(Rom) Kardinal Müller hatte es in den vergangenen Jahren nicht leicht. Nun wurde er von Benedikt XVI. gelobt und Papst Franziskus soll es wissen. Das Lob wurde erstaunlicherweise auch von der neuen Nachrichtenplattform des Vatikans, Vatican News, veröffentlicht.
Berufung nach Rom mit schnellem Klimawandel
Im Juni 2012 war der damalige Bischof von Regensburg von Benedikt XVI. nach Rom berufen und zum Präfekten der Glaubenskongregation ernannt worden. Dieses Amt hatte Benedikt XVI. selbst bis zu seiner Wahl zum katholischen Kirchenoberhaupt inne. Die Ernennung Müllers zeigte, welche Wertschätzung der deutsche Papst für seinen Landsmann hegte samt der Überzeugung, daß er der geeignete Glaubenshüter für diese Zeit sei.
Ob Benedikt zum Zeitpunkt der Ernennung bereits konkrete Rücktrittspläne hatte, ist nicht mit Sicherheit bekannt und darf anhand der Rekonstruktionen, soweit diese möglich sind, sogar ausgeschlossen werden. Dennoch stand der neue Glaubenspräfekt nur ein halbes Jahr nach seiner Ernennungen völlig neuen Bedingungen gegenüber.
Man kann dem im Februar 2014 zum Kardinal erhobenen Müller nicht vorwerfen, sich nicht redlich bemüht zu haben, dem im März 2013 überraschend gewählten Papst Franziskus treu zu dienen. Anfangs bemühte er sich sichtlich auch um dessen Vertrauen, indem er seine Lateinamerika-Kontakte betonte. Doch Franziskus beeindruckte das nicht. Er hatte klare Vorstellungen, in denen weder Müller als Person noch die Glaubenskongregation als Institution eine besondere Stellung zukommt. Gegenüber die Glaubenskongregation scheint Franziskus jene tiefsitzenden und alten Vorbehalte zu teilen, wie sie für progressive Kirchenvertreter und Theologen des Westens und befreiungstheologisch angehauchten Vertretern Lateinamerikas typisch sind.
Rasche Marginalisierung
Die Glaubenskongregation und der Kardinal wurden unter Franziskus ebenso schnell wie stillschweigend marginalisiert. Konfliktlinien taten sich im Zusammenhang mit Amoris laetitia auf und dem päpstlichen Willen, den wiederverheirateten Geschiedenen eine Tür zu den Sakramenten zu öffnen. Eine Position, die Kardinal Müller und seine Kongregation nicht mittragen konnten. Dennoch hielt er sich mit Kritik zurück, obwohl sie ihm, folgt man vatikanischen Indiskretionen, bis heute unter den Nägeln brennt.
Die Glaubenskongregation, die vorab um eine Stellungnahme zu Amoris laetitia gebeten worden war, wie es im Vatikan usus ist, lieferte seitenweise Änderungsvorschläge und auch dringende Änderungsaufforderungen. Nichts davon wurde berücksichtigt. Kardinal Müller verteidigte Amoris laetitia dennoch und hartnäckig in der Öffentlichkeit, gab dem Dokument aber eine ganz andere Lesart. Er las es im Licht der Tradition. Genau das wollte Franziskus aber nicht.
So war es nur mehr eine Frage der Zeit, bis der Bruch offen zutage treten würde. Die Zeit wurde von der Amtszeit von Kardinal Müller diktiert. Franziskus wartete geduldig, bis die fünf Jahre abgelaufen waren und setzte den deutschen Glaubenspräfekten innerhalb weniger Sekunden vor die Tür. Einen Grund der Nichtbestätigung, die einer Absetzung gleichkam, nannte Franziskus seinem überraschten Gegenüber nicht. Kardinal Müller sprach später von einem „inakzeptablen Stil“, den Franziskus habe.
Auch seither übte Müller in Sachen Amoris laetitia keine offene Kritik am Papst, unterstützte aber mit seinen Wortmeldungen auf sehr geschickte und unangreifbare Weise die Kritiker von Papst Franziskus in dieser Sache. Die Correctio filialis wegen der Verbreitung von Häresien nützte er, um jene theologische Diskussion in der Kirche zu fordern, die Papst Franziskus seit mehr als 20 Monaten verweigert.
