(Rom) Der Päpstliche Kulturrat sorgt sich. Er sorgt sich allerdings nicht, daß durch die staatlichen Corona-Maßnahmen das Kulturleben zum Erliegen gebracht wurde, sondern um Corona-Reinlichkeit, die richtige Desinfizierung von kirchlichen Gegenständen, die Teil des kulturellen Erbes sind, und deren Schutz vor Desinfektionsübereifer. Dazu veröffentlichte er in drei Sprachen „Empfehlungen angesichts der Alarmsituation wegen COVID-19 zur Instandhaltung, Reinigung und Desinfektion des kulturellen Erbes“. Ob es dabei auch das Vorgehen im Petersdom im Blick hatte?
Auf der Internetseite des römischen Dikasteriums heißt es:
„Der Päpstliche Kulturrat hat seine Wurzeln im Zweiten Vaticanum und bietet ein offenes Fenster in die weite, vielfältige, unruhige und sehr reiche Welt der Kultur“
Und weiter:
„Die Pastoralkonstitution Gaudium et Spes (1965) brachte voll und ganz die Notwendigkeit zum Ausdruck, daß sich die Kirche den auftretenden Herausforderungen der zeitgenössischen Kultur stellt. Die Perspektive eines kreativen und tiefgreifenden Dialogs übernimmt dabei eine entscheidende Rolle als wesentliches Instrument des gegenseitigen Kennenlernens, der realen Begegnung und der gegenseitigen Befruchtung.“
Seine Aufgaben lauten:
„Der Päpstliche Kulturrat ist das Dikasterium der Römischen Kurie, das den Papst bei der Begegnung zwischen dem Evangelium und den Kulturen und in den Beziehungen der Kirche und des Heiligen Stuhls zur Kulturwelt unterstützt. Ziel ist es, einen aufrichtigen Dialog wiederaufzunehmen, damit die Vertreter der Wissenschaft, Literatur und Kunst sich von der Kirche als authentischer Suchender nach Wahrheit, Güte und Schönheit anerkannt fühlen.“
So errichtete Papst Paul VI. am 9. April 1965 das Sekretariat für die Nichtglaubenden, das 1988 in Päpstlicher Rat für den Dialog mit den Nichtglaubenden umbenannt wurde. Am 20. Mai 1982 schuf Papst Johannes Paul II. den Päpstlichen Kulturrat. Diesem gliederte er 1993 den Päpstlichen Rat für den Dialog mit den Nichtglaubenden ein. Papst Benedikt XVI. legte 2012 auch die Päpstliche Kommission für die Kulturgüter der Kirche mit dem Päpstlichen Kulturrat zusammen, während er den Bereich der Nichtglaubenden 2007, nach seiner berühmten Regensburger Rede, ausgliederte und an den dafür neuerrichteten Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog übertrug.
Soweit die Rahmenbedingungen. Vorsitzender des Päpstlichen Kulturrats ist seit 2007 Kardinal Gianfranco Ravasi, der unter Benedikt XVI. in Ansehen stand, wenngleich nicht alle genau wußten weshalb. Unter Papst Franziskus konnte er trotz vielfältiger Bemühungen jedoch keinen wirklichen Draht zu Santa Marta finden.
2014 hatte ihn Franziskus für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt. Das Mandat lief im vergangenen Jahr aus. Eine Verlängerung scheint nicht in Sicht. Vielmehr stehen bereits Anwärter auf die Nachfolge bereit, darunter José Tolentino Calaça de Mendonça, dem Franziskus im vergangenen Februar das Kardinalspurpur verlieh.
Das Kulturleben (Theater, Konzert, Museum usw.) wurde durch die staatlichen Corona-Maßnahmen im März zum Erliegen gebracht. Die bisher bekanntgegebenen „Lockerungen“ sind zuviel zum Sterben und zu wenig zum Überleben. Doch dazu war vom Päpstlichen Kulturrat bisher nichts zu hören. Er verlautbarte nun hingegen:
„Es wurde von verschiedenen Seiten berichtet, daß die Desinfektion von Räumen, Gewändern und heiligen Gefäßen für den Gottesdienst, die in dieser Notsituation erforderlich ist und wahrscheinlich noch lange Zeit notwendig sein wird, in einigen Fällen unter Verwendung von Reinigungsmitteln erfolgte, die für Kunstgegenstände und Kulturgüter nicht geeignet sind.
