Der hessische Kultusminister R. Alexander Lorz sagte auf der Informationsveranstaltung am 2. 12. 2016 in Fulda, die Einfügung von Präventionsthemen in allen vier Schüler-Altersstufen sei ein wichtiges Anliegen seines Ministeriums. Aber die Ausführungen dazu sind unausgereift. Sie zeigen pädagogische und sachliche Mängel.
Ein Gastbeitrag von Hubert Hecker.
Die erste Prävention vor Missbrauch geschieht gewöhnlich von Seiten der Eltern mit den traditionellen Regeln:
Lass dich nicht von Fremden ansprechen. Kein/e Fremde/r darf dich anfassen, egal wo. Zu einer wichtigen Schutzhaltung führt die Scham-Erziehung: Nicht entblößen, zeigen oder spielen an Pipi, Scheide und Po. Diese klassischen Elternregeln müssen heute ergänzt werden durch folgenden Hinweis: Auch wenn Lehrer, Trainer oder gute Bekannte von uns dich (am Schambereich) anfassen (wollen), dann erzähle uns das sofort.
Mängel und Grenzen von subjektiver Missbrauchsprävention
Schulische Prävention setzt heute in erster Linie darauf, Kinder gegenüber Verführern und Verführungssituationen wehrhaft und widerständig zu machen. „Ich sage NEIN“ heißt es im hessischen Sexualerziehungslehrplan für Grundschulen. Diesem Ansatz folgt auch die hessische „Handreichung zum Umgang mit sexuellen Übergriffen im schulischen Kontext“ von 2010, die im Januar 2017 leicht überarbeitet herauskam.
Doch solche einfach gestrickten Präventionsmethoden sind unzureichend. Sie berücksichtigen nicht, dass die meisten Missbräuche im Rahmen von Vertrauensanbahnung, Bekanntheit und Nähe sowie Abhängigkeit geschehen – durch Familienbekannte, Betreuer, Trainer etc. Auch die Intuitionsregel: „Vertraue deinem Selbstgefühl, was dir angenehm und unangenehm ist“, kann von missbrauchenden Erwachsenen leicht unterlaufen oder gar genutzt werden. Auch in der neu aufgelegten Handreichung zum Umgang mit sexuellen Übergriffen ist ein entsprechendes Lernziel aufgestellt. Den Kindern soll vermittelt werden: „Recht auf eigene Bewertungen von: – guten und schlechten Gefühlen; – guten und schlechten Berührungen“.
Unwirksamkeit und Ambivalenz
Solche Regeln können sogar kontraproduktiv sein, indem sie für die Anbahnung einer Missbrauchshandlung genutzt werden. Deshalb ist das Unbehagen von Eltern durchaus berechtigt, wenn Grundschüler auf Körperzeichnungen solche angenehmen und unangenehmen Stellen anzeichnen sollen. Dagegen ist die alte Elternregel klarer und effektiver: „Keinerlei Berührungen von Fremden und Bekannten!“ Auch die oben genannte klassische Scham-Erziehung ist eine bessere Schutzbarriere gegen Missbrauch als die „guten und schlechten Berührungen“.
Schon in einer Studie aus dem Jahr 2000 wurde die Kritik laut, dass bei dieser subjektiven Missbrauchsprävention die Verantwortung für potentiellen Missbrauch auf die Kinder abgeschoben wird. Die Kinder aber sind darin völlig überfordert. So belegt eine amerikanische Studie das Unvermögen von Kindern, sich vorzustellen, von Erwachsenen, die sie gut kennen, missbraucht zu werden. Dazu kommen die Vielfalt und Raffinesse der Täterstrategien, gegenüber denen die Kinder immer unterlegen sind. Nach Einschätzung des erfahrenen holländischen Tätertherapeuten Ruud Bullens ist es „für ein Kind praktisch unmöglich, sich gegen den sexuellen Missbrauch von Erwachsenen zu wehren“. Das sind Ergebnisse von Erfahrungen und strukturellen Überlegungen. Darüber hinaus gibt es keine empirische Studie oder Belege dafür, dass Programme subjektiver Missbrauchsprävention bei Kindern wirksam sind. Zitate und Thesen in diesem Abschnitt sind der Übersichtsstudie von Anita Heiliger aus dem Jahr 2000 entnommen: „Chancen und Grenzen von Opfer- und Täterprävention“.
