Auch Staatsanwaltschaft Rom ermittelt gegen Kardinal Becciu

Der Verdacht lautet auf Unterschlagung


Angelo Beccciu, noch als Kurienerzbischof und Substitut, mit Papst Franziskus.
Angelo Beccciu, noch als Kurienerzbischof und Substitut, mit Papst Franziskus.

(Rom) Kar­di­nal Ange­lo Becciu, bis vor einem Monat Prä­fekt der Hei­lig­spre­chungs­kon­gre­ga­ti­on an der Römi­schen Kurie, wur­de von der Staats­an­walt­schaft Rom in das Ermitt­lungs­re­gi­ster ein­ge­tra­gen. Der Ver­dacht lau­tet auf Unterschlagung.

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Der Schritt ist eine Fol­ge des Rechts­hil­fe­an­su­chens der vati­ka­ni­schen Staats­an­wäl­te, die gegen Kar­di­nal Becciu wegen unrecht­mä­ßi­ger Finanz­ge­schäf­te vor­ge­hen, Die Ermitt­lun­gen betref­fen jeweils die Zeit, als er bis 2018 Sub­sti­tut im vati­ka­ni­schen Staats­se­kre­ta­ri­at war.

Von der ita­lie­ni­schen Staats­an­walt­schaft von Rom wur­de der Ermitt­lungs­akt ange­legt, weil Becciu vor­ge­wor­fen wird, 700.000 Euro aus den vati­ka­ni­schen Kas­sen an sei­ne Brü­der umge­lei­tet zu haben. Die­sen Geld­fluß habe er hin­ter Schein­ope­ra­tio­nen zu ver­stecken ver­sucht. Das Geld habe direkt aus dem Peters­pfen­nig gestammt, der jähr­li­chen Kol­lek­te der Gläu­bi­gen auf der gan­zen Welt für den Papst, um des­sen Ver­wal­tung und kari­ta­ti­ve Wer­ke zu finanzieren. 

Die bis­he­ri­gen Erkennt­nis­se wür­den sich mit dem Geständ­nis von Msgr. Alber­to Perl­as­ca decken, einem Mit­ar­bei­ter des vati­ka­ni­schen Staats­se­kre­ta­ri­ats, der von Becciu, sei­nem dama­li­gen Vor­ge­setz­ten, ent­spre­chen­de Über­wei­sungs­auf­trä­ge erhal­ten habe.

Das Geld sei ab 2013 an die Genos­sen­schaft Spes in Ozie­ri auf Sar­di­ni­en geflos­sen, die von Becci­us Bru­der geführt wird und mit der ört­li­chen Cari­tas ver­bun­den ist. Es kam aber nicht für kari­ta­ti­ve oder huma­ni­tä­re Zwecke zum Ein­satz, son­dern für eine Erwei­te­rung und Moder­ni­sie­rung des Genos­sen­schafts­sit­zes. Geld sei auch an die Tisch­le­rei eines zwei­ten Bru­ders und an ein Unter­neh­men für den Bier­ver­trieb eines drit­ten Bru­ders geflos­sen, der Pro­fes­sor der Psy­cho­lo­gie an einer katho­li­schen Uni­ver­si­tät in Rom ist.

Die Staats­an­walt­schaft Rom ermit­telt im Zuge des Rechts­hil­fe­ab­kom­mens auch gegen einen Inve­stor und einen Finanz­bro­ker, die Becciu bei Immo­bi­li­en­käu­fen in Lon­don im Wert von 350 Mil­lio­nen Euro aus Vati­kan­kas­sen gehol­fen hatten.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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