Gastkommentar von Endre A. Bárdossy*
Das XVIII. Jahrhundert des „Lichtes“ und der sogenannten, historischen „Aufklärung“ (Condorcet, Kant, Rousseau etc.) ist nicht das Goldene Zeitalter, sondern der Beginn der Loslösung der Rationalität von der Moral, woran wir bis heute immer mehr und mehr leiden. Paradoxerweise hat die Entfesselung der reinen Vernunft eine Epoche finsterer Irrationalität und die Illusion einer vermeintlichen, bereits hin und her taumelnden Autonomie eingeleitet.
Der Geisteswandel wurde von eiskalten Rationalisten diktiert. Dieselbe gott- und erbarmungslose Rationalität wird freilich vom moralisch verrotteten Liberalismus als Sentimentalität der schönen Gefühle vermarktet. Liberalismus tendiert – leider – immer und überall zur linksliberalen Demagogie.
Liberalismus und Sozialismus sind eineiige Zwillinge der Aufklärung!
Es gab nie eine „liberal-konservative“ Partei oder Zeitung, weil das ein begrifflicher Widerspruch ist. Konservative Werte und liberale Ansichten schließen sich gegenseitig aus. Die rund 300 Jahre dauernde Prosperität (1688–1900) im Vereinigten Königreich beruhte auf der Überwindung des von Furcht und Unsicherheit geprägten Naturzustandes dank Thomas Hobbes‘ Staatsphilosophie, die einen bürgerlichen Pakt unter Königlicher Autorität beschwor. Seither gibt es das größte Kuriosum der politischen Kultur nach feinster englischer Art: „Seiner Majestät Allertreueste Opposition“. Der jakobinisch-republikanische „Contrat social“ ist dagegen spiegelverkehrt konzipiert: Rousseau interpretiert die Zivilisation als Übel und den Urzustand der Wilden als Gutmenschentum. Unter anderem auch als wollüstige Promiskuität.
Nach der Glorious Revolution konsolidierte die „Bill of Rights“ eine verlässliche, konstitutionelle Monarchie, deren Vorzüge in jener Zeit auf kontinentaleuropäischem Boden ganz und gar unbekannt waren. Diese geordneten Verhältnisse waren das Erfolgsgeheimnis der konservativen Tories und der „halbliberal“ eingebremsten Whigs auf der Höhe der damaligen Zeit.
Die funktionierende Marktwirtschaft war keine „liberale“ Erfindung, sie gab es bereits im griechisch-römischen Altertum. Die Vorzüge der komparativen Kosten waren bereits den seefahrenden Phöniziern nicht unbekannt und stellten die eigentliche Motivation für den blühenden Tauschhandel im Mittelmeerraum dar.
Der Kapitalismus ist zwar in England des XVIII. Jahrhunderts kontemporär mit dem französischen Liberalismus entstanden, die beiden sind aber untereinander inkomparabel und inkompatibel zugleich. Die kapitalistische Produktionsweise ist eine rein technische Angelegenheit der fortschrittlichen Betriebswirtschaft. Der Liberalismus ist dagegen Revolution und Chaos, Verfall und antikatholische Verschwörung der internationalen Freimaurerei.
Die Dampfmaschine eröffnete das neue Zeitalter (1764)
Seit der Fortentwicklung der ersten Dampfmaschine durch James Watt sind die Erfordernisse nach Anlagegütern sprunghaft angestiegen. Die einfache Kapitalausrüstung hat sich in allen herkömmlichen Betrieben nicht nur im Handwerk, sondern sogar in der naturnahen Land- und Forstwirtschaft neben allen Facetten des Verkehrs und der Kommunikation vervielfacht. Ab Mitte des XVIII. Jahrhunderts verbinden immer dichter werdende Eisenbahn- und später Autobahnnetze die kleiner werdende Welt. In den entlegenen Provinzen Argentiniens stehen die roten Backsteinhäuser der englischen Ingenieure heute noch entlang der stillgelegten Eisenbahnlinien, die auf Schmalspur sogar über die 6000 Meter hohen Andenketten auch nach Santiago de Chile führten. Ohne Ozeandampfer hätte sich der Welthandel nie so kräftig entfalten können. Dass die irreversible Industrialisierung in der Psyche der Massen auf großes Befremden stieß, ist bis heute am Maschinen- und Automobilhass der sogenannten „Grünen“ abzulesen.
