(Brasilia) Der österreichische Missionar vom Kostbaren Blut, Erwin Kräutler, folgte seinem Onkel nicht nur in den Orden und zur Mission nach Brasilien, sondern auch auf den Bischofsstuhl von Xingu, einer Territorialprälatur im Amazonas-Regenwald. Von 1981–2015 übte er dort als Prälat die Amtsgewalten eines Bischofs aus. Als österreichische Medien Jagd auf „zu konservative“ Bischöfe machten, war der sozial-und öko-engagierte Urwaldbischof hingegen ihr Liebling. Kräutler ist der Prototyp des 68er-Bischofs, der mit politischer Korrektheit kein Problem hat, sondern sich vielmehr mit dem „Gutmenschentum“, dem linksliberalen Ersatzkonstrukt für das Christsein, wahrscheinlich sogar identifizieren kann. Kräutler wurde von Papst Franziskus mit der Vorbereitung der Amazonassynode 2019 beauftragt und ist seit Jahrhunderten die wahrscheinlich größte Bedrohung für das Weihesakraments.
Im 77. Lebensjahr wurde Kräutler Ende 2015 von Papst Franziskus als Prälat von Xingu emeritiert. Seither widmet er sich seinem „größten“ Projekt: der Amazonassynode, die er in der sogenannten „Amazonas-Werkstatt“ vorbereitet. Die Umsetzung dieses Projekts war unter Papst Johannes Paul II. und Benedikt VI. undenkbar, während Franziskus ihr mit Empfehlung von Kardinal Claudio Hummes die Tore öffnete. Macht „mutige“ und „kühne“ Vorschläge, hatte Franziskus dem Missionsbischof im April 2014 gesagt.
Das ließ sich Kräutler nicht zweimal sagen.
Im Herbst 2014 war er mit Kardinal Hummes einer der Gründer von Repam, einem pan-amazonischen Kirchennetzwerk und übernahm den Vorsitz von Repam-Brasilien. Mit der Emeritierung verschaffte Franziskus dem österreichischen Missionar den nötigen Freiraum, eine neue Aufgabe mit offiziösem Auftrag zu erfüllen: die Vorbereitung der Amazonassynode. Kräutler erfüllt die Aufgabe mit großem Einsatz.
Im Amazonas-Urwald soll unter weitgehendem Desinteresse der Weltöffentlichkeit, der das Gebiet fast so fern und fremd und bestenfalls klischeebeladen wie Grönland oder Tuvalu ist, soll eine „andere Kirche“ und ein „anderes Priestertum“ experimentiert werden. Ausgangspunkt sind spezifische, lokale Gegebenheiten, vor allem die erst oberflächliche Christianisierung der Urwald-Indios, die noch keine eigenen Priesterberufungen hervorbringen. Das eigentliche Marschgepäck ist jedoch das europäische Denken der kirchlichen 68er-Generation, die hochbetagt ihre letzte Chance sieht, ihre Forderungen doch noch umzusetzen. Dazu gehört vor allem die Aufhebung des Zölibats und die Zulassung verheirateter Priester, aber auch das Frauenpriestertum.
Im kommenden Jahr wird es ernst.
Papst Franziskus hat für Oktober 2019 eine Amazonassynode einberufen. Die Verwirklichung von Kräutlers- und Hummes-Traum scheint zum Greifen nahe. Welche Haltung Franziskus zur Zölibatsfrage einnimmt ist verschwommen, weil das Kirchenoberhaupt – wie bereits zu anderen Fragen – widersprüchliche Signale aussendet. Seine Verteidigung des Zölibats der Priester war bisher persönlicher, aber nicht theologischer oder disziplinärer Natur. Er selbst habe „kein Problem“ mit dem Zölibat. Das ist allerdings nicht die Frage. In Kolumbien widersprach er im September 2017 Gerüchten einer Zölibatsabschaffung. Was er damit aber wirklich sagen wollte, blieb dennoch unklar. Das hat damit zu tun, daß Kirchenkreise, die etwas an der kirchlichen Ordnung und/oder der Glaubenslehre ändern wollen, sich dialektischer Tricks bedienen, um ihre heterodoxen Positionen zu verschleiern oder sogar als rechtgläubig erscheinen zu lassen. Für die Kirche ist das kein neues Phänomen. Der Streit um die Homousie, der im 4. Jahrhundert um die Wesensgleichheit zwischen Gott Vater und Jesus Christus ausgetragen wurde, ist eines der bekanntesten Beispiele dafür. Es ging „nur“ um ein Jota.
