
Von Wolfram Schrems*
John Henry Newman (1801–1890, 1879 zum Kardinal kreiert) zeichnete sich durch immense Bildung und tiefe Frömmigkeit aus. Sein umfangreiches Werk wird von immer mehr Gläubigen entdeckt. Seine Seligsprechung 2010 und seine Heiligsprechung 2019 erhöhten seine Bekanntheit.
Allerdings verdächtigen manche traditionsorientierte Katholiken den Kardinal, er sei (etwa aufgrund seiner Entwicklung der christlichen Lehre) ein heimlicher Modernist gewesen. „Progressive“ Kirchenleute versuchen Newman für eine „liberale“ Agenda, etwa im Sinn einer falsch verstandenen Gewissensfreiheit, oder für das II. Vaticanum zu vereinnahmen – und sogar für die Amazonassynode!
Nun hat sich der Theologe, Philosoph, Philologe, Archäologe und Lehrstuhlinhaber für Patristik an der Theologischen Fakultät Trier, Hochwürden Prof. Michael Fiedrowicz, von dem einige Publikationen auf dieser Seite schon vorgestellt wurden (besonders hervorgehoben seien Die Überlieferte Messe und Päpste und Kirchenväter), der Aufgabe gestellt, den Zusammenhang zwischen patristischer Orientierung und „dogmatischer“, „antiliberaler“ Haltung bei Newman aufzuzeigen. Herausgekommen ist eine akribisch recherchierte und spannend geschriebene wissenschaftliche Monographie.
Sie legt dar, daß Newman im Rückgriff auf die Kirchenväter gegen den Liberalismus seiner Zeit ankämpfte und daß dieser Kampf von den heutigen Katholiken aufgenommen werden muß. Im Stil unterschied sich Newman zwar von den römischen Schultheologen seiner Zeit, etwa Kardinal Franzelin SJ, und wurde von ihnen auch beargwöhnt (138). Es ist aber derselbe Glaube, den er verteidigt und verkündet.
Weil es wichtig ist, hier in angemessener Ausführlichkeit:
Biographisches
Im ersten Teil zeichnet der Autor die geistige Biographie Newmans nach, wobei der Schwerpunkt eben auf dessen Beziehung zum Werk der Kirchenväter liegt. Newman, hochbegabter und sensibler Gelehrter und Dichter, zunächst Amtsträger der Anglikanischen Staatskirche, Universitätsprediger in St. Mary´s (Oxford), ist einer der Gründer und Protagonisten der „Oxford-Bewegung“, die eine geistliche Erneuerung der Anglikanischen Staatskirche anstrebte, besonders durch eine Rückbesinnung auf die frühe Kirche. Zu diesem Zweck studierte und übersetzte Newman Werke der lateinischen und griechischen Kirchenväter. Gleichzeitig glaubte er, einen gesunden Mittelweg (Via Media) zwischen Katholizismus und Calvinismus einschlagen zu können. Zu diesem Zweck wurden die berühmten Traktate Tracts for the Times herausgegeben, neunzig an der Zahl.
Die Kritik an den Neununddreißig Glaubensartikeln der Staatskirche im Traktat 90 (Februar 1841) rief aber Widerstand hervor:

Die ablehnenden Reaktionen ließen Newman begreifen, daß seine Vorstellung vom Anglikanismus von der Kirchenführung und der großen Mehrheit der Laien nicht geteilt wurde. „Newman erkannte, daß seine Kirche die Wahrheitsfrage überhaupt nicht stellte – nur die nach der öffentlichen Meinung, der Opportunität und der Erhaltung der Macht.“ (120)
Also wie heute bei uns, möchte man sagen.
Die Oxford-Bewegung geriet in die Krise. Man war in der Sackgasse.
Ab 1839 hatte Newman am Anglikanismus zu zweifeln begonnen, die Konsultation der Kirchenväter wurde in der Not existentiell (124). Und die Väter wiesen nach Rom, selbstverständlich auch die östlichen.