Der steigende Kapitaleinsatz brachte auf allen Sektoren eine enorme Produktivität hervor. Es ist nicht wahr, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht. In absoluten Zahlen gerechnet, ist das Gegenteil der Fall. Dank des Kapitalismus gibt es, trotz steigender Weltbevölkerung, eine abnehmende Tendenz der absoluten Armut. In reicheren Regionen wird, statistisch gerechnet, jemand als armutsgefährdet ausgewiesen, wenn er weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens erwirtschaftet bzw. erhält. Wem also nicht alle Güter, Dienste und Rechte in diesem Ausmaß gleichzeitig zukommen, der kann sich relativ arm fühlen, obwohl seine Position durchaus nicht unbehaglich oder gar leidvoll (sondern eher neidvoll) erachtet werden muss.
„Antikapitalisten“ können daher nur wirtschaftlich Ungebildete sein, da der Kapitalismus als solcher in absoluten und relativen Zahlen ungeahnte Fortschritte gebracht hat.
Im ideologischen Puzzle passen Kapitalismus und Liberalismus innerlich nicht zusammen
Die beiläufige Zugabe des (Neo-) Liberalismus zum Kapitalismus als Attribut (Wesenseigenschaft) scheint verräterisch dafür zu sein, dass sich in die allgemeine Begriffsbildung eine weitverbreitete Konfusion eingeschlichen hat. Sie koinzidieren nur darin, dass sie als Neologismen im XVIII. Jahrhundert kontemporär entstanden sind.
Der hochkomplexe Kapitalbedarf ist eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit. Der Fließband als symbolträchtiger Inbegriff der neuen Fabrikationsweise (im Gegensatz zur ziselierten, aber leider erbärmlich unproduktiven Manufaktur) ist also weder eine unnatürliche, künstliche „Entfremdung“ des Alten und Gediegenen noch eine „Ausbeutung“ des Proletariats. Im Gegenteil, die Produktivität des Kapitalismus hob den Lebensstandard der Lohnarbeiter sehr bald auf ein Niveau, ohne dessen Früchte sie im Auslaufmodell des Feudalismus hätten verhungern müssen. Thomas Robert Malthus war in diesem weiten Sinne der erste „grüne“ Ideologe und Menschenfeind, der die enorme Leistungsfähigkeit der Industriellen Revolution nicht erkennen konnte. Marxens und Engels‘ einfältige Prophezeiungen sind geradezu nicht in den fortschrittlichsten Industrienationen, sondern in rückständigen Agrarländern wie Russland und China, und heutzutage lediglich im Kreise der Befreiungstheologen und Jesuiten in Erfüllung gegangen.
Wer sich nach allen Inflationsschüben des Keynesianismus im XX. Jahrhundert bis heute nicht schämt zu verkünden: „Ich bin ein Keynesianer!“, der hat sich als Wirtschaftsprofessor disqualifiziert. Die mehr als 30 Jahre lang praktizierte, reine Notendruckerei führte in Argentinien zu einem spektakulären Staatsbankrott (2002). Aber auch dank der Geldschwemme der Europäischen Zentralbank wird es nicht anders kommen. Österreichs neugebackener Bundespräsident Alexander Van den Bellen bekannte sich während seines Wahlkampfes 2016 im Linzer Kepler-Saal öffentlich zu den Irrlehren von Lord Maynard Keynes, die von Friedrich August von Hayek bereits 1932 eindrucksvoll widerlegt wurden.
Die österreichischen Briefkartenwähler (deren Stimmen mysteriöserweise immer wieder überwiegend den Grünen zugute kommen…) und die feineren Künstler & Intellektuellen (die habitualweise es schick finden links zu wählen…) haben noch nichts davon gehört, dass bei dünnen Kapitalanlagen die Wettbewerbsfähigkeit der „bösen“ Unternehmer (Kapitalisten) zurückgeht, dass bei Wirtschaftsfeindlichkeit, Übersozialisierung und Verschwendung die Arbeitslosigkeit steigt, etc. etc. Kluge Arbeiter und Bauer wissen das anscheinend besser einzuschätzen als die Schickeria der Intellektuellen oder jene, die sich dafür halten. Deshalb wandern die Arbeiter massenweise weg aus der SPÖ, und die Landbevölkerung weg aus der ÖVP – in Richtung FPÖ.