Erfahrungen aus der Nikotin- und Drogenprävention
Neben der spezifischen, also gezielten Missbrauchsprävention steht eine zweite unspezifische Präventionsphilosophie. Die handelt nach der Formel: „Kinder stark machen“. Solche Erziehungsziele wie „Ich-Stärke, Selbstbewusstsein, Selbstbestimmtheit“ würden das Selbstwertgefühl der Kinder heben und damit „wesentlich zur Vermeidung sexueller Übergriffe beitragen“, heißt es in der neuen bayrischen Richtlinie zur Familien- und Sexualerziehung. Ähnlich formuliert es die hessische Handreichung: „Die Kinder sind gegen mögliches Unrecht zu wappnen, indem ihnen eigene Bedürfnisse, Werte und Recht bewusst gemacht werden und dadurch ihr Selbstbewusstsein und ihre Selbstsicherheit gestärkt werden…“
Ein solches allgemein-pädagogisches Programm zur Stärkung der Kinder ist selbstverständlich sinnvoll. Aber dass eine unspezifische Basis-Pädagogik zur Vermeidung sexueller Übergriffe „wesentlich“ beitragen würde, ist eine Illusion und ebenfalls nie durch eine Studie belegt worden. Dabei ist das Konzept der Individual- und Lebenskompetenz schon seit 40 Jahren bekannt. In den 90er Jahren setzte man darauf bei der Nikotin- und Drogenprävention. Aber es bewährte sich nicht: Gerade selbstbewusste Jugendliche fühlten sich stark genug, in den Genuss von Tabak- und Cannabis-Rauchen oder begrenzten Drogenkonsum einzusteigen. Die Ambivalenz dieser Strategie ist auch für die Missbrauchsprävention anzunehmen.
Frühsexualisierung als Missbrauchsprävention? Verstörung statt Stärkung der Kinder
Mit dem Ansatz zu größerer Selbstkompetenz ist vielfach eine dritte Präventionsstrategie verbunden: die umstrittene Frühaufklärung der Kinder ab der Kita bis zur Latenzzeit in der Grundschule. Die Generalformel dieser Sexualerziehungsphilosophie lautet: Nur Kinder mit Kenntnissen und Sprache über sexuelle Vorgänge könnten sich angemessen wehren oder gegebenenfalls Missbräuche mitteilen. Auch im hessischen Grundschullehrplan ist Missbrauchsprävention mit dem Frühsexualisierungsthema „kindliches Sexualverhalten“ verbunden. Aus der Formulierung, dass Kinder sich „wehren“ sollen, zeigt sich der Bezug zur oben erörterten Überforderungs-Prävention.
Bei dieser Präventionsphilosophie durch Frühsexualisierung kommen zu den bisherigen Kritikpunkten neue hinzu:
- vorpubertäre Kinder können von sich aus „sexuelle Vorgänge“ gar nicht verstehen.
- Die Sexual-Fokussierung ist ambivalent-verführerisch: Wenn Pädagogen bei vorpubertären Kindern ausführlich das Interesse auf Geschlechtsteile sowie sexuelle Themen und Praktiken lenken, kann das durchaus förderlich sein für pädophile Anbahnungen.
- Die Frühsexualisierung nach den Lehren der Kentler-Sielert-Tuider-Schule ist mit ihren Grenzüberschreitungen selbst dem Vorwurf des Kindesmissbrauchs ausgesetzt. (Ausführlich wird auf das angesprochene Thema im 12. Teil dieser Serie eingegangen.)
Aktuell protestieren zahlreiche Eltern in Österreich gegen die dort an Schulen praktizierte Methode: Missbrauchsprävention durch Frühsexualisierung. Die seit 2015 angelaufene (Früh-) „Sexualität der Vielfalt“ führt zu massiven Verstörungen der Kinder.
