„Die Coronavirus-Pandemie erwischt die Kirche auf dem falschen Fuß“ – Sechs Gedanken von Don Nicola Bux zur Coronavirus-Pandemie

„Diese Infektion ist vorkonziliar: Nun ist der Papst des Pueblo ohne Volk"


Don Nicola Bux gibt mit sechs Gedanken Antwort, wie die Coronavirus-Pandemie geistlich eingeordnet werden kann.
Don Nicola Bux gibt mit sechs Gedanken Antwort, wie die Coronavirus-Pandemie geistlich eingeordnet werden kann.

Von Don Nico­la Bux*

Anzei­ge

Wenn das, was wir erle­ben, in den Strom gött­li­cher Ermah­nun­gen fällt, steht unse­re Sün­de, auch die Sün­de in der Kir­che, auf der Tages­ord­nung. Die Stel­lung­nah­me von Msgr. Nico­la Bux will auf die Fra­ge nach der Bedeu­tung ant­wor­ten, die uns die quä­len­de Pan­de­mie, ob gesund­heit­lich oder durch die Ein­schrän­kung der Frei­heits­rech­te oder wirt­schaft­lich, unauf­halt­sam vor Augen führt. Aus­gangs­punkt jeder Ant­wort auf die Fra­ge nach Sein und Sinn ist die Frei­heit des Men­schen und die Gren­ze die­ser Frei­heit. Die wirk­li­che Ant­wort muß in der Wahr­heit gesucht wer­den, die in sein Herz und in das Natur­ge­setz ein­ge­schrie­ben ist.

Die Grenzen

In der aktu­el­len Ver­schär­fung der Kri­se der west­li­chen Zivi­li­sa­ti­on stellt sich die gro­ße Fra­ge: Was ist der Mensch ange­sichts sei­ner Selbst­über­schät­zung, die eige­nen Gren­zen über­win­den und dafür Wis­sen­schaft und Recht als Waf­fen kom­bi­nie­ren zu wol­len? Es ist offen­sicht­lich, daß der Schlüs­sel für den gesam­ten Dis­kurs über den Men­schen die Gren­ze sei­ner Frei­heit ist. Eine Gren­ze, die nicht auf den Bereich des Glau­bens zu beschrän­ken ist, son­dern – gemäß Pas­cals Ein­la­dung, „als ob Gott exi­stie­re“, die Kar­di­nal Ratz­in­ger den Ungläu­bi­gen in Erin­ne­rung rief – in der Wahr­heit gesucht wer­den soll, die in das Herz eines jeden Men­schen und in die unver­än­der­li­chen Geset­ze des Natur­rechts ein­ge­schrie­ben ist. Die Ver­tei­di­gung des Men­schen und sei­ner wirk­li­chen Frei­heit ist ein kate­go­ri­scher Impe­ra­tiv für jeden, der sich um das Schick­sal des Westens und der Mensch­heit sorgt.[1]

Wir kön­nen die­ses Virus als „Zei­chen der Zeit“ lesen, vor allem im Sin­ne einer Ermah­nung an die Welt: Von vie­len Umar­mun­gen und vie­len Bezie­hun­gen, auch wider die Natur, müs­sen wir jetzt im Sin­ne einer aus­glei­chen­den Zurecht­wei­sung Abstand neh­men. Wir haben die Natur­ge­set­ze her­aus­ge­for­dert und Sün­den began­gen, „die vor Gott nach Rache schreien“. 

Was ist erst von der Untreue und der Gleich­gül­tig­keit jener zu sagen, die im prak­ti­schen Athe­is­mus leben und eine von Gott eman­zi­pier­te Natur propagieren!

Und Ehe­brü­che, Abtrei­bun­gen, Scheidungen.

Wir haben die Rech­te Got­tes unkennt­lich gemacht und die Rech­te des Men­schen an ihre Stel­le gesetzt. 

Was steckt dahinter? 

Ich schlie­ße mich den Schluß­fol­ge­run­gen der jüng­sten Stel­lung­nah­me von Prof. Ste­fa­no Fon­ta­na an[2]:

„Lei­der hat uns die Säku­la­ri­sie­rung dar­an gewöhnt, jede Ebe­ne als auto­nom zu betrach­ten: die Tech­no­lo­gie unab­hän­gig von der Wis­sen­schaft, die Wis­sen­schaft unab­hän­gig von der Poli­tik, die Poli­tik unab­hän­gig von der Ethik, die Ethik unab­hän­gig von der Reli­gi­on… Jede Ebe­ne sei in der Lage, unab­hän­gig ihre eige­nen Zie­le zu errei­chen – und das Gegen­teil zu behaup­ten, sei Fun­da­men­ta­lis­mus. Der letz­te Zweck ist aber nicht die letz­te Stu­fe einer Trep­pe, die sich ein­fach an die vor­he­ri­gen anfügt. Der letz­te Zweck stimmt viel­mehr mit dem Prin­zip über­ein. Kein Zwi­schen­schritt, kei­ne ein­zel­ne Stu­fe kann es allei­ne schaf­fen: ‚Getrennt von mir könnt ihr nichts voll­brin­gen‘.