Newman legte 1841 alle Ämter zurück und zog sich mit Freunden nach Littlemore außerhalb Oxfords zurück, wo er sich einem strengen geistlichen Tagesablauf unterwarf. Am 9. Oktober 1845 wurde er nach langem Ringen von Passionistenpater Dominic Barberi (1963 seliggesprochen) in die Katholische Kirche aufgenommen. Er wurde in Rom zum Priester geweiht. Er gründete das Oratorium in Birmingham, wo er bis zu seinem Tod lebte.
Auch in seiner katholischen Phase beschäftigte er sich intensiv mit den Kirchenvätern.
Systematisches: Fundament des Glaubens, Ablehnung der Revolution
Fiedrowicz geht im zweiten Teil des Werks auf die grundsätzlichen Fragen ein, die Newman im Rückgriff auf die Väter und im Blick auf seine eigene Zeit behandelt: Es geht um den Liberalismus in der Religion, um die vage „Religion des Tages“, um den Widerstand gegen die Selbstsäkularisierung der Kirche, um die Auseinandersetzung mit dem Rationalismus und dem Relativismus, um die Illusion von staatlichen Erziehungsprogrammen als Religionsersatz und um den liberalen Geist als Wegbereiter des Antichrist.

Der Ansatz Newmans ist der inhaltlich bestimmte, dogmatische Glaube: Gott ist real, er hat sich in Jesus Christus definitiv geoffenbart. Dieser gründete die Kirche als verbindliches Heilsinstrument. Spötter und Kritiker des katholischen Glaubens zur Zeit der Kirchenväter warfen diesem Vernunftfeindlichkeit und Mangel an Begründung vor. Abgesehen davon, daß das falsch ist, betonten die Apologeten, daß alle menschlichen Angelegenheiten auf Glauben beruhen. Niemand hat die Zeit, immer alle Eventualitäten abzuwägen. Newman dazu:
„Auf diese Weise beruht tatsächlich beinahe alles, was wir in unserem täglichen Leben tun, auf Vertrauen, d. h. auf Glauben. […] Die Welt könnte nicht bestehen ohne Vertrauen“ (230).
Zudem ist der Glaubensakt Ausdruck des existentiellen Vertrauens auf Gott und des ihm gegenüber geschuldeten Gehorsams. Der Autor kommentiert:
Newman erkannte „einen Widerstand gegen das Prinzip des Glaubens […] in einem angeborenen revolutionären Prinzip des Ungehorsams um des Ungehorsams willen.“ Mit der Verteidigung und Einforderung des Glaubensaktes führt die Kirche somit einen Kampf gegen das revolutionäre Prinzip, das sich schon in der ersten Revolte gegen Gottes Gebot manifestierte. (231)
Aktuelles: Gewissen, religiöser Streit, staatlicher Eingriff in den Glauben
Fiedrowicz selbst legt angesichts der gegenwärtigen Lage der Katholischen Kirche seine Studie als Aufruf zur „Rückbesinnung auf die Kirchenväter“ vor. Dabei widerspricht er zeitgenössischen Lieblingsideen im binnenkirchlichen Raum.
Dazu drei Beispiele:
Heute wird der Ausdruck „Gewissen“ inflationär und falsch verwendet. Newman wußte aber, daß das Gewissen inhaltlich, ja katholisch, bestimmt ist. Es orientiert sich an der natürlich erkennbaren und geoffenbarten Wahrheit und ruft gebieterisch zum Bezeugen auf:
Wenn Hilarius in diesem Zusammenhang von einer Gewissensentscheidung sprach, so war auch für Newman das Gewissen jenes Organ im Innern des Menschen, das ihm den gebieterischen Anspruch der Wahrheit vernehmbar macht. Von dieser Art waren die Glaubensbekenner der frühen Kirche wie Hilarius und Athanasius neben vielen anderen Männern, die sich dem Diktat der öffentlichen Meinung widersetzten, um stattdessen ihrem Gewissen zu folgen und der Wahrheit treu zu bleiben, wie sie gerade durch das dogmatische Prinzip einen klar erkennbaren Anspruch erhob. Das Auftreten jener frühchristlichen Glaubensbekenner stärkte in Newman die Zuversicht für den Bestand der Wahrheit auch in Zeiten rasant wachsenden Unglaubens: ‚Immer gibt es in den schlimmsten Zeiten Zeugen der Wahrheit, um die Plage zum Stehen zu bringen.‘ (314)
Da zweitens weite Teile der Kirche die Auseinandersetzung aufgegeben haben, ist auch das für uns relevant:
