
(Rom) Gestern wurde in Rom das Buch „Fare pace“ (Frieden schließen) über die Paralleldiplomatie der Gemeinschaft Sant’Egidio vorgestellt. Am Rande ging es dabei auch um die Volksrepublik China.
Das Podium war hochkarätig besetzt. Dort saßen der vatikanische „Außenminister“, Kurienerzbischof Paul Gallagher, der Chefredakteur des Wochenmagazins L’Espresso, Marco Damilano, der frühere italienische Außenminister (2014–2016) und ehemalige Ministerpräsident Paolo Gentiloni (2016–2018) von den Linksdemokraten, der Präsident des Europäischen Parlaments, Antonio Tajani (Forza Italia, EVP), und der Gründer der Gemeinschaft Sant’Egidio, der Historiker und ehemalige Minister Andrea Riccardi.
In den 1980er Jahren begann die Gemeinschaft von Sant’Egidio mit Dialog-Initiativen. Auf sie gehen die umstrittenen, interreligiösen Assisi-Treffen zurück. Seit den frühen 90er Jahren verfolgt die Gemeinschaft eigene diplomatische Aktivitäten, die parallel zur offiziellen Diplomatie des Heiligen Stuhls erfolgen – teils in Zusammenarbeit mit dem Vatikan, aber nicht immer. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel stattet der Paralleldiplomatie des Vatikans bei ihrem Rom-Aufenthalt 2015 einen Besuch ab. Die internationale Vernetzung in höchste Kreise ist beachtlich.
Auf die Gemeinschaft Sant’Egidio geht auch die Unsitte zurück, unter einem sozialem Vorwand Kirchen in Speisesäle zu verwandeln. So geschehen anläßlich des Papstbesuches in Bologna, wo von Franziskus ein Mitglied von Sant’Egidio als Erzbischofs eingesetzt wurde.
Am Rande der Veranstaltung antwortete Kurienerzbischof Gallagher auf eine Frage zum bevorstehenden Staatsbesuch von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping in Italien. Für den kommenden 24. März, wenn Jinping in Rom sein wird, sei „scheint für den Augenblick“ keine Begegnung „in der Agenda des Papstes auf“.
Papst Franziskus strebte ein Abkommen zwischen der Volksrepublik China und dem Heiligen Stuhl an, das im September 2018 unterzeichnet wurde. Über den Inhalt des Abkommens wurde von beiden Seiten Geheimhaltung vereinbart. Das kommunistische Großreich und der Vatikan unterhalten seit den frühen 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts, als Pius XII. Papst war und in Peking Mao Tse-tung regierte, keine offiziellen diplomatischen Beziehungen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Comunità Sant’Egidio (Screenshot)