
(Rom) Wiens Erzbischof, Christoph Kardinal Schönborn, wird von der progressiven britischen Wochenzeitung The Tablet zum Thema Frauenpriestertum gegen Glaubenspräfekt Luis Ladaria Ferrer in Stellung gebracht. Ein Widerspruch dagegen war aus Wien noch nicht zu hören.
Am 30. Mai veröffentlichte der Präfekt der römischen Kongregation für die Glaubenslehre, Luis Ladaria Ferrer SJ, eine Klarstellung zu „einigen Dubia“ (Zweifeln) über den „definitiven“ Charakter der Lehre von Ordinatio sacerdotalis.

Papst Johannes Paul II. hatte 1994 in dem Apostolischen Schreiben bekräftigt, daß Frauen keinen Anteil am Weihesakrament haben können. Die Entscheidung gilt als dogmatische Festlegung, dennoch wurde der definitive Charakter seither von Theologen und Kirchenvertretern wiederholt in Frage gestellt.
Dagegen erfolgte nun eine Klarstellung von Glaubenspräfekt Ladaria, daß die Entscheidung tatsächlich „definitiv“ ist. Weder durch einen Papst noch ein Konzil könne diese Lehre geändert werden, da sie direkt auf Jesus Christus zurückgehe.
Die Feststellung des dogmatischen Charakters dieser Entscheidung wurde erstaunlich unaufgeregt zur Kenntnis genommen. Unter Papst Johannes Paul II. hatte die Veröffentlichung von Ordinatio sacerdotalis zu Anfeindungen in- und außerhalb der Kirche geführt. Unter Papst Benedikt XVI. hätte die Veröffentlichung der nun veröffentlichten Klarstellung einem Aufschrei nach sich gezogen. Die Reaktionen der Wortführer des Frauenpriestertums verhalten sich unter Papst Franziskus hingegen erstaunlich leise.
Kardinal Carlo Martini SJ, der Gegenspieler von Johannes Paul II., damals Erzbischof von Mailand und laut eigenen Angaben „Ante-Papst“, bemühte Mitte der 90er Jahre eine eigenwillige, progressive Auslegung von Ordinatio sacerdotalis. Der polnische Papst habe zwar zum Frauenpriestertum die Türe zugeschlagen, aber nichts über das Diakonat gesagt. Martini empfahl daher den progressiven Kirchenkreisen, sich deshalb auf das Frauendiakonat zu konzentrieren, dann sehe man weiter.
Ladarias Klarstellung widerspricht implizit Martinis „Schleichweg“. Aus der Antwort des Glaubenspräfekten auf die Dubia läßt sich keine Möglichkeit ableiten, daß Frauen irgendeinen Anteil am Weihesakrament hätten, auch nicht an der unteren Stufe. Das Weihesakrament ist als Sakrament unteilbar, weshalb es in vollem Umfang durch Christi Willen immer Männern vorbehalten war und auch bleibt.

Ende des 20. Jahrhunderts gehörte es, besonders im deutschen Sprachraum, zum Standardrepertoire von Sondertheologen wie Eugen Drewermann und Hans Küng, Frauendiakonat und Frauenpriestertum zu fordern. Inzwischen haben sich aber auch Bischöfe weit in diese Richtung aus dem Fenster gelehnt. Das gilt nicht nur für den emeritierten, österreichischen Missionsbischof Erwin Kräutler, der derzeit an anderer Front einen Angriff gegen das Weihesakrament vorbereitet. Auch Bischöfe wie Manfred Scheuer (vorher Innsbruck, jetzt Linz), Robert Zollitsch (Freiburg im Breisgau), Hermann Glettler (Innsbruck), Walter Kasper (vorher Rottenburg-Stuttgart, dann Kurienkardinal), sein Nachfolger Gebhard Fürst (Rottenburg-Stuttgart), Franz-Josef Bode (Osnabrück) sprachen sich mit leichten Nuancierungen für ein Frauendiakonat aus. Sie tun damit, was Kardinal Martini „empfohlen“ hatte.
Christa Pongratz-Lippitt, Österreich-Korrespondentin verschiedener progressiver Medien im englischsprachigen Raum, und Christopher Lamb, beide schreiben für The Tablet, haben zwei Tage nach der Ladaria-Klarstellung im Tablet Kardinal Schönborn gegen die Glaubenskongregation in Stellung gebracht.
Sie berufen sich dabei auf ein Interview, das Schönborn Ende März gab, und das gleichzeitig am 31. März von gleich sechs österreichischen Tageszeitungen veröffentlicht wurde, darunter Die Presse, Kleine Zeitung und Salzburger Nachrichten. Die Tablet-Überschrift behauptet: „Schönborn widerspricht der Erklärung der Glaubenskongregation zum Frauenpriestertum“. Die Kernaussage lautet: Für Kardinal Schönborn könne die Frage der Frauenordination „nur“ durch „ein ökumenisches Konzil“ geklärt werden.
Das Interview Schönborns liegt zu lange zurück, um Journalisten zu erlauben, einen direkten Gegensatz zu behaupten. Vor allem wird der irrige Eindruck erweckt, Schönborn habe damit auf die Klarstellung der Glaubenskongregation reagiert. In Wirklichkeit erfolgte die Klarstellung zwei Monate nach dem Schönborn-Interview. Diese chronologische Abfolge wird von den Tablet-Autoren zwar erwähnt, allerdings nur beiläufig mitten im Text und mit der Angabe eines falschen Datums. Der Gesamteindruck, auf den sie beim Leser abzielen, soll ein anderer sein.
Die Tablet-Leserschaft wurde erst mit diesem Artikel über die Klarstellung der Glaubenskongregation informiert. In Wirklichkeit wurde ihr Fokus vom ersten Satz an, unter Verweis auf Kardinal Schönborn, auf eine Gegenposition umgelenkt.
Was sagte Schönborn aber am 31. März?
Da der Text des Interviews zwar einheitlich ist, aber jede der sechs beteiligten Tageszeitungen etwas andere Teile davon für den Abdruck auswählte, ist ein Blick in alle Veröffentlichungen von Nöten.
Frage: Was wünschen Sie sich genau?
Kardinal Schönborn: Etwa einen höheren Frauenanteil in leitenden Positionen. Obwohl es damit in der Erzdiözese Wien nicht schlechter ist als in anderen großen Organisationen. Die Weihefrage ist eine Frage, die sicher nur von einem Konzil geklärt werden kann. Das kann auch nicht ein Papst allein entscheiden. Das ist eine zu große Frage, als dass sie vom Schreibtisch eines Papstes aus geklärt werden könnte.
Frage: Sie meinen die Weihe von Frauen zu Priesterinnen?
Kardinal Schönborn: Diakonen, Priestern, Bischöfen.
Frage: Der Papst hat Diakoninnen zumindest nicht ausgeschlossen. Er könnte die Einführung nicht allein entscheiden?
Kardinal Schönborn: Ich hielte es auch nicht für gut. Die Kirche ist eine Gemeinschaft, große Entscheidungen sollen gemeinschaftlich getroffen werden.
Die Aussagen zum Konzil sind im Kontext auf Papst Franziskus und nicht auf Johannes Paul II. und das Dokument Ordinatio sacerdotalis gemünzt. Letzteres wird gar nicht erwähnt. Wiens Erzbischof versucht ganz seiner Art entsprechend, maximalen Konsens zu finden, diplomatisch nichts zu sagen und doch allen unverbindlich ein bißchen recht zu geben.

