Kommentar von Clemens Victor Oldendorf.
„In Christus sind alle Religionen ‚aufgehoben‘, ‚aufgehoben‘ in einem dreifachen Sinn: Außer Kraft gesetzt, erhöht und bewahrt. Deswegen geschieht Inkulturation immer in Anknüpfung und Bruch zugleich.“
(Bischof Rudolf Voderholzer von Regensburg).
Gero P. Weishaupt, als Kirchenrechtler für die Gemessenheit seiner Einschätzungen bekannt und dafür geschätzt, Polemiken ebenso wie Spekulationen konsequent zu meiden, hat sich am 13. November 2019 auf Kathnews dafür verwandt, dass die Aktion Contra recentia sacrilegia „die Unversehrtheit des Glaubens und der Sitten sowie die Ehrfurcht gegenüber den Hirten“ wahrt und sohin von can. 212 § 3 CIC/1983 gedeckt ist. Dieser Canon garantiert Laien wie Klerikern das Recht, der kirchlichen Obrigkeit Bedenken kundzutun, die auf irgendeine Weise Wohl und Wehe der Kirche betreffen.
Die Frage ist berechtigt, welchen Sinn dabei Unterschriftenaktionen haben, zumal die Integrität des Glaubens keine Frage demokratischer Mehrheitsverhältnisse ist, doch wäre es den meisten Gläubigen anders überhaupt nicht möglich, dieses verbriefte Recht auszuüben, denn nicht jeder kann ein Unbehagen, das er bei einem problematischen Vorgang deutlich empfindet, theologisch auch selbst adäquat artikulieren und begründen, ist also darauf angewiesen, sich einer entsprechenden Formulierung anzuschließen, und dies geschieht nun einmal am leichtesten, indem man eine Unterschrift unter einen Text setzt, mit dessen Aussage die eigene Position am ehesten übereinstimmt. Im gegenständlichen Fall geht es – wie sollte es anders sein? – um die Rolle, die amazonische Pachamamaskulpturen während der vergangenen Amazonas-Synode in Rom gespielt haben.
„Vorwürfe, Anschuldigungen oder gar Verleumdungen des Heiligen Vaters“ liegen nicht vor
Für ihre Initiative beriefen sich die Organisatoren des Protestschreibens auf Einschätzungen dreier Kardinäle, unter anderem aber auch auf Aussagen des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer. Dieser distanzierte sich in einer Stellungnahme, die ebenfalls unter dem Datum des 13. November 2019 auf der Homepage des Bistums Regensburg aufgerufen werden kann, als nicht zielführend von der Unterschriftensammlung, weil er offenbar darin „Vorwürfe, Anschuldigungen oder gar Verleumdungen des Heiligen Vaters“ erblickt. Unter Berufung auf diese Stellungnahme zog tags darauf die Regensburger Fürstin Gloria von Thurn und Taxis ihre ursprünglich gegebene, prominente Unterschrift zurück.
Zwischenzeitlich hatte auch der Stuttgarter Hausobere der Petrusbruderschaft, Pater Stefan Dreher, die Initiative mit seiner Unterschrift unterstützt, diese dann jedoch offenbar auf Anweisung des Distriktoberen ebenso wieder zurückgezogen. Ein Vorgang, der, wenn er sich so zugetragen hat, sehr bedauerlich ist, vor allem, weil man sich wünschen würde, dass konstruktiv ebenfalls so umgehend und wirkungsvoll im Distrikt agiert würde. Dreher hatte seine Unterschrift selbstverständlich zwar als Priester, nicht aber im Namen der Petrusbruderschaft, sondern als Privatperson gegeben, in eigener Verantwortung. Deshalb wäre er meines Erachtens trotz seines Gehorsamsverhältnisses zu seinem Vorgesetzten nicht dazu verpflichtet gewesen, seine Unterschrift zu widerrufen. Deshalb gilt für ihn mutatis mutandis entsprechend, was anschließend für das Verhältnis der Fürstin zu ihrem Ortsordinarius Bischof Voderholzer von Regensburg gesagt werden wird.