Die Zölibatsgegner widersprechen energisch, wenn man ihnen die Absicht zur Zölibatsabschaffung vorwirft. Sie möchte „nur“ den „Pflichtzölibat“ abschaffen, nicht aber den Zölibat. Wer weiterhin zölibatär leben wolle, könne dies gerne tun. Die orthodoxe Kirche zeigt, wohin dieser Weg führt: der gesamte Weltklerus ist dort verheiratet und nur mehr der Ordensklerus lebt zölibatär. Da die lateinische Kirche aber westlich geprägt ist und nicht in der Tradition der Ostkirche steht, ist noch mit einer viel weitergehenden Auflösung zu rechnen (Scheidung und Zweitehe von Priestern, homosexuelle Beziehungen, Ehemöglichkeit nicht nur vor Empfang des Weihesakraments, sondern jederzeit usw.). Das Vorbild der kirchlichen 68er-Bewegung ist nicht die Ostkirche, sondern der liberale Protestantismus.
In der Diskussion fehlt fast zur Gänze eine theologische Dimension, die herausstreicht, daß der Zölibat nicht nur ein Gesetz der Kirche und damit veränderbar ist, sonder ein Wesensmerkmal des Priestertums nach dem Vorbild der Ehelosigkeit Jesu Christi und dem zölibatären Leben der apostolischen Tradition.
Papst Franziskus stellte im Zusammenhang mit der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion unter Beweis, daß er zur Erreichung eines selbstgesteckten Zieles verschleiernd, manipulierend, tarnend und sogar unehrlich agiert. Die Kirche ist seither ein gebranntes Kind. Sie muß damit rechnen, daß Franziskus in der Zölibatsfrage und insgesamt in der Frage des Weihesakraments ähnlich zweigleisig agiert: Mit eineroffiziellen und nach außen sichtbaren, und mit einer zweiten, geheimen, der eigentlichen Agenda.
Was Franziskus also wirklich zur Zukunft des Priestertums denkt läßt sich am ehesten an der Tatsache ablesen, daß er seinen persönlichen Freund, Kardinal Hummes, und Bischof Kräutler, und damit ausgerechnet zwei überzeugte Verfechter der Zulassung von verheirateten Männern und von Frauen zum Priestertum damit beauftragte, die Amazonassynode vorzubereiten.
Kurz nach seiner Emeritierung veröffentlichte Kräutler im Februar 2016 sein Buch: „Habt Mut! Jetzt die Welt und die Kirche verändern“. Die deutsch-amerikanische Historikerin Maike Hickson führte sich das Buch zu Gemüte und fand eine Reihe aussagekräftiger Stellen, um zu verstehen, welche Gedankenwelt den Mann antreibt, der im Auftrag von Papst Franziskus maßgeblich die Amazonassynode vorbereitet.
Hier einige Auszüge:
Aber einer der bedeutendsten Höhepunkte meines Lebens ist die Enzyklika „Laudato si’“. Sie ist ein Segen für Amazonien. Es ist für die indigenen Völker in Brasilien ganz wunderbar, dass Papst Franziskus alle Anliegen aufgegriffen hat, die ich ihm am 4. April 2014 in Rom unterbreiten konnte. Für Amazonien ist diese Enzyklika ein politischer Sieg sondergleichen. Insbesondere Nummer 38 ist für uns eine ungeheure Bestätigung und Stärkung. Dazu kommt der Absatz 146, den Franziskus den indigenen Völkern widmet.