Wir veröffentlichen im Folgenden ein Dokument, das nicht vom Päpstlichen Kulturrat erstellt wurde, aber von ihm geteilt wird und sehr einfache und notwendige Hinweise bietet, um zu vermeiden, daß die wertvollsten und empfindlichsten Gegenstände unserer Kirchen irreversibel beschädigt werden.
Vor allem Priestern oder Kirchenverantwortlichen wird empfohlen, sich insbesondere in den heikelsten Fällen an das zuständige Amt für das kulturelle Erbe ihrer Diözese oder an die zuständige staatliche Aufsicht zu wenden.“
Übereifer beim Desinfizieren
Das angesprochene Problem mag zunächst erstaunen, ist aber nicht ganz von der Hand zu weisen, da in einigen Weltgegenden ein Desinfektionsübereifer wütet. Die vom Kulturrat ausgegebenen „Empfehlungen“ umfassen fünf Seiten mit detaillierten Angaben zur Desinfektion von Kirchen und anderen Räumlichkeiten und der darin enthaltenen Gegenstände. Hintergrund ist die vor allem in Italien derzeit weitverbreitete Praxis, in großem Stil offene und geschlossene Räume zu desinfizieren. Dazu gehören öffentliche Straßen und Plätze ganzer Städte, aber auch Kirchen. Ob der Kulturrat dabei auch an den Vatikan dachte?
Nach diesem Muster ging man nämlich auch dort vor. Obwohl der Zugang zum Kirchenstaat Anfang März hermetisch abgeriegelt wurde und zehn Wochen lang weder Gläubige noch Touristen den Petersplatz und den Petersdom besuchen durften, wurde auch dieser von Desinfektionstrupps gereinigt. Parallel zu Italien öffnete auch der Vatikan am vergangenen Montag, dem 18. Mai wieder den Zutritt. Das Grab des Apostelfürsten Petrus darf seither wieder besucht werden.
Der Zeitpunkt der Öffnung stellt eine der zahlreichen Kuriositäten in der Frage der Corona-Maßnahmen dar. Das Bistum des Papstes wandte weltweit die radikalsten Maßnahmen an. Am 12. März wurden alle Kirchen und Kapellen geschlossen, auch für das persönliche Gebet. Nach Protesten wurden am 13. März zumindest die Pfarrkirchen wieder geöffnet. Das bedeutete dennoch, daß in Rom, der „Stadt der Kirchen“, besonders in der Altstadt viele Kirchen gesperrt blieben. Dicht machte auch der Vatikan. Ein Zutritt zum Petersdom war untersagt. Als Italiens Regierung für den 4. Mai Lockerungen ankündigte, hofften und drängten die Bischöfe, am Sonntag, dem 3. Mai bereits öffentliche Gottesdienste wiederzulassen zu können. Die Regierung wollte davon aber nichts wissen. Es kam zu Protesten und Verhandlungen, bei denen der Heilige Stuhl vermittelte. Am Ende einigte man sich auf den 18. Mai, was diesmal von der Regierung auch eingehalten wurde. Nur, zumindest der Vatikan hätte den Petersdom bereits am 3. oder 4. Mai öffnen können. Er hätte damit ein Zeichen gegeben und den Gläubigen eine Heimat. Vor allem ist der Heilige Stuhl in seinen Entscheidungen völlig unabhängig von jenen Italiens. Doch Papst Franziskus wollte nicht. Der Petersdom blieb gesperrt und wurde erst geöffnet, als Italien am 18. Mai wieder öffentliche Gottesdienste erlaubte.
