Die französische Diözese Bayeux-Lisieux veröffentlichte heute eine Mitteilung ihres Bischofs Msgr. Jacques Léon Jean Marie Habert in bezug auf ein am 12. November 2025 von ihm empfangenes Schreiben des römischen Dikasteriums für die Glaubenslehre über die „Ereignisse von Dozulé“.
Mitteilung von Msgr. Jacques Habert, veröffentlicht am 12. November 2025:
Nach einem an das Dikasterium für die Glaubenslehre gerichteten Ersuchen erhielt Msgr. Habert am 12. November 2025 eine offizielle Antwort aus Rom, die am selben Tag auch auf der Internetseite des Vatikans veröffentlicht wurde:
In diesem Schreiben, das vom Kardinalpräfekten des Dikasteriums unterzeichnet und am 3. November 2025 von Papst Leo XIV. approbiert wurde, bestätigt das Dikasterium die Notwendigkeit, ein endgültiges Dekret zu veröffentlichen, das die Nichtanerkennung der „Ereignisse von Dozulé“ bekräftigt – in Kontinuität mit den bereits von Msgr. Badré getroffenen Entscheidungen.
Mit dieser Bestätigung wird Bischof Habert in nächster Zeit das entsprechende Dekret vorbereiten und veröffentlichen, das die notwendigen Klarstellungen enthalten wird.
Seine einzige Sorge bleibt es, die Gläubigen in ihrer Treue zum katholischen Glauben zu begleiten – wie er in der Kirche empfangen und gelebt wird.
Während die bischöfliche Erklärung inhaltlich keine Aussage trifft, findet sich diese in der römischen Erklärung sehr wohl. Dort heißt es abschließend:
„…das Dikasterium ermächtigt Eure Exzellenz, das entsprechende Dekret zu verfassen und zu erklären, daß das Phänomen der angeblichen Erscheinungen, die sich in Dozulé ereignet haben sollen, endgültig als nicht übernatürlich anzusehen ist, mit allen Konsequenzen, die sich aus dieser Feststellung ergeben.“
Die Erklärung des Glaubensdikasteriums vermerkt zudem, daß sie Papst Leo XIV. am 3. November 2025 in Audienz vorgelegt und von ihm gebilligt wurde.
Die Ereignisse von Dozulé
Die sogenannten „Ereignisse von Dozulé“ beziehen sich auf eine Reihe angeblich übernatürlicher Erscheinungen und Botschaften, die sich zwischen 1972 und 1982 in dem kleinen Ort Dozulé in der Normandie (Départment Calvados, Diözese Bayeux-Lisieux) zugetragen haben sollen.
Die zentrale Figur ist Madeleine Aumont (1924–2016), eine Hausfrau und Mutter aus Dozulé, die zwischen 1972 und 1982 mehr als 40 Visionen von Jesus Christus empfangen haben will. Diese Erscheinungen, sowie des Erzengels Michael, fanden in der Örtlichkeit Haute Butte statt.
Die Schaungen hatten mehrere wiederkehrende Themen zum Inhalt:
- Das Kreuz des Heils: Jesus soll Madeleine beauftragt haben, das „Glorreiche Kreuz“ zu errichten, das 738 Meter hoch sein sollte. Es sollte ein sichtbares Zeichen der Endzeit und Triumphs Christi sein. Das Kreuz sei das „Zeichen des Menschensohnes am Himmel“ (Mt 24,30), sichtbar für alle Nationen.
- Aufruf zu Buße und Umkehr: Die Botschaften forderten die Menschheit zu Buße, Gebet und Umkehr auf, um göttliche Strafen abzuwenden.
- Warnung vor Katastrophen: Sollte sich die Menschheit nicht bekehren, wurden schreckliche Katastrophen angekündigt.
- Ankündigung der Wiederkunft Christi: In mehreren Botschaften wurde von der baldigen Widerkunft Christi gesprochen, verbunden mit einer globalen „Erneuerung“ der Menschheit.
Die katholische Kirche erkannte die Ereignisse nie als übernatürlich an. Bereits Bischof Jean Badré, damaliger Bischof von Bayeux-Lisieux, erklärte 1985 nach einer dreijährigen Prüfung durch eine Kommission, daß kein übernatürlicher Charakter vorliege, weshalb er den vermeintlichen Erscheinungsort nicht als Heiligtum anerkannte.
Er untersagte auch die Errichtung des „glorreichen Kreuzes“, was damals allein schon technisch für kaum durchführbar gehalten wurde. Der Ortsbischof sprach daher von einer übersteigerten symbolischen Forderung.
Madeleine Aumont regierte zurückhalten und gehorsam auf die negativen Stellungnahmen des Ortsbischofs. Sie erklärte, „gehorsam gegenüber der Kirche“ zu sein. Sie sagte: „Ich bin eine arme Sünderin. Wenn die Kirche nein sagt, dann schweige ich“. Aus diesem Grund lehnte sie jede öffentliche Opposition gegen den Bischof ab. Persönlich hielt sie jedoch an der Echtheit der Ereignisse fest.
Trotz des kirchlichen Verbots und Aumonts Reaktion entstanden weltweit Gruppen, die die Botschaften von Dozulé weiterverbreiten und auch Wallfahrten organisieren. Einige errichteten eigene (kleinere) Nachbildungen des „glorreichen Kreuzes“, die mit 7,38 Metern ein Hundertstel des gewünschten Kreuzes hoch sind. Einige Gruppen, im Gegensatz zu Aumont, übte Kritik an den kirchlichen Entscheidungen.
Der Ortsbischof beobachtete diese Bewegungen „mit Sorge“ und sprach von „sektenähnlichen“ Gruppen, vor denen er warnte. Ihnen wurde „Privatoffenbarungsfrömmigkeit“ und „Endzeitfanatismus“ vorgeworfen.
Madeleine Aumont unterhielt keine Kontakte zu diesen Gruppen, obwohl sich diese teilweise auf sie beriefen. Sie starb 2016 im Alter von 92 im Frieden mit der Kirche.
Nun bekräftigte das Glaubensdikasterium die negative Position, die vom Ortsbischof seit 1985 vertreten wurde: Die Ereigenisse von Dozulé sind, so das römische Dikasterium, „als nicht übernatürlich anzusehen, mit allen Konsequenzen dieser Feststellung“.
Die neuen Normen zur Beurteilung übernatürlicher Phänomene sehen sechs Abstufungen einer pastoralen Billigung oder Ablehnung vor. Eine Anerkennung des übernatürlichen Charakters ist nicht mehr vorgesehen. Mit den neuen Normen wurde die Beurteilung den Diözesanbischöfen entzogen und ausschließlich dem Heiligen Stuhl vorbehalten.
Seit die Anerkennung einer Übernatürlichkeit von vorneherein ausgeschlossen wird, erfolgen die Entscheidungen durch das Glaubensdikasterium unter der Leitung von Kardinal Victor Manuel „Tucho“ Fernández, der auch die neuen Normen zu verantworten hat, in erhöhtem Tempo.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons

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