Newman wendet sich gegen den weltanschaulichen Pazifismus um jeden Preis. Er kritisiert Premierminister Sir Robert Peel, der sich am „Parteigeist“ (oder „Eiferertum“) stößt:
„Das Christentum ist Glaube, der Glaube verlangt eine Lehre, die Lehre Lehrsätze, Lehrsätze ein Ja oder Nein, Ja oder Nein Auseinandersetzungen. ‚Streit‘ also ist der natürliche Begleiter des Christentums, und man kann ohne Auseinandersetzungen kein Christentum haben. Wenn also Sir Robert Peel solche strittigen Punkte Gegenstände des ‚Parteigeistes‘ nennt, was ist das anderes als eine Beleidigung des Christentums?“ (340)

Die politische Macht tendiert drittens zum Mißbrauch von Religion, um die Untergebenen ruhigzuhalten und die eigene Macht abzusichern. Dazu eignet sich eine besonders vage und relativistische Form von Religion. Newman widerspricht diesem Utilitarismus und bekennt sich zur Ecclesia militans:
Auch bei anderen Gelegenheiten kritisierte Newman, durch das Studium der arianischen Kontroverse für das Taktieren der Machthaber sensibilisiert, das Interesse der Staatsmänner an einer Form von Religion, die, wie die anglikanische Via Media, auf Ausgleich bedacht war und Differenzen abzumildern suchte. (340f)
Im übrigen ist das Geschichtsbewußtsein ein wichtiger Bestandteil des kirchlichen Glaubens. Die Tradition gibt uns Halt. Aber die Kirchenführung selbst zerstörte vor 60 Jahren die Tradition. Der Abbruch der Tradition durch die politische Macht ist zudem eine Methode, die Menschen leichter lenken zu können:
Die von Newman erwähnte Verdunkelung der Vergangenheit erweist sich auch in späteren Zeiten immer wieder als bewährtes Mittel der Manipulation, wenn moderne Regime auf die Zerstörung des kollektiven Gedächtnisses zielen und eine politisch erzwungene Amnesie dazu beitragen soll, den neuen Menschen zu formen. (368)1
Der liberale Geist als Wegbereiter des Antichristen
Für unsere Zeit ist auch wichtig, daß der dogmatische katholische Glaube der einzige Widerstand gegen die Anmaßungen des Antichristentums und seiner Macht ist.
Zudem hat die Theologie, richtig betrieben, eine die Zweifel exorzierende und missionarische Kraft:
Gegenüber aller Diffamierung oder rationalistischen Kritik des katholischen Glaubens ist – neben einem überzeugenden Leben – die beste Waffe zu dessen Verteidigung eine klare, genaue und vollständige Kenntnis der katholischen Theologie (…). Eine solide Kenntnis der geoffenbarten Glaubenswahrheiten besitzt geradezu missionarische Kraft. „Und warum? Weil die Welt voll von Zweifeln, von Unsicherheit und von Widerspruch in der Lehre ist – kann doch ein klares, folgerichtiges System der geoffenbarten Wahrheit außerhalb der katholischen Kirche nicht gefunden werden.“ (377f)
Fiedrowicz stellt fest, daß Newman zwar mit „neuartigen Prüfungen“ der Kirche rechnete, die „so mutige Herzen wie die eines Athanasius, eines Gregor I. und eines Gregor VII. erschrecken und verwirren würden“ (377), daß er sich jedoch eine „Infiltration feindlicher Kräfte ins Innere der Kirche“ dennoch nicht vorstellen konnte. Genau das geschah aber „seit der Modernismuskrise“ (382).

Realistisch beschließt der Autor somit sein Buch:
Heute läßt sich jedoch die Frage nicht abweisen, ob das, was Newman an der vom liberalen Geist erfaßten anglikanischen Kirche kritisierte, inzwischen nicht auch in der katholischen Kirche zur Realität geworden ist. Die rationalistische Aushöhlung der Glaubenswahrheiten in der Theologie, die Preisgabe des dogmatischen Prinzips zugunsten relativistisch-vager Äußerungen des kirchlichen Lehramtes, die Staatshörigkeit der Hierarchie sowie ihr Betteln um Anerkennung seitens der glaubenslosen Welt prägen gegenwärtig in nie dagewesenem Maße das Erscheinungsbild derjenigen Kirche, zu der Newman konvertierte, weil er in ihr die Züge der Kirche der Väter erkannt hatte. (383)
Indeed.
