Erzbischof Viganò: „Ich werde dreihundertsechsmal genannt, wurde aber nie angehört“

Der McCarrick-Bericht des Vatikans, der mehr verschweigt, als er enthüllt


Papst Franziskus mit Theodore McCarrick (im Bild noch als Kardinal). Warum braucht der Vatikan 449 Seiten, um das Wichtigste nicht zu sagen?
Papst Franziskus mit Theodore McCarrick (im Bild noch als Kardinal). Warum braucht der Vatikan 449 Seiten, um das Wichtigste nicht zu sagen?

(Washing­ton) In einem am ver­gan­ge­nen Sams­tag von EWTN ver­öf­fent­lich­ten Inter­view erklärt Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò, war­um er den vom Vati­kan vor­ge­leg­ten McCar­ri­ck-Bericht für ent­täu­schend und feh­ler­haft hält. Nie­mand scheint beru­fe­ner als der Nun­ti­us in Ruhe, zu dem 449 Sei­ten umfas­sen­den Bericht Stel­lung zu neh­men. Msgr. Viganò war es, der Ende August 2018 ent­hüllt hat­te, daß Papst Fran­zis­kus seit Juni 2013 detail­liert über McCar­ri­cks homo­se­xu­el­les Dop­pel­le­ben und des­sen sexu­el­len Miß­brauch infor­miert war, aber nichts dage­gen unter­nom­men, son­dern McCar­ri­ck zu sei­nem ein­fluß­rei­chen per­sön­li­chen Bera­ter gemacht hat­te. Zuletzt hat­te Erz­bi­schof Viganò die Ame­ri­ka­ner und die Katho­li­ken ins­ge­samt gegen Wahl­be­trug zu den geist­li­chen Waf­fen geru­fen.
Das Inter­view führ­te Ray­mond Arro­yo. Der Natio­nal Catho­lic Regi­ster ver­öf­fent­lich­te eine voll­stän­di­ge Nie­der­schrift.

McCarricks Reise in die Schweiz

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Erz­bi­schof Viganò wird im vati­ka­ni­schen McCar­ri­ck-Bericht gan­ze drei­hun­dert­sechs­mal nament­lich erwähnt. Das habe ihn schon „über­rascht“, da er von den vati­ka­ni­schen Stel­len zu die­ser Sache weder vor­ge­la­den noch jemals ange­hört wur­de. Eine sol­che Vor­ge­hens­wei­se sei „völ­lig unver­ständ­lich und unge­wöhn­lich“. Noch „beun­ru­hi­gen­der“ sei jedoch, „daß die­se absicht­li­che Unter­las­sung dann gegen mich ver­wen­det wur­de“. Der Kar­di­nal­staats­se­kre­tär habe jeder­zeit gewußt, wie der Erz­bi­schof erreicht wer­den konn­te. An einer Kon­takt­auf­nah­me sei man im Vati­kan aber offen­sicht­lich nicht inter­es­siert gewe­sen. Man woll­te sei­ne Stim­me in die­ser Sache nicht hören.

Im McCar­ri­ck-Bericht feh­le auch „jede Spur“ von James Grein, dem ein­zi­gen McCar­ri­ck-Opfer, das den Mut hat­te, den sexu­el­len Miß­brauch durch den ehe­ma­li­gen Kar­di­nal öffent­lich anzu­pran­gern. Es feh­le auch jeder Hin­weis von Grein über eine Schweiz-Rei­se McCarricks.

„Aus öffent­li­chen Äuße­run­gen von James Grein geht her­vor, daß der Beginn von McCar­ri­cks Auf­stieg Ende der 50er Jah­re – er war damals ein jun­ger, neu­ge­weih­ter Prie­ster – mit die­sem Besuch in der Schweiz in einem Klo­ster zusam­men­fiel, in dem spä­ter die Tref­fen der Ver­schwö­rer der soge­nann­ten ‚Mafia von Sankt Gal­len‘ stattfanden.“

Erz­bi­schof Viganò erin­nert dar­an, daß laut den Aus­sa­gen des inzwi­schen ver­stor­be­nen Kar­di­nals God­fried Dan­neels die­se Grup­pe hoch­ran­gi­ger Prä­la­ten beschlos­sen hat­te, „sowohl nach dem Tod von Johan­nes Paul II. als auch im Kon­kla­ve nach dem umstrit­te­nen Rück­tritt von Bene­dikt XVI., die Wahl Berg­o­gli­os zu unterstützen“.