Übergriffe auch von Kindern und Jugendlichen
Die meisten Präventionsprogramme berücksichtigen nicht – so auch der hessische Lehrplan und die Handreichungen – die sexuellen Grenzverletzungen und Übergriffe zwischen Kindern und/oder Jugendlichen. Auf diesen Komplex machte kürzlich die Berliner Charité aufmerksam. Dort werden Missbrauchstätern zwischen 12 und 18 Jahren Therapien angeboten. „Das Durchschnittsalter liegt bei 15 Jahren“ (FAZ 22.2.2017).
Da sich bei sexuellem Missbrauch durch Kinder oder Jugendliche die Grenzen von körperlicher, verbaler und sexueller Gewalt verwischen und vermischen, müssten die entsprechenden Vorbeugungsmaßnahmen eingebettet werden in ein breiter angelegtes Programm von Gewaltprävention.
Alle diese Überlegungen zeigen die substantiellen Mängel subjektiver Prävention auf, nach der die Kinder die Hauptakteure bei der Verhinderung von Missbrauch sein sollen. Kürzlich deckte ein Bericht des SPIEGELS (Nr. 2/2017) schlagartig das Unzureichende dieses Ansatzes auf: „Der neunjährige Tim hat mehrfach zu seinem Fußballtrainer ‚Stopp!’ gesagt“. Tim konnte den fortgesetzten Missbrauch nicht aufhalten. Erst als er seiner Mutter sagte: „Ich habe keine Lust mehr auf Fußball, weil der Trainer mich immer anfasst“, konnten Eltern, Polizei und Staatsanwalt dem Missbrauchstrainer das Handwerk legen.
Auf solchen Erfahrungen beruht die Kritik an der bisherigen Prävention, die von Seiten des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Röhrig, geübt wird. Der hatte Mitte September 2016 eine Informationsbroschüre für alle Schulen vorgestellt. Röhrig geht davon aus, dass in Deutschland mit jährlich 100.000 Missbrauchsfällen gerechnet werden müsste. Das heißt, in jeder Schulklasse seien „ein oder zwei Mädchen und Jungen von sexueller Gewalt betroffen“.
Erwachsene und Lehrpersonen sind hauptverantwortlich für die Prävention
Eine Vertreterin aus dem Betroffenenrat betonte laut FAZ-Meldung vom 14. 9.: Die Erwachsenen – in der Schule die Lehrpersonen – müssten sich klar machen, „dass allein in ihren Händen die Verantwortung für die Verhinderung, Unterbrechung oder Hilfe bei sexueller Gewalt liege.“ Den Schulverantwortlichen wie Kultusministerien, Schulträger und Schulen wird ein abgestuftes Programm für diese Aufgabe empfohlen – angefangen vom Leitbild der Schule, Interventionsregeln und vor allem Fortbildung der Lehrkräfte für das Erkennen und den Umgang mit Fällen sexueller Gewalt.
Korrekturempfehlungen auch für den hessischen Lehrplan
Kürzlich hat sich Hessen dieser Initiative „Schule gegen sexuelle Gewalt“ angeschlossen. Aber schon aus der Pressemitteilung konnte man ersehen, dass dem Kultusministerium die Mängel der bisherigen Präventionskonzepte nach Lehrplan und Handreichung gar nicht bewusst sind:
Von den Experten der Bundesstelle gegen Kindesmissbrauch ist ein Perspektivenwechsel angemahnt. Die bisherige Konzentration der Missbrauchsprävention auf Abwehrstrategien der Kinder (subjektive Prävention) muss grundlegend überarbeitet werden. Der Schwerpunkt des Schutz- und Hilfekonzeptes sollte in der Verantwortung der Lehrkräfte liegen, wie oben aufgezeigt.