Nun, jede Zeit hat ihre ganz spezifischen Prüfungen, wir eben die unseren. Auch uns werden der unkomplizierte und dogmatische Glaube der Kirchenväter und die noble Intransigenz Newmans in der Zeit der Verwirrung helfen.
Das ist auch Zweck des vorliegenden Werkes.
Studium, Glaube und Gnade
Obwohl die Kirchenväter Newman nach eigenen Angaben „katholisch gemacht“ haben, existiert kein Automatismus der Konversion. Fiedrowicz legt dar, daß Newman ja selbst über 15 Jahre intensive Väterstudien betrieb und dennoch lange an der Legitimität der Anglikanischen Kirche und an seiner Zugehörigkeit zu ihr festhielt. Sein nach langem inneren Ringen vollzogener Übertritt zur Katholischen Kirche ist, wie jede große Lebensentscheidung eines Christen, letztlich ein Geheimnis im Ineinander von göttlicher Gnade und menschlicher Freiheit.2
Unterordnung der Hirten unter den allen gemeinsamen Glauben
Nach Newman, der ursprünglich ein Gegner der Unfehlbarkeitsdefinition des I. Vaticanums war und der dem Zeugnis der Gläubigen für die Weitergabe des Glaubens im Arianismus (und in anderen Krisen des Klerus) einen hohen Wert zubilligte, hat die Kirchenobrigkeit eine behütende Funktion:
„Konzilien und Päpste sind die Hüter und Werkzeuge des dogmatischen Prinzips: sie sind nicht selber dieses Prinzip; sie setzen das Prinzip voraus; sie werden zur Tätigkeit angespornt auf den Anruf des Prinzips hin“ (291; Zitat aus Entwicklung der christlichen Lehre).
Man kann sich ausmalen, mit welchem Entsetzen Newman auf die kreative Willkür des II. Vaticanums oder gar des gegenwärtigen Pontifikats reagiert hätte.
Einsprüche
Prof. Fiedrowicz verwendet die Ausdrücke „Priester“ und „Bischof“ im Zusammenhang mit anglikanischen Amtsträgern unkompliziert, was dem gegenwärtigen und vermutlich auch zur Zeit Newmans üblichen Sprachgebrauch entspricht. Es wäre wichtig, die katholische Position zur Ungültigkeit der anglikanischen Weihen darzulegen (Leo XIII., Apostolicae curae von 1896). Man würde gerne wissen, wie man zu Newmans Lebzeiten seitens Roms die anglikanischen Weihen betrachtete und wie die Anglikaner die römische Position kommentierten.
Daß die revolutionären Theologen Lelio und Fausto Sozzini „Reformer“ gewesen sein sollen, entspricht zwar heutigem Sprachgebrauch, der auch Luther und Calvin mit „Reformen“ in Zusammenhang bringt, verkennt aber die eigentliche Bedeutung von re-formare, „in die richtige Form zurückbringen“ (187).
Origenes als „rechtgläubigen Theologen“ (298) zu bezeichnen, erscheint – ungeachtet aller seiner Verdienste – angesichts von dessen Wiederherstellungslehre nicht angezeigt. Hier wäre noch eine Anmerkung angebracht.
Als einzige substanzielle Verschreibung findet sich nur Clemens VIII., wo es Clemens VII. heißen muß (13). Bei 400 Seiten und 2000 Anmerkungen in mehreren Sprachen gibt es nur einige wenige, läppische Verschreibungen. Man muß Autor und Verlag zum praktisch perfekten Buch gratulieren.
Resümee
Michael Fiedrowicz ist der kongeniale Interpret des hl. John Henry Newman. Beide sind profunde Kenner der Kirchenväter, beide sind gläubige Katholiken und seelsorglich tätige Priester. Beide setzen ihre patristischen und kirchengeschichtlichen Kenntnisse ein, um Probleme der jeweiligen Gegenwart kritisch zu analysieren und Reformen aufzuzeigen.
