Am Rande der gestrigen Präsentation des Dokuments über einige Marientitel wurde bekannt, daß das Glaubensdikasterium, geleitet von Kardinal Victor Manuel „Tucho“ Fernández, für Ende November die Veröffentlichung eines weiteren Dokuments beabsichtigt. Thema dieses weiteren Dokuments wird die Monogamie sein.
Die Ankündigung erfolgte durch Armando Matteo, den Sekretär des Dikasteriums und Leiter der Doktrinären Sektion. Das Dokument wird den Titel „Du und ich. Ein Lob der Monogamie“ haben und dem Wert der Ehe gewidmet sein. Es entspringt der Notwendigkeit, insbesondere seitens der afrikanischen Bischöfe, sich aus katholischer Perspektive zur Praxis der Polygamie auf ihrem Kontinent zu äußern.
Keine Erwähnung fand – gestern zumindest – die Polygamie im Islam, die eine deutlich größere Herausforderung darstellt als polygame Reste der schwarzafrikanischen Naturreligionen.
Auch eine von Papst Franziskus eingesetzte Kommission arbeitet an der Thematik der Polygamie. Dies geschieht im Rahmen von Studiengruppen zu verschiedenen Themen, die im Zusammenhang mit der Synodalitätssynode eingerichtet wurden. Laut einer im Juni veröffentlichten Pressemitteilung des Vatikans sollen die Abschlußberichte dieser Gruppen, nach einer Verlängerung, bis Ende des Jahres vorgelegt werden.
Unklar ist, inwiefern die beiden an diesem Thema arbeitenden Gruppen zusammenwirken. Es erscheint ungewöhnlich, daß das Glaubensdikasterium ein fertiges Dokument veröffentlicht, nur wenige Tage oder Wochen bevor die genannte Kommission der Synoden-Studiengruppe ihren Abschlußbericht vorlegt.
Ebenfalls am Rande der gestrigen Präsentation an der Generalkurie der Jesuiten in Rom wurde eine weitere Nachricht bekanntgegeben. Kardinal Tucho Fernández äußerte sich zum Fall Rupnik, zu dem gestern auch Papst Leo XIV. auf eine Journalistenfrage antwortete.
Der Priesterkünstler und ehemalige Jesuit Marko Ivan Rupnik wird des Mißbrauchs beschuldigt. Ein Urteil noch in diesem Jahr sei „nicht unmöglich“, so der Glaubenspräfekt. „Wir arbeiten daran. Es könnte noch in diesem Jahr ein Urteil geben“. Die Richter wurden ernannt: „Sie sind es, die entscheiden werden. Von unserer Seite besteht keinerlei Absicht, einzugreifen“, so Fernández.
Papst Leo XIV. war von Journalisten am Ausgang der Villa Barberini in Castel Gandolfo zum Fall Rupnik befragt worden, als er zu seiner Rückkehr in den Vatikan aufbrach. Dabei ging es vor allem um den Umgang mit den 30 Jahre lang geförderten Werken des Künstlers und seiner Kunstwerkstatt. Einige dieser Kunstwerke wurden inzwischen verhüllt, während Papst Franziskus das in seinem Arbeitszimmer demonstrativ an der Wand beließ. Leo XIV. sagte dazu:
„Sicherlich ist es an vielen Orten gerade aus der Notwendigkeit heraus, sensibel gegenüber jenen zu sein, die sich als Opfer gemeldet haben, dazu gekommen, daß Kunstwerke verhüllt oder von Internetseiten entfernt wurden. Daher ist diese Frage zweifellos etwas, dessen wir uns bewußt sind.“
Leo XIV. erinnerte daran, daß „kürzlich ein neues Verfahren gegen den ehemaligen Jesuiten eingeleitet wurde: Die Richter sind ernannt, und Gerichtsverfahren benötigen viel Zeit. Ich weiß, daß es für die Opfer sehr schwierig ist, sie um Geduld zu bitten. Aber die Kirche muß die Rechte aller Menschen achten. Das Prinzip der Unschuldsvermutung, bis das Gegenteil bewiesen ist, gilt auch in der Kirche. Und wir hoffen, daß dieses nun begonnene Verfahren Klarheit und Gerechtigkeit für alle beteiligten Personen bringen kann.“
Rupnik genoß lange den Schutz von Papst Franziskus. Dieser verhinderte zunächst die von der damaligen Glaubenskongregation bereits festgestellte Exkommunikation und verzögerte dann den unter dem öffentlichen Druck eingeleiteten neuen Prozeß. Mit dem Tod des argentinischen Papstes könnte sich die Situation geändert haben.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanNews (Screenshot)

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