Universelle Brüderlichkeit – Eine kritische Reflexion

Eine katholische Kirche, die auf den Missionsauftrag Jesu verzichtet, ist nicht mehr katholisch


Jesus Christus, das alleinige Heil, als Pantokrator im Apsismosaik der Kathedrale von Cefalù auf Sizilien
Jesus Christus, das alleinige Heil, als Pantokrator im Apsismosaik der Kathedrale von Cefalù auf Sizilien

Von Msgr. Dr. Mari­an Eleganti*

Anzei­ge

Am 25. Janu­ar 1986 kün­dig­te Papst Johan­nes Paul II. das erste mul­ti­re­li­giö­se Welt­ge­bets­tref­fen für den Frie­den an, das im glei­chen Jahr dann am 27. Okto­ber statt­ge­fun­den hat. Es nah­men 150 Ver­tre­ter ver­schie­de­ner reli­giö­ser Grup­pie­run­gen dar­an teil, dar­un­ter der Dalai Lama Ten­zin Gyat­so, Ver­tre­ter des tibe­ti­schen Bud­dhis­mus, Hin­du­is­mus und Sik­his­mus, Inamul­lah Khan vom isla­mi­schen Welt­kon­gress und der römi­sche Gross­rab­bi­ner Elio Toaff, um nur eini­ge zu nennen.

Wei­te­re Tref­fen folg­ten mit unter­schied­li­chen Akzen­ten: 1993; 2002; 2011 und 2016.

Was die inter­re­li­giö­sen Tref­fen in Assi­si betrifft, gab es Beden­ken von Kuri­en­be­am­ten und Bischö­fen von allem Anfang an. Sie frag­ten sich, ob die­ses Tref­fen nicht­ka­tho­li­scher und nicht­christ­li­cher Reli­gi­ons­füh­rer «der Häre­sie des Syn­kre­tis­mus» nicht gefähr­lich nahe käme.1 Vor allem: Stell­ten die­se Tref­fen nicht ipso fac­to alle reli­giö­sen Tra­di­tio­nen auf die glei­che Stu­fe? «Wie konn­te der Papst mit Män­nern und Frau­en beten, die einen ande­ren Gott oder vie­le Göt­ter ver­ehr­ten?»2 In der Tat war die­ses Tref­fen die Idee von Johan­nes Paul II. Wie Kar­di­nal Etche­ga­ray erklär­te, war der Papst davon über­zeugt, dass die reli­giö­sen Tra­di­tio­nen der Welt ein Frie­dens­po­ten­ti­al für den Umgang mit inter­na­tio­na­len Kon­flik­ten besa­ssen.3 Schon an die­sem Punkt erhebt sich gleich die Fra­ge, ob nicht auch das Gegen­teil der Fall ist. Den­ken wir heu­te an das Aus­mass der Chri­sten­ver­fol­gung vor allem in mus­li­mi­schen Län­dern, aber auch von Sei­ten eines natio­na­li­sti­schen Hin­du­is­mus, um nur auf zwei Bei­spie­le hin­zu­wei­sen. Man war bemüht, dass jeder Ver­tre­ter sei­ner Reli­gi­on auf sei­ne eige­ne Wei­se und an einem eige­nen Ort beten soll­te, um erst danach zusam­men zu kom­men, denn «Johan­nes Paul war klar, dass das kein uni­ver­sa­les gemein­sa­mes Gebet bedeu­ten konn­te, denn das wäre wirk­lich Syn­kre­tis­mus gewe­sen und war daher unmög­lich – nicht nur für ihn selbst, son­dern auch für ande­re»4. Dabei soll­te auch gefa­stet wer­den, und Papst Johan­nes Paul wähl­te als Ort Assi­si, um sich dort­hin in der Wei­se eines Pil­gers bege­ben zu kön­nen. Im Hin­blick auf das 4. Assi­si-Tref­fen der Welt­re­li­gio­nen nahm Papst Bene­dikt in einem Brief vom 4. März 2011 an den luther­a­ni­schen Pastor Peter Bey­er­haus Stel­lung: «Jeden­falls wer­de ich alles tun, damit eine syn­kre­ti­sti­sche oder rela­ti­vi­sti­sche Aus­le­gung des Vor­gangs unmög­lich wird und klar bleibt, dass ich wei­ter­hin das glau­be und beken­ne, was ich als Schrei­ben ‚Domi­nus Jesus‘ der Kir­che in Erin­ne­rung geru­fen hat­te.„5

Das dürf­ten exakt auch die Befürch­tun­gen des dama­li­gen Prä­fek­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on gewe­sen sein, die er schon beim ersten Tref­fen heg­te und die sich offen­bar im Lauf der Jah­re nicht ver­flüch­tigt haben. Dabei durf­te auch die Macht der Bil­der nicht unter­schätzt wer­den, wel­che weni­ger dif­fe­ren­ziert daher­ka­men als die theo­lo­gi­schen Klar­stel­lun­gen Ratz­in­gers. Der dama­li­ge Prä­fekt der apo­sto­li­schen Signa­tur Kar­di­nal Ray­mond Leo Bur­ke, schrieb 2011 zur Macht der Bilder:

„The­re are a num­ber of dan­gers that such an encoun­ter could bring in terms of the mass media com­mu­ni­ca­ti­on of the event, of which – as it is clear – the pon­ti­ff is well awa­re. The means of mass media com­mu­ni­ca­ti­on will say, even with the images alo­ne, that all reli­gi­ons have come tog­e­ther to ask God for peace. A poor­ly for­med Chri­sti­an could draw from this the gra­ve­ly mista­ken con­clu­si­on that one reli­gi­on is as good as ano­ther, and that Jesus Christ is one of the many media­tors of sal­va­ti­on.“ 6