Diese Korrekturempfehlung betrifft auch den hessischen Lehrplan für Sexualerziehung. Der ist bei einer Revision entsprechend umzuarbeiten. Zum einen müssten im Kapitel 2 die Lehrkräfte darauf orientiert werden, dass sie „Verantwortung für die Verhinderung, Unterbrechung oder Hilfe“ bei sexuellem Missbrauch wahrnehmen. Zum andern sollte die Inhaltsliste (Kapitel 3) überarbeitet werden im Sinne einer altersgemäßen Anwendung der klassischen Präventionsregeln. Insbesondere im Grundschulbereich müsste die reine Abwehrstrategie überarbeitet und die Verbindung mit der Frühsexualisierung gekappt werden.
Text: Hubert Hecker
Bild: Privat
Die politische Agenda ist unsäglich. Und die moderne Kirche unterstützt den üblen Schulzwang auch noch, genau wie die modernen politischen Konservativen, in der vagen Hoffnung, den staatlichen Wettbewerb um den Mißbrauch der Kinderseelen „gewinnen“ zu können.
Da liegt das Grundübel. Gäbe es freie Bildungsangebote auch für Kinder und Jugendliche, die derart durchpolitisierten und durchgegenderten Staatsschulen könnten nicht mehr existieren.
Je mehr wir über das Phänomen der sexuellen Ausbeutung von Kindern sprechen, es erforschen und uns Gedanken dazu machen, wie wir Kinder besser schützen können, desto wirksamer wird der sein. Aus dem was bisher vorliegt, leiten sich Tendenzen ab:
1. Kindesmissbrauch war nie ein Randphänomen, sondern so verbreitet, dass wir Menschen sogar eine Kultur zu dessen Vertuschung und Tabuisierung unterhalten. Die Rate an Menschen, die in Kindheit und/oder Jugend sexuellen Missbrauch erleben, ist offenbar auf der ganzen Welt ähnlich, mit regionalen und kulturellen Schwankungen. Wie es bei der Verbreitung historisch aussieht, ist aufgrund der Tabuisierungen schwer zu ermitteln
2. Der überwiegende Teil der Täterinnen und Täter stammt aus dem familiären Nahraum der Kinder
3. Je offener, toleranter und realistischer die Haltung der verantwortlichen Erwachsenen gegenüber Allem, was mit Sexualität zu tun hat, desto schwerer haben es Täterinnen und Täter, Kinder zu erbeuten. Denn die Erwachsenen würden merken, dass etwas nicht stimmt, miteinander darüber sprechen und die Kinder schützen. Von Missbrauchsopfern, die berichtet haben, was ihnen widerfahren ist wissen wir, dass genau an diesem Punkt versagt wurde. Unabhängig davon, ob der Missbrauch in der Familie, in der Schule, der Gemeinde oder im Verein geschah
4. Kinder orientieren sich schon sehr früh an dem, was Erwachsene ihnen vorleben. Wo Sexualität ein selbstverständlicher Bestandteil des Lebens unter vielen anderen ist, die in ihrer Bedeutung mindestens gleichwertig sind, haben Täterinnen und Täter wenig Anknüpfpunkte
PädagogInnen tragen, wie alle MitarbeiterInnen von Institutionen die Verantwortung dafür, Kinder in eben diesem institutionellen Bereich vor Missbrauch zu schützen. Gleichzeitig sind sie gerade für die Kinder, die von Angehörigen missbraucht werden, die nächsten Ansprechpersonen, wenn es darum geht, Hilfe für diese Opfer zu organisieren. Deshalb sollten PädagogInnen im Hinblick auf das Thema „Kindesmissbrauch“ über besonders viel Wissen verfügen und ihre Haltung stetig überprüfen.
Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden
Nun ist ja die hier kritisierte sogenannte Sexualaufklärung selbst übergriffig und damit Kindesmißbrauch und Seelenschändung.
Man schützt Opfer eben nicht – und schon gar nicht Kinder – indem man die Verantwortung auf diese abwälzt und die Schule gar vorsätzlich und massenweise zum Tatort macht. Scolae bedeutet Ruhe‑, Muße‑, Schutzraum. Den zu schaffen, das haben Erwachsene zu leisten. Sie haben die Kinder zu schützen, um Übergriffe möglichst auszuschliessen. Dies ist nicht auf die potentiellen Opfer abwälzbar, schon gar nicht bei Kindern und anderen Schutzbefohlenen!