Präzisierung des kontinentalen Liberalismus ist nötig
Der aus Frankreich verströmende Liberalismus – den ich unermüdlich als linke „Libertinage“ definieren möchte – ist keine betriebswirtschaftliche Angelegenheit, sondern das bereits oben erwähnte Problem der losgelösten Rationalität von den guten Sitten und den überlieferten ethischen Werten während der französischen Aufklärung. „Wirtschaftliberal“ ist ein sinnloses Kompositum der Journalistensprache. Es hat weder zur Glorious Revolution noch zur Industriellen Revolution einen genetischen Bezug. Die fest verbrieften und minutiös gelebten Spielregeln der „Bill of Rights“, die Institutionen und das Zeremoniell des Staatswesens im Vereinigten Königreich sind geradezu das Gegenteil des kontinentalen Liberalismus. Die Freizügigkeit des Handels war nur ein Aspekt unter vielen anderen in der geordneten Lebensweise des Commonwealth.
Vernünftigerweise sollte der FREIHANDEL – der überstrapazierte Refrain aller „Wirtschaftsliberalen“ – mit überlegenen Ausländern nicht zu einem leichtsinnigen, „TTIP-liberalen“ FREITOD der Kleinen und Mittleren Unternehmen (KMU) im Inland führen. Wenn im Außenhandel die komparativen Herstellungskosten von Gütern, Diensten und Rechten keine angemessenen Vorteile indizieren, die für beide Seiten (vor allem aber zuhause im eigenen Ländle, wo das Hemd näher ist als der Rock!) eine wechselseitige Win-Win-Situation erlauben, dann dürften nicht alle Handelsschranken, Schutzzölle, Kontingente radikal ausgemerzt werden. Die KMU verdienen es, erhalten zu bleiben, da sie dem Kunden eine andere Aufmerksamkeit, andere Dienstleistungen und Service entgegenbringen als die anonymen Konzerne. Überdies sind sie die effizientesten Kräfte im Kampf gegen das Übel der Arbeitslosigkeit.
Liberalismus ist dagegen die Entfesselung aller moralischen und kommerziellen Hemmungen in Bezug auf die MACHT- & HABGIER im Bereich von Wirtschaft, Politik und Recht, die nach der Einschätzung der Katholischen Lehre überall eine Todsünde ist. Der Untergang der KMU in der Wirtschaft, ungerechte Entlohnung der Arbeiter, Zersetzung der Familienmoral, Missachtung der öffentlichen Ordnung, eine dem Traditionsprinzip widerstrebende, „liberale“ (willkürliche) Theologie u. a. m. sind die übelsten Missetaten des Liberalismus. Historisch ist das Wort dermaßen belastet, dass es geradezu einem Synonym der Apostasie gleichkommt. Es ist strikt unmöglich diesen Begriff und seine Konnotationen für den Gebrauch der Katholischen Kirche zu beschönigen oder umzudeuten.
Besonnenheit der Lehrschrift „Centesimus annus“ (1991)
Johannes Paul II – reichlich spät für die Kirche, aber doch definitiv, – anerkannte dagegen, dass „Kapitalismus & Marktwirtschaft“ an und für sich als zeitgemäße Produktions- und Verteilungsmodi in Verbindung mit den traditionellen Werten und Tugenden als moralisch einwandfrei zu betrachten sind. Für die persönliche Weiterbildung des Wissens und Gewissens der Politiker & Unternehmer, Arbeiter & Angestellten, Anbieter & Konsumenten gibt es natürlich einen enormen Handlungsbedarf, damit die ideologiefreien Grundpositionen eine breitere Verbreitung finden mögen.
Das Gute auf diesem komplexen Gebiet, wie überall, kann nicht verordnet, sondern muss erkannt, sorgfältig erwogen und angeeignet werden. Ein hoffnungsloses Unterfangen? Vielleicht doch nicht, denn das Unkluge und Ungerechte, das Maßlose und Feige liegen haufenweise an jeder Straßenecke herum. Eine höhere Frequenz von Volksbefragungen wäre der einzige effiziente Weg für die Entlarvung öffentlicher Miss-Stände. Die Nutznießer der verlogenen „repräsentativen“ Demokratie, die hinter Polstertüren der Gremien und Parteien schalten und walten können, was sie wollen, fürchten die „Vox populi – vox Dei“ wie der Teufel das Weihwasser.
Daher wäre einzig und allein die vielgeschmähte, subsidiäre „Kleinstaaterei“ der Europäischen Vaterländer mit direkter Demokratie wie sie in der Schweizer Eidgenossenschaft üblich ist, der einzige Ausweg aus der „Neosyndikalistischen Meinungsdiktatur“ (Chr. Zeitz), die in den starren Institutionen der EUdSSR immer höhere Sturmböen der Unzufriedenheit schlägt.