Es erin­nert mich an das, was Don Giu­s­sa­ni[3] sag­te: Gott hat etwas mit Mathe­ma­tik zu tun. Bene­dikt XVI. sag­te das auch in einer Anspra­che an die Jugend des Bis­tums Rom. Fon­ta­nas Stel­lung­nah­me ruft auch eine hef­tig dis­ku­tier­te Stel­le von Gau­di­um et spes über die Auto­no­mie irdi­scher Wirk­lich­kei­ten in Erinnerung: 

„Wird aber mit den Wor­ten ‚Auto­no­mie der zeit­li­chen Din­ge‘ gemeint, daß die geschaf­fe­nen Din­ge nicht von Gott abhän­gen und der Mensch sie ohne Bezug auf den Schöp­fer gebrau­chen kön­ne, so spürt jeder, der Gott aner­kennt, wie falsch eine sol­che Auf­fas­sung ist. Denn das Geschöpf sinkt ohne den Schöp­fer ins Nichts“ (GS, 36).

Die­ser Glau­be muß auf die heu­te weit­ver­brei­te­te öko­lo­gi­sche Auf­fas­sung ange­wen­det wer­den, die Schöp­fung sei zum Schei­tern ver­ur­teilt, wenn der Mensch nicht ein­greift. Das wider­spricht jedoch der Offen­ba­rungs­leh­re, die von den Kir­chen­vä­tern und Kir­chen­leh­rern unter­stützt wird, man den­ke nur an Cle­mens, Atha­na­si­us und Tho­mas von Aquin.

Die Warnung

Die­ses Virus ist aber auch eine War­nung an die Män­ner der Kir­che, die im Namen des „Para­dig­men­wech­sels“ die Leh­re Chri­sti der Welt unter­ord­nen. Sie sagen, daß sie die nicht ver­han­del­ba­ren Wer­te nicht ver­ste­hen. Sie sehen in der Ungleich­heit und nicht in der Sün­de die Wur­zel aller Übel – auch der sozia­len. Sie haben die Pro­jek­ti­on gno­sti­scher und neu­heid­ni­scher Sze­nen auf die Fas­sa­de des Peters­do­mes erlaubt. Sie haben den Auf­trag des Evan­ge­li­ums und die Not­wen­dig­keit der Bekeh­rung zugun­sten eines selbst­ge­fäl­li­gen Dia­logs mit den Reli­gio­nen auf­ge­ge­ben, und den katho­li­schen Gott für den einen Gott. Sie haben Luther als Medi­zin für die Kir­che prä­sen­tiert und die Situa­ti­ons­ethik anstel­le der mora­li­schen Grundsätze. 

Mit einem Wort: Mit dem Para­dig­men­wech­sel haben sie sich der welt­li­chen Men­ta­li­tät angepaßt.

In Wahr­heit war die christ­li­che Gemein­schaft seit den Ursprün­gen des Chri­sten­tums, obwohl gewiß nicht von nüch­ter­nen Bräu­chen umge­ben, wie es auch heu­te der Fall ist, nicht bereit, mit der welt­li­chen Men­ta­li­tät Kom­pro­mis­se ein­zu­ge­hen. Im Gegen­teil, es lag den Vätern am Her­zen, sich klar von den Ein­stel­lun­gen des Hei­den­tums zu unter­schei­den: Die­ser Welt, die so weit ent­fernt von den Idea­len des Evan­ge­li­ums ist, hat nicht unser Ver­ständ­nis zu gel­ten, und schon gar nicht soll ihr Honig um den Mund gestri­chen, son­dern sie her­aus­ge­for­dert wer­den. Statt­des­sen spre­chen pasto­ra­le Doku­men­te zwar oft von Her­aus­for­de­run­gen, doch dann stel­len sie sich ihnen nicht, son­dern geben der Welt und ihrem Prag­ma­tis­mus nach.

Bei der jüng­sten Syn­ode [der Ama­zo­nas­syn­ode] wur­den nicht Prie­ster­be­ru­fun­gen und der Zöli­bat geför­dert, son­dern „Viri pro­ba­ti“ her­bei­ge­re­det und von neu­en Dien­sten für Frau­en geträumt. Es wur­de die öko­lo­gi­sche Umkehr anstatt die des Her­zens gefor­dert, eine glo­ba­le Wirt­schaft statt der Erlö­sung, eine syn­oda­le Kir­che statt der hier­ar­chisch geord­ne­ten Kir­che, wie sie Jesus Chri­stus gewollt hat. Ja sogar die Ände­rung der sakra­men­ta­len For­meln und des Vater­un­sers wur­de in der Annah­me gefor­dert, daß Gott uns zu unse­rem Wohl gar nicht prü­fen könne.

Doch das Virus hat alles vereitelt. 

Jetzt ist der Papst, der so um den Pue­blo besorgt ist, ohne Volk. 

Die von der akti­ven Teil­nah­me so berausch­ten Prie­ster sind ohne Gläubige. 

Die Gläu­bi­gen, die so an Gemein­schafts­lit­ur­gien gewöhnt wur­den, lei­den unter Ver­las­sen­heit, weil sie nicht in der Anbe­tung, in der inne­ren Samm­lung auf den Knien und im per­sön­li­chen Gebet geschult wur­den, das im Ver­bor­ge­nen ver­rich­tet wird, wo uns allein der Vater sieht. 

Zur Zeit der Asia­ti­schen Grip­pe (1969)[4] und der Cho­le­ra (1973)[5] waren wir noch an das per­sön­li­che Gebet gewöhnt. Im Wesent­li­chen woll­ten wir den kirch­li­chen Leib stär­ken und uns nicht um die ein­zel­nen Glie­der sor­gen. Heu­te wis­sen vie­le aber nicht mehr, wie man per­sön­lich betet. Wir sind phy­sisch zwar in der Lit­ur­gie, aber weder emp­fängt noch gibt man. 

