Fragebogen zu Summorum Pontificum: Italiens Bischofskonferenz antwortet kollektiv

Die Distanz zur Tradition und die Entmündigung der Diözesanbischöfe


Die Glaubenskongregation will ein umfassendes Bild der Umsetzung des Motu proprio Summorum Pontificum. Die Italienische Bischofskonferenz legt diesen Wunsch auf ganz eigene Weise aus.
Die Glaubenskongregation will ein umfassendes Bild der Umsetzung des Motu proprio Summorum Pontificum. Die Italienische Bischofskonferenz legt diesen Wunsch auf ganz eigene Weise aus.

(Rom) In meh­re­ren Län­dern zeig­te sich eine Abnei­gung des Epi­sko­pats gegen das Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum von Papst Bene­dikt XVI. Als Haupt­grund wird die „Ein­heit“ der Kir­che auf Pfarr­ebe­ne genannt. Ita­li­en gehört zu die­sen Län­dern und die Abnei­gung wird auch im Zusam­men­hang mit der welt­wei­ten Befra­gung der Diö­ze­san­bi­schö­fe zur Umset­zung von Sum­morum Pon­ti­fi­cum deutlich.

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Der Fra­ge­bo­gen mit dem Datum 7. März 2020 wur­de von der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on unter der Lei­tung von Kar­di­nal­prä­fekt Luis Lada­ria SJ den Bischofs­kon­fe­ren­zen über­mit­telt, damit die­se sie allen Diö­ze­san­bi­schö­fen zukom­men lie­ßen. Das nahm eini­ge Zeit in Anspruch, wes­halb der Fra­ge­bo­gen erst in der zwei­ten April­hälf­te durch die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne US-Inter­net­sei­te Rora­te Cae­li bekannt wurde.

Die Füh­rung der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz rich­te­te in die­sem Zusam­men­hang eine eige­ne Auf­for­de­rung an die Diö­ze­san­bi­schö­fe von Ita­li­en. Unklar­heit herrscht über das genaue Datum die­ser Par­al­lel­ak­ti­on: Genannt wer­den der 7. März oder der 7. April. Letz­te­res scheint glaub­haf­ter ange­sichts der Tat­sa­che, daß der Fra­ge­bo­gen erst am 23. April all­ge­mein bekannt wur­de. Die ita­lie­ni­schen Bischö­fe wur­den auf­ge­for­dert, den aus­ge­füll­ten Fra­ge­bo­gen nicht direkt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, son­dern inner­halb 30. Juni dem Gene­ral­se­kre­ta­ri­at der Bischofs­kon­fe­renz zurück­zu­schicken. Eine eigens ein­ge­rich­te­te Kom­mis­si­on erhielt den Auf­trag, die ein­ge­hen­den Fra­ge­bö­gen aus­zu­wer­ten und zusammenzufassen.

Laut Mes­sa in Lati­no for­dert die Bischofs­kon­fe­renz die Diö­ze­san­bi­schö­fe bezüg­lich Rück­sen­dung an Rom dazu auf: „Laßt uns das machen!“ Genau das aber sei „alles ande­re als beruhigend“.

Die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on erhält dadurch nicht, was sie erhal­ten möch­te. Nicht die Situa­ti­on in den ein­zel­nen Bis­tü­mern wird ihr zur Kennt­nis gebracht, son­dern eine ita­li­en­wei­te Zusam­men­fas­sung. Wie­der ein­mal wird die für die Kir­che maß­geb­li­che Auto­ri­tät des Diö­ze­san­bi­schofs durch eine kir­chen­recht­lich nicht rele­van­te Auto­ri­tät eines Kol­lek­tiv­or­gans unter­gra­ben und ersetzt.

Die Ant­wor­ten auf den Fra­ge­bo­gen sind bis zum 31. Juli der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on zu über­mit­teln. Für Ita­li­en geschieht das in sum­ma­ri­scher und gefil­ter­ter Form durch die Füh­rung der Bischofs­kon­fe­renz. Die Zusam­men­set­zung der zwi­schen­ge­schal­te­ten Kom­mis­si­on ist nicht bekannt. Mes­sa in Lati­no äußer­te die Sor­ge, daß das Lit­ur­gi­sche Büro der Bischofs­kon­fe­renz maß­geb­li­chen Ein­fluß dar­auf haben könn­te. Ab 1. Sep­tem­ber über­nimmt dort Don Mario Castel­lano, Prie­ster des Erz­bis­tums Bari-Biton­to, die Lei­tung. Er ent­stammt der „lit­ur­gi­schen Schu­le“ von San­ta Giu­sti­na in Padua und Sant’Anselmo in Rom, jenen bei­den Häu­sern, an denen der radi­kal­pro­gres­si­ve Haus­lit­ur­gi­ker von Papst Fran­zis­kus, Andrea Gril­lo, unter­rich­tet. Sein Gewicht sorgt bei den tra­di­tio­nell an Ein­fluß schwa­chen, aber intel­lek­tu­ell star­ken tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Krei­sen Ita­li­ens für Unru­he. Gril­los Haß gegen Sum­morum Pon­ti­fi­cum ist sprich­wört­lich. Den Fra­ge­bo­gen begrüß­te er in der Hoff­nung, daß dem Motu pro­prio und dem über­lie­fer­ten Ritus damit der Gar­aus gemacht werde.

