Der Vatikanist Sandro Magister zum unerwarteten Tod von Kardinal Carlo Caffarra, dem „ungehörten Propheten“, mit dem Papst Franziskus bei ihrer letzten Begegnung jedes Wort vermied.
„Am Morgen des 6. September wurde plötzlich Kardinal Carlo Caffarra, emeritierter Erzbischof von Bologna und Moraltheologe erster Größe, besonders in Fragen der Familie und des Lebens, abberufen.
Mit seinem Ableben, und nach dem ebenso unerwarteten Tod am vergangenen 5. Juli von Kardinal Joachim Meisner, haben sich die vier Kardinäle, welche die Dubia zu umstrittenen Punkten in Amoris laetitia unterzeichnet und vor einem Jahr Papst Franziskus vorgelegt haben, halbiert. Die beiden noch lebenden Unterzeichner sind der Deutsche Walter Brandmüller und der US-Amerikaner Raymond Burke.
Unter den Vieren war Caffarra eine treibende Kraft. Seine Unterschrift trägt der Brief, mit dem er im vergangenen Frühjahr den Papst um eine Audienz für sich und die anderen drei gebeten hatte. Auch in diesem Fall, wie bereits bei den Dubia, ohne irgendeine Antwort zu erhalten.
Kurz bevor er diesen Brief übermittelte, hatte Caffarra Gelegenheit Papst Franziskus zu treffen, der am 2. April Carpi in der Nähe von Bologna einen Besuch abstattete. Während des Mittagessens saß er an dessen Seite. Der Papst zog es aber vor, mit einem alten Priester und mit Seminaristen zu konversieren, die am selben Tisch saßen. ‚Leider gab es keinen ermutigenden Anstoß‘, sagte der Kardinal nach der Begegnung vertraulich. Und wer ihn aufmerksam machte, daß auf dem Photo ihrer Umarmung zur Begrüßung, das vom Presseamt des Vatikans verbreitet wurde, er ‚mit ruhigem und festem Blick‘ zu sehen ist, während der Papst „verdrießlich“ dreinschaute, dem antwortete er:
‚Sie haben das Kreuzen der beiden Blicke gut interpretiert.‘ “
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: InfoCatolica/Vatican.va (Screenshot)