Nun sind die Kir­chen ver­las­sen, und Gläu­bi­ge und Hir­ten sind wie Verbannte.

Ein deut­scher Prä­lat sag­te vor eini­gen Mona­ten, viel­leicht unbe­wußt[6]:

„Nichts wird mehr so ​​sein wie zuvor.“

In Wahr­heit war es den Vätern seit den Ursprün­gen des Chri­sten­tums nicht wich­tig, sich mit der Welt ein­zu­las­sen. In der Debat­te über die Ama­zo­nas­syn­ode wur­den Zöli­bat und Lit­ur­gie auf Ange­le­gen­hei­ten inner­halb der Kir­che redu­ziert, aber ver­ges­sen, daß sie auch einen mis­sio­na­ri­schen Zweck haben. Sie sind an die Welt gerich­tet, damit die­se eine effi­zi­en­te Ver­kün­di­gung des Evan­ge­li­ums erhal­ten kann. Wir haben zwar viel vom „Wort Got­tes“ gespro­chen, aber ver­ges­sen hin­zu­zu­fü­gen, daß dar­in die Offen­ba­rung des leben­di­gen Got­tes ent­hal­ten ist. Es hat uns gefal­len, die Kru­zi­fi­xe aus der Mit­te unse­rer Kir­chen zu ent­fer­nen und noch mehr den Taber­na­kel mit dem Aller­hei­lig­sten. Wir haben sie hastig durch Dar­stel­lun­gen des Auf­er­stan­de­nen und durch den Sitz des Zele­bran­ten ersetzt. In der Tat: Nach die­ser Seu­che wird für jene, die Augen haben, um zu sehen, Ohren, um zu hören, ein Herz, um nach­zu­sin­nen, in der Kir­che und in der Welt nichts mehr sein wie zuvor. Der Herr hat ande­re Wege aufgezeigt!

Zweihundert Jahre?

Was der­zeit geschieht, scheint wie eine ägyp­ti­sche Pla­ge, die auch die Unschul­di­gen trifft. Der Wür­ge­en­gel des Exodus, der ster­ben und leben läßt, scheint in Akti­on. Ja, es scheint die gro­ße Trüb­sal von Dani­el zu sein. Die­se Ansteckung ist vor­kon­zi­li­ar: Sie erwischt die Kir­che auf dem fal­schen Fuß und die­se fällt viel wei­ter zurück als nur die zwei­hun­dert Jah­re, die von Kar­di­nal Mar­ti­ni befürch­tet wur­den. Die Pla­ge drängt die Kir­che zurück in die Rol­le, die ihr von ihrem Grün­der zuge­wie­sen wur­de, der sagte: 

„Ich bin die Auf­er­ste­hung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.“

Das ist ein Boden, der von der moder­nen Kate­che­se zugun­sten des „Sozia­len“ auf­ge­ge­ben wur­de: Es ist der Boden der Novi­s­si­ma, der letz­ten Din­ge. Gera­de die Pre­dig­ten die­ser Zeit – die berühm­ten Fasten­pre­dig­ten – hat­ten die Auf­ga­be, sie jedes Jahr anzu­spre­chen, denn der Mensch steht jeden Tag vor Tod und Gericht, Para­dies und Höl­le – wir hof­fen zumin­dest auf das Fege­feu­er. In den Kir­chen gab es sie­ben Altä­re und noch mehr, damit die Prie­ster zahl­reich das hei­li­ge Meß­op­fer für die Ver­ge­bung der Sün­den dar­brin­gen konnten. 

Vor der aktu­el­len Not­si­tua­ti­on glaub­ten vie­le, daß eine Mis­sa pri­vata (Pri­vat­mes­se) oder Mis­sa sine popu­lo (ohne Volk) wenn nicht ungül­tig, so doch zumin­dest ille­gi­tim sei, wie eini­ge Befür­wor­ter der lit­ur­gi­schen Bewe­gung behaup­te­ten. Die­se Vor­stel­lung ver­brei­te­te sich nach dem Zwei­ten Vati­ca­num auch auf­grund eini­ger Defor­ma­tio­nen der Kon­ze­le­bra­ti­on, die bis heu­te nicht geklärt wur­den. Und doch haben sowohl Pius XII. in Media­tor Dei als auch Paul VI. in Myste­ri­um fidei die Gül­tig­keit die­ser Form der Mes­se und ihre vol­le Legi­ti­mi­tät bekräftigt: 

„Jede Mes­se näm­lich, auch wenn sie pri­vat vom Prie­ster zele­briert wird, ist den­noch nicht pri­vat, son­dern ein Han­deln Chri­sti und der Kir­che; die Kir­che lernt ja im Opfer, das sie dar­bringt, sich selbst als ein uni­ver­sa­les Opfer dar­zu­brin­gen, und sie wen­det die ein­zi­ge und unend­lich erlö­sen­de Kraft des Kreu­zes­op­fers der gan­zen Welt zum Hei­le zu. Denn jede Mes­se, die zele­briert wird, wird nicht nur für das Heil eini­ger, son­dern auch für das Heil der gan­zen Welt dar­ge­bracht“ (Myste­ri­um fidei, 33).

Alles ent­stand aus dem Miß­ver­ständ­nis über die Natur der Mes­se als öffent­li­ches Gebet der Kir­che, und es wur­de behaup­tet, daß „öffent­lich“ die Teil­nah­me des Vol­kes mei­ne. Pri­vat­mes­sen (oder ohne Volk) wur­den daher nicht mehr als zuläs­sig angesehen.