Wie beim Vati­ka­num II bot muta­tis mut­an­dis der soge­nann­te «Geist von Assi­si» (vgl. Enzo Bian­chi; Andrea Ric­car­di; Kard. Etche­ga­ray; der Patri­arch von Kon­stan­ti­no­pel) eine viel beschwo­re­ne, aber äusserst schwam­mi­ge und undif­fe­ren­zier­te mög­li­che Legi­ti­ma­ti­on rela­ti­vi­sti­scher Ten­den­zen in der Kir­che, denen schliess­lich Domi­nus Jesus end­gül­tig ent­ge­gen­zu­tre­ten ver­such­te. Kar­di­nal Ratz­in­ger nahm jeden­falls am ersten Tref­fen nicht teil und sei­ne Vor­be­hal­te haben sich im Lauf der Jah­re eher ver­stärkt als abge­schwächt. Für ihn sind Reli­gio­nen nicht aus­tausch­ba­re Sym­bo­le des einen unsicht­ba­ren Got­tes hin­ter allem, den wir im Grun­de alle mei­nen, und wir sind nicht alle Kin­der Got­tes, nur des­halb, weil wir von Natur zum Men­schen­ge­schlecht gehö­ren. Dies­be­züg­lich ist Fran­zis­kus inzwi­schen sehr viel wei­ter gegan­gen als sei­ne Vor­gän­ger. Dar­auf wer­den wir noch im Detail zu spre­chen kom­men. Eines ist sicher:

Der Auf­trag des Herrn, allen Völ­kern das Evan­ge­li­um zu ver­kün­den und sie zu sei­nen Jün­gern zu machen (Mt 28,18–20; Mk 16,15f; Lk 24,46f; Joh 20,21; Apg 1,8) bleibt vie­ler­orts aus­ge­blen­det und dies seit Jahr­zehn­ten. Vie­le Men­schen aner­ken­nen die Berech­ti­gung von Ent­wick­lungs­hil­fe, nicht aber die Not­wen­dig­keit christ­li­cher Mis­si­on, die sie dezi­diert ableh­nen. Reli­giö­ser Indi­vi­dua­lis­mus und mul­ti­kul­tu­rel­ler Plu­ra­lis­mus, die ipso fac­to rela­ti­vi­stisch sind, haben eine gesell­schaft­li­che Atmo­sphä­re geschaf­fen, die sich durch eine gro­sse All­er­gie und Ani­mo­si­tät gegen­über Wahr­heits­an­sprü­chen aus­zeich­net. Die Über­zeu­gung, dass alle Reli­gio­nen nur ver­schie­de­ne Wege zum glei­chen Ziel sind, ist weit ver­brei­tet. Es soll kei­ne Reli­gi­on mehr geben, die von sich behaup­tet, im Besitz der (angeb­lich »gepach­te­ten«) Wahr­heit zu sein.

Msgr. Mari­an Ele­gan­ti, eme­ri­tier­ter Weih­bi­schof von Chur

Lei­der gehen die Aus­sa­gen von Papst Fran­zis­kus am katho­li­schen Juni­or Col­lege in Sin­ga­pur am 13. Sep­tem­ber 2024 in die­se Rich­tung und sind, bei allem Respekt für den Papst, objek­tiv skan­da­lös. Ich zitie­re: «Eines der Din­ge, die mir an euch jun­gen Leu­ten, an euch hier, am mei­sten auf­ge­fal­len sind, ist die Fähig­keit zum inter­re­li­giö­sen Dia­log. Und das ist sehr wich­tig, denn wenn ihr anfängt zu argu­men­tie­ren: ‚Mei­ne Reli­gi­on ist wich­ti­ger als eure…‘, ‚Mei­ne ist die wah­re, eure ist nicht wahr…‘. Wohin führt das alles? Wohin, ant­wor­tet jemand, wohin? [Jemand ant­wor­tet: ‚Zer­stö­rung‘]. So ist es. Alle Reli­gio­nen sind ein Weg zu Gott. Sie sind – ich stel­le einen Ver­gleich an – wie ver­schie­de­ne Spra­chen, ver­schie­de­ne Rede­wen­dun­gen, um dort­hin zu gelan­gen. Aber Gott ist Gott für alle. Und weil Gott Gott für alle ist, sind wir alle Got­tes Kin­der. ‚Aber mein Gott ist wich­ti­ger als dei­ner!‘ Ist das wahr? Es gibt nur einen Gott und wir, unse­re Reli­gio­nen sind Spra­chen, Wege zu Gott. Man­che sind Sikhs, man­che Mus­li­me, man­che Hin­dus, man­che Chri­sten, aber es sind unter­schied­li­che Wege. Ver­stan­den?»7 Das ist eine Ansicht, wie ich sie schon in den Neun­zi­ger Jah­ren in einem Semi­nar über die plu­ra­li­sti­sche Reli­gi­ons­theo­lo­gie in Salz­burg bekämpft habe.