Umso mehr Hochachtung und Respekt verdienen angesichts dessen jedenfalls Priester, die Rückgrat besitzen und beispielsweise (sogar innerhalb der Petrusbruderschaft!) dem Aufruf der Piusbruderschaft gefolgt sind und am 10. November 2019 die heilige Messe zur Sühne für die Pachamama-Zeremonien, die sich während der Synode im Vatikan abgespielt hatten, gefeiert haben.
Der eigentlich problematische Kernsatz der Bischöflichen Stellungnahme
Ihr Rückzug von der Unterschriftenliste entspringt bei Gloria von Thurn und Taxis zum mindesten einem unreflektierten Loyalitätsverständnis gegenüber dem eigenen Ortsoberhirten.
Der am meisten problematische Satz, den dieser in seiner Stellungnahme aus einer zuvor gehaltenen Predigt, wegen der er für die Unterschriftenaktion in Anspruch genommen wurde, zitiert, ist diesem Kommentar als Motto vorangestellt:
„In Christus sind alle Religionen ‚aufgehoben‘, ‚aufgehoben‘ in einem dreifachen Sinn: Außer Kraft gesetzt, erhöht und bewahrt. Deswegen geschieht Inkulturation immer in Anknüpfung und Bruch zugleich.“
Die argumentative Zulässigkeit einer rhetorischen Raffinesse
Das Wortspiel mit dem deutschen Ausdruck aufgehoben kann meines Erachtens als seriöses, theologisches Argument nicht im Vollsinn oder mit allen drei Bedeutungsebenen zugleich auf alle Religionen angewandt werden. Am ehesten trifft das Argument auf das Judentum zu, doch ist es wegen dessen Vielschichtigkeit und der Tatsache, dass das Selbstverständnis des nachchristlichen Judentums, für das es essentiell und mehr noch identitätsstiftend ist, die Messianität Jesu von Nazareth auszuschließen, fraglich, inwiefern die Rede vom Aufgehobensein überhaupt auf dieses nachchristliche Judentum anwendbar ist oder nicht vielmehr aus Sicht gläubiger Juden eine unzulässige Vereinnahmung seitens der Kirche darstellen muss.
Sieht man einmal von diesem Einwand ab, so ist das Judentum gerade deswegen im Neuen Bund aufgehoben, weil es selbst auf einem Bundesschluss Gottes mit Seinem Volk Israel beruht. Mit anderen Völkern oder gar mit der Menschheitsfamilie an sich hat Gott keinen solchen Bund nicht geschlossen, ist man versucht, für die Regensburger in bairisch doppelter Verneinung zu betonen – darin besteht doch ausgerechnet die Auserwählung Israels. Erst mit der Heidenmission der Kirche wurde der Neue Bund grundsätzlich allumfassend; katholisch.
Auch wenn man die Annahme einer noch vorerbsündlichen Uroffenbarung bejaht, bleibt diese Tatsache bestehen: Die Religionen der Völker sind keine weiteren Bundesschlüsse Gottes. Papst Paul VI. drückt das in Evangelium nuntiandi sinngemäß treffend in dem Bild aus, dass die Menschen in ihrer Religiosität gleichsam in intuitiver Sehnsucht die Hände nach dem Göttlichen ausstrecken, das Christentum, die Kirche, es aber ist, die die angestrebte Verbindung tatsächlich herstellt.
Bei Religionen, die überhaupt erst nachchristlich in der Geschichte auftreten, allen voran der Islam, ist zusätzlich zu fragen, auf welche Weise es möglich sein soll, dass sie in Christus erhöht und bewahrt sein sollen.
Pachamama als amazonische Folklore?
Es ist unbestritten, dass es auch in Europa viel Folklore gibt, die kirchlich integriert wurde, aber ursprünglich vorchristlicher Religiosität entstammt. Der Weihnachtstermin der Westkirche war das Fest des Sol invictus, die Liturgie der Kirche hat sich ziemlich lange gesträubt, Weihrauch zu verwenden, weil gerade das Streuen von Weihrauchtränen vor den Standbildern des römischen Kaisers der von den Christen verlangte Gestus war, dessen postulierte Göttlichkeit anzuerkennen. Das wäre die Eintrittskarte ins Pantheon für den Christengott gewesen.