Das Reich Got­tes steht im Zei­chen der Glück­se­lig­keit, aber die Offen­ba­rung spricht von gött­li­chen Stra­fen, die dar­auf abzie­len, jedes Geschöpf mit Gott zu versöhnen: 

„Doch mein Volk hat nicht auf mei­ne Stim­me gehört; Isra­el hat mich nicht gewollt. Da über­ließ ich sie ihrem ver­stock­ten Her­zen und sie han­del­ten nach ihren eige­nen Plä­nen“ (Ps 81, 12–13).

Könn­te ein ernst­haf­tes Nach­den­ken über die­se und ähn­li­che Stel­len der Hei­li­gen Schrift nicht ein wah­res Wort der Hir­ten für das Volk Got­tes wer­den? Eine ech­te Ein­la­dung zur Bekehrung? 

Viel­leicht wäre es ange­bracht, zum Bei­spiel zu sagen, daß wir jetzt in die­ser vom Men­schen erbau­ten Welt, ohne Gott hören zu wol­len, viel­mehr Ihn ganz aus­zu­klam­mern, die Rech­nung mit der Här­te unse­res Her­zens machen müssen.

Das wäre von den Hir­ten, die in der Kir­che das munus (die Auf­ga­be) der Leh­re haben, den Anord­nun­gen vor­aus­zu­schicken gewe­sen, die sie zu den Zele­bra­tio­nen des Jah­res­krei­ses und der Hoch­fe­ste erlie­ßen und die eine nicht gerin­ge Stra­fe bedeu­ten, die zu erdul­den ist. Man darf nicht bei recht­li­chen Aspek­ten ste­hen­blei­ben und die Kir­chen schlie­ßen, als wären sie öffent­li­che Ämter, denn sie sind Kli­ni­ken des Gei­stes. Die gro­ßen Päp­ste und Bischö­fe haben immer ent­schie­den die Rech­te der Kir­che ver­tei­digt. Kar­di­nal Bur­ke schreibt dazu: 

„Wir müs­sen dar­auf bestehen, daß die Regeln des Staa­tes, auch zum Wohl des Staa­tes, die beson­de­re Bedeu­tung von Kult­stät­ten aner­ken­nen, ins­be­son­de­re in Zei­ten natio­na­ler und inter­na­tio­na­ler Kri­sen. Tat­säch­lich haben die Regie­run­gen in der Ver­gan­gen­heit die Bedeu­tung des Glau­bens, des Gebets und den Kul­tus des Vol­kes für die Über­win­dung einer Seu­che ver­stan­den“ (Bot­schaft vom 23. März 2020). 

Es ist die hei­li­ge Kir­che, die die Geschich­te beur­teilt und nicht umge­kehrt, denn alles, was in der Geschich­te geschieht, wird von Gott zuge­las­sen, der unend­li­che Gerech­tig­keit und unend­li­che Barm­her­zig­keit ist.

Die Offenbarung

Im umgangs­sprach­li­chen Gebrauch wird die Aus­sa­ge oft­mals unan­ge­mes­sen auf Men­schen und Ereig­nis­se ange­wandt, wenn es heißt: „Es ist eine Stra­fe Got­tes“, „Es ist der Zorn Got­tes“. Wen­den wir sie jetzt aber auf die Pan­de­mie an: Wie ist sie da zu ver­ste­hen? Ist sie eine Stra­fe Got­tes im Sin­ne von castus, „rein“, und ago, „tun“: also reinigen? 

Es ist wie bei Kin­dern, die bestraft wer­den… Wir nun mit einem Maul­korb (einem Mundschutz). 

War­um ist es so schwer zu akzep­tie­ren, daß Gott straft? Seit der Zeit der alten Grie­chen und Römer bis ins vori­ge Jahr­hun­dert fan­den Pro­zes­sio­nen statt und wur­den Gelöb­nis­se gemacht, damit eine Stra­fe endet. Heu­te gilt das Wort „Bestra­fung“ selbst unter Geist­li­chen als ein Ärger­nis, weil ver­ges­sen wur­de, daß der Welt­ge­schich­te nicht nur die Lie­be, son­dern auch Sün­de, Zorn und Gericht zugrun­de liegen. 

Es stimmt, daß wir in Jesus Chri­stus das Geheim­nis der gött­li­chen Lie­be ver­eh­ren, das mit Geduld und Barm­her­zig­keit die Bekeh­rung des Sün­ders will. Unwis­sen­heit, Pest, Hun­ger, Krieg, Lei­den, Tod offen­ba­ren dem Men­schen aber sei­ne Situa­ti­on als Sün­der. Die Stra­fe ist die Fol­ge der Sün­de. Gott zeigt Sein Gesicht, das urteilt und ret­tet, wie wir es in den Psal­men oft anru­fen, so im Psalm 80: 

„Zeig uns dein Ant­litz, und wir wer­den geret­tet werden.“

Stra­fe ist also ein Zei­chen der Sün­de, weil sie uns ver­ste­hen läßt, daß wir uns von Gott getrennt haben (vgl. Röm 8, 20)[7]. Stra­fe ist auch die Frucht der Sün­de, denn sie ist die Schran­ke gegen die Sün­de und kann für man­che zur Ver­ur­tei­lung, für ande­re aber zur Bekeh­rung füh­ren (vgl. Lk 15, 14–20). Chri­stus kann­te die Stra­fe, nicht wegen Sün­den, die Er began­gen hät­te, son­dern wegen der Sün­den der Men­schen, die Er auf sich nahm. Des­halb ist Stra­fe immer auch Offen­ba­rung Gottes! 