McCar­ri­ck selbst habe zuge­ge­ben, die Wahl von Kar­di­nal Berg­o­glio bei den Gene­ral­kon­gre­ga­tio­nen vor dem Kon­kla­ve unter­stützt zu haben.

Liaisons dangereuses McCarrick–Bergoglio

Zur engen Ver­bin­dung zwi­schen Papst Fran­zis­kus und McCar­ri­ck sag­te Erz­bi­schof Viganò:

„Ich fra­ge mich, wel­che Zuver­läs­sig­keit eine Gerichts­be­hör­de haben kann, die auf­grund ihrer frü­he­ren Bezie­hung zu dem Ange­klag­ten einen so offen­sicht­li­chen Inter­es­sen­kon­flikt hat­te. Wie kön­nen [Papst] Berg­o­glio und das von ihm abhän­gi­ge Staats­se­kre­ta­ri­at so tun, als wären sie unpar­tei­isch, da McCar­ri­ck mit so unge­wöhn­li­cher Häu­fig­keit im Vati­kan ein und aus ging?“

In die­sem Zusam­men­hang müs­se man gera­de­zu anzu­neh­men, daß die „wie­der­hol­ten Ver­su­che“ von Papst Fran­zis­kus und dem vati­ka­ni­schen Staats­se­kre­ta­ri­at, „ihre Ver­ant­wor­tung zu ver­tu­schen und zu bestrei­ten, Ursa­che für die „syste­ma­ti­sche Anstren­gung ist, mich als Zeu­gen zu dis­kre­di­tie­ren“, um „eine mög­li­che Kom­pli­zen­schaft nicht ans Licht“ kom­men zu lassen.

Papst Fran­zis­kus bestrei­tet bis heu­te, von Erz­bi­schof Viganò, der damals als Apo­sto­li­scher Nun­ti­us den Hei­li­gen Stuhl in den USA ver­trat, über McCar­ri­cks homo­se­xu­el­le Machen­schaf­ten infor­miert wor­den zu sein. Erz­bi­schof Viganò beharrt jedoch darauf:

„Die­se Aus­sa­ge ist abso­lut falsch. Berg­o­glio selbst war es, der mich am 23. Juni 2013 aus­drück­lich nach mei­ner Mei­nung zu McCar­ri­ck frag­te. Wie ich in mei­ner Denk­schrift von 2018 bezeu­ge, habe ich ihm mit völ­li­ger Offen­heit geant­wor­tet: ‚Hei­li­ger Vater, ich weiß nicht, ob Sie Kar­di­nal McCar­ri­ck ken­nen, aber wenn Sie die Kon­gre­ga­ti­on für die Bischö­fe fra­gen, gibt es dort ein sehr umfang­rei­ches Dos­sier über ihn‘.“

Papst Bene­dikt XVI. habe ihm des­halb befoh­len, ein Leben in Gebet und Buße zu füh­ren. Papst Fran­zis­kus habe Viganòs Aus­füh­run­gen weder kom­men­tiert noch sich über­rascht über McCar­ri­cks Machen­schaf­ten gezeigt, „als hät­te er die Ange­le­gen­heit schon seit eini­ger Zeit gekannt“. Fran­zis­kus habe statt­des­sen „sofort das The­ma“ gewech­selt. War­um er ihn gefragt habe, was er von McCar­ri­ck hal­te, kön­ne er sich nur damit erklä­ren, daß Fran­zis­kus hören woll­te, „ob ich ein Ver­bün­de­ter von McCar­ri­ck war oder nicht“. Dazu ent­hüll­te der ehe­ma­li­ge vati­ka­ni­sche Spit­zen­di­plo­mat noch ein bri­san­tes Detail.