Voderholzer spricht an, dass die Religionen der Reinigung bedürfen, um sozusagen in Christus aufgehoben zu sein. Gerade diese Katharsis hat Pachamama auf der Synode indes nicht durchlaufen. Niemand unterstellt Papst Franziskus, er hätte Pachamama persönlich angebetet. Das hat er gewiss nicht getan, sogar, wenn er rein räumlich betrachtet vor diesen Statuen gebetet haben sollte. Freilich, solches Verhalten trägt nicht zur Klarheit bei, geschweige denn zur Wahrheit.
Nur Anknüpfung, mangelnder Bruch
Der Heilige Vater hat jedoch sehr wohl seitens der Amazonas-Indianer Zeremonien ermöglicht und war dabei anwesend, in denen die Pachamamastatuen gelinde gesagt eindeutig wie latreutisch behandelt worden sind, und dagegen erhebt sich die berechtigte Empörung der Unterzeichnerinnen und Unterzeichner.
Die Hierarchie ist dagegen allerdings spätestens seit Assisi 1986 abgestumpft. Deswegen wäre es ungerecht, jetzt allein ein Fehlverhalten bei Papst Franziskus zu sehen. Selbst Benedikt XVI. nahm beim Besuch einer Moschee ostentativ eine Handhaltung ein, die Muslime beim Gebet pflegen. Solche Akte sind allesamt überflüssig, irreführend und verwirrend und auch keineswegs dadurch gerechtfertigt, dass sich in allen Religionen möglicherweise Reste einer Uroffenbarung finden oder diese Religionen in einem sehr vagen Sinne wahrheitsträchtig sein mögen, irgendwie mit der Wahrheit schwanger gehen.
Der Krampus wird nicht angebetet
In der Zeit der Jahreswende kommen im alpinen Raum wieder die Krampusse und Perchten, deren Ursprung auf heidnische Vorstellungen zurückreicht. Aber Bischof Voderholzer und Gloria von Thurn und Taxis seien versichert: Kein Tiroler betet diese Teufelsmasken an. Ein Schritt, der am Amazonas und zuletzt in den Vatikanischen Gärten mit Pachamama (noch) nicht vollzogen worden ist.
Papst Franziskus hat durch sein Verhalten diesen notwendigen Schritt weder ermutigt noch gefördert, sondern erschwert. Und dies kann und muss jeder gläubige Christ unter Befremden und Protest feststellen, ohne dass er dadurch die geschuldete Ehrfurcht und Hochachtung vor dem Heiligen Vater verletzt oder gar ganz vermissen ließe. Ich frage Bischof Voderholzer: Ist es Ihr Weg, Exzellenz, den Unterzeichnern das zu unterstellen? Falls ja, ist das, was gefordert ist, eine förmliche und öffentliche Entschuldigung Ihrerseits. Falls nicht, stellen Sie es bitte – gegebenenfalls in einer weiteren Bischöflichen Stellungnahme – unmissverständlich klar und zwar, ohne unnötig Zeit zu verlieren!
Bild: Youtube (Screenshots)
Das Ausreizen der Mehrdeutigkeit des Verbum „aufheben“ stammt aus der Dialektik von Hegel, und ist als solche nicht Teil der katholischen Theologie bzw. Philosophie.
Bischöfliches Versagen weltweit, auch bei der FSSPX, deren Bischöfe lamm(un)fromm schweigen, oder sich gar bedeckt halten (?).
Trotzdem kann man natürlich in gewissem Maße damit argumentieren. Erstens aber nicht pauschal. Zweitens wäre zu prüfen, ob das rein sprachlich eine Besonderheit oder gar Eigenheit des Deutschen ist, umso beschränkter gültig und überzeugender wäre das Argument. Auf alle Sprachen trifft es sicher nicht zu. Zusätzlich zu den Einschränkungen, die sowieso schon zu machen sind und die ja auch Oldendorf herausarbeitet.
…umso weniger überzeugend… wollte ich oben schreiben.
