
(Washington) Msgr. Joseph Edward Strickland, Jahrgang 1958, ist seit 35 Jahren Priester und seit acht Jahren Bischof. Papst Benedikt XVI. ernannte ihn 2012 zum Bischof der Diözese Tyler in Texas. Im vergangenen Mai unterzeichnete er zusammen mit mehreren Kardinälen den Aufruf von Erzbischof Carlo Maria Viganò, mit dem vor Kräften gewarnt wird, die nach einer Corona-Tyrannei streben. Am 11. Juni zelebrierte er erstmals das heilige Meßopfer in der überlieferten Form des Römischen Ritus.
Nach seiner Priesterweihe war sein erster Seelsorgeamt in Tyler, das 1987 von Papst Johannes Paul II. als eigenständiges Bistum errichtet wurde. Der junge Priester wurde in dieses inkardiniert und übernahm verschiedene Aufgaben in der Seelsorge, wurde Diözesanverantwortlicher für die Berufungen und schließlich Generalvikar. Im Zuge seiner Ernennung zum Bischof beschrieb ihn Radio Vatikan als Angehörigen „der neuen Generation von Blogger-Priestern in Nordamerika“.
Als Bischof zeichnete er sich durch seine unkomplizierte und offene Art aus, aber zugleich als konsequenter Verteidiger der kirchlichen Glaubenslehre und Dogmen, besonders der Ehe, des Lebensrechts und der religiösen Freiheit. Im Gegensatz zu seinem texanischen Mitbruder, dem Bischof von El Paso, der sich im Sinne der „Black Lives Matter“-Bewegung öffentlich niederkniete und von Papst Franziskus dafür gelobt wurde, verurteilte Bischof Strickland den rassistischen Antirassismus von Black Lives Matter und die Ziele dieser Bewegung als Angriff gegen die Familie und das Gemeinwesen.
Bei der Herbstvollversammlung der Amerikanischen Bischofskonferenz in Baltimore im November 2019 stellte er sich entschlossen gegen einen irritierenden Vorstoß. Offenbar mit Blick auf die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im November 2020 wurde von Bergoglio-nahen Bischöfen ein Antrag eingebracht, mit dem der Einsatz für das Lebensrecht und gegen die Abtreibung zurückgestuft werden sollte. Es ist bekannt, daß die USA als Schlüsselland der westlichen Welt mit globalem Einfluß im Fokus eines auch innerkirchlich geführten Kulturkampfes stehen. Die Bergoglianer unter den US-Bischöfen ließen sich zählen.
Der Vorstoß konnte abgewehrt und die „nicht verhandelbaren Grundsätze“ mit Zweidrittelmehrheit verteidigt werden. Bischof Strickland twitterte im Anschluß an die Abstimmung:
„Gott sei Dank hat die Bischofskonferenz dafür gestimmt, die Vorrangstellung der Heiligkeit des Lebens der Ungeborenen zu wahren. Es ist traurig, daß 69 mit Nein gestimmt haben.“

Der Aufruf Veritas liberabit vos (Die Wahrheit wird euch freimachen), der Anfang Mai von einer Gruppe von Kardinälen, Bischöfen und Intellektuellen gegen die Gefahr einer Corona-Tyrannei veröffentlicht wurde, trägt auch die Unterschrift von Bischof Strickland. Die Unterzeichner wandten sich „an alle Menschen guten Willens“ und ließen mit ihrer Warnung aufhorchen:
„Es gibt Mächte, die Corona für den Griff nach der Weltherrschaft mißbrauchen wollen“.
Die Folge war eine Mischung aus Totschweigen und harten Angriffen wegen angeblicher Verbreitung von „Verschwörungstheorien“. Bundesdeutsche Medien berichteten nicht über den Aufruf, sondern über die Kritik am Aufruf. Die Bürger wurden, ohne das Anliegen des Aufrufs wirklich zu erfahren, belehrt, daß sie davon nichts zu halten hätten. Damit lieferten die Massenmedien, darunter die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, zugleich den Unterzeichnern eine Bestätigung, daß der Aufruf ins Schwarze getroffen hatte. Msgr. Strickland ließ sich von den Angriffen nicht beeindrucken. Er sei kein Politiker, „mir geht es um das Gemeinwohl“.
Die erste Zelebration zu Fronleichnam
Am vergangenen 11. Juni zelebrierte der Bischof erstmals in seinem Priesterleben die Heilige Messe in der überlieferten Form des Römischen Ritus. Bisher hatte er nur einmal einer solchen Zelebration beigewohnt. Als Zeitpunkt für diesen Schritt wählte er einen besonderen Tag im Kirchenjahr, das katholischste aller Feste: Fronleichnam.
