(Rom) Seit September 2016 gab Kardinal Claudio Hummes auf einem Treffen in der brasilianischen Diözese Osasco bekannt, daß die Vorbereitungen zur Abhaltung einer „Amazonas-Synode“ weit fortgeschritten sind. Am 17. Mai berichtete der Osservatore Romano, daß Papst Franziskus die Bischöfe Perus sagte, er „möchte die Durchführung einer Amazonas-Synode“. Gestern berichtete CBS, daß sich Papst Franziskus „vor mehr als einem Monat“ in einem Privattreffen bei kanadischen Bischöfe des byzantinischen Ritus über den verheirateten Klerus erkundigte. Beginnt sich der Kreis zur Abschaffung des Priesterzölibats zu schließen?
Im Gegensatz zur lateinischen Westkirche hielt die byzantinische Ostkirche, aus der die katholischen Unierten hervorgingen, den Priesterzölibat nicht durch. Es wird sogar erwartet, daß Weltpriester verheiratet sind. Auch im Osten gilt das Heiratsverbot, sobald die Priesterweihe gespendet wurde. Die Ehelosigkeit gilt aber nicht als Voraussetzung für den Empfang der Priesterweihe, weshalb die Priesteranwärter noch vor ihrer Weihe heiraten. Den Zölibat halten im Osten nur die Mönche, aus deren Reihen die Bischöfe kommen, für die der Zölibat hingegen Voraussetzung ist.
Kardinal Hummes, der Zölibat und der Umweg durch den Amazonas
An der „Amazonas-Synode“ an der Kardinal Hummes arbeitet und die Papst Franziskus nun eingefordert hat, sollen alle Bistümer beteiligt sein, die Anteil am Amazonas-Becken haben. Das Amazonas-Becken erstreckt sich nicht nur über Brasilien, sondern umfaßt auch Teile mehrerer Nachbarstaaten, darunter Peru, Kolumbien und Venezuela.
Offizielles Thema der Synode ist die pastorale Betreuung der indigenen Bevölkerung in dem riesigen, aber dünnbesiedelten Gebiet und der Schutz der Umwelt. Der Amazonas-Regenwald und die dortigen Indios spielen seit den 70er Jahren gerade im Wesen in einer sozialromantischen Lesart eine besondere Rolle.
Das eigentliche Ziel der „Amazonas-Synode“ – aus den Aktivitäten und Aussagen von Kardinal Hummes ablesbar – ist die Abschaffung des Priesterzölibats. Da dies nicht so offen gesagt werden kann, weil die Vertreter der Zölibatsaufhebung mit großem Widerstand rechnen, gehen sie einen enormen Umweg über den Amazonas-Urwald. Die verstreut lebenden Indio-Gemeinschaften haben zu wenige Priester, die sie betreuen, weshalb eine eigene, neue Stufe des Weihesakraments geschaffen werden soll. Da den Amazonas-Indios aus kulturellen Gründen der Zölibat fremd sei und sie daher keine Priester aus den eigenen Reihen hervorbringen, müßten verheiratete (natürlich „bewährte) Männer geweiht werden.
Wie der österreichische Missionsbischof Erwin Kräutler, in Sachen Amazonas-Priestertum Kardinal Hummes rechte Hand, jüngst ausführte, schwebt den „Baumeistern“ der Amazonas-Werkstatt ein Parallel-Priestertum vor. Neben das zölibatäre Diakonat ist bereits nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil ein nicht-zölibatäres Diakonat getreten („viri probati“). Nun soll, so die Absicht, neben das zölibatäre Priestertum auch ein nicht-zölibatäres Priestertum treten. Um dieses Ziel zu erreichen, das eine Forderung der kirchlichen 68er-Bewegung darstellt, wird ein „Notstand“ im fernen, unbekannten Amazonas behauptet.
Was Kasper der Ehe ist Hummes dem Zölibat
Kardinal Hummes gehört zu den Wählern von Papst Franziskus. Er war es auch, der laut Aussage des Papstes, diesem den Namen Franziskus empfohlen hat. Die Wünsche des ehemaligen Erzbischofs von Sao Paulo finden in Rom daher Gehör. Die Sache ist vergleichbar mit der Forderung von Kardinal Walter Kasper, wiederverheiratete Geschiedene zu den Sakramenten zuzulassen. Kasper gehörte zum Team Bergoglio, das die Wahl von Papst Franziskus vorbereitet und erfolgreich umgesetzt hat. Beim ersten Angelus als Papst bedankte sich Franziskus bei Kasper und übertrug es ihm, und nur ihm, die Rede beim Kardinalskonsistorium am 20. Februar 2014 zu halten. Dort erhob er seine Forderung zur Aufweichung des Ehesakraments, die seither die Kirche eine „große Verwirrung“ gestürzt hat.