In der Aktion Contra recentia sacrilegia ist m. E. folgender Satz problematisch: „Wir, der unterzeichnende Klerus und die katholischen Laien, protestieren gegen die sakrilegischen und abergläubischen Handlungen, die Papst Franziskus, der Nachfolger Petri, bei der gerade in Rom zu Ende gegangenen Synode vollzogen hat und verurteilen sie.“
Der Satz enthält eine Verurteilung. Man muss die Pachamama-Aktionen und alle darin direkt oder indirekt Involvierten (inkl. Papst Franziskus) durchaus einer strengen kirchenjuristischen Prüfung unterwerfen. Dafür würde ich unterschreiben. Aber eine Vorverurteilung des Papstes, auch wenn dessen Rolle hier auf jeden Fall kritisch zu sehen ist, ist unredlich, geradezu plump. Das geht zu weit. Die Protestaktion in dieser Form nicht zu unterschreiben hat nichts mit Feigheit oder fehlendem Rückgrat zu tun.
Dieser Satz ist vielleicht nicht in jeder Hinsicht präzise. Auch das impliziert obiger Beitrag.
Der Satz ist aber auch nicht derart verfehlt, dass man deshalb nicht mehr unterschreiben könnte.
Wenn ich mich unbedingt 1 zu 1 mit etwas indentifizieren müsste, um etwas unterschreiben zu können, müsste man doch alles selber formulieren, was aber eben nicht jeder kann – oder man könnte gar nichts unterschreiben. Jeder muss das eigenverantwortlich abwägen, finde ich.
An Filip Jovic:
Der von Ihnen kritisierte Satz finde ich überhaupt nicht problematisch.
Der Satz bringt in relativ einfachen Worten alles was während der Synode an sakrilegischen Aktionen geschen ist voll auf den Punkt. Kritisieren kann man natürlich immer – genau das spielt den Freimaurern (die hinter diesen ganzen „Aktionen“ stehen) in die Hände. Natürlich war das von Ihnen so nicht gewollt, aber die Freimaurer rechnen mit solchen „ja aber“ Einwänden.
Bitte bedenken Sie:
Solche Aktionen (wie während der Amazonas-Synode) fangen langsam an und werden entsprechend lange vorbereitet.
Der „Koran-Kuss“ war in den 80. Jahren und jetzt war die Zeit langsam „reif“ für die nächste Stufe.
Hätte die Amazonas-Synode in den 80. Jahren mit diesen sakrilegischen Aktionen stattgefunden – es hätte einen Aufschrei der Gläubigen und des Klerus gegeben.
In den letzten 33 Jahren ist die Dekadenz erheblich weiter vorangeschritten und so konnte man die „nächste Stufe zünden“.
Fast niemand regt sich auf.
Ich bin überzeugt:
Bischof Voderholzer wurde entsprechend unter Druck gesetzt und genauso Fürstin Gloria von Thurn und Taxis.
Ich bin nicht mal enttäuscht von denen, es sind Personen welche auf vielfältige Weise angreifbar sind.
Die wahren Auftraggeber setzen niemand unter Druck! Sie haben ihre Leute, welche das machen.
Nicht dass wir uns falsch verstehen:
Die Leute, welche diese Befehle ausführen, sind hochgestellte Persönlichkeiten – im Zweifelsfall aber angreifbar.
Diejenigen welche dahinterstehen, die sind aber unangreifbar.
Diese bekommen die Rechnung erst nach ihrem ableben.
Soweit ich weiß hat der Korankuß 1994 stattgefunden.
Gut möglich. Vielleicht habe ich es mit Assisi verwechselt, das müsste in den 80. Jahren (86 ?) gewesen sein.
Meine Kernaussage war jedoch etwas anders gemeint:
Ob nun ca. 33 Jahre oder 25 Jahre – Tatsache ist, dass sich in dieser Zeit vor allem die westlichen Gesellschaften (gewollt) sehr verändert haben (zum schlechten aus moralischer Sicht).
Da kann „man“ dann Sachen einführen, welche früher eben nicht gingen.
„doch wäre es den meisten Gläubigen anders überhaupt nicht möglich, dieses verbriefte Recht auszuüben“
Seit etlicher Zeit gibt es das ansteigende Problem, daß Priester, Bischöfe, Papst derart sprechen, handeln, zusehen, dulden wie es in der Hl. katholischen und apostolischen Kirche nie geschehen ist – das Ziel ist offensichtlich die angestrebte Welteinheitsreligion der UNO. Es bedarf dringend einer Tempelreinigung.