(S. 52)
Alle Formen von Proselytismus sind gefährlich.
(S. 64)
Diese für einen Papst bislang außergewöhnliche Schlichtheit sorgte zumindest am Anfang auch für manche Verlegenheit. Franziskus hat sie mit seinem Humor unterlaufen. Von dem jungen Kardinal Luis Tagle ist überliefert, dass er Franziskus ganz förmlich gefragt habe: „Heiliger Vater, darf ich mich zu Ihnen setzen?“ Der Papst soll geantwortet haben „Aber bitte doch, heiliger Sohn“.
(S. 80)
Das habe ich auch bei der Audienz gespürt, die er mir am 4. April 2014 in Rom gewährt hat. Bei meinen Ad-Limina-Besuchen in den vergangenen 35 Jahren habe ich mehrere Papstaudienzen erlebt, privat und zusammen mit anderen Bischöfen. Da war vom Ablauf her alles streng geregelt. Ganz anders war das am Tag meiner ersten und bisher einzigen außerordentlichen Privataudienz bei einem Papst. Es war mein Anliegen, Franziskus unsere Situation in Amazonien darzulegen und ihn zu ersuchen, diese in seine da.
(S. 89)
Nach der Begrüßung sagte der Papst schlicht: Setzen wir uns. Ich konnte unvermittelt erklären, wer ich bin und warum ich da bin. Ich habe ihm einen in Spanisch verfassten Text über die Situation der indigenen Völker in Amazonien übergeben. Dann sind wir auf die weit verzweigten Gemeinden in diesem riesigen Gebiet zu sprechen gekommen und darauf, dass zu vielen nur ein, zwei Mal im Jahr ein Priester kommt, der mit ihnen die Eucharistie feiern kann. 90 Prozent aller Gemeinden in Amazonien haben keinen regulären Sonntagsgottesdienst, 70 Prozent nur drei bis vier Mal im Jahr. Franziskus zeigte sich interessiert. Er erwähnte eine Diözese in Mexiko, wo der Bischof den Priestermangel teilweise dadurch entschärft habe, dass er 300 verheiratete Gemeindeleiter zu Diakonen geweiht habe. Der Papst erinnerte auch an den Vorschlag eines Bischofs in Südafrika – es handelt sich um Bischof Fritz Lobinger –, demzufolge Gemeinden ohne Priester durch „Teams of Elders“ geleitet werden könnten. Bischof Lobinger empfiehlt, diese dann auch zu ordinieren, damit sie mit ihren Gemeinden auch die Eucharistie feiern können. Der englische Ausdruck hat dabei den Vorteil, dass die „Älteren“ nicht unbedingt die an Jahren Alten sein müssen. Mit „Elders“ sind vielmehr die in der Gemeindeleitung „Erfahrenen“ gemeint. In diesem Zusammenhang fiel das berühmte Wort des Papstes, das nach meiner Privataudienz international Schlagzeilen gemacht hat: Die Bischofskonferenzen sollten ihm „mutige Vorschläge“ machen. Er verwendete den Begriff corajudos, einen Dialektausdruck aus Buenos Aires. Dieser umgangssprachliche Ausdruck meint eine Zivilcourage im Sinne des griechischen Wortes parrhesia, das vor allem in der Apostelgeschichte vorkommt und Freimut, Furchtlosigkeit, Standhaftigkeit, Kühnheit, ja sogar Verwegenheit bedeutet. In den zwanzig Minuten dieser persönlichen Begegnung spürte ich, dass Papst Franziskus zuerst einmal Bruder ist. Seine Art hinzuhören ist liebevoll. Man sagt etwas zu ihm oder schneidet ein Thema an und das Erste, was er sagt, ist: Wie denkst du darüber, hast du eine Idee? Er sagt dann natürlich auch seine Meinung, aber nicht in dem Sinne, dass jetzt der Papst gleich einmal „ex cathedra“ spricht. Er sagt das, was er denkt, freundschaftlich, mitbrüderlich, auch väterlich.
