Neues Jahr, neue Vatikansprecher

Hintergründe eines Rücktritts


„Zeichen von Unstimmigkeit“, der Rücktritt von Greg Burke und Paloma Garcia Ovejero.
„Zeichen von Unstimmigkeit“, der Rücktritt von Greg Burke und Paloma Garcia Ovejero.

(Rom) Die Amts­zeit von Vati­kan­spre­cher Greg Bur­ke und sei­ner Stell­ver­tre­te­rin Palo­ma Gar­cia Ove­je­ro währ­te nur kurz. Berich­te von Medi­en, die Papst Fran­zis­kus beson­ders nahe­ste­hen, las­sen etwas hin­ter die Kulis­sen blicken.

„Neues Jahr, neue Abenteuer“
„Neu­es Jahr, neue Abenteuer“
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Fran­zis­kus nahm den Rück­tritt der bei­den am 31. Dezem­ber an – nach nicht ein­mal zwei­ein­halb Jahren.

Die argen­ti­ni­sche Vati­ka­ni­stin und Papst­bio­gra­phin Eli­sa­bet­ta Piqué, die Papst Fran­zis­kus sehr nahe­steht, kom­men­tier­te den Abgang an der Spit­ze des vati­ka­ni­schen Pres­se­am­tes. Bur­ke und Ove­je­ro sei­en mit den jüng­sten Ent­schei­dun­gen von Fran­zis­kus im Medi­en­be­reich „nicht ein­ver­stan­den“ gewe­sen. Dabei geht es auch um die offi­zi­el­le Beru­fung von Andrea Tor­ni­el­li an den Hei­li­gen Stuhl, der bis­her nur als infor­mel­ler „Papst­spre­cher“ auf­trat, aber nicht nur.

Alessandro Gisotti
Ales­san­dro Gisotti

Zum Direk­tor des Pres­se­am­tes ad inte­rim wur­de Ales­san­dro Gisot­ti ernannt. Gisot­ti war bis­her „Koor­di­na­tor der sozia­len Netz­wer­ke des Dik­aste­ri­ums für die Kom­mu­ni­ka­ti­on“. Sei­ne Ernen­nung bestä­tigt die Aus­rich­tung der päpst­li­chen Medi­en­re­form, dem neu­ge­schaf­fe­nen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­dik­aste­ri­um die zen­tra­le Rol­le zu über­tra­gen. Die vor­über­ge­hen­de Beset­zung läßt die Impro­vi­sa­ti­on sei­ner Ernen­nung erkennen.

Vati­kan­spre­cher Greg Bur­ke und sei­ne Stell­ver­tre­te­rin Palo­ma Gar­cia Ove­je­ro tra­ten den lei­sen Rück­zug an. Auf ihren jewei­li­gen Twit­ter-Accounts ver­ab­schie­de­ten sie sich mit pro­fes­sio­nel­ler Zurückhaltung. 

Bur­ke schrieb in einem ersten Tweet:

„Ich kam 2012 in den Vati­kan. Die Erfah­rung war fas­zi­nie­rend, um es gelin­de aus­zu­drücken. Dan­ke, Papst Fran­zis­kus. Un abra­zo muy fuerte.“

Nach die­ser „festen Umar­mung“ für den Papst füg­te er in einem zwei­ten Tweet hinzu:

 „Neu­es Jahr, neue Abenteuer“.

Ähn­lich ver­ab­schie­de­te sich Palo­ma Gar­cia Ovejero:

„Eine Etap­pe ist zu Ende. Dan­ke, Hei­li­ger Vater, für die­se zwei­ein­halb Jah­re! Dan­ke, Greg, für Dein Ver­trau­en, Dei­ne Geduld und Dein Vorbild.“

Der Aus­tausch der Höf­lich­kei­ten wur­de von Pao­lo Ruf­fi­ni, Prä­fekt des Kom­mu­ni­ka­ti­ons­dik­aste­ri­ums erwi­dert. Obwohl die Ursprün­ge des vati­ka­ni­schen Pres­se­am­tes bereits bis in das Jahr 1939 zurück­rei­chen, beton­te Ruf­fi­ni vor allem zwei Din­ge. Erstens, daß Bur­ke und Ove­je­ro von sei­nem Vor­gän­ger Msgr. Dario Edo­ar­do Viganò ernannt wur­den, also nicht von ihm. Zwei­tens, daß sie „der erste Direk­tor und der erste Vize-Direk­tor des Pres­se­am­tes seit Beginn der von Papst Fran­zis­kus ent­schie­de­nen Reform des Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sy­stems des Hei­li­gen Stuhls waren“. 