Wer die Gna­de der gött­li­chen Heim­su­chung nicht annimmt, stellt sich gegen die Hei­lig­keit Got­tes und tritt in Kon­flikt mit Gott selbst (vgl. Lk 19, 41–44)[8]. So spricht der Prophet: 

„Dann wirst du wis­sen, daß ich Jah­we bin“ (Ez 11, 10; 15, 7). 

Und Jesus:

„Wer an den Sohn glaubt, hat das ewi­ge Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, son­dern Got­tes Zorn bleibt auf ihm“ (Joh 3, 36). 

Die Stra­fe als Offen­ba­rung erfolgt durch das Wort (vgl. Weish 18, 14–15; Offb 19, 11–16)[9]. Gera­de vor dem gekreu­zig­ten Jesus Chri­stus nimmt es sei­ne gan­ze, wah­re Dimen­si­on an (vgl. Joh 8, 28)[10]. Chri­stus wur­de an unse­rer Stel­le und für unser Heil bestraft.

Die Umkehr

Das Opfer Chri­sti ver­langt nach unse­rer Bekeh­rung, nach unse­rer Umkehr: 

„Mein Sohn, ver­ach­te nicht die Zucht des Herrn, ver­za­ge nicht, wenn er dich zurecht­weist. Denn wen der Herr liebt, den züch­tigt er; er schlägt mit der Rute jeden Sohn, den er gern hat“ (Hebr 12, 5–6).

Keh­ren wir um und schau­en wir auf Chri­stus und auf unse­re Sün­de. Auch wir müs­sen das Kreuz tra­gen und ergän­zen, was an Sei­nem Lei­den noch fehlt (vgl. Kol 1, 24)[11]: Wir müs­sen die Stra­fe (poenam tene­re) ertra­gen, die Buße, die uns auf­er­legt wird. Die Stra­fe offen­bart die Tie­fen des Her­zens Got­tes: Sei­ne Eifer­sucht, Sei­nen Zorn, Sei­ne Rache an Sei­nen Fein­den, Sei­ne Gerech­tig­keit, Sei­nen Wil­len zur Ver­ge­bung, Sei­ne Barm­her­zig­keit, schließ­lich Sei­ne durch­drin­gen­de Lie­be. Die Erzie­hung zur mensch­li­chen Frei­heit kann nicht ohne Umkehr erreicht wer­den (vgl. 1 Kor 11, 32; Gal 3, 23f)[12]. Für den fleisch­li­chen Men­schen ist die Bestra­fung eine Ver­ur­tei­lung, für den geist­li­chen Men­schen ist sie eine Süh­ne in Chri­stus, und das Gericht ist eine Recht­fer­ti­gung. Der hei­li­ge Tho­mas sagt, daß die Stra­fe als Heil­mit­tel oder als Bestra­fung gese­hen wer­den kann.

Daher ist die gegen­wär­ti­ge Pan­de­mie, bezo­gen auf die Offen­ba­rung, zwei­fel­los eine Stra­fe Got­tes, weil die Rech­te Got­tes miß­ach­tet wur­den. Die Pro­phe­ten wür­den sagen: Wir haben uns von Gott abge­wandt und getan, was in Sei­nen Augen schlecht ist, auch inner­halb der Kir­che. Kar­di­nal Bur­ke schreibt dazu: 

„Wir sind selbst inner­halb der Kir­che Zeu­gen eines Hei­den­tums, das die Natur und die Erde anbe­tet. Es gibt in der Kir­che sol­che, die die Erde als unse­re Mut­ter bezeich­nen, als wären wir von der Erde gekom­men, und als wäre die Erde unser Heil“ (s. o.). 

Wir sind – im Wider­spruch zum Ersten Gebot – dem Göt­zen­dienst erle­gen, der schwer­sten aller Sün­den, indem wir vor Erd­hau­fen nie­der­ge­kniet und sogar im Peters­dom göt­zen­die­ne­ri­sche Figu­ren ver­ehrt haben. Wir haben die Kir­chen in Biwaks und Gast­häu­ser ver­wan­delt, obwohl wir viel bes­ser geeig­ne­te Ein­rich­tun­gen hat­ten, um die Armen und Migran­ten auf­zu­neh­men. Wir haben ver­ges­sen, wofür eine Kir­che benutzt wird, und war­um sie mit einem fei­er­li­chen Ritus geweiht wird. Wir haben Miß­bräu­che, Ent­wei­hun­gen der hei­li­gen Lit­ur­gie und uner­träg­li­che Ver­zer­run­gen, Belei­di­gun­gen und Respekt­lo­sig­kei­ten began­gen. Wir sind so weit gegan­gen, zu behaup­ten, daß die Gna­de Got­tes sogar mit einer Situa­ti­on gewohn­heits­mä­ßi­ger Sün­de koexi­stie­ren kön­ne, die nicht reu­igen Sün­dern die sakri­le­gi­sche Kom­mu­ni­on ermög­licht. Die Lit­ur­gie ist, wie Jesa­ja sagt, zu einem ange­lern­ten mensch­li­chen Brauch gewor­den (vgl. 29,13)[13]. Wir haben Ver­wir­rung unter dem Volk Got­tes gesät durch die Koexi­stenz zwei­er Päp­ste, und die Aus­lie­fe­rung der Gläu­bi­gen an die Behör­den athe­isti­scher Staa­ten wie der Volks­re­pu­blik Chi­na geför­dert. Die War­nung Pauls VI. von der Selbst­zer­stö­rung der Kir­che wird hör­bar. Haben sich Athe­is­mus und Glau­bens­ver­lust unter den Män­nern der Kir­che nie­der­ge­las­sen, wie Kar­di­nal Mül­ler sagte?