Der reli­giö­se Plu­ra­lis­mus wider­setzt sich jeder »Ideo­lo­gie«, die als die »allein gül­ti­ge« oder »allein selig machen­de« allen Men­schen – wie­der eine Unter­stel­lung – »auf­ge­zwun­gen« wer­den soll. Akzep­tiert wird eine Hal­tung, die den Men­schen hel­fen, aber sie nicht »bekeh­ren« will. „Mis­si­on“ erscheint hier als eine Form der Anma­ssung und des Stol­zes. Eine der füh­ren­den Vor­den­ke­rin­nen femi­ni­sti­scher Theo­lo­gie, Rose­ma­ry R. Rue­ther stuf­te die uni­ver­sa­li­sti­sche Kon­zep­ti­on des Chri­sten­tums, die »Mis­si­on« erfor­de­re, um die »fro­he Bot­schaft« zu ver­brei­ten, als rei­nen »Impe­ria­lis­mus« ein. Auch christ­li­che Theo­lo­gen stel­len Chri­stus mit ande­ren Heils­mit­t­lern wie­der in eine Rei­he (vgl. die »Chri­sto­lo­gie« des ame­ri­ka­ni­schen Pres­by­ters J. Hick). Der Abso­lut­heits­an­spruch Jesu ist für ihre Theo­lo­gie „ein zen­tra­les Pro­blem“8 und bedarf nach ihrer Ansicht im Kon­text der ande­ren Visio­nen gött­li­cher Wirk­lich­keit, soge­nann­ter Got­tes­ah­nun­gen, einer neu­en Bewer­tung. Ein Ver­tre­ter die­ser Kon­zep­ti­on ist auch Per­ry Schmidt-Leu­kel9,

Der dem Sen­dungs­be­fehl bzw. Mis­si­ons­ge­dan­ken zugrun­de lie­gen­de Abso­lut­heits­an­spruch Jesu wird also wie­der zum gro­ssen Ärger­nis: „Wir dage­gen ver­kün­di­gen Chri­stus als den Gekreu­zig­ten: für Juden ein empö­ren­des Ärger­nis, für Hei­den eine Tor­heit, für die Beru­fe­nen aber, Juden wie Grie­chen, Chri­stus, Got­tes Kraft und Got­tes Weis­heit.“ (1 Kor 1,23) Des­halb soll­te in den letz­ten Jahr­zehn­ten der Mis­si­ons­be­griff durch die mit weni­ger »Negativ‑Frachten« bela­de­ne Idee der Part­ner­schaft und des Dia­logs (der Reli­gio­nen) bzw. durch «inter­cul­tu­ral lear­ning» ersetzt wer­den. Es zeigt sich, dass wir heu­te Tole­ranz als Ver­zicht auf Über­zeu­gun­gen und Wahr­heits­an­sprü­che miss­ver­ste­hen. In der Fol­ge kann dann «Mis­si­on» alles Mög­li­che (Ein­satz für das Kli­ma oder für eine schran­ken- und gren­zen­lo­se Migra­ti­on) bedeu­ten, nur nicht jeman­den von der Wahr­heit – in unse­rem Kon­text von Jesus Chri­stus – zu über­zeu­gen. Das scheint auch die Ansicht von Papst Fran­zis­kus gewe­sen zu sein.

»Dia­log« aber als Inbe­griff eines rela­ti­vi­sti­schen Credo’s, das von vorn­her­ein und prin­zi­pi­ell kei­nem Mit­re­den­den die Mög­lich­keit einer tie­fe­ren Ein­sicht in die Wahr­heit zuge­steht als dem ande­ren, macht genau die­sen Dia­log über­flüs­sig und sinn­los. Sokra­tes meint im Phai­don (91, a‑c): „Es ist nur schön, von etwas über­zeugt zu sein, wenn es auch wahr ist!“.10 Ja, es stellt sich die Fra­ge: Kann man über­haupt einer Reli­gi­on anhan­gen, von deren Wahr­heit (ja Vor-züg­lich­keit), man nicht wirk­lich über­zeugt ist (denn sonst müss­te man sie ja ehr­li­cher­wei­se auf­ge­ben oder wech­seln)? Dia­log und Ver­kün­di­gung sind selbst­ver­ständ­lich auf­ein­an­der bezo­gen und in die­sem Sin­ne gar kei­ne ech­ten Alter­na­ti­ven (vgl. Doku­ment des päpst­li­chen Rates für den inter­re­li­giö­sen Dia­log vom 19. Mai 1991). Der Dia­log schliesst das Glau­bens­zeug­nis ein, die Ver­kün­di­gung setzt den Dia­log vor­aus. Das Werk der Über­zeu­gung aber wirkt Gott allein. Von ihm stammt der Erweis von Geist und Kraft, der kei­ner Über­re­dungs­kün­ste bedarf. „Mei­ne Bot­schaft und Ver­kün­di­gung war nicht Über­re­dung durch gewand­te und klu­ge Wor­te, son­dern war mit dem Erweis von Geist und Kraft ver­bun­den, damit sich euer Glau­be nicht auf Men­schen­weis­heit stütz­te, son­dern auf die Kraft Gottes.“(1 Kor 2,4).