„Es sei dar­auf hin­ge­wie­sen, daß ich von McCar­ri­ck selbst erfah­ren hat­te, daß Berg­o­glio ihn vier Tage vor mei­ner Audi­enz am 23. Juni emp­fan­gen hat­te und daß Berg­o­glio ihn ermäch­tigt hat­te, nach Chi­na zu reisen.“

Im Mai 2014 erfuhr Nun­ti­us Viganò von der Washing­ton Times von einem Tweet, das McCar­ri­ck im Auf­trag des vati­ka­ni­schen Staats­se­kre­ta­ri­ats an die Zen­tral­afri­ka­ni­sche Repu­blik gerich­tet hat­te. Ihm sei klar­ge­wor­den, daß McCar­ri­ck trotz sei­nes Lebens­lau­fes in San­ta Mar­ta in hohem Anse­hen stand.

Erzbischof Vigano und Raymond Arroyo von EWTN
Erz­bi­schof Vig­a­no und Ray­mond Arro­yo von EWTN

Aus Rom kam keine Antwort

Viganò blieb nicht untä­tig, son­dern wand­te sich an Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin mit der Fra­ge, ob die von Papst Bene­dikt XVI. gegen McCar­ri­ck ver­häng­ten Sank­tio­nen „noch als gül­tig anzu­se­hen sei­en“. Aus Rom kam kei­ne Antwort.

Der vati­ka­ni­sche McCar­ri­ck-Bericht fußt auf der Aus­sa­ge, daß es „kei­ne Bele­ge“ für die Anschul­di­gun­gen von Erz­bi­schof Viganò gebe. Die­ser ver­weist dar­auf, daß es schon „inter­es­sant“ sei, daß bei­spiels­wei­se sei­ne Anfra­ge an den Kar­di­nal­staats­se­kre­tär uner­wähnt blei­be. Da erstau­ne es schon, im vati­ka­ni­schen Bericht lesen zu müs­sen, daß laut Kar­di­nal Donald Wuerl, der McCar­ri­cks Nach­fol­ger als Erz­bi­schof von Washing­ton wur­de, die häu­fi­ge Beauf­tra­gung McCar­ri­cks mit Aus­lands­auf­ga­ben als „aus­rei­chen­de Form“ der räum­li­chen Ent­fer­nung gese­hen wurde.

Der McCar­ri­ck-Bericht behaup­te wahr­heits­wid­rig, so Erz­bi­schof Viganò, daß Papst Bene­dikt XVI. McCar­ri­ck kei­ne Sank­tio­nen auf­er­legt und ihm „nie ver­bo­ten“ habe, in der Öffent­lich­keit die Mes­se zu zele­brie­ren oder Vor­trä­ge zu hal­ten. Eben­so sei ihm nie ein Leben des Gebets und der Buße auf­er­legt wor­den. McCar­ri­ck sei, so der Bericht, zu jeder Zeit „mit Erlaub­nis des Hei­li­gen Stuhls“ frei gewe­sen, Akti­vi­tä­ten zu ent­fal­ten und auch Rei­sen durchzuführen.

Der Hei­li­ge Stuhl sage damit, so der ehe­ma­li­ge Nun­ti­us, daß er es „trotz des ver­werf­li­chen Ver­hal­tens des Kar­di­nals nicht für ange­mes­sen hielt, Dis­zi­pli­nar­maß­nah­men gegen McCar­ri­ck zu ergrei­fen“. Das bestä­ti­ge die Kor­rup­ti­on an der Römi­schen Kurie, die er in sei­nem „Zeug­nis“ von 2018 auf­ge­zeigt habe. Ins­ge­samt sei die Sache aber dif­fe­ren­zier­ter zu sehen, als es der Bericht darstelle.

Der McCar­ri­ck-Bericht die­ne näm­lich, so Msgr. Viganò, nicht der Wahr­heits­fin­dung, son­dern dazu, durch Dis­kre­di­tie­rung sei­ner Per­son, die tat­säch­li­che Ver­ant­wor­tung zu ver­tu­schen. Dazu gehö­re auch, daß ihm in dem Bericht vor­ge­wor­fen wer­de, er habe 2012 die Behaup­tun­gen eines Prie­sters, der aus­sag­te, von McCar­ri­ck miß­braucht wor­den zu sein, unsorg­fäl­tig geprüft. Erz­bi­schof Viganò weist die Behaup­tung als „abso­lut falsch“ zurück. Sei­ne Rol­le in der Auf­deckung des McCar­ri­cks-Skan­dals sei allen bekannt. Er habe stets alle ihm vor­lie­gen­den Infor­ma­tio­nen dem Hei­li­gen Stuhl gemeldet.