Die stets mögliche Gier beschränkt sich nicht allein auf den Kreis der Wirtschaftstreibenden, wenn auch diese ausgeprägte Unfreiheit auf diesem Gebiet keine Seltenheit ist. In diesem Sinne gab es „libertär“ entfesselte Despoten bereits im alten Rom, Athen und Sparta auf allen Sektoren des Lebens, zu allen Zeiten der Haus- und Hofwirtschaft, im Feudalismus ebenso wie in der klassischen Marktwirtschaft seit abertausend Jahren.
Zeitz fragt am Ende seiner brisanten Wahlanalyse der letzten politischen Entwicklungen in Österreich, insbesondere nach dem äußerst knapp an der Messerspitze verlaufenen Bundespräsidentenwahlen 2016:
Wer liefert die Fundamente einer umfassenden Erneuerung?
Nach allen Indizien aus letzter Zeit scheint es sicher zu sein, dass uns nur eine Rückbesinnung auf die griechisch-römische Katholizität des Abendlandes noch einmal erretten könnte, wenn wir inzwischen vom Islam nicht weggefegt werden.
Fassen wir zusammen. Im Zuge der letzten drei Jahrhunderte bildeten sich drei verwirrende Dichotomien aus. Eine Vielzahl verschiedenster Entitäten mit ungezählten, schillernden Facetten waren die Lieferanten dafür:
- KAPITALISMUS versus KREISLAUFWIRTSCHAFT
Kapitalismus ist die industrialisierte, technisch hochentwickelte Produktionsweise im Gegensatz zum vorkapitalistischen, vorindustriellen Haus- und Hofwirtschaft, wobei der erste der drei elementaren Produktionsfaktoren dominant geworden ist:
- Güter (Kapital),
- Dienste (physische und geistige Arbeit) und
- Rechte (kodifizierte Moral).
- MARKTWIRTSCHAFT versus PLAN- bzw. BEFEHLSWIRTSCHAFT
Eine flotte, konservative Marktwirtschaft beruht auf Privateigentum, Privatinitiative, Privatverfügung, und steht dem schwerfälligen sozialistischen Staatskapitalismus gegenüber, der
– mit exklusivem (oder überwiegendem) Staatseigentum;
– mit exklusiv (oder überwiegend) politischer und bürokratischer Initiative;
– mit exklusiver (oder überwiegender) „sozialer“ Staatsversorgung
nur bleierne Füße hat.
Die Vollentfaltung der Persönlichkeit hat nur in „Gemeinschaften“ (Familie, Nation, Kirche) eine Gewähr. Im Kollektivismus der „Gesellschaft“ (Societas, Socialismus, Sociale Demokratie) können sich die Vorzüge des Civis romanus nicht entfalten.
Die abgedroschenen Floskeln der „Sozialen Marktwirtschaft“ und der „Sozialen Gerechtigkeit“ sind eine gleichlaufende Contradictio in adjecto! Denn nur „Bürger“ (Vollpersonen) können handeln, nicht kollektive „Gesellschaften“.
Eine „Moral-Freie (‚liberale‘) Marktwirtschaft“ und die fixe Idee des „Freihandels“ als Panazee sind ebenfalls bewusste Irreführungen der öffentlichen Meinung. Eine unfreie Markt- und Tauschwirtschaft gibt es nämlich nicht. Unter Bedingungen der Unfreiheit entsteht unweigerlich ein „freier“ Schwarzmarkt. Ein unfreier Handel wäre ebenfalls ein Widerspruch, denn wenn der Besitzwechsel unter unfreien Bedingungen stattfindet, dann ist er nicht mehr Handel und Tausch, sondern „Abgabe, Ablieferung, Raub“ (Zum Beispiel: Finanzabgabe, Enteignung, etc).
- KATHOLIZISMUS versus LIBERALISMUS
Wohlverstanden ist die „LIBERTAS PRAESTANTISSIMUM DONUM“. Das heißt auf gut Deutsch „Die Freiheit ist das vorzüglichste unter den natürlichen Gütern“, wie es im Lehrschreiben (1888) von Papst Leo XIII unermüdlich betont wird. Deshalb zählt das Argument von Erik von Kuehnelt-Leddihn nicht, wonach die Konservativen eigentlich nur verkappte „Liberalen“ wären, denn bei näherem Zusehen hat der historische Liberalismus mit den wohlverstandenen Freiheiten nichts zu tun.