„Das ist recht und gefällt Gott, unse­rem Ret­ter; er will, dass alle Men­schen geret­tet wer­den und zur Erkennt­nis der Wahr­heit gelan­gen. Denn: Einer ist Gott, Einer auch Mitt­ler zwi­schen Gott und den Men­schen: der Mensch Chri­stus Jesus, der sich als Löse­geld hin­ge­ge­ben hat für alle, ein Zeug­nis zur vor­her­be­stimm­ten Zeit, als des­sen Ver­kün­der und Apo­stel ich ein­ge­setzt wur­de – ich sage die Wahr­heit und lüge nicht -, als Leh­rer der Hei­den im Glau­ben und in der Wahr­heit.“ (1Tim 2,3–7)

Von hier aus stell­te sich für mich die Fra­ge, was Fran­zis­kus unter Pro­se­ly­tis­mus ver­stand, den er immer wie­der dezi­diert ablehn­te, eine Pole­mik, die bei ihm mei­ner Mei­nung nach einer Ableh­nung von Mis­si­on gleich­kam. Ver­stand er unter Mis­si­on die Pro­pa­gie­rung eines mul­ti­kul­tu­rel­len, tole­ran­ten und dia­lo­gi­schen Frie­dens­rei­ches der Koexi­stenz aller Gegen­sät­ze und Wider­sprü­che mit offe­nen Gren­zen und wün­schens­wer­ten gerech­ten sozia­len Ver­hält­nis­sen? Eine Art inner­welt­li­ches Reich Got­tes uni­ver­sa­ler Brü­der­lich­keit ohne stö­ren­de Wahr­heits­fra­ge und des­halb ohne die expli­zi­te Mitt­ler­schaft Jesu Chri­sti, höch­stens noch als mora­li­sches Vorbild?

Reli­gio­nen mei­nen nicht alle das Glei­che, wo sie von Gott reden oder ihn zu erfah­ren glau­ben! Und ich glau­be auch nicht, dass sie dabei alle in die glei­che Rich­tung gehen. Auch bin ich nicht davon über­zeugt, dass die gro­ssen Reli­gio­nen der Welt nur ver­schie­de­ne Spiel­ar­ten der Selbst­mit­tei­lung Got­tes sind. Mit den Samen­kör­nern der Wahr­heit, die es auch bei den Hei­den gibt, mein­ten die Väter nicht in erster Linie ihre Reli­gio­nen, son­dern vor allem ihre weit ent­wickel­te (grie­chi­sche) Phi­lo­so­phie. Den­ken wir an anti­ke Phi­lo­so­phen wie Pla­ton und Ari­sto­te­les oder an asia­ti­sche Weis­heits­leh­rer wie etwa Kon­fu­zi­us. Die heid­ni­schen Reli­gio­nen aber hiel­ten die Väter für dämo­nisch inspi­riert. Ihre dies­be­züg­li­che Ansicht grün­det in der Hl. Schrift: 1 Kor 10,20: „Was die Hei­den opfern, das opfern sie den Dämo­nen und nicht Gott.“ 1 Kor 10,20. „Alle Göt­ter der Hei­den sind Dämo­nen.“ Ps 95(96),5. Dar­aus lei­te­ten vie­le Väter ab, dass hin­ter den Göt­zen­kul­ten nicht bloss mensch­li­cher Irr­tum, son­dern eine gei­sti­ge Macht ste­he, die den wah­ren Gott ver­dun­kelt. Tho­mas von Aquin (13. Jh.) lehrt, dass es in den heid­ni­schen Reli­gio­nen Spu­ren von Wahr­heit gebe (z. B. natür­li­che Got­tes­er­kennt­nis), die aber durch dämo­ni­sche Ein­flüs­se und mensch­li­che Irr­tü­mer ver­dor­ben oder per­ver­tiert wur­den. Sum­ma Theo­lo­giae II-II, q.94, a.4: „Die Dämo­nen bewirk­ten, dass die Men­schen den Geschöp­fen gött­li­che Ver­eh­rung erwiesen.“

Die in der plu­ra­li­sti­schen Reli­gi­ons­theo­lo­gie vor­an­ge­trie­be­ne Rela­ti­vie­rung der Per­son Jesu Chri­sti und die dar­auf auf­bau­en­de Neu­kon­zep­ti­on einer Theo­lo­gie der Reli­gio­nen grün­det im aprio­ri­schen Aus­schluss der Mög­lich­keit Got­tes, sich auf eine ein­zig­ar­ti­ge, unwie­der­hol­ba­re und blei­ben­de Wei­se geschicht­lich zu inkar­nie­ren und damit sich all­ge­mein ver­bind­lich und ver­ständ­lich offen­ba­ren zu kön­nen. »Offen­ba­rung« im theo­lo­gi­schen Sinn darf des­halb nicht in uni­ver­sal­re­li­giö­se vage »Mystik« auf­ge­löst wer­den. Dar­aus folgt, dass die dies­be­züg­li­chen Äusse­run­gen des reli­giö­sen Bewusst­seins im inter­re­li­giö­sen Kon­text nicht unter­schieds­los dem all­ge­gen­wär­ti­gen Wir­ken des Gei­stes Got­tes zuge­schrie­ben wer­den kön­nen. Es kann nicht sein, dass in Jesus Chri­stus der glei­che Gott sei­nen viel­ge­lieb­ten Sohn bezeugt hat (vgl. Mt 3,17.17,5; Mk 1,11.9,7.12,6; Lk 3,22; 2 Petr 1,17) und ein paar Jahr­hun­der­te spä­ter durch Moham­med, angeb­lich das Sie­gel der Pro­phe­ten, ver­kün­den lässt: Gott hat kei­nen Sohn (!) wie es die anti­christ­li­che und anti­tri­ni­ta­ri­sche Pole­mik des Koran haben will.

