Pakistanischer Märtyrer Shahbaz Bhatti wäre heute 50


Märtyrer Shahbaz Bhatti
Märtyrer Shahbaz Bhatti

Am 9. Sep­tem­ber 2018 wäre er 50 Jah­re alt gewor­den: der paki­sta­ni­sche Katho­lik und Mär­ty­rer Shah­baz Bhat­ti, Mini­ster für die reli­giö­sen Min­der­hei­ten, der am 2. März 2011 von einem Kom­man­do mus­li­mi­scher Extre­mi­sten ermor­det wur­de. Die Isla­mi­sten „bestraf­ten“ ihn, weil er sich um die Abschaf­fung des berüch­tig­ten Anti-Blas­phe­mie­ge­set­zes bemüh­te und für die Frei­las­sung von Asia Bibi ein­setz­te, jener Katho­li­kin und fünf­fa­chen Mut­ter, die im Herbst 2010 von einem paki­sta­ni­schen Gericht wegen Belei­di­gung Moham­meds und damit des Islams zum Tode ver­ur­teilt wur­de. Asia Bibi sitzt seit Juni 2009 in einer paki­sta­ni­schen Gefängniszelle.

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Shah­baz Bhat­ti leg­te im Jahr 2005 ein bewe­gen­des Zeug­nis ab (abge­druckt in Cri­stia­ni in Paki­stan. Mar­cia­num Press, Vene­dig 2008). Katho­li­sches – Das Maga­zin für Kir­che und Kul­tur ver­öf­fent­lich­te nach sei­ner Ermor­dung als erstes Medi­um sein geist­li­ches „Testa­ment“ in deut­scher Spra­che. Von den paki­sta­ni­schen Bischö­fen wur­de in Rom die Ein­lei­tung des Hei­lig­spre­chungs­ver­fah­rens von Shah­baz Bhat­ti beantragt.

Anläß­lich sei­nes 50. Geburts­ta­ges ver­öf­fent­li­chen wir erneut die­ses gro­ße Zeugnis.

Märtyrer-Zeugnis: Ich will Jesus dienen als einfacher Mensch

Ich hei­ße Shah­baz Bhat­ti. Ich wur­de in eine katho­li­sche Fami­lie gebo­ren. Mein Vater, ein Leh­rer im Ruhe­stand, mei­ne Mut­ter, eine Haus­frau, haben mich nach christ­li­chen Wer­ten und den Leh­ren der Bibel erzo­gen, die mei­ne Kind­heit prägten.

Von klein auf war es selbst­ver­ständ­lich, die Kir­che zu besu­chen und in den Glau­bens­wahr­hei­ten und im Opfer und der Kreu­zi­gung Jesu eine tie­fe For­mung zu erfah­ren. Es war Jesu Lie­be, die mich ver­an­laß­te, mei­ne Dien­ste der Kir­che zur Ver­fü­gung zu stel­len. Die schreck­li­chen Bedin­gun­gen, in denen die Chri­sten Paki­stans leb­ten, erschüt­ter­ten mich. Ich erin­ne­re mich an Kar­frei­tag, als ich erst 13 Jah­re alt war: Ich hör­te eine Pre­digt über Jesu Opfer für unse­re Erlö­sung und für die Ret­tung der Welt. So fühl­te ich mich gedrängt, als Ant­wort auf die­se Sei­ne Lie­be unse­ren Brü­dern und Schwe­stern mei­ne Lie­be zu schen­ken, indem ich mich in den Dienst der Chri­sten stel­le, beson­ders der Armen, der Not­lei­den­den und der Ver­folg­ten, die in die­sem isla­mi­schen Land leben.

Mir wur­den hohe Wür­den und Regie­rungs­äm­ter ange­bo­ten, damit ich mei­nen Kampf auf­ge­be, aber ich habe immer abge­lehnt sogar unter Gefahr mei­nes eige­nen Lebens. Mei­ne Ant­wort war immer die­sel­be: Nein, ich will Jesus die­nen als ein­fa­cher Mensch.

Würde mich auserwählt fühlen, wenn Jesus mein Leben als Opfer annehmen würde

Die­se Hin­ga­be macht mich glück­lich. Ich will kei­ne Popu­la­ri­tät und kei­ne Macht­po­si­tio­nen. Ich wün­sche mir nur einen Platz zu Jesu Füßen. Ich möch­te, daß mein Leben, mein Cha­rak­ter, mei­ne Hand­lun­gen für mich spre­chen und zei­gen, daß ich Jesus Chri­stus nach­fol­ge. Die­ser Wunsch ist so groß in mir, daß ich mich in mei­nen Anstren­gun­gen für die Not­lei­den­den, die Armen, und die ver­folg­ten Chri­sten Paki­stans aus­er­wählt füh­len wür­de, wenn Jesus mein Leben als Opfer anneh­men würde.