Don Castel­lano war bis­her Lei­ter des lit­ur­gi­schen Amtes sei­nes Hei­mat­bis­tums. Prie­ster der Erz­diö­ze­se Bari ist auch Don Nico­la  Bux, einer der welt­weit renom­mier­te­sten Lit­ur­gi­ker und per­sön­li­cher Freund von Bene­dikt XVI. Don Bux mel­de­te sich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren mehr­fach zu Wort, weil ihn öffent­li­che Äuße­run­gen von Don Castel­lano irri­tiert hat­ten.  Per­plex war Don Bux daher auch, als im ver­gan­ge­nen April bekannt wur­de, daß Castel­lano zum neu­en Lei­ter des Lit­ur­gi­schen Büros der Bischofs­kon­fe­renz ernannt wurde.

Bereits bei der ersten Begeg­nung des ita­lie­ni­schen Epi­sko­pats mit Papst Fran­zis­kus presch­ten eini­ge Bischö­fe mit der For­de­rung vor, Sum­morum Pon­ti­fi­cum zu blockie­ren. 2018 war ein erneu­ter Ver­such in die­se Rich­tung erkennbar.

Es steht auch die Fra­ge im Raum, wie vie­le ande­re Bischofs­kon­fe­ren­zen die Beant­wor­tung des Fra­ge­bo­gens kol­lek­tiv vornehmen.

Mes­sa in Lati­no lädt die Diö­ze­san­bi­schö­fe “wärm­stens“ ein, den beant­wor­te­ten Fra­ge­bo­gen nicht nur dem Gene­ral­se­kre­ta­ri­at der Bischofs­kon­fe­renz, son­dern zusätz­lich direkt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on zu übermitteln.

Der Coor­di­na­men­to Nazio­na­le del Sum­morum Pon­ti­fi­cum (CNSP), Orga­ni­sa­tor der seit 2012 jähr­lich statt­fin­den­den inter­na­tio­na­len Wall­fahrt der Tra­di­ti­on nach Rom, der Pere­gri­na­tio ad Petri Sedem, hat­te bereits zuvor die im Sin­ne von Sum­morum Pon­ti­fi­cum kon­sti­tu­ier­ten Coe­tus auf­ge­ru­fen, auch ihrer­seits den Fra­ge­bo­gen zu beant­wor­ten und der Sek­ti­on IV der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on (ehe­ma­li­ge Päpst­li­che Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei) zu über­mit­teln und die­ser dadurch ein umfas­sen­de­res und aus­ge­wo­ge­ne­res Bild zu ermöglichen:

Con­gre­ga­zio­ne per la Dottri­na del­la Fede
Sezio­ne IV
Palaz­zo del Sant’Uffizio
00120 Cit­tà del Vati­ca­no
sectioquarta[@]cfaith.va
Tele­fax: +39–06-69883409

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Mes­sain­la­ti­no

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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5 Kommentare

  1. Eine all­fäl­li­ge Auf­he­bung von Sum­morum Pon­ti­fi­cum wür­de zwar die FSSP-Prie­ster tref­fen, ganz gewiss aber nicht FSSPX! Und wer weiß, wie vie­le FSSP-Prie­ster dann zu FSSPX „kon­ver­tie­ren“ wür­den. Und wie vie­le Anhän­ger der „alten“ Mes­se unter den Lai­en die­se „Kon­ver­si­on“ mit voll­zie­hen wür­den. Man möge sich im Vati­kan also nicht vor­ei­lig von Ergeb­nis der Bischofs­be­fra­gung beein­drucken und beein­flus­sen lassen.

  2. Die­se gan­zen Bischofs­kon­fe­ren­zen hat der Herr für die Hier­ar­chie Sei­ner Kir­che nicht gewollt. Jeder Bischof ist vor Gott für sein Bis­tum ver­ant­wort­lich, die Bischofs­kon­fe­renz ist ein nichts.
    Schicken die Bun­des­tagsa­ge­ord­ne­ten ihre Geset­zes­an­trä­ge etwa vor­her zur Anti­fa und die­se reicht sie dann wei­ter an den Bun­des­tag? (Manch­mal kommt es einem aller­dings so vor). Selbst­be­wuss­te, nicht unter Vor­mund­schaft ste­hen­de Bischö­fe igno­rie­ren ein­fach die Bischofs­kon­fe­renz und der Papst soll­te das auch machen, alles direkt an die Bischö­fe, soll­te ja bei den moder­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­me­di­en nicht schwer sein. Der Com­pu­ter kann das.

    Zu der Umfra­ge an sich. Wer wird schon Rosen ver­mis­sen, wenn er nie eine Rose gese­hen, nie deren schö­nen Duft gero­chen hat, weil im Kirch­gar­ten alle aus­ge­ris­sen wur­den? Im himm­li­schen Jeru­sa­lem wer­den Rosen blühen.

  3. ist es auch falsch die Beant­wor­tung einem Prie­ster der Petrus­bru­der­schaft zu über­las­sen wie es die Schwei­zer Bis­tü­mer tun?
    nach der Logik in den Bei­trag ja

    • Wol­len Sie dem Petrusprie­ster unter­stel­len, daß er grob schwin­delt? Er ist doch der Sach­ver­stän­di­ge. Die mehr oder weni­ger unei­ni­ge Bischofs­kon­fe­renz kann es doch kei­nem recht machen.
      Ist Pater Wal­ter Ramm gemeint, des­sen klei­ner „Schott“ weit vor dem Kon­zil drin­gend nötig gewe­sen wäre? Mit Vater und Bru­der dem hei­li­gen Deutsch­land zuzurechnen.
      Wo sind die offe­nen Ohren?

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