Der Finanzethiker und ehemalige Präsident der Vatikanbank IOR Ettore Gotti Tedeschi sieht aus der Pandemie einen neuen „historischen Kompromiß“ hervorgehen. Prämisse dieser „neuen Allianz“ sei, daß alles auf eine Katastrophe zusteuere, mit entsprechenden Folgeschäden für die Umwelt, sofern das Bevölkerungswachstum nicht sofort unterbrochen werde. Aus einer „Soft“-Drohung wurde im Laufe der vergangenen Jahre eine „Hard-“Drohung und schließlich wurden nun durch das Coronavirus die Voraussetzungen erreicht, „die außergewöhnliche Maßnahmen rechtfertigen“.
Ettore Gotti Tedeschi glaubt nicht dem offiziellen Corona-Narrativ. Er sieht hinter dem Virus vor allem Operationen, die stattfinden, um die Gelegenheit für weitreichende Eingriffe zu nützen und das auf planetarischer Ebene.
„Wie jeder Reset wird auch dieser ganz andere Konsequenzen hervorbringen als offiziell behauptet.“
Deshalb müsse die zentrale Frage lauten, wem diese Auswirkungen nützen. Cui bono?
In den vergangenen Monaten sei ein Klima der Angst erzeugt worden, das sich mit dem Eindruck paare, daß den Bürgern nicht reiner Wein eingeschenkt werde. Der Finanzexperte vergleicht die Situation mit der Geheimnistuerei der 50er Jahre, als die Menschen unangenehm zur Kenntnis nehmen mußten, daß wenige Auserwählte im Besitz der Atombombe und ihrer Zerstörungsmacht waren, während dem Rest der Weltbevölkerung nur die bange Sorge vor einem Atomkrieg blieb und die ängstliche Frage, wie diese wenigen wohl mit dieser Macht umgehen werden.
Bis gestern, so Ettore Gotti Tedeschi, habe wohl niemand ernsthaft gedacht, daß eine solche Drohkulisse, wie sie wegen eines Atomkriegs bestand, inszeniert würde, „um uns dazu zu bringen, einen Reset zu akzeptieren“. Wahrscheinlich hätten manche gedacht, dafür genüge eine Greta Thunberg, die auf wundersame Weise von einem Parlament zum anderen durchgereicht wurde, um überall eine abstruse Katastrophen-Geschichte zu erzählen, die weder Hand noch Fuß hatte.
„Damit enden die geheimnisvollen Dinge aber nicht. Das Rätsel, das noch mehr erstaunt, ist die Allianz für den Reset, die selbst zwischen ehemaligen ‚Unterdrückern des Volkes‘ und ehemaligem ‚Opium für das Volk‘ zustande kommt, die sich beide in Schwierigkeiten befinden, aber durch Covid-19 geeint werden.“
Im Unterschied zu früheren Resets scheine der neue einer unerwarteten Form des „Dialogs“ zu folgen, die sich an einer Art von „historischem Kompromiß“ orientiere. „Historischer Kompromiß“ nannte man, zum Verständnis, in den 70er Jahren in Italien den Versuch einer Zusammenarbeit zwischen der größten, aber oppositionellen kommunistischen Partei des Westens und den regierenden Christdemokraten. Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Ostblocks und der damaligen Parteienlandschaft Italiens kam es ab 1996 schrittweise zur Wiederaufnahme und Umsetzung dieser Annäherung, die 2007 in der gemeinsamen Gründung der linksdemokratischen Demokratischen Partei (Partito Democratico) mündete.
Der neue „historische Kompromiß“ betreffe, so Gotti Tedeschi, eine Aussöhnung zwischen der Kirche und der liberalen Hochfinanz. Diese zeige sich in der Sternenkonjunktion Davos-Assisi, im globalen Bündnis des Council for Inclusive Capitalism, der Allianz für den Global Compact on Education mit der UNESCO.
