Von Pater Paolo M. Siano*
Unter dem Pontifikat Johannes Pauls II. (1978–2005) kam es zu einer kraftvollen Wiederbelebung der theologischen Miterlösungs-Bewegung (movimento corredenzionista).
In der Zeitschrift La Civiltà Cattolica (Bd. II, 1980, S. 218–230) erklärt P. Jean Galot in seinem Aufsatz Maria e la liberazione dell’umanità („Maria und die Befreiung der Menschheit“):
„Der Titel Corredentrice (Miterlöserin) sollte keinen Anstoß erregen, denn er bedeutet ‚Mithelferin an der Erlösung‘. Man muß zugeben, daß in gewissem Sinn die ganze Kirche miterlösend ist, daß die Christen Miterlöser sind, insofern sie berufen sind, an dem Werk des Heils mitzuwirken. In Anspielung auf seine apostolische Tätigkeit zögerte der heilige Paulus nicht zu schreiben: Wir sind Gottes Mitarbeiter (1 Kor 3,9)“ (S. 229f).
Galot fährt fort:
„Doch Maria ist Miterlöserin in einem einzigartigen Sinn; sie hat nicht nur an der Anwendung der von Christus gewirkten Erlösungsfrüchte auf die Menschheit mitgewirkt. Obwohl sie selbst an der erlösenden Gnade Christi Anteil hatte, arbeitete sie unmittelbar an der Vollbringung des erlösenden Opfers mit. […] Ohne hier in die Einzelheiten der Diskussion einzutreten, beschränken wir uns auf die Feststellung, daß alle Hinweise der Evangelientexte auf eine mütterliche Mitwirkung Mariens an dem gesamten Erlösungswerk und an der Geburt der Kirche hinweisen. Indem der Christ Maria als Miterlöserin und Mutter der Kirche anruft, gründet er seine Haltung auf diese wesentliche Offenbarung.“ (S. 230)
Nun also zu Papst Johannes Paul II. – seliggesprochen von Papst Benedikt XVI. im Jahr 2011 und heiliggesprochen von Papst Franziskus im Jahr 2014 –, der während seines langen Pontifikats Maria siebenmal ausdrücklich Corredemptrix („Miterlöserin“) nannte, also mehr als doppelt so oft wie Papst Pius XI., der diesen Titel dreimal gebrauchte.
1) Generalaudienz, Mittwoch, 10. Dezember 1980: Der Papst nennt Maria „die Miterlöserin“.
2) Generalaudienz, Mittwoch, 8. September 1982: „Maria, obwohl ohne Makel der Erbsünde empfangen und geboren, hat in wunderbarer Weise an den Leiden ihres göttlichen Sohnes teilgenommen, um Miterlöserin der Menschheit zu sein.“
3) Angelus, Sonntag, 4. November 1984: Der Heilige Vater nennt die Jungfrau wiederum „die Miterlöserin“.
4) Predigt im Heiligtum Nuestra Señora de la Alborada, Guayaquil (Ecuador), 31. Januar 1985: „Die miterlösende Rolle Mariens endete nicht mit der Verherrlichung des Sohnes.“
5) Angelus am Palmsonntag, 31. März 1985: Er spricht von „Maria, der Miterlöserin“.
6) Ansprache an die Pilger des Opera Federativa Trasporto Ammalati a Lourdes (OFTAL), Samstag, 24. März 1990: „Maria, die heiligste Jungfrau, Miterlöserin des Menschengeschlechtes an der Seite ihres Sohnes, schenke euch immer Mut und Vertrauen! Es begleite euch auch mein Segen, den ich euch nun von Herzen erteile!“
7) Angelus, Sonntag, 6. Oktober 1991: „Wie entscheidend war die Gegenwart der allerseligsten Jungfrau auf dem asketischen und missionarischen Weg der heiligen Brigitta! […] Brigitta schaute auf Maria als auf ihr Vorbild und ihre Stütze in den verschiedenen Augenblicken ihres Lebens. Mit Nachdruck verkündete sie das göttliche Vorrecht der unbefleckten Empfängnis Mariens. Sie betrachtete ihre wunderbare Sendung als Mutter des Erlösers, rief sie an als die Unbefleckte, die Schmerzensreiche und die Miterlöserin, und pries ihre einzigartige Rolle in der Heilsgeschichte und im Leben des christlichen Volkes.“
Der Papst hat Maria zudem mehrfach mit gleichwertigen Titeln bezeichnet, die ihrem Rang als Corredemptrix entsprechen.