Franziskus weiß warum. In einem offenen Disput hätte seine verdeckte Linie – etwas zu tun, was der kirchlichen Überlieferung widerspricht, aber es nicht zuzugeben – keine Chance, zu bestehen. In jedem Fall würde sein Hintenrum-Spiel aufgedeckt werden.
Kardinal Müller ist trotz seiner für vatikanische Verhältnisse jungen Jahre seit vergangenem Juni „arbeitslos“. Er ist wie ein General außer Dienst.
Lob von Benedikt XVI.
Gestern kam Lob von nicht ganz unerwarteter Seite. Benedikt XVI. bemüht sich seit seinem Amtsverzicht, jeden Eindruck zu vermeiden, sich in die Angelegenheiten seines Amtsnachfolgers einzumischen. Dennoch meldete er sich einige Male zu Wort und gab zu verstehen, etwas anderes zu wünschen.
Nun schrieb Benedikt XVI. Kardinal Müller einen Brief. Kein Zufall, sondern eine klare Parteinahme. Erstaunlicher ist, daß die Nachricht darüber von der neuen vatikanischen Nachrichtenplattform Vatican News veröffentlicht wurde. Der Titel lautete gestern:
„Niemals im Ruhestand: Benedikt XVI. schreibt Gerhard Ludwig Müller“.
Der Bericht stammt vom Leiter der Deutschen Sektion von Radio Vatikan, Pater Bernd Hagenkord, einem Jesuiten, was in der Sache nicht ohne Bedeutung ist. Hier der Text:
„Ein Priester und erst recht ein Bischof und Kardinal ist nie einfach im Ruhestand“: Das schreibt der emeritierte Papst Benedikt XVI. dem emeritierten Präfekten der Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller.
Die Worte Benedikt XVI. stammen aus dem Grußwort zu einer Festschrift, die Müller gewidmet ist. Papst Paul VI. habe gewollt, dass höhere Ämter im Vatikan immer nur auf fünf Jahre vergeben werden, schreibt der emeritierte Papst, aber auch ohne ein bestimmtes Amt könne und werde Müller weiterhin „öffentlich dem Glauben dienen“, als Priester und als Theologe.
Benedikt XVI. würdigt das Amt, das beide inne hatten, das des Präfekten der Glaubenskongregation. Dort müsste zur Fachkompetenz auch Weisheit dazu kommen, welche die Grenze des bloß Gelehrten erkenne. Müller habe sich in seinen Jahren in Rom darum bemüht, genau das zu tun. „Du hast die klaren Überlieferungen des Glaubens verteidigt, aber im Sinn von Papst Franziskus ein Verstehen dafür gesucht, wie sie heute gelebt werden können“, heißt es in dem Text.
„Du hast die klaren Überlieferungen des Glaubens verteidigt, aber im Sinn von Papst Franziskus ein Verstehen dafür gesucht, wie sie heute gelebt werden können-„
Anlass für die Festschrift sind der 70. Geburtstag Mülllers am 31. Dezember diesen Jahres und der 40. Jahrestag seiner Priesterweihe. Beiträge zu dem fast 700 Seiten starken Band steuern unter vielen anderen die Kardinäle Reinhard Marx und Kurt Koch, der Nachfolger Müllers Erzbischof Luis Ladaria, und die Theologen Karl-Heinz Menke und Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz bei.
Der Titel der Festschrift lautet „Der dreifaltige Gott. Christlicher Glaube im säkularen Zeitalter.“
Sorge in Santa Marta, daß Kardinal Müller zu den Papstkritikern wechselt
Die Worte von Benedikt XVI. bringen die ganze Wertschätzung für den Mann zum Ausdruck, den er nach Rom berufen hatte, um der Kirche als Glaubenswächter zu dienen. Die Worte lassen auch keinen Zweifel, daß Benedikt XVI. das den regierenden Papst Franziskus wissen lassen will. Dabei formulierte er sein Anliegen gewohnt klug („im Sinn von Papst Franziskus ein Verstehen dafür gesucht“).