Zuvor wurde der Petersdom von Trupps gründlich desinfiziert, warum auch immer. Das dazu verbreitete Fotomaterial liefert ein Bild der Lächerlichkeit. Der Petersdom war 68 Tage gesperrt, doch der Vatikan zeigte ihn wie ein hoch kontaminiertes Risikogebiet. Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Wörter. Warum aber solche Bilder? Wer wollte sie? Die Bilder erzeugen Angst, vermitteln Unsicherheit und suggerieren ein Gefahrenszenario, das es in dieser Form nicht gibt. Vor allem wird der heilige Ort mit dem Grab des Apostelfürsten Petrus als Seuchengebiet dargestellt.
Am 13. Mai gab die WHO bekannt, daß es keinen Beweis für die zunächst behauptete Ansteckung durch Oberflächen gibt. Dennoch empfiehlt sie sicherheitshalber Waschbecken, Toiletten, elektronische Geräte und Handläufe zu desinfizieren. Zugleich rät sie aber vom Versprühen von Desinfektionsmitteln ab, wie es in Ostasien und Italien geschieht. Das gelte laut Weltgesundheitsorganisation sowohl für Flächen im Freien als auch in Gebäuden. In vielen Fällen sei eine solche Aktion sinnlos, das Risiko einer möglichen Gefährdung von Menschen vielmehr größer als der Nutzen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshots)
Μηδὲν ἄγαν „Nichts im Übermaß!“ stand auf einer Säule des Tempels von Delphi und soll auf Solon zurückgehen. Dies ist auch die erste
Reaktion auf den Bericht zu dem Thema. Aber soviel Unsinn kommt heraus, wenn Nichtfachleute zu selbsternannten Fachleuten(Hygienikern) werden. Es wird bekanntlich alles desinfiziert, pathogene und nicht pathogene Keime, das ganze Qecosystem der Keime. Nach möglichem Schaden wird nicht gefragt.
Ein bißchen Ironie: Neben dem Fuß der Statue des Apostelfürsten Petrus sollte man Desinfektionsmittel hinstellen, daß nach jedem Kuß der Fuß desinfiziert werden kann. 😉
„Bilder der Lächerlichkeit: Seit 18. Mai ist der Petersdom nach 68 Tagen der Schließung wieder offen. Zuvor wurde die größte Kirche der Christenheit massiv desinfiziert, als handle es sich um ein Seuchengebiet.“
Das sind keine Bilder der Lächerlichkeit. Hier wird mit voller Überlegung das Mysterium der Heiligen Kirche Jesu Christi angegriffen. Die negativen Auswirkungen auf den Glauben der Katholiken wird enorm sein. Bald werden sie versuchen Marienwallfahrtsorte zu desinfizieren. Der Angriff läuft. Lasst euch nicht täuschen von ihrem Geschwätz das sie um unsere Gesundheit besorgt sind.
Per Mariam ad Christum,
Lieber Shuca, wenn ich all diese sehe, das Hl Messopfer grundlos beseitigt, dann als Notlösung Eintrittskarten, frage ich mich nach den Zeichen der Zeit und denke an Matthaeus 24:15
„Wenn ihr nun sehen werdet den Greuel der Verwüstung (davon gesagt ist durch den Propheten Daniel), daß er steht an der heiligen Stätte (wer das liest, der merke darauf!)“ ebenso erinnere ich an an Daniel 9,27 und 12,11dort steht:„die Gottlosen alle werden’s nicht achten; aber die Verständigen werden’s achten. 11Und von der Zeit an, wenn das tägliche Opfer abgetan und ein Greuel; der Verwüstung aufgerichtet wird, sind tausend zweihundertundneunzig Tage. 12 Wohl dem, der da wartet und erreicht tausend dreihundert und fünfunddreißig Tage!…“ Die Zeilen beschreiben nicht mehr und nicht weniger als die Abschaffung des Hl. Opfers
Warum nicht inzensieren statt (chemisch) desinfizieren? Weihrauch desinfiziert doch auch. Jedenfalls hatte inzensieren in der Kirche eine lange und altehrwürdige Tradition – wenigstens bis zur Liturgiereform von 1970. Und im Unterschied zu dem Malaria-Medikament, mit dem sich US-Präsident Trump gegen Covid-19 zu schützen versucht, hat der Weihrauch keinerlei schädliche (Neben-)Wirkung. Vom angenehmen Duft ganz zu schweigen.