Das Flehen

Ist es ein Zufall, daß die­se Epi­de­mie am Beginn der Fasten­zeit aus­ge­bro­chen ist? Und war­um so viru­lent? Die Fasten­lit­ur­gie betrach­tet die Buße des Kör­pers als Medi­zin für die See­le. Das bedeu­tet, daß auch heu­te die gött­li­chen Gna­den in Reich­wei­te sind! Das ist die gün­sti­ge Zeit, um das Heil Jesu Chri­sti zu ver­kün­di­gen, das in der Kost­bar­keit der See­le besteht, die grö­ßer ist als der Gewinn der gan­zen Welt. Die Römi­sche Kir­che bit­tet in ihren öffent­li­chen Gebe­ten dar­um, Seu­chen und Epi­de­mien enden zu las­sen, im letz­ten Gebet zu Gott aber dar­um, daß die Sterb­li­chen ver­ste­hen, daß die­se Gei­ßeln aus Sei­nem gerech­ten Zorn über unse­re Sün­den ent­sprin­gen und durch Sei­ne Barm­her­zig­keit been­det werden: 

Mise­re­re nostri Domi­ne! Mise­re­re nostri.

Erbar­me Dich unser, Herr! Erbar­me Dich unser.

Wir kön­nen mit der Fasten­lit­ur­gie sagen: Groß ist unse­re Sün­de, aber grö­ßer ist Dei­ne Lie­be, til­ge unse­re Schuld zum Ruh­me Dei­nes Namens. Im Ver­bor­ge­nen unse­rer See­le laßt uns uns nie­der­wer­fen und die gött­li­che Gna­de anfle­hen, befreie uns vom Zorn des Gerichts … Ver­gib unse­re Feh­ler, hei­le unse­re Wun­den, füh­re uns mit Dei­ner Gna­de zum öster­li­chen Sieg.

Ist die Stun­de der Gerech­tig­keit nach jener der Barm­her­zig­keit uner­war­tet gekom­men? Wir dür­fen hof­fen, daß dem nicht so ist, und fle­hen, solan­ge Zeit ist: 

„Durch Sein schmerz­haf­tes Lei­den habe Erbar­men mit uns und mit der gan­zen Welt.“

Des­halb bit­ten wir den Herrn, daß Er Sei­nen Erz­engel das Schwert so bald als mög­lich wie­der zurück in die Schei­de stecken läßt. Las­sen wir unser Fle­hen auf­stei­gen wie Weih­rauch zum Herrn: 

„Zur Ehre Dei­nes Namens, all­mäch­ti­ger Gott, komm, um uns zu befrei­en. Schen­ke uns Zeit für die Buße.“

Wir befin­den uns in einer von der Vor­se­hung bestimm­ten Bestra­fung, die Früch­te tra­gen wird, aber wir müs­sen einen Actus con­tri­tio­nis voll­brin­gen, wir müs­sen in uns Reue erwecken, weil wir durch unse­re Sün­den Sei­ne Stra­fen und vie­les mehr ver­dient haben, weil wir Ihn, der unend­lich gut und wür­dig ist, über alles geliebt zu wer­den, belei­digt haben. 

Machen wir es uns mit Sei­ner hei­li­gen Hil­fe zum Vor­satz, Ihn nie wie­der zu belei­di­gen, legen wir fei­er­li­che Gelüb­de ab, und die Pan­de­mie wird verschwinden. 

Haben wir kei­ne Angst vor Gott, aber Ehr­furcht: Sie erin­nert uns dar­an, wie klein wir vor Ihm sind. Fürch­ten wir, Ihn, unse­ren Vater, zu belei­di­gen, weil wir Sei­ne Kin­der sind und jeden Tag unter Sei­nem Blick leben, uns bewe­gen und exi­stie­ren (vgl. Apg 17, 28)[14]. Das Prin­zip der Weis­heit ist die Got­tes­furcht, und wenn wir Weis­heit wün­schen, dann hal­ten wir die Gebo­te in der Gewiß­heit, daß Jesus Sein Ver­spre­chen hält: 

„Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frie­den habt. In der Welt seid ihr in Bedräng­nis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt“ (Joh 16, 33). 

Weil es immer einen Rest geben wird, der um die Hei­li­gen mit Maria und ihrem unbe­fleck­ten Her­zen stand­hal­ten wird.