Besonders großartig erscheinen dem Rezensenten die Darstellung der Rolle der Vernunft und der Philosophie gegenüber dem Glauben und deren Grenzen (238ff). Ausgezeichnet sind auch die Ausführungen über willkürliche Schriftdeutung und die „Komplementarität“ der Glaubensinhalte (etwa 265ff).
Fiedrowicz weist detailreich nach, daß Newman nicht von einem liberalen Geist geleitet war. Sein Rekurs auf die Kirchenväter war inspiriert vom dogmatischen Denken, das an die real geschehene Offenbarung der Wahrheit und Liebe Gottes glaubt. Newman darf nicht für eine liberale und modernistische Agenda vereinnahmt werden. Man darf im Anschluß an das eingangs Gesagte ergänzen: auch nicht für die (nun schon sehr in die Jahre gekommene) Konzilspropaganda („Vorläufer und Wegbereiter des II. Vaticanums“ und wie die Phrasen alle lauten) und schon gar nicht für die Amazonassynode und ihren Pachamama-Greuel.3
Im Gegenzug sollten manche traditionellen Kreise ihre eigene Kritik an Newmans Lehren überdenken. Möglicherweise hat man – wie es oft vorkommt – nur aneinander vorbeigeredet.
Dank und Anerkennung dem Autor und dem Verlag für ein wertvolles Buch. Es ist ihm weite Verbreitung zu wünschen.
Michael Fiedrowicz: John Henry Newman und die Kirchenväter. Anti-Liberalismus im Geist der frühen Kirche, Carthusianus-Verlag, Fohren-Linden 2020, 400 Seiten, Euro 38,90
*Wolfram Schrems, Mag. theol., Mag. phil., kirchlich gesendeter Katechist, Pro Lifer, nahm an der Seligsprechung von Kardinal Newman teil und erwarb bei diesem Anlaß einige Werke Newmans, die er mit größtem Interesse gelesen hat.
Bild: behold2020/Wikicommons (Screenshots)
Bücher von und über John Henry Kardinal Newman und von Prof. Michael Fiedrowicz können über unsere Partnerbuchhandlung bezogen werden.
1 Diese scharfsinnige Beobachtung untermauert Fiedrowicz übrigens mit einem Hinweis auf das hier bereits vorgestellte Buch des Philosophieprofessors und Europaparlamentariers Ryszard Legutko Der Dämon der Demokratie (dort S. 16). Der Patrologe und Archäologe Fiedrowicz beweist somit auch seine Wachsamkeit für die Gegenwart.
2 In den letzten zwanzig Jahren gab es nach Auskunft des Coming Home Network in den USA viele Konversionen von protestantischen Pastoren und Gelehrten in die Katholische Kirche. Etliche von ihnen wurden durch das vertiefte Studium der Kirchenväter, besonders der Apostolischen Väter, also der Kirchenväter der Zeit der ersten Jahrhundertwende, veranlaßt („Tief in die Geschichte eindringen, heißt aufhören, Protestant zu sein“ (63), wie ein berühmtes Zitat aus der Entwicklung der christlichen Lehre lautet).
Dennoch determinieren theoretische Kenntnisse noch keine Konversion: Das erkennt man an der erstaunlichen Tatsache, daß es zu Newmans Zeiten anglikanische und evangelikale Theologen gab, die sich intensiv mit den Kirchenvätern beschäftigten und diese auch als angebliche Zeugen für anglikanische, ja protestantische Positionen, sogar für sola scriptura, ins Treffen führten (!) (22ff).
3 Nach einem Artikel auf katholisch.de würde gemäß Prof. Roman Siebenrock, Innsbruck, Kardinal Newman die Amazonassynode unterstützen, wenn er noch leben würde. Diese Mutmaßung ist abwegig, geradezu aberwitzig. Andererseits zitiert Fiedrowicz zustimmend aus einer Abhandlung Siebenrocks aus dem Jahr 1996. Das Zitierte klingt verständig. Man macht sich auf diesen Widerspruch keinen Reim.