„Diese erstaunliche und phantastische Strategie des Dialogs und der Aussöhnung überrascht und macht neugierig. Bis gestern schien der Dialog schwierig zwischen den ehemaligen ‚Unterdrückern des Volkes‘ (den geldgierigen Kapitalisten) und dem ‚Opium für das Volk‘ (der Religion). Die beiden historischen Gegner scheinen sich heute zusammenzuschließen, um mit dem Manifest für den Schutz der Mutter Erde die Ideale von Brüderlichkeit und Gleichheit zu verwirklichen. Sie scheinen aber auch den ‚Impfstoff des Volkes‘ anzustreben. Mehrere Bischofskonferenzen haben bereits dazu aufgerufen, sich als ‚Akt der Nächstenliebe‘ impfen zu lassen. Einige Bischöfe haben sich bereits öffentlich impfen lassen. Inzwischen fordert auch Papst Franziskus: ‚Impfstoff für alle‘.“
Kurios an den Bündnisbemühungen sei, daß Allianzen einst unter „Mächtigen“ geschlossen wurden, während die Beteiligten heute eher wie nach einer Allianz der „Schwachen“ aussehen, die nur durch die „außergewöhnliche Gesundheitssituation“ wieder Stärke gewonnen hätten.
„Wem aber würde ein Bündnis zwischen einem (willkürlich) für gescheitert erklärten Kapitalismus und einer katholischen Kirche nützen, die sich in einem Kontext materieller und geistiger Armut auf einem Weg der Selbstauflösung zu befinden scheint.“
Sollten wir aber, so Ettore Gotti Tedeschi, nicht grundsätzlich überrascht sein, wenn Verfolgter und Verfolger ein Bündnis eingehen? Vielleicht sei die Antwort in dem Konzilsdokument Gaudium et spes zu suchen, wo in der Nr. 44 „bekannt“ wurde, daß „selbst die Feindschaft ihrer Gegner und Verfolger, so gesteht die Kirche, für sie sehr nützlich war und es bleiben wird“.
Der Finanzethiker sieht dahinter allerdings mehr den Versuch, die „berühmte Strategie“ der „ausgestreckten Hände“ von Palmiro Togliatti umzusetzen, der von 1947 bis 1964 Generalsekretär der Kommunistischen Partei Italiens und insgesamt der einflußreichste Kommunistenführer im Westen war und die KPI auf striktem Moskau-treuem Kurs hielt.
Togliatti bot der Kirche die Hand an, indem er einen ideologischen Waffenstillstand zur Verwirklichung gemeinsamer Ziele (soziale Gleichheit, Ende der Ausbeutung usw.) gegen den Kapitalismus als gemeinsamen Feind vorschlug. Gleichzeitig hielt er daran fest, daß Religion „Opium für das Volk“ sei, allerdings könne, so der Kommunistenführer, um die „kapitalistische Unterdrückung“ zu bekämpfen, das „Opium für das Volk“ auch zur „Medizin für das Volk“ werden. Entscheidend dabei sei allerdings, daß die Kirche ein Verbündeter des Kommunismus werde.
„Wäre diese These richtig, hieße das, daß der Kapitalismus im jetzigen Augenblick der wirtschaftlichen und sozialen Krise, um eine Allianz zwischen katholischer Kirche und Kommunismus zu verhindern, sich in eine Art sozialistischen, ökologischen Umverteilungs-Neokapitalismus verwandeln könnte, der nicht mehr ‚Unterdrücker des Volkes‘, sondern ‚Helfer des Volkes“ wäre. Ebenso wäre die Kirche nicht mehr die Kirche „der Schwachen und Besiegten“, wie Friedrich Nietzsche behauptete, sondern beide, solchermaßen gewandelt, würden gemeinsam die Ungleichheiten dieser Welt bekämpfen und die Umwelt schützen.
Und auch gemeinsam die Verteilung von Impfstoffen fördern.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
„Sprach die Weltregierung zu Franziskus: Halte du sie dumm, ich halte sie arm.“
Man erlaube mir diese kleine Aktualisierung eines bekannten Aphorismus, der im Original sicher nie gestimmt hat. Die ihn aber als Verleumdung für die alte Zeit und als Propaganda für ihre ach so wunderbare Moderne gebrauchten, sie handeln jetzt danach.