Ist die gesamte Tradition schismatisch?

Traditionis custodes an den "Rändern"


Kathedrale des Erzbistums Puebla in Mexiko.
Kathedrale des Erzbistums Puebla in Mexiko.

(Mexi­ko-Stadt) Auf der Face­book-Sei­te der Erz­diö­ze­se Pue­bla in Mexi­ko wur­de vor­ge­stern, am 13. Mai 2023, eine Erklä­rung ver­öf­fent­licht, für die nie­mand die Ver­ant­wor­tung über­nimmt, da sie nicht unter­schrie­ben ist. Da sie im Namen der Erz­diö­ze­se publi­ziert wur­de, ist Erz­bi­schof Vic­tor Sán­chez Espi­no­sa dafür ver­ant­wort­lich. In die­ser Erklä­rung wird vor der Wei­he einer Kir­che der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. (FSSPX) gewarnt, die am gest­ri­gen Sonn­tag stattfand. 

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Die Ver­öf­fent­li­chung erfolg­te am sel­ben Tag, als die Wei­he fak­tisch schon im Gan­ge war. Inner­halb kür­ze­ster Zeit fan­den sich unter der Ver­öf­fent­li­chung bereits mehr als 700 Kom­men­ta­re. Grund dafür war nicht nur die Ver­öf­fent­li­chung an sich, son­dern der Umstand, daß sie gleich meh­re­re Feh­ler ent­hält. Das Ergeb­nis, ob gewollt oder nicht, ist eine noch grö­ße­re Ver­wir­rung der Gläu­bi­gen über die kano­ni­sche Situa­ti­on der Pius­bru­der­schaft.

Es wird der Ein­druck erweckt, daß die von Prie­stern der Pius­bru­der­schaft gespen­de­ten Sakra­men­te unrecht­mä­ßig und ungül­tig sei­en. So steht es zwar nicht geschrie­ben, doch das soll die Bot­schaft sein. Dabei geht es um Fra­gen, die seit den 70er Jah­ren den Streit zwi­schen Rom und der Prie­ster­bru­der­schaft prä­gen.

Die vom Erz­bis­tum Pue­bla ver­öf­fent­lich­te Erklä­rung „zur Anwe­sen­heit der Pius­bru­der­schaft in Puebla“

Bemer­kens­wer­ter, da ein neu­es Ele­ment, ist der Ver­weis auf das Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des, das Papst Fran­zis­kus im Juli 2021 gegen den über­lie­fer­ten Ritus erließ. Dar­in habe Fran­zis­kus, so die erz­bi­schöf­li­che Erklä­rung, die Not­wen­dig­keit geäu­ßert, die Über­win­dung des „von der Bewe­gung von Msgr. Lefeb­v­re ange­führ­ten Schis­mas“ zu för­dern. Anders aus­ge­drückt: Die Erz­diö­ze­se Pue­bla erklärt den gesam­ten tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Teil der Kir­che zu „Schis­ma­ti­kern“, der „Lefeb­v­re-Bewe­gung“. Es fällt schwer anzu­neh­men, daß ein Erz­bi­schof eine sol­che Posi­ti­on vertritt.

Wört­lich heißt es im Zusam­men­hang mit Tra­di­tio­nis cus­to­des weiter:

„Des­halb hat der Hei­li­ge Vater vor ver­schie­de­nen lit­ur­gi­schen Miß­bräu­chen gewarnt, die dazu geführt haben, daß die Distan­zen ver­grö­ßert, die Unter­schie­de ver­här­tet und Gegen­sät­ze auf­ge­baut wur­den, die der Kir­che scha­den und ihren Fort­schritt behin­dern und sie der Gefahr der Spal­tung aussetzen.“

Die Erz­diö­ze­se Pue­bla macht im Klar­text die „lit­ur­gi­schen Miß­bräu­che“ der Pius­bru­der­schaft und im Kon­text auch den Eccle­sia-Dei- und Sum­morum-Pon­ti­fi­cum-Tei­len der Kir­che zum Vorwurf.

Die gestern geweih­te Kir­che Igle­sia Nue­stra Seño­ra de los Ánge­les in Pue­bla wur­de von der Pius­bru­der­schaft neu erbaut.

Die neu­errich­te­te Kir­che der Pius­bru­der­schaft im mexi­ka­ni­schen Puebla

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Goog­le (Screen­shot)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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3 Kommentare

  1. Die­se Kir­che in Mexi­ko wirkt schö­ner als die Imma­cu­la­ta in Kan­sas, die in ihrer teil­wei­se grel­len Farb­ge­bung und auch in den Gesichts­zü­gen vor allem der figür­li­chen Dar­stel­lun­gen in den Wand­ma­le­rei­en zumin­dest teil­wei­se wie ein katho­li­sches Walt Dis­ney erscheint. Zu stark ame­ri­ka­ni­sche Ästhe­tik, um es freund­lich zu sagen.

  2. Offen­bar weiht die FSSPX im Wochen­takt neue Got­tes­häu­ser. Das Bis­tum Essen ist dabei sich auf­zu­lö­sen, und ich kann immer wie­der lesen, dass ich nicht der Ein­zi­ge bin, der durch die tra­di­tio­nel­le Mes­se zum Glau­ben (zurück-)findet. So wer­de ich vom ungläu­bi­gen Katho­li­ken zum ungläu­bi­gen Indiet­ri­sten. Die FSSPX wird in Euro­pa bald eine gan­ze Diö­ze­se übernehmen.

    • Ich erle­be die­se Situa­ti­on im Bis­tum Essen auch. Prak­tisch habe ich kei­nen nor­ma­len Got­tes­dienst seit dem ersten Lock­down mehr erlebt. Wenn ich einen Got­tes­dienst besu­che, was nur noch spo­ra­disch geschieht, ist das bevor­zugt in der Wall­fahrt­kir­che Nevi­ges (Bis­tum Köln) oder in der Wall­fahrts­kir­che Keve­laer (Bis­tum Mün­ster). Über der Christ­met­te im Esse­ner Dom lag ein ganz dunk­ler Schat­ten. Herr Over­beck kann den Namen Jesus nicht mehr aus­spre­chen und hat­te des­we­gen eine Pre­digt so gestal­tet, daß das The­ma Geburt des Herrn umgan­gen wird. Im Pon­ti­fi­kal­amt am Oster­mon­tag zele­brier­te Weih­bi­schof Sche­pers. Attrak­ti­on war ein welt­li­ches Kam­mer­mu­sik­ensem­ble hin­ter dem Altar. Die spiel­ten ein Zwi­schen­stück, pau­sier­ten zum Umblät­tern der Noten­blät­ter. Zele­brant Sche­pers stand mit der gesam­ten Gemein­de auf, das Gedu­de­le ging aber wie­der wei­ter. Die ste­hen­de Gemein­de schau­te sich gegen­sei­tig erstaunt an. An die­ser Stel­le muss­te ich laut kom­men­tie­ren: „Die syn­oda­le Kir­che.“ Vie­le hat­ten das gehört. Die Blicke zeig­ten erstaun­li­cher­wei­se Wohl­wol­len mit dem dilet­tan­ti­schen Miß­ge­schick. Soweit aus Essen.

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