(S. 90f)
Papst Franziskus will die Kirche sehr entschieden in dieser Weise dezentralisieren und öffnen. Bei meiner Privataudienz am 4. April 2014 hat er die Bischöfe und die Bischofskonferenzen ausdrücklich aufgefordert „Macht mir mutige Vorschläge!“ An solchen Vorschlägen arbeiten wir in Brasilien auf zwei Ebenen: in der Bischöflichen Kommission für Amazonien und in einem Dialogforum der Bischofskonferenz. Es geht dabei um neue Formen der christlichen Gemeinden und ihrer Leitung – einschließlich der Eucharistie am Sonntag. Dazu werden konkrete Vorschläge an den Papst ausgearbeitet. Wie diese aussehen werden, weiß ich nicht. Eine bewährte kirchliche Möglichkeit wäre, dass man in Amazonien „ad experimentum“ verheiratete Männer und Frauen als Gemeindeleiter zulässt und dass diese auch der Eucharistie vorstehen. Es ist für mich aber keine Lösung, dass das nur die viel diskutierten „Viri probati“ („bewährte Männer“) wären. Denn das würde heißen, dass nur verheiratete Männer diesen vollen Dienst der Gemeindeleitung übernehmen könnten. Aber zwei Drittel der Gemeinden am Xingu werden heute von Frauen geleitet.
(S. 110)
Richtig ist, dass er von seinem Hintergrund in Argentinien herkommt. Trotzdem glaube ich nicht, dass er zur Weihe von Frauen ein striktes Nein, ein quod non, sagen würde. Ich glaube nicht, dass er in dieser Entweder-oder-Logik denkt. Freilich würde er nicht hergehen und sagen, alles, was die Päpste vor mir gesagt haben, ist abgehakt. Aber er weiß ganz genau, dass sich verschiedene Fragen in der Kirche oft über Jahrhunderte zugespitzt haben und am Ende eine Entscheidung gefordert war, die sich einige Jahrzehnte vorher niemand hätte vorstellen können. Man muss nur daran denken, was im 19. Jahrhundert kirchlicherseits alles gegen die Trennung von Kirche und Staat und gegen die Demokratie eingewendet wurde. Oder an den Syllabus von Pius IX., der unter seinen 80 Punkten als Irrtum verdammt, dass es jedem Menschen freistehe, eine Religion anzunehmen und zu bekennen. Mit dieser Aussage hat das Zweite Vatikanische Konzil in seiner Erklärung über die Religionsfreiheit „Dignitatis humanae“ ein für alle Mal aufgeräumt. Oder denken wir an die längst überholten Aussagen über das wortwörtliche Verständnis der Bibel unter Pius X. Bestimmte Überzeugungen und Auslegungen, die einst mit Nachdruck vertreten, ja sogar als unabänderlich verteidigt wurden, haben sich dennoch im Laufe der Geschichte oft völlig geändert. Das hat aber keineswegs den Lebensnerv der Kirche getroffen. Ich bin überzeugt, dass Franziskus in dieser Tradition steht, die letztlich offen ist für den Dialog und für Veränderungen. Allerdings ist die Sachlage bei der Weihe von Frauen besonders schwierig. Denn Papst Johannes Paul II. hat in seinem Apostolischen Schreiben „Ordinatio sacerdotalis“ vom 22. Mai 1994 erklärt, „dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben“. Das ist zwar kein Glaubenssatz „de fide definita“, aber doch eine sehr entschiedene Aussage eines Papstes. Daher wird Papst Franziskus in der Frage von Priesteramt, Zölibat und Frauenweihe nichts allein unternehmen, sondern wenn, dann nur gemeinsam mit den Bischöfen. Er wird in diesem Zusammenhang auch sicher keine Entscheidungen treffen, die sofort weltweite Anwendung finden sollen. Damit etwas möglich wird, müsste eine namhafte Zahl von Bischofskonferenzen in Lateinamerika, in Asien, in Afrika eine Änderung herbeiführen wollen. Es müsste also beispielsweise auf kontinentaler Ebene oder sogar in der Weltkirche einen großen Konsens geben. Denn nur dann hätte das ausreichend Gewicht, um die frühere Erklärung eines Papstes zu revidieren. Aber in eigener Regie macht Franziskus es sicher nicht.