Schutz bedeutet im Ernstfall, sich schützend zwischen Täter und Opfer zu stellen, den Täter in Grenzen zu weisen. Ein Vergleich: Sie schützen Hof und Wohnstatt mit Schloß und Riegel, mit Gemäuer – und nicht mit stetigen Bewußtseinsübungen eines Sichstarkmachen gegen alle möglichen und unmöglichen Täter.
Was den Schutzauftrag angeht, stimme ich Ihnen zu @MisterX. Gerade in Schulen stehen die Schulverantwortlichen vor einer schwierigen Aufgabe. Einerseits soll die Schule auch für Personen offen stehen, die nicht dem Kollegium angehören und sich mit dem jeweiligen Sozialraum vernetzen. Stichworte „Gemeindenähe“ und „Kiezschule“. Andererseits wird so die Kontrolle darüber, wer Umgang mit den Kindern hat schwieriger. Um so wichtiger sind Leitlinien, Schulungen, die Möglichkeit, sich offen, aber in einem geschützten Rahmen auszutauschen und abzustimmen.
Welche „Sexualaufklärung“ kritisieren Sie eigentlich genau?
Einerseits soll die Schule auch für Personen offen stehen, die nicht dem Kollegium angehören und sich mit dem jeweiligen Sozialraum vernetzen.…
Nein, dem widerspreche ich ganz entschieden- Schulfremde Personen wie „pro familia“, „Lesben-Schwulengruppen“, Islam-Vertreter etc. haben in den Schulen nichts zu suchen; ebensowenig „Besuche“ bei solchen Gruppen. Die Schule soll Lesen, Schreiben, Rechnen unterrichten und keine Gesellschaftspolitik betreiben. Die Schule muss Kontrolle darüber haben, wer in dem Schulgebäude, besonders in den Toiletten Kontakt mit Kindern hat! Und sie muss auch Kontrolle darüber haben, wer ideologisiert und aggressiv ist von den Schülern und Lehrern und die der Schule verweisen.
Gemeint hatte ich Aushilfskräfte, Ehrenamtler (z.B. Lesepaten), Kursleiter, Projektleiter, PraktikantInnen usw.
Was die Sicherheit von Kindern angeht, bin ich der Meinung, dass verschlossene Tore mit Einlasskontrollen notwendig sind. Wer sich nicht angemeldet hat und sich nicht ausweisen kann, hat in einer Schule nichts verloren. Auch Eltern haben das Schulgelände nur nach vorheriger Anmeldung zu betreten. Nur dann kann das Kollegium für Sicherheit sorgen.
Die Unterrichtsfächer sollten Wissen und Fertigkeiten vermitteln, die auf ein Leben in einer modernen Gesellschaft vorbereiten. Dazu gehören auch Kenntnisse zu Weltanschauungsfragen. Politische oder religiöse Interessenlagen sind meiner Meinung nach dagegen Privatsache und können deshalb kein Unterrichtsinhalt sein.
Ich glaube, Sie kennen weder die meisten heutigen Eltern, noch die meisten heutigen Kinder. Die heutigen Eltern sind oft selbst hypersexualisiert und schamlos, zudem arbeiten beide ganztags, „lieben“ nur ihr Smartphone, ihr TV, sie hören den Kindern kaum zu, sie bringen sie nur ins Bett; die merken gar nichts, denn sie beobachten ihre Kinder nicht, reden kaum mit ihnen und haben keine Empathie. Den heutigen Kindern wurde schon von der Krippe an, das Vertrauen zu ihren Eltern bewusst genommen. Wie sollen Kinder zu Eltern Vertrauen haben, die manipuliert wurden, dass Eltern, die Fleisch essen, die in die mittelalterliche Kirche gehen, die ihnen nicht gestatten im Sand und Wasser nackt zu sein, die nicht bei fremden Familien übernachten dürfen, usw. böse sind? Solche Kinder vertrauen niemandem mehr auf der Welt. Beobachten Sie doch mal Kinder und Eltern – die Tatsachen sind erschreckend.