In seinem Apostolischen Schreiben „A Concilio Constantinopolitano I“ (25. März 1981) spricht er von der
„Gottesmutter, der ersten Mitarbeiterin der Macht des Allerhöchsten“.
Beim Angelus vom 21. August 1983 nennt er sie
„Mutter und Mitarbeiterin des Erlösers“.
In der Generalaudienz vom 7. Dezember 1994 erklärt er:
„Maria ist Mitarbeiterin des Heiles geworden.“
In der Generalaudienz vom 24. Januar 1996:
„Maria ist Mitarbeiterin des Erlösers.“
In der Generalaudienz vom 18. Dezember 1996:
„Maria ist die treue Mitarbeiterin des Sohnes für das Heil des Menschengeschlechtes.“
In der Generalaudienz vom 9. April 1997:
„Maria, die einzigartige Mitarbeiterin der Erlösung.“
Im Jahr 1984 veröffentlichte der Verlag Casa Mariana Madonna del Buon Consiglio in Frigento (Avellino) das Buch La Santissima Vergine. Note di mariologia e riflessioni mariane („Die Heiligste Jungfrau. Mariologische Notizen und marianische Betrachtungen“) des Kardinals Pietro Palazzini (1912–2000). Darin heißt es:
„Da es gewiß ist, daß die Jungfrau mit dem Erlöser an der Rettung der Welt mitgewirkt hat, ist anzunehmen, daß sie auch an jener Königswürde Anteil hat, die sich der Sohn durch sein Blut erworben hat. Die Miterlösung ist ein neuer Titel ihrer universalen Königsherrschaft. […] Von dem Augenblick an, da sie an der Seite ihres Sohnes stand, in ihrer Aufnahme in den Himmel, übt Maria, indem sie die Früchte der Miterlösung sammelt, ihre universale Königsherrschaft über die Erlösten und über die Welt aus, deren Geschick mit dem der Seelen solidarisch verbunden ist (Röm 8, 19–22)“ (S. 60).
Maria ist:
- „die neue Eva (die Miterlöserin), gegeben dem neuen Adam (dem Erlöser)“ (S. 189),
- „Miterlöserin des Menschengeschlechtes, Spenderin aller göttlichen Gnaden, unvergleichliches Vorbild unseres Lebens“ (S. 191),
- „Miterlöserin, socia passionis“ – Genossin der Leiden (S. 163).
Weiter schreibt Palazzini:
„Christus, der sich selbst für alle dahingegeben hat und für die Erlösung der Welt keiner menschlichen Mitarbeit irgendeines Geschöpfes bedurfte, ist der einzige vollkommene Mittler zwischen Gott und den Menschen (vgl. 1 Tim 2,5); dennoch hat dies nicht verhindert, daß er seine Mutter mit sich verband als untergeordnete Miterlöserin des Menschengeschlechtes. Es ist eine unter den Theologen immer allgemeinere Lehre, daß man neben dieser universalen, aufsteigenden Mittlerschaft Mariens auch eine universale, absteigende Mittlerschaft annehmen muß. Denn es ist höchst angemessen, daß die Gnaden, die Maria gemeinsam mit Jesus verdient hat, nicht ohne ihr Zutun verteilt werden. […] Maria ist also wahrhaft Mittlerin aller Gnaden; und da ihre Mittlerschaft gänzlich von der Christi abhängt, bringt sie deren Wert und Fruchtbarkeit umso deutlicher zum Leuchten“ (S. 229).