(S. 111f)
Es ist aber jenseits der Realität der allermeisten von der Eucharistie praktisch ausgeschlossenen Gemeinden in Amazonien. Ja, es ist eine schreiende Ungerechtigkeit, dass wir diesen Gemeinden die Eucharistie vorenthalten. Die Brasilanische Bischofskonferenz hat inzwischen eine Kommission beauftragt, Vorschläge zu erarbeiten – entsprechend der Aufforderung, die der Papst bei meiner Audienz formuliert hat: Die Bischöfe sollen ihm mutige, couragierte Vorschläge machen. Meine Vorstellung ist, dass wir zunächst einmal zu regionalen Lösungen kommen. Im Süden Brasiliens gibt es noch genügend Priester. Dort wird man wenig ändern wollen oder müssen. Bei uns in Amazonien dagegen ist die Situation höchst prekär. Wir haben am Xingu 800 Gemeinden und 31 Priester, davon sind mehrere schon über 70 Jahre alt. Daher könnte ich mir denken, dass man in der Brasilianischen Bischofskonferenz zunächst auf Amazonien schaut und für diese Region eine Lösung „ad experimentum“ vorschlägt. Diese müsste nicht einmal für alle Diözesen in Amazonien gelten. Ganz klar muss dabei sein: Es geht nicht um ein Ja oder Nein zum Zölibat. Manchmal stoße ich auf Kritik und es wird mir vorgeworfen, ich wolle den Zölibat aufheben. Nein, das will ich auf keinen Fall und das will auch der Papst nicht. Aber ich kann die Frage, ob eine Gemeinde jeden Sonntag Eucharistie feiern kann oder nicht, nicht davon abhängig machen, ob ein zölibatärer Mann zur Verfügung steht oder nicht
(S. 115f)
Es gibt viele Frauen, die den sonntäglichen Wortgottesdienst vorbereiten und leiten, es gibt junge und ältere Männer, die sich für ihre Gemeinde ehrenamtlich einsetzen. Diese Leute könnte man mit einer entsprechenden Vorbereitung auch dafür heranbilden, dass sie in ihrer Gemeinde der Eucharistie vorstehen. In ihrer Gemeinde! Diese Einschränkung erscheint mir wichtig, weil nur dadurch eine selbständige Form entstehen könnte: Keine Priester zweiter Klasse, sondern Frauen und Männer, die für ihre Gemeinde ordiniert werden, um dem Mysterium Fidei (Geheimnis des Glaubens), der Eucharistiefeier, vorzustehen. Im Idealfall könnten das pro Gemeinde sogar zwei bis drei sein, etwa im Sinne der Teams of Elders, wie sie Bischof Lobinger vorgeschlagen hat. Das würde ihre Verankerung in der Gemeinde und ihren Bezug zu dieser Gemeinde noch stärken. Ich kann es aber mit meinem Glauben nicht vereinbaren, dass jemand kurzerhand den Entschluss fasst, der Eucharistiefeier vorzustehen oder andersherum eine Gemeinde in eigener Regie jemandem den Vorsitz der Eucharistiefeier überträgt. Das ist ein Bruch mit unserer Kirche, die seit den Tagen der Apostelgeschichte für besondere Dienste immer die Beauftragung, die Ordination, die Handauflegung kennt, verbunden mit dem Weihegebet und der Anrufung des Heiligen Geistes. Als Katholiken glauben wir an das Weihepriestertum. Weihe ist mehr als eine Delegation durch die Gemeinschaft.