Es scheint der­zeit, daß Er uns sagt: 

„Hir­ten und Die­ner Sei­nes mysti­schen Lei­bes, habt Augen, um den Ruin zu sehen, und Ohren, um die ‚Kla­ge Got­tes‘ zu hören, damit ihr nicht wie jene Jun­gen auf dem Platz ange­klagt wer­det, zu denen wir sagen wer­den: ‚Wir haben für euch auf der Flö­te gespielt und ihr habt nicht getanzt; wir haben Kla­ge­lie­der gesun­gen und ihr habt nicht geweint‘. Gott schenkt Sei­ne Gaben groß­zü­gig, aber Er über­läßt immer und aus­nahms­los die Ver­ant­wor­tung für die Ant­wort dem Einzelnen!“

*Don Nico­la Bux, gebo­ren 1947 in Bari, wur­de 1975 zum Prie­ster geweiht und zählt zu den renom­mier­te­sten Lit­ur­gie­wis­sen­schaft­lern. Er lehr­te unter ande­rem in Jeru­sa­lem und Rom und noch heu­te an der Theo­lo­gi­schen Fakul­tät und der Hoch­schu­le für Reli­gi­ons­wis­sen­schaf­ten in Bari. „Wegen sei­ner viel­sei­ti­gen Kom­pe­ten­zen und sei­ner Aus­ge­wo­gen­heit“ ist er Con­sul­tor der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on und der Hei­lig­spre­chungs­kon­gre­ga­ti­on an der Römi­schen Kurie, aber auch Bera­ter der inter­na­tio­na­len theo­lo­gi­schen Fach­zeit­schrift „Com­mu­nio“. Unter Bene­dikt XVI., mit dem er per­sön­lich befreun­det ist, war er auch Con­sul­tor des Amtes für die lit­ur­gi­schen Fei­ern des Pap­stes und unter­stütz­te die von Bene­dikt gewoll­te lit­ur­gi­sche Erneue­rung, die im Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum ihren blei­ben­den Aus­druck fand. Er ist geist­li­cher Assi­stent der St. Josefs­bru­der­schaft von Bari und Autor zahl­rei­cher Bücher, von denen meh­re­re in ver­schie­de­ne Spra­chen über­setzt wur­den, zuletzt: „Per­ché i cri­stia­ni non temo­no il mar­ti­rio“ (War­um die Chri­sten das Mar­ty­ri­um nicht fürch­ten), Fede&Cultura, Vero­na 2018.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild/​Erstveröffentlichung: Chie­sa e postconcilio


[1] Vgl. C. Ruini‑G.Quagliariello: Un’altra liber­tà. Con­tro i nuo­vi pro­f­e­ti del paradi­so in ter­ra (Eine ande­re Frei­heit. Gegen die neu­en Pro­phe­ten des Para­die­ses auf Erden), Sover­ia Man­nel­li 2020, S. 7–9.

[2]La Mes­sa è essen­zia­le per il bene comu­ne” (Die Mes­se ist essen­ti­ell für das All­ge­mein­wohl), in: Nuo­va Bus­so­la Quo­ti­dia­na v. 9. März 2020. Ste­fa­no Fon­ta­na ist Direk­tor des Inter­na­tio­nal Obser­va­to­ry Car­di­nal Van Thu­an for the Social Doc­tri­ne of the Church (Kar­di­nal-Van-Thu­an-Beob­ach­tungs­stel­le für die Sozi­al­leh­re der Kir­che) und Chef­re­dak­teur der Kir­chen­zei­tung des Erz­bis­tums Tri­est, das von Erz­bi­schof Giam­pao­lo Cre­pal­di gelei­tet wird.

[3] Don Lui­gi Giu­s­sa­ni (1922–2005), Prie­ster des Erz­bis­tums Mai­land, Pro­fes­sor der Theo­lo­gie an der Cat­to­li­ca (Katho­li­sche Uni­ver­si­tät vom Hei­li­gen Her­zen) in Mai­land und Grün­der der neu­en geist­li­chen Gemein­schaft Comu­nio­ne e Libe­ra­zio­ne (CL).

[4] Die Asia­ti­sche Grip­pe (H3N2) von 1969, die eben­falls aus der Volks­re­pu­blik Chi­na kam, war nach der Spa­ni­schen Grip­pe die schlimm­ste Influ­en­za-Pan­de­mie im 20. Jahr­hun­dert. Allein in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land star­ben an ihr rund 30.000 Men­schen. Min­de­stens 10 Mil­lio­nen Bun­des­bür­ger hat­ten sich infiziert.

An der Spa­ni­schen Grip­pe (1918/​1920) star­ben in zwei Wel­len allein im Deut­schen Reich über 186.000 Men­schen direkt und noch ein­mal so vie­le an den Fol­gen der Influ­en­za­in­fek­ti­on, also ins­ge­samt rund 400.000 Menschen.

[5] Aus­lö­ser der Cho­le­ra-Pan­de­mie war der Sub­typ El Tor des Bak­te­ri­ums Vibrio cho­le­rae, der sich von Indo­ne­si­en über die Sowjet­uni­on nach Mit­tel- und West­eu­ro­pa ausbreitete. 

[6] Die eupho­ri­sche Aus­sa­ge stammt von Bischof Franz-Josef Over­beck von Essen und bezog sich auf die damals noch bevor­ste­hen­de Ama­zo­nas­syn­ode.

[7] Brief an die Römer 8, 20: „Die Schöp­fung ist der Ver­gäng­lich­keit unter­wor­fen, nicht aus eige­nem Wil­len, son­dern durch den, der sie unter­wor­fen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung“.