Inter­kul­tu­rell gese­hen ist das Evan­ge­li­um Salz der Erde und Licht der Welt. Es zeigt etwas, das sonst nicht gese­hen wer­den kann. Es ist in die­sem Sinn auch Reli­gi­ons­kri­tik. Wie das Gespräch Jesu mit der Sama­ri­te­rin am Jakobs­brun­nen zeigt, kön­nen Gel­tungs­an­sprü­che ohne Abstri­che («Das Heil kommt von den Juden»; «der wah­re Tem­pel steht in Jeru­sa­lem» vgl. Joh. 4,22f) mit Dia­log­fä­hig­keit und Respekt gegen­über dem ande­ren Den­ken zusam­men bestehen. Die­ses Gespräch zeigt bei aller Behut­sam­keit, das Gegen­über zu einer tie­fe­ren Ein­sicht zu bewe­gen, dass es nicht einer­lei ist, mit wem oder mit wel­chem Glau­ben man es in der Aus­ein­an­der­set­zung mit einem reli­giö­sen Anspruch zu tun hat: „Wenn du wüss­test, wor­in die Gabe Got­tes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trin­ken!, dann hät­test du ihn gebe­ten, und er hät­te dir leben­di­ges Was­ser gege­ben.“ (Joh 4,10) Im Ver­gleich mit die­ser Erkennt­nis hat Pau­lus dann auch alles dahin­ge­ge­ben: „Ich sehe alles als Ver­lust an, weil die Erkennt­nis Chri­sti Jesu, mei­nes Herrn, alles über­trifft. Sei­net­we­gen habe ich alles auf­ge­ge­ben und hal­te es für Unrat, um Chri­stus zu gewin­nen.“ (Phil 3,8) Man denkt unwei­ger­lich an das Gleich­nis Jesu: „Mit dem Him­mel­reich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker ver­gra­ben war. Ein Mann ent­deck­te ihn, grub ihn aber wie­der ein. Und in sei­ner Freu­de ver­kauf­te er alles, was er besaß, und kauf­te den Acker.“ Mt 13,44. Das Johan­nes­evan­ge­li­um sieht in der Erkennt­nis Chri­sti das ewi­ge Leben schlecht­hin: „Das ist das ewi­ge Leben: Dich, den ein­zi­gen wah­ren Gott, zu erken­nen und Jesus Chri­stus, den Du gesandt hast.“ Joh 17,3. Wie aber soll man Ihn erken­nen, wenn ihn nie­mand ver­kün­det, die rhe­to­ri­sche Fra­ge des Apo­stels (vgl. Röm 10,14)?

Gro­sse Kri­tik her­vor­ge­ru­fen hat die Stel­le in der Erklä­rung von Abu Dha­bi, wo von einer gott­ge­woll­ten Plu­ra­li­tät der Reli­gio­nen die Rede ist. Es heisst dort: «Der Plu­ra­lis­mus und die Ver­schie­den­heit in Bezug auf Reli­gi­on, Haut­far­be, Geschlecht, Eth­nie und Spra­che ent­spre­chen einem wei­sen gött­li­chen Wil­len, mit dem Gott die Men­schen erschaf­fen hat.» Wen­det man die­sen Satz auf den Islam an, wird einem gleich klar, wie falsch er ist. Denn der Islam ist erklär­ter­ma­ssen eine anti­christ­li­che Reli­gi­on. Chri­sten­tum und Islam kön­nen nicht nur wahr­heits­theo­re­tisch, son­dern auch prak­tisch nicht zusam­men bestehen. Das zeigt sich auch dar­in, dass der Islam das Chri­sten­tum über­all, wo er herrscht, zum Ver­schwin­den bringt und immer ver­folgt und unter­drückt hat. Die mei­sten christ­li­chen Mär­ty­rer ster­ben heu­te durch mus­li­mi­sche Hand. Wei­ter heisst es: «Wei­ters erklä­ren wir – mit Ent­schie­den­heit –, dass die Reli­gio­nen nie zum Krieg anstif­ten und weder zu Gefüh­len des Has­ses, der Feind­schaft, des Extre­mis­mus noch zur Gewalt oder zum Blut­ver­gie­ssen auf­ru­fen. Die­se Kata­stro­phen sind das Ergeb­nis der Abir­rung von den reli­giö­sen Leh­ren, der poli­ti­schen Benut­zung der Reli­gio­nen.» Das ist nichts ande­res als Geschichts­klit­te­rung und Rea­li­täts­blind­heit, wenn nicht bewuss­te Täu­schung. Leh­ren etwa alle Reli­gio­nen in glei­cher Wei­se Gewalt­lo­sig­keit wie das Evan­ge­li­um? Liegt nicht gera­de in sei­nem Ver­hält­nis zur Gewalt das wah­re Pro­blem des Islam im inter­re­li­giö­sen Kon­text? Die Behaup­tung, dass „die Reli­gio­nen nie­mals zum Krieg auf­wie­geln und kei­ne Gefüh­le des Has­ses, der Feind­se­lig­keit, des Extre­mis­mus wecken und auch nicht zur Gewalt oder zum Blut­ver­gie­ssen auf­for­dern“ ist eine ekla­tant fal­sche Behaup­tung. Sie wider­spricht ins­be­son­de­re den Grün­dungs­do­ku­men­ten und der Geschich­te des Islam (Koran und Hadi­the), die expli­zit zu Gewalt auf­for­dern und immer Gewalt ange­wandt haben. Auf jeden Fall ist die Vor­stel­lung dem Islam völ­lig fremd, in jedem Men­schen, also auch in Chri­sten, Juden und Ungläu­bi­gen (Kuf­fãr) einen Bru­der zu sehen. Wie die Abu-Dha­bi-Erklä­rung das Selbst­ver­ständ­nis des Islam, wel­cher die Welt in ein Haus des Frie­dens (Dãr al-Islãm), wo der Islam herrscht, und in ein Haus des Krie­ges (Dãr al Harb), wo dies nicht der Fall ist, ein­teilt, umdeu­ten könn­te, darf bezwei­felt wer­den. Chri­sten haben im Gegen­satz dazu das Gleich­nis vom barm­her­zi­gen Sama­ri­ter ver­in­ner­licht, auf­grund des­sen sie in jedem Frem­den ihren Näch­sten sehen. Dies ist für sie abso­lut nor­ma­tiv und gebo­ten, auch ein Grund, wes­halb das Chri­sten­tum wie kei­ne ande­re Reli­gi­on zur Huma­ni­sie­rung der Welt bei­getra­gen hat. Chri­stus selbst hat sich in den Gleich­nis­sen vom barm­her­zi­gen Sama­ri­ter (Lk 10, 25–37) und vom Gericht des Men­schen­soh­nes über die Völ­ker (Mt 25,31–46) mit jedem Men­schen soli­da­ri­siert, der prin­zi­pi­ell und immer zu mei­nem Näch­sten wer­den kann. Jesus ist für alle Men­schen gestor­ben. Das begrün­det für Chri­sten eine qua­li­ta­tiv ande­re Bezie­hung als der Islam sie hat zu allen Men­schen, unab­hän­gig von deren Glau­ben und Welt­an­schau­ung. Die christ­li­che Näch­sten­lie­be geht sogar so weit, auch die Fein­de zu umfas­sen (Inklu­si­on). Eine sol­che Vor­stel­lung, z. B. auch die sog. «Fein­de» bzw. «Geg­ner» des Islam zu lie­ben, erscheint dem Islam als völ­lig unver­nünf­tig und nicht nach­voll­zieh­bar. Was kann dar­an eine Erklä­rung ändern von einer Auto­ri­tät, die gar nicht für alle Mus­li­me und für den Islam ins­ge­samt nor­ma­tiv ist? War­um wird die Leh­re Jesu, alle Men­schen zu lie­ben, die impli­zit als die eigent­li­che Quel­le der Vor­stel­lung uni­ver­sa­ler Mit­mensch­lich­keit (Brü­der­lich­keit) zwi­schen allen Men­schen zu gel­ten hat, in der Abu-Dha­bi-Erklä­rung nicht nament­lich genannt? Immer­hin gilt Jesus auch im Islam als Pro­phet, ohne para­do­xer­wei­se sei­ne Leh­re und sein Selbst­ver­ständ­nis wirk­lich zu übernehmen.

