Papst Franziskus ist wirklich ein Revolutionär


(Rom) Ist Papst Fran­zis­kus Mar­xist? Oder Kom­mu­nist? Wer weiß, aber mit Sicher­heit ist er „Revo­lu­tio­när“, so sein Freund und beken­nen­der Athe­ist Euge­nio Scal­fa­ri im jüng­sten Leit­ar­ti­kel sei­ner La Repubbli­ca, der ein­zi­gen Tages­zei­tung, die von Fran­zis­kus laut eige­ner Anga­be regel­mä­ßig gele­sen wird.

Anzei­ge

Fra­gen nach der poli­ti­schen Über­zeu­gung des Pap­stes tau­chen seit Beginn des Pon­ti­fi­kats auf. Aus­gangs­punkt war im Herbst 2013 die Ver­öf­fent­li­chung von Evan­ge­lii gau­di­um. Damals erho­ben sich in den USA Kri­ti­ker, die Fran­zis­kus als Mar­xi­sten bezeichneten.

Ist der Papst ein Marxist? Ein Kommunist?

Von lin­ker Sei­te wur­de es erst­mals beson­ders deut­lich im Zusam­men­hang mit dem Besuch des grie­chi­schen Mini­ster­prä­si­den­ten Alexis Tsi­pras angesprochen.

Tsi­pras, ein Ver­tre­ter der radi­ka­len Lin­ken, die aus der ehe­ma­li­gen Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei Grie­chen­lands her­vor­ge­gan­gen ist, wur­de im Sep­tem­ber 2014 von Papst Fran­zis­kus in San­ta Mar­ta emp­fan­gen. Die Begeg­nung war auf Ver­mitt­lung von Wal­ter Bai­er, dem ehe­ma­li­gen Vor­sit­zen­den der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei Öster­reichs (KPÖ) zustan­de gekom­men. Im Anschluß an das Tref­fen sag­te Tsipras:

„Der Papst ist kein Lin­ker, aber er spricht wie ein Linker“.

Zugleich beton­te er die Wich­tig­keit des Dia­logs mit dem Kir­chen­ober­haupt, der fort­ge­setzt wer­den sollte.

Am 13. März 2015 rief der mar­xi­sti­sche Phi­lo­soph Gian­ni Vat­ti­mo einem links­ra­di­ka­len Publi­kum in Bue­nos Aires zu, sich hin­ter Papst Fran­zis­kus einer neu­en Kom­mu­ni­sti­schen Inter­na­tio­na­le zu stel­len, die er als Papi­sti­sche Inter­na­tio­na­le bezeich­ne­te. Neben Vat­ti­mo saß Kuri­en­bi­schof Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do, der poli­ti­sche Arm von Papst Fran­zis­kus, auf dem Podium.

Nach der Wahl­nie­der­la­ge der US-Lin­ken bei den Prä­si­dent­schafts­wah­len 2016 schrieb The Wall Street Jour­nal:

„Papst Fran­zis­kus ist der Anfüh­rer der glo­ba­len Linken“.

Wur­de Fran­zis­kus von Jour­na­li­sten direkt dar­auf ange­spro­chen, ant­wor­te­te er indirekt.

Wenn er im Dezem­ber 2013 von sei­nem Haus­va­ti­ka­ni­sten Andrea Tor­ni­el­li gefragt wur­de, was er dazu sage, als Mar­xist bezeich­net zu wer­den, mein­te er, sich dadurch „nicht belei­digt“ zu fühlen.

Wenn er im Juni 2014 von einem Jour­na­li­sten des Mess­ag­ge­ro gefragt wur­de, ob er sich denn als Kom­mu­nist füh­le – The Eco­no­mist hat­te damals geschrie­ben, der Papst sei ein Kom­mu­nist und rede wie Lenin – sag­te Franziskus:

„Ich sage nur, daß uns die Kom­mu­ni­sten die Fah­ne gestoh­len haben. Die Fah­ne der Armen ist christ­lich. Die Armut steht im Mit­tel­punkt des Evan­ge­li­ums. […] Die Kom­mu­ni­sten sagen, das alles ist kom­mu­ni­stisch. Ja klar, 20 Jahr­hun­der­te spä­ter. Wenn sie so reden, könn­te man ihnen sagen: Ihr seid Christen“

Sie­he dazu auch Ist der Papst Kom­mu­nist? Mai­ke Hick­sons Inter­view mit Geor­ge Neu­mayr über sein Buch „The Poli­ti­cal Pope“.