Der Liberalismus ist ein Etikettenschwindel, der geradezu auf Unfreiheiten (Libertinage) beruht, der von Anfang an gegen die Eine, Heilige, Katholische Kirche gerichtet war – egal ob während oder nach dem Englischen Bürgerkrieg, während oder nach der Französischen Revolution oder im Deutschen Kulturkampf. Wo auch immer eine antiklerikale Bewegung des Liberalismus seit König Henry VIII. (1509–1547) bis heute ausgebrochen ist, ist sie mit ihren nächsten Schritten in der Gosse der Immoralität verkommen. So sind die Anglikaner, Lutheraner, Calvinisten meistens bereitwillig „liberal“ geworden. Heute ist der Liberalismus sogar ins Herz und Schoß der Katholischen Kirche eingedrungen.
Unter Patronanz der Freimaurerei wurde die Wortfamilie „Liberalismus, liberal“ vom Linksliberalismus mit allen Nuancen in Beschlag genommen.
Wer noch ein wenig LATEIN gelernt hat, der weiß, dass die Herkunft der Wortfamilie „Liber, Libertas, Liberalitas“ im Altertum bis zum Herbst des Mittelalters eine leuchtende Sinnfülle repräsentierte: Nämlich Freiheit, Edelmut und Großzügigkeit, die früher einmal die Charakterzüge und der Stolz eines Römischen Bürgers waren.
Wer noch ein wenig GESCHICHTE gelernt hat, der weiß auch, dass diese Sinnfülle während der Französischen Revolution (1789–1799), im Keimzustand aber bereits vorher in der Protestantischen, und schließlich in der Proletarischen Revolution des finsteren XX. Jahrhunderts definitiv vernichtet worden ist.
Alle libertären Bewegungen des XIX. Jahrhunderts (zB. Josef Bem in Polen oder Lajos Kossuth in Ungarn 1848/49) unter der Ägide der „Liberalen Freimaurerei“ dienten der Aushöhlung der abendländisch-katholischen Überlieferung, und bekämpften insbesondere das katholische Österreich. Die Pariser Vorortverträge (1919 / 20)
– von Versailles mit dem Deutschen Reich,
– von Saint-Germain mit Deutschösterreich,
– von Neuilly-Sur-Seine mit Bulgarien,
– von Trianon mit Ungarn,
– von Sèvres mit dem Osmanischen Reich
präsentierten die Endabrechnung der Freimaurerei und den Dolchstoß für uns. Papst Benedikt XV. (1914–1922) forderte Gerechtigkeit für die Besiegten. In seiner Enzyklika „Pacem Dei munus“ (1920) bezeichnete er die Friedensverträge als „rachsüchtiges Diktat“. Freilich, seine Worte waren vergeblich!
„Liberté, Égalité, Fraternité“ sind heute – leider Gottes – linkslinke Synonyme von Liberalismus, Hedonismus und Verantwortungslosigkeit. Ein Liberaler, d. h. Freidenker zu sein, heißt heute klar und deutlich, frei von überlieferten Werten und Tugenden zu handeln.
Das Ringen des Guten mit dem Bösen sind zwei grundverschiedene Welten: Einmal muss man aber – spätestens am Ende des Lebens – Farbe bekennen und die Geister unterscheiden. Der kompromisslose Schutz des werdenden Lebens, der wohlverstandene Schutz des geistigen und materiellen Eigentums der Familie und des Vaterlandes gehören dazu.
Eine funktionstüchtige, konservative, wertgebundene Marktwirtschaft der ordentlichen Kaufleute (oder wenn man es so sagen will: Ein gemeinsamer Markt der europäischen Vaterländer) ist kein Privileg der moralisch entfesselten Neoliberalen. Moral und Handel gab es bereits im griechisch-römischen Altertum. Und wo sie funktionierte, dort war dies stets nur auf der Grundlage des Naturrechts möglich.
*Endre A. Bárdossy war o. Universitätsprofessor für Betriebswirtschaftslehre und Leiter eines „Seminario de Aplicación Interdisciplinaria“ in Argentinien.
Der Aufsatz versteht sich als Weiterführung der grundlegenden Analyse „Österreich mutiert zur syndikalistischen Diktatur“ von Mag. Christian Zeitz.
Bild: Wikicommons/Radio Spada (Screenshot)