
Von Ivan Poljaković*
Überall auf der Welt, auch hier in Kroatien, berichteten Journalisten über den politisch motivierten Mord an Charles James Kirk. Viele Katholiken – Laien, Priester und Bischöfe – sprachen mit tiefer Trauer und zugleich mit Bewunderung von ihm. Sie trauerten, weil am 10. September 2025 ein unschuldiger und mutiger Mann grausam ermordet wurde. Gleichzeitig bewunderten sie ihn für seinen Mut, weil er christliche Werte verteidigte, weil er die Gender-Ideologie offen kritisierte, weil er offen sagte, dass Gleichgeschlechtlichkeit nicht normal sei, weil er die Homosexuellen (LGBT) zur Bekehrung aufrief. All dies macht sein Wirken in besonderem Maße bemerkenswert und eindrucksvoll.
Was jedoch kaum jemand thematisiert, ist das große Paradoxon, das sich gerade zum Zeitpunkt seines Todes so deutlich zeigte. Charles Kirk war ein Protestant – kein Katholik. Das Paradoxon ist offensichtlich: Während ein Protestant gleichgeschlechtlichen Menschen offen sagt, dass ihre Lebensweise gegen die Natur sei und er nicht wolle, dass „seinen Kindern in der Schule LGBT- und Transgender-Müll und ‑Propaganda beigebracht wird“,1 nimmt die Synodalkirche, die uns Katholiken fälschlicherweise repräsentiert, offiziell Homosexuelle in ihr Pilgerprogramm auf und führt sie offiziell (kein Zufall) nur wenige Tage vor Kirks Ermordung, am 6. September 2025, durch die Heilige Pforte des Petersdoms ein. Dies ist die größte Entweihung des Petersdoms und das größte Sakrileg, das jemals von den Prälaten, die sich noch immer erfrechen, sich Katholiken zu nennen, organisiert wurde.
Das Paradoxon liegt also darin, dass konservative Protestanten2 den katholischen Glauben in moralischen Fragen verteidigen, während die Führung der Synodalkirche die himmelschreiende Sünde der Sodomie fördert.
Dieses Paradoxon ist mir erstmals nach der Veröffentlichung der Erklärung „Fiducia Supplicans“ im Dezember 2023 aufgefallen. Damals verteidigten einige Protestanten in Kroatien, inspiriert durch meine Kritik an der Erklärung, die katholische Position zur Homosexualität. Auch wenn diese Protestanten nicht die „Fülle der Wahrheit“ besitzen, stehen sie in moralischen Fragen dem katholischen Glauben heute näher als diese neue Synodalkirche. Wir sind an dem Punkt angelangt, an dem Protestanten die katholische Morallehre verteidigen müssen, weil die katholischen Prälaten ihre Seelen dem Teufel verkauft haben.
Nach diesem großen Skandal und der größten Entweihung in der Geschichte der Kirche – Entweihungen hat es immer gegeben, aber nie wurden sie von der Kirchenleitung selbst organisiert – schwiegen fast alle Kardinäle und Bischöfe, als wäre nichts geschehen. Dabei ist ihr Schweigen ohrenbetäubend und sagt mehr über sie aus als tausend geschriebene Worte. Einer der wenigen, der nicht schwieg, ist Bischof Athanasius Schneider. Er prangerte den Vatikan offen an.
„Durch die Heilige Pforte zu gehen, ohne Reue am Jubiläum teilzunehmen und gleichzeitig eine Ideologie zu fördern, die das sechste Gebot Gottes offen ablehnt, ist eine Art Entweihung der Heiligen Pforte und eine Verhöhnung Gottes und des Geschenks der Vergebung“, sagte Schneider in einem Interview mit Diane Montagna.3
Auf die Frage nach seiner ersten Reaktion antwortete Bischof Schneider: „Meine Reaktion war ein stummer Schrei des Entsetzens, der Empörung und der Trauer. Alle wahren Gläubigen in der Kirche – sowohl Laien als auch Kleriker –, die nach wie vor an der Gültigkeit der Gebote Gottes festhalten und Gott ernst nehmen, sollten diese Provokation als dreiste Ohrfeige empfinden. Ich glaube, dass viele gläubige Katholiken und Geistliche von einem so schweren Schlag betäubt sind und Zeit brauchen, um sich zu erholen. Im Petersdom hat sich eine beispiellose Tat ereignet, die man treffend mit den Worten unseres Herrn als ‚den Gräuel der Verwüstung, stehend an heiliger Stätte‘ bezeichnen kann (vgl. Mt 24,15).“4
Vor dem Eintreten durch die Heilige Pforte hatte Bischof Francesco Savino, Vizepräsident der Italienischen Bischofskonferenz, in der römischen Jesuitenkirche Il Gesù eine sogenannte „LGBT-Messe“ zelebriert. Jeder war willkommen, die Kommunion zu empfangen. Die Spendung der Kommunion an Menschen, die nicht nur in Todsünde leben, sondern auch stolz darauf sind und sie öffentlich bejubeln, ist ein Sakrileg par excellence.
Hätte dies alles ohne das Wissen des Papstes geschehen können? Natürlich nicht. Nur wenige Tage vor diesem beschämenden Ereignis empfing Papst Leo XIV. die „Nonne“ Lucia Caram, eine Verfechterin der gleichgeschlechtlichen Ehe in der Kirche, und den berüchtigten James Martin in Audienz. Bekanntermaßen prahlte Martin unmittelbar nach der Audienz, dass der neue Papst denselben Umgang mit „LGBT-Katholiken“ fortsetzen werde wie Papst Franziskus. Er bestätigte, dass Leo dort weitermacht, wo Bergoglio aufgehört hatte. Das Staffelholz wird weitergereicht. Alle Zeichen sind da – für den, der Augen hat zu sehen.
Wir können die rhetorische Frage von Bischof Strickland wiederholen, der einst fragte, was noch passieren müsste, bis seine Mitbischöfe endlich reagieren. Warten die Bischöfe darauf, dass irgendein Papst, vielleicht ein zukünftiger, feierlich das Dogma der Sodomie zur Tugend erklärt? Wirklich? Nein, die Antwort ist sehr einfach: Bischöfe sind entweder Feiglinge oder Ketzer. Eine dritte Möglichkeit gibt es nicht, Respekt gebührt den Ausnahmen.
Es gibt jedoch nur sehr wenige Ausnahmen. Gott bewahre uns vor falschen Propheten!
*Ivan Poljaković, geboren 1956 in Subotica, studierte Anglistik und Germanistik an den Universitäten Innsbruck, Cambridge, Zagreb, Rostock und Auckland, wo er mehrere Jahre lebte und an einer katholischen Schule unterrichtete, er war bis 2021 Assistenzprofessor und Leiter des Fremdsprachenzentrums an der Universität Zadar und ist ausgebildeter Religionslehrer.
Bild: Youtube (Screenshot)
1 American way of life (20.9.2025)
2 Unter den Protestanten gibt es Liberale und Konservative, während es in der katholischen Kirche eine solche Aufspaltung nicht gibt: wer sich nicht an die Lehren der Kirche hält, ist kein liberaler Katholik, sondern ein Ketzer.
3 „Geistliche Verbrecher und Seelenmörder“: Bischof Athanasius Schneider reagiert auf die vom Vatikan sanktionierte „LGBTQ+“-Jubiläumswallfahrt (20.9.2025)
4 Ibid.
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