Wir haben heute so viel gestörte Kinder wie noch nie. Dies werden alles gestörte Erwachsene.
Ich lebe mitten in der Welt @bellis und habe sowohl beruflich wie ehrenamtlich viel mit ganz verschiedenen Menschen zu tun. Unser beider Bewertungsmaßstäbe sind aber ganz sicherlich sehr unterschiedlich. Denn ich bin nicht religiös und auch nicht katholisch geprägt.
Zwei gesellschaftliche Vorannahmen über das Zustandekommen von Kindesmissbrauch sollten unbedingt überdacht werden:
1. die kindlichen Opfer hätten durch bestimmte Verhaltensweisen dazu beigetragen, dass sie missbraucht wurden
2. Täterinnen und Täter missbrauchen aus einer besonderen Triebhaftigkeit, als Synonym für sexuelle Potenz heraus
Beides ist falsch. Weder die ganz normale kindliche Neugier, was Körperlichkeit und Sexualität angeht, noch die für Kinder typische Aufgeschlossenheit und Zutraulichkeit bieten Anlass für Missbrauch. Im Gegenteil: wirklich sicher wäre ein Kind nur, wenn es keinen Kontakt mehr zu potentiellen Täterinnen und Tätern hätte, also isoliert lebte. Da es nur wenige für Laien erkennbare Tätermerkmale gibt und sexuell übergriffige Elemente ganz normale Bestandteile unserer traditionellen Kultur sind, können wir letztlich für niemanden die Hand ins Feuer legen, uns selbst eingeschlossen. Es gibt verschiedene Tätertypen, aber gemeinsam haben alle, dass die Menschen, die Kinder missbrauchen psychosozial verwahrlost oder schwer psychiatrisch krank sind. Oft kommt sogar beides zusammen. Das zu erkennen und entsprechend zu handeln liegt an uns Erwachsenen. Wir können nicht den Kindern die Verantwortung zuschieben. Also müssen wir etwas tun, wenn wir erkennen, dass eine in ihrer Sexualität beschädigte Person in unserer Mitte lebt. Egal ob es sich um ein Familienmitglied, jemanden aus unserer Gemeinde, der Schule oder einem Verein handelt.
sexuell übergriffige Elemente ganz normale Bestandteile unserer traditionellen Kultur sind, können wir letztlich für niemanden die Hand ins Feuer legen, uns selbst eingeschlossen – unglaublich. Sexuell übergriffige Elemente sind nicht normal, sondern krank und wer hier für sich selbst nicht die Hand ins Feuer legen kann ist ebenfalls krank.
Psychosoziale Verwahrlosun, sexuelle Verwahrlosung und schwer psychiatrisch Kranke nehmen aufgrund der Gottlosigkeit in beklagenswertem Maße zu. Helfen können denen nur Fachkräfte, wir können uns nur fernhalten und schützen und uns gegen die Gottlosigkeit einsetzen.
Dann hoffe ich mal, dass Ihr Gott gut auf Sie aufpasst. Im Ernst: schon zu glauben, man sei jetzt und in Zukunft frei vor sexuell übergriffigen Impulsen, ist Teil des der Missbrauchskultur zu Grunde liegenden Problems, nämlich der aus Ignoranz geborenen Selbstüberschätzung.
Bin jetzt 67 Jahre völlig frei von wie Sie es nennen sexuell übergriffigen Impulsen und werde das auch bleiben und zwar ohne Selbstüberschätzung. Schon merkwürdig, was Sie anderen unterstellen-
Ich unterstelle anderen nichts. Möchte aber darauf hinweisen, dass letztlich niemand davor gefeit ist, irgendwann sexuell grenzüberschreitendes Verhalten zu zeigen. Und das unterliegt nicht immer der freien Willensentscheidung. Geben Sie in der Suchmaschine doch mal „Pick-Syndrom“ ein.