„Die Ver­fas­ser des Berichts erbrin­gen selbst den Beweis für die Täu­schung, die sie erfun­den haben, um mich zu schla­gen und zu diskreditieren.“

Tat­säch­lich zitiert der vati­ka­ni­sche McCar­ri­ck-Bericht an ande­rer Stel­le die Mit­tei­lun­gen von Nun­ti­us Viganò an Kar­di­nal Ouel­let, den Prä­fek­ten der Bischofs­kon­gre­ga­ti­on, in denen genau wider­legt wird, was dem Nun­ti­us zum Vor­wurf gemacht wird.

Bereits 2006 und 2008 Sanktionen gefordert

Der Bericht bestä­tigt zudem, daß Erz­bi­schof Viganò bereits 2006 und 2008 sei­nen Vor­ge­setz­ten im Staats­se­kre­ta­ri­at auf­for­der­te, „so schnell wie mög­lich ein­zu­grei­fen und dem Kar­di­nal [McCar­ri­ckl] den Kar­di­nals­hut zu ent­zie­hen und McCar­ri­ck zu laisieren“.

Der Bericht des Vati­kans sieht dar­in aber nicht eine Bestä­ti­gung von Viganòs Anschul­di­gun­gen, daß Papst Fran­zis­kus untä­tig blieb, son­dern lei­tet dar­aus das Gegen­teil ab. Erz­bi­schof Viganò hat­te damals geschrie­ben, daß ein sofor­ti­ges Vor­ge­hen gegen McCar­ri­ck not­wen­dig sei, „wenn sich die Anschul­di­gun­gen als wahr erwei­sen“. Die Anschul­di­gun­gen sei­en also vage und unsi­cher gewesen.

Die­se Vor­ge­hens­wei­se des Vati­kans empört den Erz­bi­schof. Es sei damals um die Ein­lei­tung eines ordent­li­chen kano­ni­schen Ver­fah­rens zur Fest­stel­lung der Schuld gegan­gen. Er sehe sich in sei­ner Beur­tei­lung McCar­ri­cks voll­kom­men bestä­tigt, da genau das, was er zwölf Jah­re zuvor gefor­dert hat­te, 2018/​2019 mit dem Ent­zug der Kar­di­nals­wür­de und der Lai­sie­rung erfolgt sei.

Und noch eine Schluß­fol­ge­rung zieht der Erz­bi­schof anders, als sie im Bericht gezo­gen wird. In die­sem wer­de auf­fal­lend aus­führ­lich aus­ge­brei­tet, daß McCar­ri­cks offi­zi­el­le Kar­rie­re zum größ­ten Teil unter dem Pon­ti­fi­kat von Johan­nes Paul II. (1978–2005) statt­fand – McCar­ri­ck wur­de 2006 von Bene­dikt XVI. eme­ri­tiert – und auch unter Bene­dikt XVI. kein ordent­li­ches Ver­fah­ren gegen ihn ein­ge­lei­tet wur­de. Für den ehe­ma­li­gen Nun­ti­us sei daher offen­kun­dig, daß McCar­ri­ck durch ein „Netz­werk geschützt“ wurde.

„Ja, ich mei­ne, die Absich­ten jener, die den Bericht ver­fasst haben, sind klar: Die Ver­ant­wor­tung für die Beför­de­rung von McCar­ri­ck an sei­ne Vor­gän­ger [von Fran­zis­kus] wei­ter­zu­ge­ben. Einer von ihnen ist ver­stor­ben und hei­lig­ge­spro­chen [Johan­nes Paul II.] Und der ande­re ist so alt und schwach [Bene­dikt XVI.]. Erste­rer kann sich nicht mehr verteidigen.“

Bemer­kens­wert sei, so Erz­bi­schof Viganò, daß der McCar­ri­ck-Bericht, an dem „vie­le Hän­de“ gear­bei­tet zu haben schei­nen, „zahl­rei­che Wider­sprü­che“ ent­hält. Das sei bereits aus­rei­chend, „um das Argu­ment vor­zu­brin­gen, daß der Bericht wenig glaub­wür­dig ist“.