In den vergangenen Monaten, besonders seit der Veröffentlichung der Correctio filialis ging in Santa Marta die Sorge um, Kardinal Müller könnte sich, durch Franziskus solchermaßen öffentlich gedemütigt, den Papstkritikern anschließen. Der Kardinal schloß dies ausdrücklich aus und hat damit, wie auch sein Lehrmeister Benedikt XVI., das Gesamtwohl der Kirche immer fest im Blick, was aber – wie auch das päpstliche Umfeld weiß – noch nicht bedeutet, daß er nicht zu einem Gegenspieler von Papst Franziskus werden könnte. Eine solche Position wider Willen nehmen zwei Kardinäle bereits mehr oder wenige akzentuiert ein: Kardinal Raymond Burke und Kardinal Robert Sarah.
Beide waren bzw. sind Dikasterienleiter an der Römischen Kurie. Der Glaubenspräfekt, und sei es ein ehemaliger, wäre in diesem Bunde nicht nur der Dritte, sondern von besonderem Gewicht.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican News/Vatican.va (Screenshots)
Hier ist das Wort hinterlistig geschrieben: So ist es!
Unser Papst Franziskus ist vom Geist des Konzils geprägt.
Wie alle von diesem Geschwächten betreibt er das gleiche Ziel, eine Wellnes-Kirche zu etablieren. Der Athanasiusbote brachte eine Predigt/Vortrag von Msgr. Fellay in einem römischen Palazzo, die heute wie eine Prophetie wirkt.
Was bedeutet „hinterlistig“ ? Vertauscht man da nicht etwas ? Wer war zuerst hinterlistig gewesen und wie holt uns Gott dort wieder raus ? Und an den Werken wird man uns erkennen ! und was können wir erkennen, wenn man nicht gerade blind und taub ist ? Und wer kann von sich behaupten von Blindheit und Taubheit befreit zu sein ? Und wie kann ein Papst hingehen und die Menschen auffordern für ihn zu beten ? Hochmütiger geht es doch nicht mehr ?
Ankündigung von Verfolgungen. Lukas 21
12 Aber vor diesem allen werden sie Hand an euch legen und euch verfolgen und werden euch überantworten den Synagogen und Gefängnissen und euch vor Könige und Statthalter führen um meines Namens willen.
13 Das wird euch widerfahren zu einem Zeugnis.
14 So nehmt nun zu Herzen, dass ihr euch nicht sorgt, wie ihr euch verteidigen sollt.
15 Denn ich will euch Mund und Weisheit geben, der alle eure Widersacher nicht widerstehen noch widersprechen können.
16 Ihr werdet aber verraten werden von Eltern und Geschwistern, Verwandten und Freunden; und sie werden einige von euch zu Tode bringen.
17 Und ihr werdet gehasst sein von jedermann um meines Namens willen.
18 Und kein Haar von eurem Haupt soll verloren gehen.
19 Seid standhaft, und ihr werdet euer Leben gewinnen.
Zu Papst Franziskus fällt mir folgendes ein: Mt 6,1 Habt aber acht, dass ihr eure Gerechtigkeit nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.
Müller nun also der Gegenpart zu Franziskus? Nichts kann die geschehene massive Achsenverschiebung mehr verdeutlichen als dies.
Falls Sie damit meinen, daß Müller mitnichten ein Konservativer ist, aber die Radikalisierung des dominanten ultraprogressiven Kirchenflügels mittlerweile derart gediehen ist, daß Müller als geradezu vergleichsweise „konservativ“ noch erscheinen mag, kann man Ihnen zustimmen.
»„Niemals im Ruhestand: Benedikt XVI. schreibt Gerhard Ludwig Müller“.«
Auch wenn die Überschrift einen Bezug zum vatikanischen Artikeltext hat, als solche wirkt sie, wie wenn es sensationell wäre, wenn ein 90jähriger katholischer Würdenträger im Ruhestand mit 90 Jahren einen Brief schreibt. Das ist aber rüstig. Und das noch mit 90 Jahren, obwohl schon im Ruhestand!
Umgekehrt hieße das, im Ruhestand ist es sehr ungewöhnlich, Briefe zu schreiben.
Es scheint auch – tiefergedacht -, daß die in der Überschrift zitierte Wortwahl Benedikt die Situation beschreibt wie sie sich darstellt.
Da schreibt einer einen Brief aus dem Ruhestand heraus, obwohl er das gar nicht hätte machen müssen – oder sollen. Und das wollen die Worte ausdrücken.
Es ist nur angemessen für denjenigen, der Cardinal Müller nach Rom in das entsprechende Amt und Würden holte.