(S.117)
Text: Giuseppe Nardi
Zitate: Maike Hickson
Bild:
Wie im weltlichen Raum suggerieren auch in der Kirche interessierte Kräfte, es bedürfe des Mutes, um kräftig mit den Herrschenden ins Horn zu stoßen und deren Ziele zu proklamieren. Tatsächlich sind die 68er „Anti-Establishment“-Strömungen längst selbst zum Establishment geworden, dass notfalls mit fanatischem Haß seine Herrschaft stabilisiert. Mit dem vorgeblichen „Rebellen-Habitus“, der geschickt mit Parolen wie „Mut haben“ und „Haltung zeigen“ medial inszeniert wird, instrumentalisiert man denkfaule Menschen, indem man ihnen einen billigen Pseudo-Märtyrer-Status einräumt. Sowohl die Gesellschaft als auch die Kirche werden „verändert“, aber gewiß nicht durch diese Marionetten. Die Ziele wurden seit langer Zeit von anderen festgelegt und schrittweise realisiert.
Ob nun „Zeitbomben“ in den unübersehbar langen Konzilsdokumenten versteckt wurden, wie etwa in „Sacrosanctum Concilium“ (würde in diesem Kommentar zu lange werden, hierzu näher: https://kirchfahrter.wordpress.com/2016/04/26/traditionalistisch-konservativ-oder-nur-einfach-katholisch-von-der-muehe-des-begriffes‑5/) oder man in einer abgelegenen Weltgegend – von der Öffentlichkeit weitgehend verborgen – Pilotprojekte durchführt: die Methode ist offenkundig dieselbe. Wurde sie doch nach „dem Konzil“ erfolgreich bei der Installierung der priesterlosen Wort-Gottes-Feier samt Schaffung der Berufsbilder der Gemeindereferentin (https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeindereferent) bzw. Pastoralreferentin angewandt. Schleichend übernehmen Laien vormalige Pfarrer-Aufgaben (https://de.wikipedia.org/wiki/Pastoralreferent#Typische_Aufgaben), um diesen „zu entlasten“ und werden in den Augen der gutgläubigen bzw. schlicht desinteressierten Pfarrgemeinde „so etwas wie Pfarrer“. „Wort-Gottes-Feier“ und (nicht umsonst meist von Frauen ausgeübte) „Referenten“-Funktion ergeben dann unmerklich die „Frau Pastorin“, die Gottesdienste hält und Beerdigungen durchführt.
Gewöhnt man „via Amazonas“ die Menschen an verheiratete Pfarrer, hat man mit der erstrebten Interkommunion, dem interkonfessionellen Religionsunterricht (in NRW) und der laiengeleiteten Pfarrei die perfekte protestantische Kirchenstruktur beieinander.
Die protestantische Liturgie hat man ja bereits…
@Kirchfahrter Archangelus sehr gut, danke.
Langsam denke ich wirklich, dass das Böse und der Böse in der Welt aus dem deutschen Sprachraum massiv gefördert wird, politisch und kirchlich.
Ja, der Geist Martin Luthers wabert in manchen Hirnen.
Vielen Dank für das vielsagende Foto zum Beitrag. Um welche Religion handelt es sich dabei?
Ich nehme an, es handelt sich um eine sogenannte „freikirchliche“ Gemeinschaft?
Es soll hunderte davon auf der Welt geben.
Quid est veritas, oder besser gesagt, quae est veritas?
(Was ist Wahrheit? Was soll das für eine Wahrheit sein?)