Opfer protestiert gegen Schreiben von Papst Franziskus


Markus Büning, Jurist und Theologe, aber auch Opfer von sexuellem Mißbrauch durch einen Priester, protestiert gegen das zu vage Schreiben von Papst Franziskus zum Mißbrauchsskandal. Büning distanzierte sich zugleich von der Aktion Pro Pope Francis, zu deren Erstunterzeichnern er vor einem Jahr gehörte.
Markus Büning, Jurist und Theologe, aber auch Opfer von sexuellem Mißbrauch durch einen Priester, protestiert gegen das zu vage Schreiben von Papst Franziskus zum Mißbrauchsskandal. Büning distanzierte sich zugleich von der Aktion Pro Pope Francis, zu deren Erstunterzeichnern er vor einem Jahr gehörte.

(Ber­lin) Gestern ver­öf­fent­lich­te Papst Fran­zis­kus ein Schrei­ben an das Volk Got­tes. Noch am sel­ben Tag reagier­te der deut­sche Theo­lo­ge, Jurist und Publi­zist, Mar­kus Büning, und zog aus Pro­test sei­ne Unter­stüt­zungs­un­ter­schrift für die Initia­ti­ve Pro Pope Fran­cis von 2017 zurück. Büning gehört selbst zu den Opfern von sexu­el­lem Miß­brauch durch Kle­ri­ker. Als Kind war er von einem Prie­ster miß­braucht worden. 

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Bünings Opfer­sta­tus wur­de von der Kir­che offi­zi­ell aner­kannt. Das zustän­di­ge Bis­tum ent­schul­dig­te sich bei ihm und lei­ste­te einen sym­bo­li­schen Schadenersatz.

Die­se per­sön­li­che Betrof­fen­heit läßt den pro­mo­vier­ten Juri­sten, der auch ein Theo­lo­gie­stu­di­um absol­vier­te, hell­hö­rig sein für die Fra­ge, wie Papst Fran­zis­kus als Kir­chen­ober­haupt mit der Fra­ge des Kin­des­miß­brauchs durch Kle­ri­ker und dem Umgang mit die­sem Miß­brauch durch die kirch­li­che Hier­ar­chie umgeht.

Bünings juri­stisch und theo­lo­gisch geschul­tes Emp­fin­den wur­de vom Schrei­ben von Papst Fran­zis­kus ent­täuscht. Er hat­te sich mehr erwar­tet. Statt­des­sen blieb der Papst für Büning trotz der Viel­zahl von Fäl­len, dar­un­ter eini­ge, mit denen er im Lau­fe der ver­gan­ge­nen 12 Mona­te per­sön­lich befaßt war, zu vage und zu unspezifisch.Wörtlich schreibt Büning:

„Die­ser Text ist abso­lut unzu­rei­chend und eine gro­ße Enttäuschung“.

Empö­rung löste beim Juri­sten die Auf­for­de­rung von Papst Fran­zis­kus zu Buß­übun­gen aus, anstatt die Bischö­fe, die sich schul­dig gemacht haben, aus dem Amt zu entfernen.

Büning hat­te vor einem Jahr besorg­ten katho­li­schen Intel­lek­tu­el­len Vor­wür­fe gemacht, als sie mit einer Cor­rec­tio filia­lis deut­li­che Kri­tik an der Amts­füh­rung von Papst Fran­zis­kus übten. Sie war­fen ihm vor, vor allem mit dem umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Schrei­ben Amo­ris lae­ti­tia die Aus­brei­tung von Häre­si­en in der Kir­che zu dul­den, wenn nicht sogar zu för­dern. Der Jurist und Theo­lo­ge war der Mei­nung, daß Art und Ton der Kri­tik zu weit gin­gen und der Gehor­sams- und Treue­pflicht gegen­über dem regie­ren­den Papst nicht ent­spre­chen wür­den. Aus die­sem Grund gehör­te er zu den Erst­un­ter­zeich­nern der Gegen­in­itia­ti­ve Pro Pope Fran­cis, die vom Wie­ner Pasto­ral­theo­lo­gen Paul Zuleh­ner ins Leben geru­fen wur­de, um auf die Cor­rec­tio filia­lis zu reagie­ren. Neben den Namen von Paul Zuleh­ner, Alt-Bischof Erwin Kräut­ler, Vol­ker Beck, Tho­mas Stern­berg, Leo­nar­do Boff, Alt-Abt Mar­tin Wer­len, Alt-Bischof Fritz Lobin­ger und P. Anselm Grün stand auch jener von Mar­kus Büning. Inzwi­schen wur­de sein Name gelöscht.

Nach dem gest­ri­gen Schrei­ben von Papst Fran­zis­kus teil­te Büning Zuleh­ner näm­lich mit, sei­nen Namen von der Pro-Pope-Fran­cis-Liste zu strei­chen. Der deut­sche Theo­lo­ge und Jurist übte zugleich schar­fe Kri­tik an Papst Fran­zis­kus. Mai­ke Hick­son zitiert ihn auf Life­Si­teNews mit den Worten:

„Inzwi­schen wird klar, daß Papst Fran­zis­kus außer vie­len Wor­ten sei­ne Ver­ant­wor­tung nicht über­nimmt. Solch einen Papst kann ich nur bemitleiden.“

Sei­nen Pro­test teil­te er nicht nur dem Initia­tor der Initia­ti­ve Pro Pope Fran­cis mit, son­dern auch dem Apo­sto­li­schen Nun­ti­us in Deutsch­land sowie einer Rei­he füh­ren­der Kir­chen­ver­tre­ter, dar­un­ter Kar­di­nal Woel­ki und Kar­di­nal Burke.

Allein US-Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke, übri­gens von Papst Fran­zis­kus bereits zwei­mal degra­diert, habe, so Büning, bis­her mit einer Stel­lung­nah­me auf den jüng­sten Miß­brauchs­skan­dal in den USA auf eine Wei­se reagiert, wie man sie sich um so mehr von einem Papst erwar­ten würde.

Der Kar­di­nal hat­te in einem Inter­view vom 16. August gegen­über EWTN davon gespro­chen, daß der Miß­brauchs­skan­dal „das Herz der Kir­che trifft“:

„Wir haben es hier mit schwer­sten Sün­den zu tun. Für den Bischof, der in die­sem Bereich schmerz­lich ver­sagt hat, sind die Straf­rechts­mit­tel der Kir­che auch Süh­ne­mit­tel für sein Wohl“.

Und wei­ter:

„Daß ein Bischof die Her­de aus­nutzt und Tod­sün­den begeht: Das ist ein­fach inak­zep­ta­bel und muß aufhören.“

Bünings Kri­tik zusam­men­ge­faßt: Papst Fran­zis­kus ver­kün­de mit Wor­ten eine Null­to­le­ranz, set­ze sie aber nicht um.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Pro Pope Fran­cis (Screen­shot)

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