Wer im Vatikan hat McCarrick geschützt?

Die Fra­ge müs­se näm­lich – wenn schon – lau­ten, wer Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI. über­zeugt habe, die schwer­wie­gen­den Anschul­di­gun­gen gegen McCar­ri­ck nicht zu berück­sich­ti­gen. Auf die­se Fra­ge, das wäre die Auf­ga­be gewe­sen, hät­te der vati­ka­ni­sche Bericht Ant­wort geben müs­sen. Das sei aber nicht gesche­hen. Es wer­de mit dem Fin­ger auf die Vor­gän­ger-Päp­ste gezeigt, aber den Unter­stel­lun­gen nicht nach­ge­gan­gen. Das bele­ge, daß es sich dabei um ein Ablen­kungs­ma­nö­ver hand­le. Die Fra­ge, wer „ein Inter­es­se“ dar­an hat­te, McCar­ri­ck zu beför­dern, sei hin­ge­gen ernst und ver­lan­ge nach Ant­wort. Erz­bi­schof Viganò äußert die Ver­mu­tung, jemand habe Johan­nes Paul II. glau­ben las­sen, bei den Anschul­di­gun­gen gegen McCar­ri­ck hand­le es sich um so etwas wie die vom kom­mu­ni­sti­schen Regime in Polen insze­nier­ten Ver­leum­dun­gen gegen gute Bischö­fe und Prie­ster, die sich dem Regime widersetzten.

Fest ste­he, so Msgr. Viganò, daß unter Johan­nes Paul II. Ange­lo Sod­a­no, der bis 2006 Kar­di­nal­staats­se­kre­tär war, die Haupt­rol­le bei der För­de­rung McCar­ri­cks spielte.

„Alle Infor­ma­tio­nen kamen auf sei­nen Schreib­tisch. Bereits im Novem­ber 2000 hat­te er von Nun­ti­us Mon­tal­vo Infor­ma­tio­nen über Vor­wür­fe zu einem von McCar­ri­ck began­ge­nen schwe­ren Miß­brauch erhal­ten. Ver­ges­sen wir nicht, daß zu jener Zeit der Skan­dal von Pater Maciel aus­brach, den Sod­a­no zu ver­tu­schen ver­such­te, indem er eine Aus­sa­ge von Bene­dikt XVI. fälsch­te. Ich war anwe­send, als gesagt wur­de, daß der Papst den Fall für abge­schlos­sen hal­te. Bene­dikt XVI. berief dann eine Ple­nar­sit­zung der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ein und Kar­di­nal Arin­ze, der damals ihr Mit­glied war, gelang es trotz der Oppo­si­ti­on des Staats­se­kre­tärs, Maciel ver­ur­tei­len zu las­sen. Danach tauch­te der Name von Kar­di­nal Sod­a­no auch im Zusam­men­hang mit einer skan­da­lö­sen Immo­bi­li­en­spe­ku­la­ti­on in den USA auf.“

Die gleichen Verbindungen, Komplizenschaften, Bekannten

Der Ver­weis auf die USA ist kein Zufall, denn McCar­ri­ck, US-Ame­ri­ka­ner und Erz­bi­schof von Washing­ton, war bekannt für sei­ne Fähig­keit, auch gro­ße Geld­sum­men auf­zu­brin­gen. Erz­bi­schof Viganò geht noch weiter:

„Die glei­chen Ver­bin­dun­gen, die glei­chen Kom­pli­zen­schaf­ten, die glei­chen Bekann­ten wie­der­ho­len sich immer wie­der: McCar­ri­ck, Clin­ton, Biden, die Demo­kra­ten, die Moder­ni­sten und eine gan­ze Pro­zes­si­on von Homo­se­xu­el­len und Kin­der­schän­dern, das ist nicht irrelevant.“