„Eine Etap­pe ist zu Ende“

Gisot­ti sei­ner­seits war bis­her nicht nur für die Sozia­len Netz­wer­ke des Hei­li­gen Stuhls zustän­dig, wie es in der offi­zi­el­len Erklä­rung heißt. Er war frü­her bereits stell­ver­tre­ten­der Direk­tor von Radio Vati­kan und arbei­te­te bis­her auch als Jour­na­list für Vati­can News, dem neu­en Nach­rich­ten­por­tal des Hei­li­gen Stuhls. Sei­ne Erklä­rung zur Sache ver­öf­fent­lich­te er ent­spre­chend direkt bei Vati­can News. Er dank­te Papst Fran­zis­kus für das „in mich gesetz­te Ver­trau­en“, beton­te aber auch, daß er sei­ne Auf­ga­be nur „vor­über­ge­hend“ aus­üben werde.

Um etwas mehr hin­ter die Kulis­sen zu schau­en, ist ein genaue­rer Blick in Medi­en not­wen­dig, die Papst Fran­zis­kus beson­ders nahestehen.

Vati­can Insi­der, die Grün­dung von Andrea Tor­ni­el­li, berich­te­te von „Span­nun­gen im Vati­kan“. Der Rück­tritt von Bur­ke und Ove­je­ro sei „über­ra­schend“ gekom­men. Es ist bereits der zwei­te Wech­sel von Direk­tor und Vize-Direk­tor des vati­ka­ni­schen Pres­se­am­tes, der unter Papst Fran­zis­kus erfolgt. 

„Alles läßt dar­auf schlie­ßen, daß die Span­nung in dem von Prä­fekt Pao­lo Ruf­fi­ni gelei­te­ten Kom­mu­ni­ka­ti­ons­dik­aste­ri­um sehr hoch ist.“ 

Ganz über­ra­schend kam die Ent­schei­dung aber doch nicht, denn Greg Bur­ke beton­te in einem wei­te­ren Tweet, daß er und Ove­je­ro „mona­te­lang über die­se Ent­schei­dung gebe­tet haben“.

Etwas deut­li­cher wird in der links­li­be­ra­len Tages­zei­tung Il Fat­to Quo­ti­dia­no, einem Revol­ver­blatt, Anto­nio Gra­na. Gra­na ist dafür bekannt, jeden als Sedis­va­kan­ti­sten zu beti­teln, der die klein­ste Kri­tik an der Amts­füh­rung von Papst Fran­zis­kus äußert. Laut Gra­na sei­en Bur­ke und Ove­je­ro „im Streit über die Neu­or­ga­ni­sa­ton des Kom­mu­ni­ka­ti­ons­dik­aste­ri­ums“ gegan­gen. Wörtlich:

„Der Rück­tritt von Greg Bur­ke war erwar­tet wor­den, weni­ger der sei­ner Stell­ver­tre­te­rin Palo­ma Gar­cia Ovejero.“

Bei­der Rück­tritt sei „eine Ohr­fei­ge für die Ent­schei­dung des Pap­stes“, Pao­lo Ruf­fi­ni zum Prä­fek­ten des Kom­mu­ni­ka­ti­ons­dik­aste­ri­ums ernannt zu haben.

Schließ­lich noch ein Blick in die argen­ti­ni­sche Tages­zei­tung La Naci­on, in der die bereits erwähn­te Eli­sa­bet­ta Piqué die jüng­sten Ereig­nis­se kom­men­tier­te. Piqué beton­te, daß ein sol­cher Rück­tritt in der Geschich­te des Vati­kans „bei­spiel­los“ sei. 

„Es wur­de als Zei­chen der Unstim­mig­keit mit dem der­zei­ti­gen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sy­stem gewertet.“ 

Durch die Medi­en­re­form, die alle vati­ka­ni­schen Medi­en im neu­en Dik­aste­ri­um (Mini­ste­ri­um) für die Kom­mu­ni­ka­ti­on kon­zen­triert, „wur­de der Ein­fluß und die Ent­schei­dungs­be­fug­nis des Pres­se­am­tes und der bei­den Spre­cher zurückgedrängt“.

„Das erzeug­te eine Situa­ti­on, die meh­re­re inter­ne Kurz­schlüs­se pro­vo­zier­te und im Lau­fe der Mona­te für die bei­den Spre­cher untrag­bar wur­de. Als sie erken­nen muß­ten, daß sich in Zukunft trotz ihrer Vor­schlä­ge nichts ändern wird, beschlos­sen Bur­ke und Gar­cia Ove­je­ro, gemein­sam das Hand­tuch zu wer­fen, wie La Naci­on In Erfah­rung brin­gen konnte.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va/​T​w​i​t​ter (Screen­shots)

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