Kann Coccopalmerio einen Tag länger Kardinal bleiben?

Kardinal Wuerl zurückgetreten


Der Druck wurde zu groß: Heute mittag wurde der Rücktritt von Kardinal Donald Wuerl bekanntgegeben.

(Rom) Kar­di­nal Coc­co­pal­me­rio ist bereits der zwei­te enge Ver­trau­te von Papst Fran­zis­kus, den Ent­hül­lun­gen über ein homo­se­xu­el­les Dop­pel­le­ben tref­fen. Heu­te mit­tag gab der Vati­kan im Zusam­men­hang mit dem Fall McCar­ri­ck und dem Penn­syl­va­nia-Report einen wei­te­ren auf­se­hen­er­re­gen­den Schritt bekannt: Kar­di­nal Donald Wuerl wur­de als Erz­bi­schof von Washing­ton eme­ri­tiert. Was ist los mit die­sem Pontifikat?

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Die Ereig­nis­se über­schla­gen sich. Ende Juli muß­te Kar­di­nal Theo­do­re McCar­ri­ck auf sei­ne Kar­di­nals­wür­de ver­zich­ten, weil er ein homo­se­xu­el­les Dop­pel­le­ben führ­te und dafür sei­ne Amts­stel­lung miß­brauch­te und mit unter­ge­be­nen Prie­stern und Semi­na­ri­sten unstatt­haf­ten sexu­el­len Kon­takt pfleg­te. Es war die erste Aberken­nung die­ser Art in der Kirchengeschichte.

Anwesenheit von Kardinal bei Homo-Drogen-Orgie bestätigt

Kardinal Coccopalmerio
Kar­di­nal Coccopalmerio

Seit­her stand auch sein Nach­fol­ger als Erz­bi­schof von Washing­ton, Kar­di­nal Donald Wuerl, im Kreuz­feu­er. Wuerl wur­de vor­ge­hal­ten, von McCar­ri­cks Ver­feh­lun­gen gewußt und sie gedeckt zu haben. Papst Fran­zis­kus muß­te sei­nen Freund McCar­ri­ck fal­len­las­sen, ver­such­te aber Wuerl zu hal­ten. Aller­dings wur­de bereits vor eini­gen Wochen gemut­maßt, daß Fran­zis­kus auch Wuerl fal­len­las­sen könn­te, um zumin­dest einen ande­ren McCar­ri­ck-Pro­te­gé, Kar­di­nal Kevin Far­rell, zu ret­ten. Far­rell war von Fran­zis­kus, angeb­lich auf McCar­ri­cks Emp­feh­lung hin, nach Rom beru­fen und zum Prä­fek­ten des neu­en Dik­aste­ri­ums für Lai­en, Fami­lie und Leben gemacht und zum Kar­di­nal kre­iert wor­den. Far­rell leb­te eini­ge Jah­re zusam­men mit McCar­ri­ck im sel­ben Haus, will aber von des­sen Homo-Dop­pel­le­ben nichts mit­be­kom­men haben. Nicht alle glau­ben ihm das.

Vor zwei Tagen platz­te aber schon der näch­ste Skan­dal. Life­Si­teNews zün­de­te die Bom­be Coc­co­pal­me­rio, eines wei­te­ren Papst-Ver­trau­ten. Kar­di­nal Coc­co­pal­me­rio war bis ver­gan­ge­nen April Vor­sit­zen­der des Päpst­li­chen Rates für die Geset­zes­tex­te. Nach den Ent­hül­lun­gen schrieb das US-Nach­rich­ten­por­tal Church Mili­tant:

„Wahr. Wir haben unse­re eige­nen, gut pla­zier­ten Quel­len in Rom, die uns das­sel­be vor Wochen bestä­tigt haben. Kar­di­nal Coc­co­pal­me­rio war bei der Homo-Dro­gen-Orgie sei­nes Sekre­tärs anwe­send. Capoz­zi wur­de kaputt­ge­macht. Coc­co­pal­me­rio ist unge­scho­ren davon­ge­kom­men. Jetzt berät er den Papst bei den Sank­tio­nen gegen Viganò.“

Am 26. August hat­te der ehe­ma­li­ge Nun­ti­us in den USA, Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò, mit einem Dos­sier auf­hor­chen las­sen, mit dem er schwe­re Anschul­di­gun­gen gegen Papst Fran­zis­kus erhob und des­sen Rück­tritt for­der­te. Er wirft dem regie­ren­den Papst vor, seit Juni 2013 über das „per­ver­se und dia­bo­li­sche“ Homo-Dop­pel­le­ben von Kar­di­nal Theo­do­re McCar­ri­ck Bescheid gewußt, aber nichts unter­nom­men zu haben. Viel­mehr mach­te Fran­zis­kus den Skan­dal-Kar­di­nal zu sei­nem per­sön­li­chen Ver­trau­ten für die USA.

In sei­nem Dos­sier liste­te Viganò zahl­rei­che Namen auf, die er einer im Vati­kan ope­rie­ren­den „Homo-Lob­by“ zuord­ne­te. Nur mit Hil­fe die­ser Homo-Lob­by sei es mög­lich gewe­sen, all die Jah­re McCar­ri­cks Machen­schaf­ten zu ver­tu­schen und sei­ne Per­so­nal­ak­te blü­ten­rein zu halten.