Die Gläubigen haben keinerlei Möglichkeit, sich zu Entgleisungen zu äußern. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß ich bei persönlichen Ansprachen verschiedenster Priester Antworten erhalte „ist doch nicht so schlimm“, „ich bin Mönch und nur Aushilfe und kann dazu nichts sagen“, „die Freiheit habe ich mir eben genommen“ oder man erhält eine unfreundliche Belehrung, weil man als theologisch hinterwäldlerich angesehen wird wie „das Böse muss man sich nicht personifiziert vorstellen“. Bei Anschreiben an Bischof und Nuntius erhält man keinerlei Antwort, was ja auch nicht verwunderlich ist, haben die vier „Dubia-Kardinäle“ ja auch keinerlei Antwort vom Papst erhalten.
Kurz: Die Gläubigen leiden sehr unter dem Zustand der Kirche, haben in den „dialogischen und barmherzigen pastoralen Räumen der Kirche“ niemanden als Ansprechpartner und Seelsorger, teilweise werden, so scheint es, gläubige wirkliche Hirten in winzige Orte strafversetzt oder mit Aufgaben betraut, die sie als Seelsorger von den Gläubigen abhalten.
Frage an Bischof Voderholzer: Welches ist Ihrer Meinung nach der richtige Weg, auf dem Gläubige ihre berechtigten Anliegen den Bischöfen, Nuntien und dem Papst vortragen können und dazu eine Antwort erhalten? Das habe ich am Ende Ihrer Stellungnahme sehr vermisst.
Es ist jetzt einfach mal Zeit alles in klare Worte zu fassen.
Natürlich kann dabei mal eine Formulierung etwas hart sein, aber die wirklichen Fehler haben andere gemacht.
Nähmlich unsere Obrigkeit in Rom.
Interessant ist doch folgendes:
Früher wurde doch alles was aus Rom kam von der Welt kritisiert. Aber auf einmal wird das offizielle Rom von der Welt gelobt. Ergo, irgendetwas im Vatikan stinkt langsam ganz gewaltig. Wetten ?
Jetzt wollen ein paar diese Missstände anprangern, aber bitte ja vorsichtig und halbherzig formulieren ?
Nein, Ross und Reiter müssen genannt werden, ansonsten wacht so gut wie niemand auf.
Wahrheit in anderen Religionen? Gibt es Wahres im Unwahren?
„In Christus sind alle Religionen „aufgehoben“, „aufgehoben“ in einem dreifachen Sinn: Außer Kraft gesetzt, erhöht und bewahrt. Deswegen geschieht Inkulturation immer in Anknüpfung und Bruch zugleich.“ Stellungnahme von Bischof Voderholzer zum Protestbrief gegen Papst Franziskus 13.11.2019. Das ist nun kein „Wortspiel“,wie es der Kommentar auf Katholisch info am 18.11. 2019 meint:„Die Rückzieher-Protest gegen die Pachamama im Vatikan“, sondern ein Grundzug der hegelischen Dialektik. Diese Denkfigur der „Aufhebung“ ist so sicher ein Weg, das Verhältnis der vielen Religionen zu der einen wahren zu begreifen.
„Das Wortspiel mit dem deutschen Ausdruck aufgehoben kann meines Erachtens als seriöses, theologisches Argument nicht im Vollsinn oder mit allen drei Bedeutungsebenen zugleich auf alle Religionen angewandt werden. Am ehesten trifft das Argument auf das Judentum zu, doch ist es wegen dessen Vielschichtigkeit und der Tatsache, dass das Selbstverständnis des nachchristlichen Judentums, für das es essentiell und mehr noch identitätsstiftend ist, die Messianität Jesu von Nazareth auszuschließen, fraglich, inwiefern die Rede vom Aufgehobensein überhaupt auf dieses nachchristliche Judentum anwendbar ist oder nicht vielmehr aus Sicht gläubiger Juden eine unzulässige Vereinnahmung seitens der Kirche darstellen muss. Sieht man einmal von diesem Einwand ab, so ist das Judentum gerade deswegen im Neuen Bund aufgehoben, weil es selbst auf einem Bundesschluss Gottes mit Seinem Volk Israel beruht.“
Leider verwirrt sich hier die Argumentation, weil nicht zwischen dem ethnischen Begriff des Judentumes und dem religiösen Begriff der jüdischen Religion distinguiert wird und dann noch der Begriff des Bundes eingetragen wird, der nun das Problem der Beziehung der vielen zu der einen wahren Religion vollends konfundiert.