Eine vergleichbare Rolle wie Kasper nimmt im aktuellen Pontifikat auch Kardinal Hummes ein. Dessen Anliegen ist die Aufhebung des Zölibats. Die Gründe sind vielschichtig. Zentral sind jedoch zwei Aspekte: einmal die Ablehnung des Zölibats, der von einem Teil des Klerus nicht mehr verstanden wird und im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder auf Ablehnung stieß. Christus selbst, der den Zölibat vorlebte, sagte: „Wer es fassen kann, der fasse es“ (Mt 19). Hinzu kommt die Krise der Priesterberufungen und der daraus folgende Priestermangel. Er verleitet Macher-Typen in der Kirche zu strukturellen „Lösungen“, indem – da der Zölibat nicht mehr verstanden wird – außer acht gelassen wird, daß Priesterberufungen immer eine Gnade Gottes sind. Daraus folgt unter anderem, daß Priester, die selbst nicht mehr an ihre Berufung glauben und nicht mehr nach ihrer Berufung leben (indem sie den Zölibat mißachten, sich weibliche oder männliche Konkubinen halten und mit diesen offen oder geheim zusammenleben, wie es im deutschen Sprachraum keineswegs eine Seltenheit ist), auch keine Priesterberufungen anziehen können. Der untreue und „abgehauste“ Klerus (Pfarrer Gerhard Wagner, Fast-Weihbischof des Bistums Linz) ist ein Hauptfaktor für die Berufungskrise. Davon will man in der Amazonas-Werkstatt aber nichts hören. Deren Parolen sind bereits zu hören: Wer aufgrund des Priestermangels am Zölibat festhalte und keine verheirateten Priester zulasse, ist unbarmherzig.
Papst „wünscht Amazonas-Synode“
Papst Franziskus signalisiert, wie bei Kasper und dessen „katholischer Scheidung“, auch Nähe zu Kardinal Hummes. Vom 15.–21. Mai hielten sich Perus Bischöfe zum Ad-limina-Besuch in Rom auf. In der Ausgabe vom 17. Mai berichtete der Osservatore Romano, daß Papst Franziskus gegenüber den Bischöfen den „Wunsch“ äußerte, daß eine „Amazonas-Synode“ durchgeführt wird. Über den Zölibat wurde nichts gesagt. Das Verschweigen der durch Taten geförderten Absichten exerziert Papst Franziskus in Sachen Kommunion für Ehebrecher und Personen, die in irregulären Beziehungen leben, seit der Veröffentlichung des umstrittenen nachsynodalen Schreibens Amoris laetitia vor. Es zeichnet sich ab, daß dasselbe Vorgehensmuster nun auf den Priesterzölibat angewandt werden soll. Kardinal Hummes spielt dabei die Rolle, die Kardinal Kasper in Sachen Ehesakrament gespielt hat.
Kardinal Hummes entwickelte mit Bischof Kräutler die Idee der „Amazonas-Synode“, um einen verheirateten Klerus zuzulassen. Papst Franziskus „wünscht“ die Abhaltung der „Amazonas-Synode“ und macht dadurch Hummes-Idee zum päpstlichen „Befehl“. Die Amazonas-Synode, so der Plan, den die Vatikanisten Marco Tosatti und Sandro Magister skizzierten, wird wegen des Priestermangels den „Amazonas-Notstand“ ausrufen. Papst Franziskus wird demnach diesen „Hilfeschrei“, der „nicht ungehört“ bleiben dürfe, aufgreifen und die nächste Bischofssynode nach der Jugendsynode von 2018 zum Thema Priestertum einberufen. Auf dieser Synode wird sich dann zum Zölibat dasselbe Abspielen wie bei der Familiensynode zur Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten. So jedenfalls die begründete Befürchtung. Sollte es sich so zutragen, und einiges spricht dafür, würde Papst Franziskus Schritt für Schritt den Katalog der kirchlichen 68er-Bewegung abarbeiten und umsetzen. Nicht direkt, sondern versteckt, aber deshalb nicht weniger folgenreich.
Papst Franziskus erkundigt sich bei kanadischen Bischöfen über verheiratete Priester
Begründet ist die Befürchtung durch zahlreiche Signale, von denen einige bereits angedeutet wurden. Zu diesen Signalen gehört auch eine Erzklärung, die gestern auf der US-Nachrichtenseite CBS Philadelphia veröffentlicht wurde: „Pope Francis Explores Possibility Of Ordaining Married Men As Priests“ (Papst Franziskus prüft die Möglichkeit, verheiratete Männer zu Priestern zu weihen).