Für Chri­stus will ich leben und für Ihn will ich ster­ben. Des­halb ver­spü­re ich kei­ne Angst in die­sem Land. Vie­le Male woll­ten mich die Extre­mi­sten ermor­den oder ein­sper­ren. Sie haben mich bedroht, ver­folgt und mei­ne Fami­lie ter­ro­ri­siert. Ich aber sage: Solan­ge ich lebe, bis zu mei­nem letz­ten Atem­zug, wer­de ich fort­fah­ren, Jesus zu die­nen und die­ser armen, lei­den­den Mensch­heit, den Chri­sten, den Not­lei­den­den, den Armen.

Ich mei­ne, daß die Chri­sten der Welt, die den 2005 von der Erd­be­ben­ka­ta­stro­phe betrof­fe­nen Mos­lems die Hand reich­ten, Brücken der Soli­da­ri­tät, der Lie­be, des Ver­ständ­nis­ses, der Zusam­men­ar­beit und der Tole­ranz zwi­schen den bei­den Reli­gio­nen gebaut haben. Wenn die­se Anstren­gun­gen fort­ge­setzt wer­den, bin ich über­zeugt, daß es uns gelingt, auch die Her­zen und die Köp­fe der Extre­mi­sten zu gewin­nen. Das wird eine posi­ti­ve Ver­än­de­rung erzeu­gen: Die Men­schen wer­den sich nicht mehr has­sen, sie wer­den nicht mehr im Namen der Reli­gi­on töten, son­dern es wer­den die einen die ande­ren lie­ben, sie wer­den ein­träch­tig sein und sie wer­den den Frie­den und das Ver­ständ­nis in die­ser Regi­on pflegen.

Dann werde ich Ihn anschauen können, ohne mich schämen zu müssen

Ich will euch sagen, daß ich viel Anre­gung in der Hei­li­gen Schrift und im Leben von Jesus Chri­stus fin­de. Je mehr ich das Neue und das Alte Testa­ment lese, die Ver­se der Bibel und die Wor­te des Herrn, desto mehr füh­le ich mich gestärkt und wächst mei­ne Ent­schlos­sen­heit. Wenn ich über die Tat­sa­che nach­den­ke, daß Jesus Chri­stus alles geop­fert hat, daß Gott Sei­nen eige­nen Sohn für unse­re Erlö­sung und unse­re Ret­tung gesandt hat, fra­ge ich mich, wie ich dem Weg nach Kal­va­ri­en fol­gen kann. Unser Herr hat gesagt: „Komm mit mir, nimm dein Kreuz und fol­ge mir.“

Die Stel­le der Bibel, die ich am mei­sten lie­be, sagt: „Ich hat­te Hun­ger und ihr gabt mir zu essen, ich hat­te Durst und ihr gabt mir zu trin­ken, ich war fremd und ihr habt mich beher­bergt, ich war nackt und ihr gabt mir Klei­dung, ich war krank und ihr habe mich gesund gepflegt, ich war ein­ge­sperrt und ihr habt mich besucht.“ Wenn ich arme und hilfs­be­dürf­ti­ge Men­schen sehe, den­ke ich, daß in ihnen Jesus mir begeg­net. So ist es mein Bestre­ben, nach Mög­lich­keit immer hilf­reich zu sein und gemein­sam mit ande­ren den Not­lei­den­den, den Hun­gern­den, den Dur­sti­gen Unter­stüt­zung zu bringen.

Ich den­ke, daß die Hilfs­be­dürf­ti­gen, die Armen, die Wai­sen, wel­cher Reli­gi­on sie auch immer ange­hö­ren, zu aller­erst als Men­schen zu sehen sind. Ich den­ke, daß die­se Men­schen Teil mei­nes Kör­pers in Chri­stus sind, daß sie der ver­folg­te und hilfs­be­dürf­ti­ge Teil von Chri­sti Kör­per sind. Wenn wir die­se Mis­si­on zu Ende brin­gen, wer­den wir uns einen Platz zu Jesu Füßen ver­dient haben und ich wer­de Ihn anschau­en kön­nen, ohne mich schä­men zu müssen.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: pakistaniat

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