Ist der Papst ein Revolutionär? „Ja, er ist es wirklich“

Zahl­rei­che Berg­o­glia­ner bezeich­ne­ten den Papst in der Ver­gan­gen­heit als „Revo­lu­tio­när“. Der Begriff scheint dabei mehr modisch und koket­tie­rend gebraucht wor­den zu sein, denn kon­kret dar­auf ange­spro­chen, wur­de von den­sel­ben Mei­nungs­ma­chern genau eins sol­ches Revo­luz­zer­tum des Pap­stes bestritten.

Nun bezeich­ne­te sich der Papst aber selbst als einen Revolutionär.

Herold der Nach­richt ist sein Freund Euge­nio Scal­fa­ri, dem es gefällt, Papst Fran­zis­kus die Wor­te „in den Mund zu legen“. Über die eigen­wil­li­ge Wei­se, wie Scal­fa­ris Papst-Inter­views zustan­de kom­men, berich­te­te er selbst im Novem­ber 2013. Da der beken­nen­de Athe­ist vom Vati­kan seit­her nicht demen­tiert wur­de, statt­des­sen immer neue Gesprä­che mit dem Papst statt­fin­den und die­se Inter­views sogar vom Vati­kan in Buch­form vor­ge­legt wur­den, müs­sen die Wie­der­ga­ben päpst­li­cher Aus­sa­gen durch den Doy­en des lin­ken Jour­na­lis­mus ernst­ge­nom­men werden.

Am 26. Novem­ber ver­öf­fent­lich­te Scal­fa­ri einen neu­en Leit­ar­ti­kel, in dem er über ein Tele­fon­ge­spräch mit Papst Fran­zis­kus berich­tet. Aus dem Kon­text kann ent­nom­men wer­den, daß Fran­zis­kus es war, der Scal­fa­ri anrief.

„Häu­fig, wenn ich mit Papst Fran­zis­kus sprach, habe ich ihn einen Revo­lu­tio­när genannt und eines Tages, in einem unse­rer Tele­fon­ge­sprä­che ant­wor­te­te er auf mein ‚Hal­lo‘: ‚Hier spricht ein Revolutionär‘.“

Scal­fa­ri weiter:

„Er sag­te es scherz­haft, aber er ist es, und was er bei die­ser jüng­sten Gele­gen­heit sag­te, bestä­tigt es.“

Die Zukunft: Einwanderung und EU

Der Inhalt des Leit­ar­ti­kels kurz skizziert:

Scal­fa­ri atte­stiert dem Papst, die „ein­zi­ge Stim­me“ zu sein, die „die Lage der gan­zen Welt beschreibt“ und den Weg „auf­zeigt, die Ego­is­men und die Gleich­gül­tig­keit zu über­win­den“. Wor­um geht es dabei? Um die Ein­wan­de­rung und die EU, die von Scal­fa­ri – wie unter Sei­nes­glei­chen üblich – mit Euro­pa gleich­ge­setzt wird. Eine Lächer­lich­keit, wenn man bedenkt, daß es die EU erst seit 2009 gibt.

Scal­fa­ri betont, daß Papst Fran­zis­kus kurz­zei­tig wegen des bevor­ste­hen­den Andrangs aus Afri­ka gezö­gert habe, nun aber wie­der für eine unein­ge­schränk­te Zuwan­de­rung plä­diert, denn „wer aus der Höl­le kommt, kann nicht wie in einer ande­ren Höl­le behan­delt werden“.