[8] Evan­ge­li­um nach Lukas 19, 41–44: „Als er näher kam und die Stadt sah, wein­te er über sie und sag­te: Wenn doch auch du an die­sem Tag erkannt hät­test, was dir Frie­den bringt. Jetzt aber bleibt es vor dei­nen Augen ver­bor­gen. Es wird eine Zeit für dich kom­men, in der dei­ne Fein­de rings um dich einen Wall auf­wer­fen, dich ein­schlie­ßen und von allen Sei­ten bedrän­gen. Sie wer­den dich und dei­ne Kin­der zer­schmet­tern und kei­nen Stein auf dem andern las­sen; denn du hast die Zeit der Gna­de nicht erkannt.“

[9] Buch der Weis­heit 8, 14–15: „Als tie­fes Schwei­gen das All umfing und die Nacht bis zur Mit­te gelangt war, da sprang dein all­mäch­ti­ges Wort vom Him­mel, vom könig­li­chen Thron her­ab als har­ter Krie­ger mit­ten in das dem Ver­der­ben geweih­te Land.“

Gehei­me Offen­ba­rung des Johan­nes 19, 11–16: „Dann sah ich den Him­mel offen, und sie­he, da war ein wei­ßes Pferd, und der, der auf ihm saß, heißt «Der Treue und Wahr­haf­ti­ge»; gerecht rich­tet er und führt er Krieg. Sei­ne Augen waren wie Feu­er­flam­men und auf dem Haupt trug er vie­le Dia­de­me; und auf ihm stand ein Name, den er allein kennt. Beklei­det war er mit einem blut­ge­tränk­ten Gewand; und sein Name heißt «Das Wort Got­tes». Die Hee­re des Him­mels folg­ten ihm auf wei­ßen Pfer­den; sie waren in rei­nes, wei­ßes Lei­nen geklei­det. Aus sei­nem Mund kam ein schar­fes Schwert; mit ihm wird er die Völ­ker schla­gen. Und er herrscht über sie mit eiser­nem Zep­ter, und er tritt die Kel­ter des Wei­nes, des rächen­den Zor­nes Got­tes, des Herr­schers über die gan­ze Schöp­fung. Auf sei­nem Gewand und auf sei­ner Hüf­te trägt er den Namen: «König der Köni­ge und Herr der Herren».“

[10] Evan­ge­li­um nach Johan­nes 8, 28: „Da sag­te Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Men­schen­sohn erhöht habt, dann wer­det ihr erken­nen, daß Ich es bin. Ihr wer­det erken­nen, daß ich nichts im eige­nen Namen tue, son­dern nur das sage, was mich der Vater gelehrt hat.“

[11] Brief an die Kolos­ser 1, 24: „Jetzt freue ich mich in den Lei­den, die ich für euch ertra­ge. Für den Leib Chri­sti, die Kir­che, ergän­ze ich in mei­nem irdi­schen Leben das, was an den Lei­den Chri­sti noch fehlt.“

[12] Erster Brief an die Korin­ther 11, 32: „Doch wenn wir jetzt vom Herrn gerich­tet wer­den, dann ist es eine Zurecht­wei­sung, damit wir nicht zusam­men mit der Welt ver­dammt wer­den.“

Brief an die Gala­ter 3, 23: „Ehe der Glau­be kam, waren wir im Gefäng­nis des Geset­zes, fest­ge­hal­ten bis zu der Zeit, da der Glau­be offen­bart wer­den soll­te. So hat das Gesetz uns in Zucht gehal­ten bis zum Kom­men Chri­sti, damit wir durch den Glau­ben gerecht gemacht werden.“

[13] Buch Jesa­ja 29, 13: „Der Herr sag­te: Weil die­ses Volk sich mir nur mit Wor­ten nähert und mich bloß mit den Lip­pen ehrt, sein Herz aber fern hält von mir, weil sei­ne Furcht vor mir nur auf einem ange­lern­ten mensch­li­chen Gebot beruht, dar­um will auch ich in Zukunft an die­sem Volk selt­sam han­deln, so selt­sam, wie es nie­mand erwar­tet. Dann wird die Weis­heit sei­ner Wei­sen ver­ge­hen und die Klug­heit sei­ner Klu­gen verschwinden.“

[14] Apo­stel­ge­schich­te 17, 28: „Denn in ihm leben wir, bewe­gen wir uns und sind wir, wie auch eini­ge von euren Dich­tern gesagt haben: Wir sind von sei­ner Art.“

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3 Kommentare

  1. Mein erster Gedan­ke nach dem Lesen der Über­schrift war: Wür­den sich die Prie­ster am Altar und mit ihnen die gan­ze Kir­che wie­der Gott zuwen­den, dann wür­de ihnen auch nie­mand von vor­ne auf die Füße treten …
    Dan­ke für den gehalt­vol­len Artikel.

  2. Man kann zb. die Kon­zils­kir­che fra­gen: „Was bleibt jetzt von eurer Revolution?“
    Eure sog. „Früch­te des Kon­zils“ haben sich alle­samt als faul und ver­dor­ben erwiesen.
    Was bleibt, ist die hl.Messe, aber die habt ihr auch bis zur Unkennt­lich­keit zerstört.
    Und da wagt sich einer von Euch zu fra­gen, ob es eine Stra­fe Got­tes ist was passiert?
    Nur kurz für den letz­ten „Kon­zils­se­li­gen“: Ja es ist eine Stra­fe, schlag nach bei Fati­ma 1917!

  3. Ein star­ker Text. Schon lan­ge nicht mehr einen sol­chen Tief­gang gele­sen. Man ver­steht, war­um die­ser Prie­ster sich einen Freund von Bene­dikt XVI. nen­nen darf. Habe lei­der nur ein Buch von ihm auf deutsch gefun­den. In ande­re Spra­chen gibt es viel mehr Über­set­zun­gen. Schade.

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