Nur Mus­li­me sind dem gläu­bi­gen Mus­lim ech­te (Glau­bens-) Brü­der. Sie bil­den die Umma (Glau­bens­ge­mein­schaft). Die Anders­gläu­bi­gen und die Ungläu­bi­gen sind im Islam per se Bür­ger (Men­schen) zwei­ter Klas­se, denn der Mensch wur­de in der Vor­stel­lungs­welt des Islam schöp­fungs­mä­ssig als Mus­lim gebo­ren (der Islam als Urre­li­gi­on Adams bzw. Abra­hams), und Juden wie Chri­sten haben nach mus­li­mi­scher Über­zeu­gung den wah­ren Glau­ben im Lau­fe der Geschich­te ver­fälscht. Sonst wären sie Mus­li­me (geblie­ben). Das begrün­det eine fun­da­men­ta­le Ungleich­heit zwi­schen ihnen und gläu­bi­gen Mus­li­men, wel­che das Abu-Dha­bi-Doku­ment nicht aus der Welt schaf­fen wird, und ich den­ke auch nicht «Fra­tel­li tut­ti» (2020).

Aus christ­li­cher Sicht wird die ein­zig­ar­ti­ge und uni­ver­sa­le Mitt­ler­schaft Jesu Chri­sti in der Erklä­rung von Abu Dha­bi auf­grund der dop­pel­ten Unter­schrift aus­ge­blen­det. Das erstaunt aus christ­li­cher Sicht. Wie immer geht die neue Brü­der­lich­keit auf Kosten der uni­ver­sa­len Mitt­ler­schaft Jesu Chri­sti: Sein Wahr­heits­an­spruch und Sei­ne Mitt­ler­schaft müs­sen in den Hin­ter­grund tre­ten. Das bil­det die Vor­aus­set­zung der Erklä­rung. Sonst hät­te wohl der Gross-Imam die Erklä­rung von Abu Dha­bi nicht unter­schrie­ben. Es wäre ehr­li­cher, von Näch­sten­lie­be zu reden statt von Brü­der­lich­keit, die im Chri­sten­tum durch den Glau­ben an Chri­stus, die Tau­fe bzw. Wie­der­ge­burt aus Geist und Was­ser, nicht aus dem Wil­len des Man­nes, d. h. nicht natür­lich begrün­det wird.