1.These: Jede Religion ist wahr, insofern sie Religion ist, daß da an einen Gott oder an Götter geglaubt wird, daß sie verehrt werden und daß der Mensch sein Leben als abhängig von dem Wohlwollen des Gottes oder der Götter weiß und daß der Mensch mit ihnen kommunizieren kann, kultisch durch Opfer und Gebete. Da jede Religion fundiert ist in der natürlichen Gotteserkenntnis kann keine Religion in Gänze unwahr sein, auch wenn diese natürliche Erkenntnis dann ob der Sündhaftigkeit des Menschen depraviert werden kann.
2. These:Jede Religion, außer der wahren ist auch unwahr, insofern in ihnen nicht in rechter Weise Gott verehrt wird, denn die ist nur da, wo der dreieinige Gott verehrt wird.
3.These: Es ist zu distinguieren zwischen Religionen, die ohne eine Bezugnahme zur wahren entstanden sind (etwa der Buddhismus, die germanische Religion, die der Indianer etc) von denen, die sich als Antithese zur wahren Religion konstituiert haben. So ist dem Islam wie der jüdischen Religion gemein, daß sie ihr Nein! sagen zu Jesus als dem Sohn Gottes. Diese Verneinung kann so nicht in die wahre, die christliche Religion aufgehoben werden. Die jüdische Religion gibt es nämlich erst nach der Offenbarung Gottes in Jesus Christus als Verneinung dieser Offenbarung und Mohammed verneint ausdrücklich die christliche Religion. Also ist ihr Fundament nicht mehr einfach die natürliche Gotteserkenntnis, sondern die offenbarte Wahrheit in Jesus Christus, die sie nun aber verneinen als Fundament und das so als verneintes ihr Fundament bildet, so wie das Plädoyer des Verteidigers die Anklage des Staatsanwaltet voraussetzt.
4.These: Das jüdische Volk ist das von Gott zuerst erwählte, aber das heißt nicht, daß Gott die jüdische Religion als Verneinung der Offenbarung Gottes in Jesus Christus bejaht. Zudem muß geurteilt werden, daß das Volk Israel nicht mehr das von Gott erwählte ist, da das Volk als Ganzes, abgesehen von den Judenchristen, seine Erwählung verlustig ging ob ihrer Nichtanerkennung ihres Messiases Jesus. Der Bundesschluß Gottes beinhaltet nämlich Bedingungen, die zu erfüllen sind, damit das erwählte Volk auch das erwählte bleibt. So urteilt Paulus über die Juden, die nicht den christlichen Glauben annahmen:
Gewiß, sie wurden herausgebrochen, weil sie nicht glaubten. Röm 12,20. Sie wurden ob ihres Unglaubens an ihren Messias aus dem Bund entlassen und dafür die Kirche als das neue Bundesvolk in den Bund aufgenommen.
Das war aber nicht Thema des Artikels. Er fragt ja außerdem, inwiefern das überhaupt für das nachchristliche Judentum gelten kann.
Judenchristen, die Sie ansprechen, betrachten ja sicherlich ihre bisherige Religion als in Jesus, dem Messias, erfüllt. Und insofern als aufgehoben. Denn es war gleichsam die erste Phase der wahren Religion.
Heute gibt es noch die Randerscheinung, der messianischen Juden. Aber wie gesagt: Das alles war nur ein Aspekt, nicht Gegenstand des Beitrags.
Haben die aus Angst ihre Unterschrifte zurückgezogen? Das ist wirklich eine ernste Sache, dass man es nicht mehr wagt zu sagen was man denkt!
Natürlich weiß ich es nicht, woher soll ich es auch sicher wissen.
Doch ich bin absolut überzeugt, dass sie aus Angst ihre Unterschriften zurückgezogen haben.
Ich kann mich jetzt einfach nicht richtig ausdrücken.