In Bezug auf Bene­dikt XVI. waren es Staats­se­kre­tär Ber­to­ne und sein Stell­ver­tre­ter Sand­ri, die die Infor­ma­tio­nen über McCar­ri­ck „kon­trol­lie­ren, fil­tern und Druck auf den Hei­li­gen Vater aus­üben konn­ten“. Der vati­ka­ni­sche McCar­ri­ck-Bericht spre­che in der Sache „für sich“. Es sei Kar­di­nal Ber­to­ne gewe­sen, der sich gegen die von Viganò wie­der­holt vor­ge­brach­ten Anre­gun­gen stell­te, die schwer­wie­gen­den und detail­lier­ten Anschul­di­gun­gen gegen McCar­ri­ck in einem ordent­li­chen kano­ni­schen Ver­fah­ren zu unter­su­chen. Der Bericht behaup­te aber fälsch­lich, Bene­dikt XVI. habe nur einen „ein­fa­chen Appell an McCar­ri­cks Gewis­sen und sei­nen kirch­li­chen Geist“ gerichtet.

Das aber wider­spre­che den Tat­sa­chen, denn wie hät­te ein „ein­fa­cher Appell“ ihm und bereits sei­nem Vor­gän­ger als Apo­sto­li­schem Nun­ti­us in den USA, Msgr. Pie­tro Sam­bi, die Anwei­sung mit­tei­len kön­nen, daß McCar­ri­ck nicht wei­ter in dem Semi­nar woh­nen durf­te, in dem er damals leb­te, nicht mehr an öffent­li­chen Akti­vi­tä­ten teil­neh­men und nicht mehr rei­sen durf­te und ein zurück­ge­zo­ge­nes Leben des Gebets und der Büße zu füh­ren hatte.

„Die Kor­rup­ti­on auf höch­ster Ebe­ne im Vati­kan ist so offen­sicht­lich, daß der Bericht als ein unwür­di­ger Ver­such zu betrach­ten ist, Berg­o­glio“ von allen Ver­dachts­mo­men­ten ent­la­sten zu wol­len und als „eine Art uner­bitt­li­chen Bekämp­fer der kor­rup­ten Kurie erschei­nen zu las­sen, wäh­rend die Fak­ten das genaue Gegen­teil beweisen“.

Erz­bi­schof Viganò warnt im Zusam­men­hang mit dem McCar­ri­ck-Bericht auch vor einer dar­in nahe­ge­leg­ten Unter­stel­lung: Weil McCar­ri­ck gegen die ableh­nen­de Mei­nung des dama­li­gen Prä­fek­ten der Bischofs­kon­gre­ga­ti­on, Gio­van­ni Bat­ti­sta Kar­di­nal Re, von Johan­nes Paul II. 2001 zum Kar­di­nal erho­ben wur­de, sei die­ser Papst ver­ant­wort­lich für des­sen Schand­ta­ten zu machen. Es soll­te nicht ver­ges­sen wer­den, so Viganò, daß der sei­ner­zei­ti­ge Gene­ral­obe­re des Jesui­ten­or­dens eine ableh­nen­de Mei­nung zur Ernen­nung von Jor­ge Mario Berg­o­glio zum Bischof geäu­ßert hat­te. Das nega­ti­ve Urteil über Johan­nes Paul II. müß­te dann auch auf Berg­o­glio aus­ge­wei­tet wer­den, denn McCar­ri­ck und Berg­o­glio wur­den gleich­zei­tig in den Kar­di­nals­rang erhoben.

„Den­ken wir dar­an, daß im Kon­si­sto­ri­um von 2001 – und das ist wirk­lich sehr ver­däch­tig – neben McCar­ri­ck und Berg­o­glio auch ande­re füh­ren­de Mit­glie­der der Mafia von Sankt Gal­len den Kar­di­nals­hut erhal­ten haben.“

Doch zu die­sen Zusam­men­hän­gen wie zu allen rele­van­ten Fra­gen schweigt sich der vati­ka­ni­sche McCar­ri­ck-Bericht aus. 449 Sei­ten Papier, die mit zwei­jäh­ri­ger Ver­spä­tung vor­ge­legt wur­den und den­noch in der Sache unbrauch­bar sind. Wenn am Bericht etwas von Bedeu­tung ist, dann nicht so sehr, was er sagt, son­dern was er nicht sagt.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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