De facto kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Thematik maßlos überzogen ist zwecks Schaffung eines Generalverdachtes gegen jeden und jedes, insb gegen die Familie (und gegen die Kirche sowieso). Klar, dass man es Tätern (auf die schwachsinnige Innen-Genderung kann auch dann verzichtet werden, wenn diese zu Lasten der Frau wäre) „nicht ansieht“, dh höchstwahrscheinlich in einigen Fällen nicht ansehen dürfte. Daraus abzuleiten, dass dies einen Bestandteil „unserer Kultur“ ausmachen würde, ist decouvrierend. Wer um seine Kinder Angst hat, wird sie halt heimunterrichten und einsperren müssen. Oder andersrum: dass Kinder bei Verkehrsunfällen ums Leben kommen, lässt sich nur durch Nichtteilnahme am Individualverkehr massiv reduzieren. Man möge mich nicht falsch verstehen: Nicht, dass ich was dagegen hätte, und Heimunterricht ist unter den herrschenden Umständen ohnedies beinahe ein Gebot der Stunde. Nur mit der realen Umsetzbarkeit dürfte es hapern, sind doch die meisten Menschen mit beiden Beinen im Leben fest verankert. Auf die bloße Möglichkeit hin, dass gewisse Dinge eben tagtäglich passieren können, werden die meisten Menschen nicht zu Aussteigern bzw Systemverweigerern mutieren, und ebensowenig will man eine Schändung der Kinderseelen durch vorgeblich allzu aufklärerischen „Sexualkundeunterricht“, der in noch mehr Fällen kontraproduktive, weil neurotisierende Folgen zeitigen dürfte.
Diese Zeilen sind auch lustig:
„Es gibt verschiedene Tätertypen, aber gemeinsam haben alle, dass die Menschen, die Kinder missbrauchen psychosozial verwahrlost oder schwer psychiatrisch krank sind. Oft kommt sogar beides zusammen. Das zu erkennen und entsprechend zu handeln liegt an uns Erwachsenen. … Also müssen wir etwas tun, wenn wir erkennen, dass eine in ihrer Sexualität beschädigte Person in unserer Mitte lebt. Egal ob es sich um ein Familienmitglied, jemanden aus unserer Gemeinde, der Schule oder einem Verein handelt.“
Na super. Das ist zwar kein Generalverdacht (die in Betracht kommenden Personen dürften eher außenseiterhaft sein, von „Bestandteil unserer Kultur“ ist da eher nicht die Rede), aber doch eine äußerst beklemmende Vorabverurteilung. Was macht man also, wenn man einem „in unserer Mitte“ lebenden vermeintlich „psychosozial Verwahrlosten“ oder „psychiatrisch Kranken“ begegnet? Kranke soll man medizinische Heilung zukommen lassen, gut und schön, sagt der Hausverstand. Aber darüber hinaus, bzw wenn er sich nicht helfen lassen will? Nicht mein eigenes Kind anvertrauen? Sagt wohl auch der Hausverstand. So klug sind Eltern eigentlich schon immer gewesen. Aber was darüber hinaus? Was soll damit gesagt werden, außer Binsenweisheiten, die wir schon immer wussten bzw eine ungerechte Vorabverteidiung unangepasster Menschen?
Es gibt jede Menge gutes Infomaterial zum Thema, Onlineveröffentlichungen, man kann Beratungsstellen besuchen oder an Präventionskursen teilnehmen. Damit wird man nicht jeden potentiellen Kindesmissbraucher als solchen erkennen, aber man lernt typisches Täterverhalten zu identifizieren und wird darüber informiert, wie man Kindern ggf. helfen kann. Im Zweifelsfall sollte man sich dann an eine Fachberatungsstelle wenden. Auf der Homepage des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs sind viele Hinweise und Adresse eingestellt.
