehen, wie Christus in Zeiten der Pest und anderer Katastrophen sein Heilswerk fortsetzt.“
Er warnte davor, sich von weltlichen Mächten auseinanderdividieren und isolieren zu lassen:
(…) denn sie „wollen uns glauben lassen, daß wir allein und abhängig von säkularen Kräften sind, was uns zu Sklaven ihrer gottlosen und mörderischen Agenda machen würde.“
Und konkret zum Coronavirus:
„Dann gibt es das mysteriöse Wuhan-Virus, über dessen Natur und Prävention uns die Massenmedien täglich widersprüchliche Informationen geben. Es ist jedoch klar, daß es von bestimmten Kräften eingesetzt wurde, die den Familien und der Freiheit der Nationen zuwiderlaufen, um ihre böse Agenda voranzutreiben. Diese Kräfte sagen uns, daß wir jetzt Gegenstand des sogenannten ‚Great Reset‘ sind, der ‚neuen Normalität‘, die uns durch ihre Manipulation von Bürgern und Nationen durch Unwissenheit und Angst diktiert wird.“
„Lassen wir uns nicht von den Kräften der Welt und von falschen Propheten verführen. Laßt uns Christus nicht verlassen und unser Heil an Orten suchen, an denen es niemals gefunden werden kann.“
In diesem Sinne hatte sich Kardinal Burke auch entschieden gegen Gottesdienstverbote als Teil der Corona-Bekämpfung gewandt, wie sie von Papst Franziskus und zahlreichen Bischofskonferenzen erlassen worden waren.
Cascioli lenkt schließlich wegen der Schadenfreude bestimmter katholische Kreise über den Gesundheitszustand von Kardinal Burke die Aufmerksamkeit auf einen ganz anderen Aspekt:
„Interessant ist vielmehr, daß diesen – und vielen anderen – Katholiken nicht einmal in den Sinn kommt, daß die Erkrankung Burkes nicht nur aus rein medizinischer Sicht, sondern auch aus einer Glaubensperspektive gesehen werden kann. Das heißt, daß Kardinal Burke nicht für vermeintlich unbedachte Entscheidungen bezahlen muß, sondern bereit war, sein Leben zu riskieren, um den Glauben zu bezeugen, der ihn daran hindert, Impf-Präparate zu nützen, deren Entwicklung durch die Verwendung von unschuldigen abgetriebenen Kindern ermöglicht wurde, denn er weiß, daß es der Herr sein wird, der entscheidet, ob seine Mission auf Erden bereits erfüllt ist oder ob er wieder zu uns zurückkehren wird, um weiterhin Zeugnis abzulegen. Und natürlich rufen wir die Jungfrau Maria, welcher der Kardinal so ergeben ist, um ihre Fürsprache an in der Hoffnung auf die zweite Möglichkeit.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild : NBQ