Die Abu-Dha­bi-Erklä­rung pro­pa­giert eine Art säku­la­rer «Reich Gottes»-Vorstellung, die nicht den christ­li­chen Glau­ben (die Wie­der­ge­burt aus Geist und Was­ser) zur Vor­aus­set­zung hat, son­dern eine dem Islam wesens­frem­de, aber aus christ­li­chen Wur­zeln genähr­te Brü­der­lich­keit. Bes­ser wür­de man gegen­über den Mus­li­men die Men­schen­rech­te anmah­nen, die für sie immer noch unter Scha­ria-Vor­be­halt ste­hen, d. h. auf die­se Wei­se nicht uni­ver­sa­li­sier­bar sind. Der Grossi­mam hät­te bes­ser vor­be­halt­los die uni­ver­sa­len Men­schen­rech­te unter­schrie­ben. Die Brü­der­lich­keit der Abu-Dha­bi-Erklä­rung wird vor­ge­stellt als ein natu­ra­li­sti­sches, all­ge­mein mensch­li­ches und poli­ti­sches Reich gegen­sei­ti­ger Tole­ranz. Sol­che huma­ni­tä­ren, im Grun­de genom­men, rein poli­ti­schen Frie­dens­kon­zep­tio­nen wur­den im Lauf der Geschich­te immer wie­der aus­ge­ru­fen und oft auch revo­lu­tio­när, d. h. gewalt­tä­tig, umge­setzt. Sie wer­den in Wirk­lich­keit aus Ver­satz­stücken des christ­li­chen Glau­bens bzw. Evan­ge­li­ums gebil­det. Die­se Ver­su­che sind bis jetzt alle geschei­tert und hiel­ten nicht, was sie ver­spro­chen und ange­strebt haben. Das ist des­halb so, weil sie das Herz des Men­schen nicht zur Wahr­heit über Gott und den Men­schen bzw. zu Jesus Chri­stus bekehrt haben, son­dern mensch­li­chen Theo­rien folg­ten, die durch ihre eige­ne, revo­lu­tio­nä­re Geschich­te fal­si­fi­ziert wur­den um den Preis von Gewalt­ta­ten unge­kann­ten Aus­ma­sses und von Mil­lio­nen von Toten (vgl. das Schwarz­buch des Kommunismus).

Der ein­zi­ge, der Gott ist und das Men­schen­herz wirk­lich von innen zu erneu­ern ver­mag, ist Jesus Chri­stus und sein Evangelium.

Pikan­ter­wei­se ver­spricht der all­ver­söh­nen­de Anti­christ in Solowjew’s gleich­na­mi­ger Erzäh­lung ein sol­ches ega­li­tä­res, rela­ti­vi­sti­sches, öku­me­ni­sches Frie­dens­reich, in wel­chem kei­ner der Dis­kurs­teil­neh­mer der abso­lu­ten Wahr­heit das gering­ste in den eige­nen Ansich­ten zu opfern braucht, viel­mehr vom Anti­chri­sten genau das zu hören bekommt, was er ger­ne hört, und wor­an er bereits glaubt.

Die Abu-Dha­bi-Erklä­rung erklärt alle Men­schen als Kin­der Got­tes, weil sie zur Mensch­heit gehö­ren, wäh­rend das Johan­nes-Evan­ge­li­um die Got­tes­kind­schaft an den Glau­ben an Chri­stus und an die Tau­fe knüpft (Wie­der­ge­burt aus Geist und Was­ser; nicht durch den Wil­len des Man­nes). Das gilt auch für das Kon­zept der uni­ver­sa­len Brü­der­lich­keit (Fra­tel­li tut­ti, 3. Okt. 2020). Kar­di­nal Amé­ri­co Agui­ar, der als Weih­bi­schof von Lis­sa­bon den jüng­sten Welt­ju­gend­tag (2023) koor­di­nier­te, erreg­te Auf­se­hen mit sei­ner Aus­sa­ge11: «Wir wol­len die jun­gen Leu­te nicht zu Chri­stus oder zur Katho­li­schen Kir­che oder ähn­li­chem bekeh­ren». Er mein­te, die «Haupt­bot­schaft» die­ses Ereig­nis­ses sei: «Ich den­ke anders, ich füh­le anders, ich orga­ni­sie­re mein Leben anders, aber wir sind Brü­der und Schwe­stern, und wir wer­den die Zukunft gemein­sam auf­bau­en.» Agui­ar ver­bin­det die­se Ansicht nicht zu Unrecht mit der pro­gram­ma­ti­schen Sozi­al­enzy­kli­ka von Papst Fran­zis­kus «Fra­tel­li Tut­ti» (2020). Um der unum­gäng­li­chen Mitt­ler­schaft Jesu Chri­sti wil­len soll­ten wir nicht von uni­ver­sa­ler Brü­der­lich­keit, son­dern von Näch­sten­lie­be spre­chen im Sin­ne des Gleich­nis­ses vom Barm­her­zi­gen Sama­ri­ter. «Ich bin der Weg und die Wahr­heit und das Leben; nie­mand kommt zum Vater ausser durch mich!». Joh 14,6.