Bei der derzeitigen Diskussion über die Pädophilie und die gewaltsame Indoktrination der Kinder mit der Genderideologie wird ein Befund nicht genügend thematisiert: die schleichende Enttabuisierung des Nacktseins, die Sexualisierung vieler Lebensbereiche, vor allem die Ökonomisierung der Sexualität und damit die allgegenwärtige Obszönität der Bilder und der Sprache: So ist zum allgemeinen Paradigma geworden, dass Pornographie in Wort und Bild normal sei, und sich niemand dessen zu schämen brauche, ja sich jeder zu ihrem Gebrauch freimütig bekennen könne. Sexualität sei doch ein Grundbedürfnis, das befriedigt werden müsse, ja ein Rechtsanspruch. Kurzum die Schamlosigkeit ist nun allgegenwärtig. Diese Entwicklung ist von der meinungsbildenden Klasse geduldet und teilweise massiv gefördert worden: Erinnert sei nur an die Versuche der Grünen Partei, die Pädophilie zu entkriminalisieren.
So ist es eigentlich nicht verwunderlich und folgerichtig, dass mancher glaubt, sexuell auf seine Kosten kommen zu dürfen. Das Objekt seiner Begierde ist nachrangig für den, dessen Handeln nur dem eigenen (Lust)Gewinn dient und dessen Gewissen nicht an objektiven Normen geschärft ist. Die allgegenwärtige Schamlosigkeit, zu der die Klein – und Schulkinder derzeit schon erzogen werden, ist so ein verführerischer Wegweiser zum Missbrauch. Frau Oetken hat diesen Sachverhalt unbeabsichtigt erwähnt: dass Kindesmissbrauch kein Randphänomen sei, dass es eine Kultur des Vertuschens gebe, dass er eine Krankheit im Sinne einer psychosozialen Verwahrlosung sei. Wenn die allgegenwärtige Schamlosigkeit kaum mehr jemanden stört, auch nicht in den Familien und eine solche vorgelebt wird – Frau Oetken spricht hier verharmlosend : „ wo Sexualität ein selbstverständlicher Bestandteil des Lebens unter vielen anderen ist“-, dann ist in einer solchen psychosozial verwahrlosten Atmosphäre der Kindesmissbrauch immanent.
Danke, sehr schön beleuchtet. Die Schamlosigkeit ist überall auf unseren Straßen zu sehen, sogar im Winter in der Bekleidung von jungen Menschen und sogar schon von alt-68 ér Frauen (meine Generation, ich bin eine Frau)Nacktheit ist i der gefallenen Welt eben nicht mehr natürlich, Adam und Eva bedeckten sich gleich mit dem „Feigenblatt“, sie waren noch nicht schamlos.
Wie das erste Paar des Sapiens sapiens herumgelaufen ist, wissen wir nicht. Auf jeden Fall schienen aber einige Renaissancefürsten bereit gewesen zu sein, viel Geld für Bilder auszugeben, auf denen die Evas nur mit ihrer üppigen Haarpracht und einem Feigenblatt bekleidet dargestellt sind.
Eine Zeit lang haben mich diese ganzen computerbearbeiteten Personen und diese ständigen Anzüglichkeiten in der Werbung auch genervt. Aber seit ich einfach nicht mehr hingucke und hinhöre, wenn sowas serviert wird, lasse ich mich nicht mehr davon stören. An mir verdienen die Firmen mit solcher einfalls- und geschmacklosen Werbung nichts.
Meine Bemerkung zur Banalität der Sexualität war so gemeint, dass ich der Ansicht bin, dass wir in unserer Gesellschaft dem Bereich des Sexuellen insgesamt zu viel Bedeutung zumessen. Während wir für den Kinderschutz und die Opferhilfe fast nichts tun.
Frau Angelika, Sie sind aber eines: eine Frau. Für einen Mann ist die ominipräsente Sexualisierung, die Darbietung junger, attraktiver, allzeitbereiter Weiblichkeit schon eine ganz andere Versuchung als in Ihrem reziproken Fall.
Was mich zu Ihrer Antwort auf meine letzte Mitteilung interessieren würde: Das Problem bei der Identifizierung von potentiellen Tätern liegt doch darin, dass diese eben (noch) keine Täter sind. Hang zur Abartigkeit alleine ist kein Grund, gegen jemanden vorzugehen.