Am 13. März begannen die kanadischen Bischöfe ihren Ad-limina-Besuch in Rom, der wegen der Größe der Bischofskonferenz in vier Etappen durchgeführt wurde und am 12. Mai endete. Den Auftakt machten die Bischöfe der Atlantischen Bischofsversammlung, den Abschluß die frankophonen Bischöfe von Quebec.
Im CBS-Bericht heißt es:
„A little over a month ago, the pope began gathering information on married clergy in private meetings with Canadian bishops from eastern rite traditions – in particular, the Ukrainian Catholic Church which has allowed its clergy to marry and serve in the church for centuries.“
Die erwähnte “Privataudienz“ des Papstes mit kanadischen Bischöfen dürfte sich, laut Zeitangabe, auf den Ad-limina-Besuch der Bischöfe der Assembly of Western Catholic Bishops beziehen. Diesem Teil der Kanadischen Bischofskonferenz gehören die Bischöfe der westlichen Provinzen Britisch Columbia, Winnipeg, Saskatschewan und Alberta an. Die „Informationen“, von denen die Rede ist, hätte Papst Franziskus demnach bei folgenden Bischöfen eingeholt:
- Erzbischof Lawrence Danilie Huculak OSBM, ukrainisch griechisch-katholischer Erzbischof der Erzeparchie Winnipeg
- Bischof David Motiuk, ukrainisch griechisch-katholischer Bischof der Eparchie Edmonton
- Bischof Kenneth Anthoniy Nowakowski, ukrainisch griechisch-katholischer Bischof der Eparchie New Westminster
- Bischof Bryan Bayda, CSsR, ukrainisch griechisch-katholischer Bischof der Eparchie Saskatoon.
Diese Bischöfe hielten sich vom 27. März bis zum 2. April zum Ad-limina-Besuch in Rom auf. In offizieller Audienz wurden sie mit den anderen Bischöfen der Versammlung der westlichen katholischen Bischöfen“ Kanadas am 27. März. Wann das genannte „private Treffen“ stattfand, ist nicht bekannt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: The Stream/CCCB/Vatican.va (Screenshots)
Aber das ist doch protestantisch! Wenn er das macht, dann koennte ein Schisma folgen. Da das nicht mehr die richtige Roemisch-Katholische Kirche ist.
Hat Papst Franziskus nicht neulich sinngemäß geäussert, dass es möglich sei, dass er in die Geschichte eingehe, weil er die Kirche gespaltet habe?
Also scheint ihn diese Aussicht nicht zu schrecken.
An Anjali Jain, Ich fürchte, dass das Schisma längst real ist. Aber es ist noch nicht offiziell festgestellt worden. Es gibt nach wie vor die Kirche Jesu Christi mit ihren Anhängern, die in der Tradition des Glaubens stehen. Und es gibt eine Kirche der Negation, die alles, jegliche Bindung an die Tradition aber auch an die Moral in Frage stellen. Sie sind eine Kirche, die sich immer neu definieren will und den Irrtümern der Gnosis anhängt. Sie will selbst definieren , was Gut oder Böse ist und den fatalen Irrtum der Erbsünde unserer Vorfahren im Paradies wiederholen. Es ist schwer zu verstehen, aber offensichtlich hängt die Mehrzahl derer, die sich christgläubig nennen der zweiten Kirche, der Kirche der Negation an. Der italienische Kulturphilosoph verwiest in seinem Essay „Das Geheimnis des Bösen“ mit dem Untertittel „Benedikt und das Ende der Zeiten auf die Außerungen Benedikts zum Kirchen bild des Tyconius hin. Dieser glaubte, dass in der Kirche Gut und Böse, Hell und Dunkel (fest) verwoben sind, dass in der Endzeit aber der Strang sich in Gut und Böse auflöst. Dieses beobachten wir heute in der Kirche.
Hans,
ich bin der gleichen Meinung wie Sie: Das Schisma ist da, nur noch nicht offen ausgesprochen und bestätigt.
Wenn wir uns verschiedene Bischöfe und ihre Aussagen vor Augen stellen, ist das so offensichtlich, dass man blind sein muss, dies nicht zu erkennen.
Auch Papst Franziskus hat zu dieser Entwicklung beigetragen. Aber nicht nur er.
Im Gespräch mit anderen Katholiken können wir ohne große Mühe feststellen, wie tief inzwischen der Riss unter uns geworden ist.
Ich habe den Eindruck, dass die Anhänger der „neuen“ Kirche diese Entfremdung billigend in Kauf nehmen, während die Treugläubigen sehr daran leiden.
Die Leiden der wahren Katholiken ist überall zu spüren. Eine Sühneseele leidet für Papst Franziskus enorm. In der Kirche sind höllische Schreie zu hören, der Satan kämpft mit Gott und sie trägt das nach außen. Erbarme Dich!!!Die Kirche ist schon völlig zerstört!