Ent­spre­chend dem Mis­si­ons­be­fehl Jesu sol­len wir alle Men­schen zu Sei­nen Jün­gern machen. Eine katho­li­sche Kir­che, die dar­auf ver­zich­tet, ist nicht mehr katho­lisch. Noch ein­mal: Als Men­schen sind wir nicht von Geburt Kin­der Got­tes, son­dern sei­ne Geschöp­fe. Die Kind­schaft müs­sen wir zuerst anneh­men und beja­hen. Sie wird uns in Chri­stus ange­bo­ten. Unser Glau­be ist die adäqua­te Ant­wort auf das Ange­bot und die Zulas­sungs­be­din­gung zu die­ser Kind­schaft in Jesus Chri­stus. Chri­stus gibt uns die Macht, Kin­der Got­tes zu wer­den: wenn wir an Ihn glau­ben und uns tau­fen las­sen! Wer alle ein­schlie­ssen und nie­man­den aus­schlie­ssen will um den Preis, Chri­stus als Sohn Got­tes und uni­ver­sa­le Wahr­heit, als Heil der Völ­ker, als Mitt­ler und exklu­si­ve Tür zu Gott in den Hin­ter­grund zu rücken oder mit ande­ren Optio­nen in eine Rei­he zu stel­len, ver­dient nicht den Namen «Christ».

Das wah­re Licht, das jeden Men­schen erleuch­tet, /​ kam in die Welt. Er war in der Welt /​ und die Welt ist durch ihn gewor­den, aber die Welt erkann­te ihn nicht. Er kam in sein Eigen­tum, /​ aber die Sei­nen nah­men ihn nicht auf. Allen aber, die ihn auf­nah­men, /​ gab er Macht, Kin­der Got­tes zu wer­den, /​ allen, die an sei­nen Namen glau­ben, die nicht aus dem Blut, /​ nicht aus dem Wil­len des Flei­sches, /​ nicht aus dem Wil­len des Man­nes, /​ son­dern aus Gott gebo­ren sind. Und das Wort ist Fleisch gewor­den /​ und hat unter uns gewohnt /​ und wir haben sei­ne Herr­lich­keit gese­hen, /​ die Herr­lich­keit des ein­zi­gen Soh­nes vom Vater, /​ voll Gna­de und Wahr­heit ( Joh 1,9–14).

Dies allein begrün­det unse­re Brü­der­lich­keit, nichts anderes.

*Msgr. Mari­an Ele­gan­ti OSB, pro­mo­vier­ter Theo­lo­ge, war von 1999 bis 2009 Abt der Bene­dik­ti­ner­ab­tei St. Otmars­berg im Kan­ton Sankt Gal­len, dann von 2009 bis 2021 Weih­bi­schof der Diö­ze­se Chur. Bischof Ele­gan­ti betreibt einen eige­nen Blog.
Der vor­lie­gen­de Text wur­de von Msgr. Ele­gan­ti bei der Gustav-Sie­werth-Aka­de­mie und am 4. Dezem­ber 2025 beim Rome Life Forum vorgetragen.

Bild: Wikicommons/​Youtube (Screen­shot)


1 Weigel, Geor­ge: Zeu­ge der Hoff­nung, 534.

2 Weigel, Zeu­ge, 534.

3 Vgl. Weigel, Zeu­ge, 534.

4 Weigel, Zeu­ge, 534.

5 Zit. von San­dro Magi­ster in: http://​chie​sa​.espres​so​.repubbli​ca​.it/​a​r​t​i​c​o​l​o​/​1​3​4​9​9​9​5​b​d​c​4​.​h​t​m​l​?​e​n​g=y Deut­sche Über­set­zung: „Eine sol­che Begeg­nung birgt eine Rei­he von Gefah­ren in Bezug auf ihre Ver­mitt­lung durch die Mas­sen­me­di­en – deren sich der Papst, wie offen­sicht­lich ist, sehr wohl bewusst ist. Die Mas­sen­me­di­en wer­den, selbst schon durch die Bil­der, den Ein­druck ver­mit­teln, dass alle Reli­gio­nen zusam­men­ge­kom­men sei­en, um Gott um Frie­den zu bit­ten. Ein schlecht gebil­de­ter Christ könn­te dar­aus den schwer­wie­gen­den Irr­tum zie­hen, dass eine Reli­gi­on so gut sei wie die ande­re und dass Jesus Chri­stus ledig­lich einer unter vie­len Mitt­lern des Heils sei.“

6 http://​chie​sa​.espres​so​.repubbli​ca​.it/​a​r​t​i​c​o​l​o​/​1​3​4​9​9​9​5​b​d​c​4​.​h​t​m​l​?​e​n​g=y)

7 Zit. In: https://​bei​boot​-petri​.blog​spot​.com/​2​0​2​4​/​0​9​/​w​e​n​n​-​d​e​r​-​p​a​p​s​t​-​i​n​t​e​r​r​e​l​i​g​i​o​s​e​.​h​tml.

8 Ber­hardt, Rein­hold: Hori­zon­tüber­schrei­tung. Die plu­ra­li­sti­sche Theo­lo­gie der Reli­gio­nen, Güters­loh 1991, 231.

9 Schmidt-Leu­kel, Per­ry: Was will die plu­ra­li­sti­sche Reli­gi­ons­theo­lo­gie? in: MThZ 49 (1998) 307–334; Ders., Das Plu­ra­li­sti­sche Modell in der Theo­lo­gie der Reli­gio­nen. Ein Lite­ra­tur­be­richt, in: Theo­lo­gi­sche Revue 89 (1993) 353–364.

10 Vgl. Guar­di­ni, Roma­no: Der Tod des Sokra­tes. Eine Inter­pre­ta­ti­on der pla­to­ni­schen Schrif­ten Euthy­phron, Apo­lo­gie, Kri­ton und Phai­don (5. Auf­la­ge; Erst­ver­öf­fent­li­chung: 1943), Mainz-Pader­born 1987, 220 [zit. Sokra­tes (1987)].

11 Inter­view am 6. Juli 2023 bei RTP Notícias.

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