Aber der Schaden der unter gläubigen Katholiken durch den Rückzug der Unterschriften angerichtet worden ist, der ist immens. (der Teufel und seine Helfershelfer haben hier wieder ein kleines aber folgenreiches Scharmützel gewonnen)
Nur ein Aspekt:
„Die Initiatoren dieser „rebellischen“ Unterschriftenaktion sind wohl mit Vorsicht zu genießen, wenn Bischof Voderholzer und Fürstin Gloria von Thurn und Taxis ihre „vorschnell“ unter dieses Dokument geleistete Unterschrift nach reiflicher Überlegung zurückziehen“.
Das ist nur ein Aspekt, welcher gewollt bei vielen lehramtstreuen Gläubigen hängen bleibt.
Die 2 Wörter habe ich bewusst nicht mit Gänsefüßchen versehen.
Denn beide haben erst nach reiflicher Überlegung ihre Unterschriften unter das Dokument zurückgezogen.
Allerdings aus ganz anderen Gründen als dem (noch gläubigen) Kirchenvolk suggeriert wird.
Es geschieht subtil, nur so kommen die Kirchenfeinde zum Ziel.
Eine offene Verfolgung führt nicht zum Ziel sondern schafft Märtyrer und Widerstand, das haben die bösen Fädenzieher im Hintergrund längst begriffen.
Geschieht es subtil (über einen langen Zeitraum), dann gewinnt man laue Christen mit denen man alles machen kann.
Das überaus straff organisierte Freimaurertum nutzt hier die Bequemlichkeit des normalen Menschen voll aus.
Ab und zu „muß“ man natürlich die Daumenschrauben gegenüber renitenten (in der Öffentlichkeit stehenden Persönlichkeiten) anziehen. Distanzieren sich dann solche „Verfielfältiker“ öffentlich von der Wahrheit, dann erreicht man sogar das genaue Gegenteil von dem, was der ursprünglich Unterzeichnende zuerst eigentlich wollte!
Man darf dabei nicht vergessen:
Es geschieht momentan nur deswegen weitgehend „gewaltlos“ (von Abtreibung und Euthanasie einmal abgesehen), weil sich die wirklich Mächtigen im Hintergrund davon mehr versprechen.
Kommen sie mal zu einer anderen Überzeugung dann können auch millionen geborene Menschen abgeschlachtet werden.
Der Zweck heiligt eben die Mittel.
Ich stimme dem Schreiber „Voltenauer“ voll zu.
Was muß noch geschehen, damit die Christen endlich aufwachen!
Ich denke mal wir brauchen einen zweiten Erzbischof Lefebvre der die gläubigen Geistlichen herausführt was dann zu einer sichtbaren Spaltung führen wird. Die Konzilskonservativen werden dann zurück bleiben und ihr Werk vollenden.
Wenn ich es richtig beurteile, ist es momentan so, dass viel Druck ausgeübt wird. Woher genau kann ich nicht sagen, ich kann mir die bischöfliche Richtung vorstellen. So sehe ich es auch bei der z. B. FSSP, die diözesan Kirchen nützt und somit schnell ohne etwas da stehen kann.
Schnell sagt man, warum die, die die Unterschriften zurück gezogen haben nicht kämpfen usw. Nur wie? Alleine? Man sieht, die Zeit ist wohl noch nicht so reif, dass jemand wie ein zweiter Erzbischof Lefebvre die Schafe sammelt.
Hl. Erzengel Michael, komm uns zur Hilfe!
Das deutsche Wortspiel mit „aufgehoben in einen dreifachen Sinn: außer Kraft gesetzt, erhöht und bewahrt“ funktioniert in der Kirchensprache Latein überhaupt nicht. Hier die lateinischen Wörter für
außer Kraft setzen: abrogare
erhöhen: adlevare, exaltare (=bloß zwei von einigen weiteren möglichen Übersetzungen)
bewahren: (con)servare
Nachtrag zu vorhin: Die Kirchensprache Latein kennt kein Wort, das die drei Bedeutungen „außer Kraft setzen“, „erhöhen“ und „bewahren“ ebenso in sich bergen und abdecken würde, wie es beim deutschen Wort „aufheben“ der Fall ist.