Coccopalmerio prüft, wie Erzbischof Viganò bestraft werden könnte

Am 5. Sep­tem­ber warn­te der römi­sche Histo­ri­ker Rober­to de Mat­tei, daß Papst Fran­zis­kus nach den Ent­hül­lun­gen nicht auf­räu­men wol­le, son­dern schwe­re Sank­tio­nen gegen Erz­bi­schof Viganò prü­fen las­se. De Mat­tei stell­te die Fra­ge: „Wird Erz­bi­schof Viganò bestraft, weil er die Wahr­heit sagte?“

De Mat­tei schrieb damals:

„Papst Fran­zis­kus prüft die­se Mög­lich­keit. Wenn es stimmt, wie von meh­re­ren Quel­len bestä­tigt wird, hat er Kar­di­nal Fran­ces­co Coc­co­pal­me­rio und eini­ge ande­re Kir­chen­recht­ler kon­sul­tiert, um mög­li­che kano­ni­sche Sank­tio­nen zu stu­die­ren, die gegen den Erz­bi­schof ver­hängt wer­den sol­len begin­nend mit der der Sus­pen­die­rung a divinis.

Soll­te die­se Nach­richt stim­men, wäre das äußerst schwer­wie­gend und auch ein biß­chen sur­re­al, zumal der ‚Exper­te‘, der geru­fen wur­de, um Msgr. Viganò zu bestra­fen, aus­ge­rech­net jener Kar­di­nal Coc­co­pal­me­rio wäre, der vom ehe­ma­li­gen Nun­ti­us in den USA beschul­digt wird, Teil der „Homo-Lob­by“ zu sein, die im Vati­kan ihr Unwe­sen treibt.

Nicht zu ver­ges­sen ist zudem, daß der Sekre­tär des Kar­di­nals, Msgr. Lui­gi Capoz­zi, in einen Fall von Homo-Orgie ver­wickelt ist, in der die Posi­ti­on sei­nes Vor­ge­setz­ten erst noch zu klä­ren ist. Das eigent­li­che Pro­blem ist aber natür­lich ein ande­res. Die katho­li­sche Kir­che als sicht­ba­re Gesell­schaft ver­fügt über ein Straf­recht, da sie das Recht besitzt, die Gläu­bi­gen zu bestra­fen, die ihre Geset­ze ver­letzt haben.“

Am 10. Okto­ber ent­hüll­te die kana­di­sche Pres­se­agen­tur Life­Si­teNews, daß in den „Fall von Homo-Orgie“ nicht nur der Sekre­tär Capoz­zi, son­dern Kar­di­nal Coc­co­pal­me­rio per­sön­lich invol­viert sei.

„Schweigen ist keine Lösung“

Der bekann­te spa­ni­sche Kolum­nist Fran­cis­co Fer­nan­dez de la Cigo­ña stell­te heu­te empört die Frage:

„Kann Coc­co­pal­me­rio noch einen Tag län­ger Kar­di­nal bleiben?“

Die Ent­hül­lun­gen wer­den „ent­we­der über­zeu­gend bestrit­ten, oder ein Dro­gen­ab­hän­gi­ger und prak­ti­zie­ren­der Homo­se­xu­el­ler kann nicht län­ger Kar­di­nal sein.“

Der katho­li­sche Publi­zist ging noch här­ter ins Gericht:

„Schwei­gen, das jetzt zu eini­gen The­men einem Papst plötz­lich zu gefal­len scheint, des­sen Pon­ti­fi­kat bis­her durch Geschwät­zig­keit auf­fiel, löst nichts und ver­schafft Fran­zis­kus nicht viel Zeit, wenn ande­re sei­ner Schütz­lin­ge in noch grö­ße­re Skan­da­le und wider­li­che Unver­schämt­hei­ten ver­strickt sind.
Vor allem wäre es schmerz­haft, wenn der Papst, des­sen Sym­pa­thien offen­sicht­lich in man­chem den fal­schen Per­so­nen gal­ten, selbst jetzt noch den Anstän­di­gen miß­trau­en würde.“

Heu­te mit­tag wur­de die Eme­ri­tie­rung von Kar­di­nal Wuerl als Erz­bi­schof von Washing­ton bekannt­ge­ge­ben. Er bleibt aber wei­ter­hin Kar­di­nal und kann damit an einem kom­men­den Kon­kla­ve teil­neh­men. Das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus ver­liert jedoch wich­ti­ge Stüt­zen. McCar­ri­ck und Wuerl kon­trol­lier­ten mit einem wei­te­ren McCar­ri­ck-Zög­ling, Bischof Micha­el Brands­field, eine mil­lio­nen­schwe­re Stif­tung in den USA, die als eine „Pri­vat­scha­tul­le“ des Pap­stes bezeich­net wer­den kann.

Von den Drei­en ist nur mehr Wuerl übrig­ge­blie­ben. McCar­ri­ck ver­lor sei­ne vor­herr­schen­de Stel­lung mit sei­ner Kar­di­nals­wür­de, sein Pro­te­gé, der Stif­tungs­prä­si­dent war, muß­te Mit­te Sep­tem­ber von Fran­zis­kus eme­ri­tiert wer­den. Ihm wur­den im Penn­syl­va­nia-Report sexu­el­ler Miß­brauch vorgeworfen.

Der­zeit bricht eini­ges in Stücke, und das könn­te sogar das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus sein.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: InfoVaticana/​MiL

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