Da die Zuwan­de­rung aus Afri­ka vor allem die Mit­tel­meer­an­rai­ner-Staa­ten betref­fe und „eine nicht unbe­deu­ten­de wirt­schaft­li­che Last“ bedeu­te, müß­ten  „alle Staa­ten Euro­pas“ und Nord­ame­ri­ka die „öko­no­mi­sche Last tra­gen, die die Ein­wan­de­rung produziert“.

„Kurz­um, eine sozia­le Revo­lu­ti­on der rei­chen Welt gegen­über der armen Welt.“

Scal­fa­ri, der stolz in sei­nem Haus auf Bil­der sei­nes Groß­va­ters und Vaters ver­weist, die Frei­mau­rer waren, und selbst als ein sol­cher gilt, fügt noch ein Detail hin­zu, schließ­lich fei­ern 2017 die Logen die Grün­dung der Frei­mau­re­rei vor 300 Jahren.

Für Scal­fa­ri („mir als Nicht-Glau­ben­den sei es erlaubt“) steht jeden­falls fest, daß Papst Fran­zis­kus ein Revo­lu­tio­när ist. Und es freut ihn. Denn die „Zukunft einer ande­ren Welt“, die Scal­fa­ri im Zusam­men­hang mit der EU und der unein­ge­schränk­ten Ein­wan­de­rung sieht, wird auf den “Grund­wer­ten“: „Frei­heit, sozia­le Gerech­tig­keit und Brü­der­lich­keit“ beruhen.

„So wird sich auch die Kir­che moder­ni­sie­ren, und das Beste des Lai­zis­mus, der vor drei Jahr­hun­der­ten ent­stan­den ist, unter­stützt die­sel­ben Wer­te, an die Fran­zis­kus erin­nert und die er unterstützt.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: You­tube (Screen­shot)

Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!

 




 

1 Kommentar

  1. „Papst Fran­zis­kus ist wirk­lich ein Revo­lu­tio­när.“ Wenn Euge­nio Scal­fa­ri, der ganz spe­zi­el­le Fran­zis­kus-Freund und ‑Ver­trau­te, das so sagt, muss es wohl stimmen.

    Lucia dos San­tos, die bekann­te­ste der drei Seh­erkin­der von Fati­ma und spä­te­re Ordens­frau, hat­te in einem unda­tier­ten Brief Papst Paul VI. vor einer dia­bo­li­schen Revol­te gewarnt, die welt­wei­te Ver­wir­rung aus­lö­sen und die Kir­che mar­tern wer­de. Den Brief ent­deck­te laut Medi­en­be­rich­ten der US-ame­ri­ka­ni­sche Theo­lo­ge, Mario­lo­ge und Fati­ma­ex­per­te Kevin Sym­onds in einem Muse­um, das vom Kon­vent der Kar­me­li­tin­nen in Coim­bra betrie­ben wird. Sr. Lucia leb­te lan­ge Zeit bis zu ihrem Tod 2005 in die­sem Konvent.

    Für die Revol­te sei­en „die Kräf­te der Fin­ster­nis“ und ihre Irr­tü­mer gegen den katho­li­schen Glau­ben ver­ant­wort­lich. Die Lei­den der Kir­che sei­en mit den Lei­den Chri­sti im Gar­ten Getse­ma­ni ver­gleich­bar. – Erle­ben wir gegen­wär­tig den fina­len Höhe­punkt die­ser „dia­bo­li­schen Revol­te“? Der Mon­ti­ni-Papst hat­te vor über 40 Jah­ren den „Rauch Satans“ wahr­ge­nom­men, der in die Kir­che ein­ge­drun­gen sei. Heu­te sieht es ganz danach aus, als habe sich die­ser Rauch aufs Neue gebil­det und wei­ter aus­ge­brei­tet. Der gegen­wär­ti­ge Papst scheint die­sen üblen Geruch nicht wahr­zu­neh­men. Viel­leicht des­halb, weil er, Fran­zis­kus, „wirk­lich ein Revo­lu­tio­när“ ist?

Kommentare sind deaktiviert.