Der von den Tablet-Autoren behauptete Gegensatz zum Ladaria-Dokument läßt sich daraus nicht ablesen. Er ist konstruiert.
Pongratz-Lippitt und Lamb hängen sich an der Schönborn-Aussage auf, „nur ein Konzil“ könne über die Weihefrage entscheiden. Das konnte zu diesem Zeitpunkt nicht nur gegen eine eventuelle Öffnung durch Papst Franziskus für „Diakoninnen“ ins Feld geführt werden, sondern auch gegen das Weiheverbot von Frauen durch Papst Johannes Paul II. Das aber würde voraussetzen, daß Schönborn zum Zeitpunkt des Interviews den „definitiven Charakter“ von Ordinatio sacerdotalis bezweifelte. Die Frage ist aber wenn schon, ob er ihn auch noch nach der Klarstellung durch die Glaubenskongregation bezweifelt. Das aber darf ernstlich bezweifelt werden.
Schönborn ist zu sehr Diplomat, um sich zu umstrittenen Themen festnageln zu lassen. Der Tablet-Artikel vom 1. Juni würde eine Klarstellung durch das Erzbistum Wien verlangen. Eine solche wird aber nicht erfolgen. Rom macht es diesbezüglich vor. Im Namen von Papst Franziskus werden von seinen Gesprächspartnern unglaubliche Aussagen an die Öffentlichkeit gebracht, doch der Vatikan reagiert darauf nicht. Auch das ist eine Strategie, bei der sich jemand etwas denkt. Was genau, bleibt allerdings verborgen, und offene Fragen bleiben in der Luft schweben.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: The Tablet/Die Presse/Salzburger Nachrichten (Screenshots)
Der Papst soll nicht darüber entscheiden, ob es Frauenpriestertum gibt oder nicht. Das soll gemeinschaftlich diskutiert, also demokratisiert werden?
Wenn Frauen, rein hypothetisch zu Diakonen geweiht werden sollten, müssten sie das Priesterseminar besuchen und sakramental die Priesterweihe empfangen. Damit wäre der Fuß bereits in der Tür, denn von dort aus wäre im Handumdrehen das Priestertum und bald auch der Zölibat ausgehebelt.
Jesus Christus wird schon gewusst haben, wieso ihm Gott der Vater aufgetragen hat 12 Männer auszuwählen, um den Dienst als Apostel und Jünger auszuüben. Würde hier Gottes Wille respektiert und nicht ständig nach Lücken gesucht, gäbe es diese lächerliche Diskussion nicht.
Und würde die Rolle der Frauen in der Familie und Gesellschaft im traditionellen, umfassenden Sinne wieder mehr erkannt werden, würde man nicht diesem Gleichmachungswahn erliegen, es gäbe weniger Irrtümer bei der Besetzung von wichtigen Posten, die oft als Selbstzweck an Frauen gehen.
Es gäbe weniger Sexismus in Werbung und Medien allgemein. Es gäbe weniger Schwierigkeiten mit geburtenschwachen Jahrgängen, mit der Gegenfinanzierung des Pensionssystems, es wäre weniger demografisch motivierter Zuzug nötig und und und.