In einem vergangene Woche veröffentlichten Interview des National Catholic Register spricht Bischof Strickland über seinen Schritt. Dieser sei Teil eines „geistlichen Weges“, bei dem die heilige Eucharistie immer stärker in den Mittelpunkt seines Lebens rückte. Deshalb rief er für 2020 in seinem Bistum ein „Jahr der Eucharistie“ aus und stellte das Allerheiligste Altarsakrament ins Zentrum der pastoralen Aktivitäten.
In ihm sei schrittweise der Wunsch gereift, die Zelebration des überlieferten Ritus „von Grund auf“ zu lernen.
„Ich trat 1977 im Alter von 18 Jahren in das Priesterseminar ein. Die lateinische Messe war faktisch in die Geschichte verbannt. Der Ritus wurde nicht erwähnt, nicht einmal angedeutet, nicht studiert – er war einfach weg.“
Seine erste wirkliche Erinnerung, zur Messe gegangen zu sein, reiche zwar auf das Jahr 1963 oder 1964 zurück, doch an die lateinische Messe „habe ich keine Erinnerung“. Das Priesterseminar zur Heiligsten Dreifaltigkeit und die Universität in Dallas, an denen er studierte, galten als „konservativ“:
„Ich denke, ich habe eine gute Basis erhalten, aber die lateinische Messe habe ich nie besucht.“
Sie existierte einfach nicht.
„Viele meiner Priesterjahre verbrachte ich hier an der Kathedrale in Tyler. Erst mit Summorum Pontificum von Papst Benedikt XVI. begann ich, den Wunsch nach der überlieferten Liturgie und dem Latein wirklich zu verstehen.“
Die Priesterbruderschaft St. Petrus wurde von seinem Vorgänger eingeladen, im Bistum eine Niederlassung zu errichten. Anstoß für ihn persönlich als Bischof sei das Interesse von Priestern und Seminaristen gewesen, den überlieferten Ritus zu erlernen. Zudem seien Kontakte zu Familien, „jungen Familien“, aus Gemeinden der Petrusbruderschaft zustandegekommen.
„Ich wurde mir immer mehr der lateinischen Messe und ihrer Anziehungskraft auf die Menschen bewußt.“
Die Schriften von Benedikt XVI. und die eucharistische Anbetung halfen, „meine Wertschätzung zu vertiefen“.
„Die Anbetung ist zum Mittelpunkt meines Lebens als Bischof geworden. Ich versuche jeden Tag, morgens und abends, so viel ich kann, das Allerheiligste Sakrament anzubeten.“
Die eucharistische Anbetung versuche er auch an sein Bistum weiterzugeben, weshalb er auch zur Abhaltung von Fronleichnamsprozessionen ermutigt.
„Die meisten Priester haben das getan, trotz der Verrücktheit mit dem Coronavirus.“
„Die eucharistische Anbetung zog mich zur überlieferten Form“
Und wie kam es zur Zelebration im überlieferten Ritus?
Die eucharistische Anbetung habe ihn „absolut“ zur überlieferten Form des Römischen Ritus hingezogen.
„Während des ganzen Advents betete ich, und dieses Verlangen wuchs weiter. Ich wollte etwas tun, um Jesus Christus zu ehren. Ich dachte immerfort daran, die überlieferte lateinische Messe für das Fronleichnamsfest zu lernen.“
Ihm sei bei seiner ersten Zelebration an Fronleichnam im Moment der Wandlung eine „tiefe Gnade“ zuteil worden. Die Erkenntnis von der tiefen Bedeutung dieser Gebete, dieser Worte „kann ich jetzt auf tiefgreifende Weise verstehen“.
In dem Interview ermutigt Bischof Strickland seine Mitbrüder im Bischofsamt, aber auch die Priester allgemein, den Weg zur Wiederentdeckung und Erlernung des überlieferten Ritus zu gehen. Das verlange einiges an Aufwand, Konzentration, Studium und Vertiefung. Er selbst habe es mit Hilfe eines Priester, der ihn unterwies, wie ein Schüler gelernt. Es gebe viele Hilfsmittel für die Vorbereitung, und er könne es nur empfehlen, denn die „Gnaden“ würden nicht ausbleiben.
Für ihn wurde der Weg zu einem „Prozeß des Staunens und der Ehrfurcht“. Er sei überwältigt worden von der tiefen Übereinstimmung der lateinischen Worte mit der Handlung im überlieferten Ritus.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Bischof Strickland/National Catholic Register (Screenshot)
Dieser Bischof hatte auch den Verstand und die Demut, es zuerst richtig zu studieren und einzuüben und nicht einfach zu denken, dass er das schon kann, weil er ja den neuen Ritus auch beherrscht und in ihm „würdig“ zelebriert.
Wie wunderschön, welch ein tiefgläubiger Bischof. Seine Diözese wird aufblühen.