In den 1980er Jahren finden wir Bezüge zur Miterlöserin in einigen Artikeln im Osservatore Romano. Am 24. April 1985 fand in der Lateranbasilika ein Gebetstreffen zur Wiedergutmachung wegen des blasphemischen Films von Jean-Luc Godard „Je vous salue, Marie“ statt. In der Ausgabe des Osservatore Romano vom 24. April 1985 (S. 1f) beklagt der Journalist Raimondo Manzini diesen gotteslästerlichen Film und verteidigt die Ehre der seligsten Jungfrau Maria, die er „Mutter Gottes und der Menschen, Miterlöserin des Menschengeschlechtes“ nennt (zit. nach: Miles Immaculatae, Jahr XXII, Heft I–II, Januar–Juni 1986, S. 147).
In der Ausgabe des Osservatore Romano vom 24. Mai 1985, S. 3, findet sich in einem Artikel über das musikalische Genie Mozarts eine Anspielung auf „die mariologische Lehre, von der Unbefleckten Empfängnis bis zur göttlichen Mutterschaft, von der Jungfräulichkeit bis zur geistlichen Mutterschaft, bis hin zur Miterlösung, zur Aufnahme in den Himmel, zur Mittlerschaft und zur Königswürde Mariens“ (zit. nach: Miles Immaculatae, Heft I–II, 1986, S. 173).
In der Ausgabe des Osservatore Romano vom 30. Mai 1985, S. 3, wird in einem Artikel über die Darstellung der Madonna in der italienischen Dichtung vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart auf die allerseligste Jungfrau Maria als „Miterlöserin an der Seite des Erlösers“ bezuggenommen (zit. nach: Miles Immaculatae, Heft I–II, 1986, S. 177).
Am 8. März 1988 erklärte die Abgeordnete Rosa Jervolino, Ministerin für Soziale Angelegenheiten (1987–1992), beim Kongreß im Heiligtum der Göttlichen Liebe (Santuario del Divino Amore, Rom) mit dem Thema „Das Engagement der Frau in Kirche und Gesellschaft an der Schwelle zum Jahr 2000“:
„Wir erkennen in Maria die Miterlöserin des Menschengeschlechtes, das höchste Beispiel für den Wert und die Würde der Frau, und ihrem Beistand, in kindlicher Liebe, vertrauen wir unser Wirken an.“ (Miles Immaculatae, Jahr XXV, Heft I–II, Januar–Juni 1989, S. 217)
Im Jahr 1993 veröffentlichte Mark I. Miravalle, ein Laie und außerordentlicher Professor für Theologie und Mariologie an der Franciscan University of Steubenville (Ohio, USA), mit dem Imprimatur von Bischof Gilbert Sheldon, Bischof von Steubenville, das Büchlein „Mary: Coredemptrix, Mediatrix, Advocate“ („Maria, Miterlöserin, Mittlerin, Fürsprecherin“), gewidmet „Papst Johannes Paul II. und den Bischöfen der Weltkirche“ – erschienen bei Queenship Publishing, Santa Barbara, Kalifornien, USA. Besonders hervorzuheben ist das Vorwort des Buches, ein Brief von Kardinal Mario Luigi Ciappi OP (1909–1996), „Emeritierter Päpstlicher Theologe für die Päpste Pius XII., Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul I. und Johannes Paul II.“, datiert auf den 5. Mai 1993, auf Briefpapier mit der Aufschrift „Der Pro-Theologe Emeritus des Päpstlichen Hauses“. Der Brief des Kardinals beginnt so:
„Mit Freude und Bewunderung lese ich diese theologische Studie über Maria, die Miterlöserin, Mittlerin, und Fürsprecherin. Alles ist im Einklang mit der göttlichen Offenbarung, wie sie in der Heiligen Schrift des Alten und Neuen Testaments enthalten ist, in der Überlieferung der Kirche seit der Zeit der Apostel und im feierlichen wie im ordentlichen Lehramt der Kirche, bis hin zu Papst Johannes Paul II. und seiner Enzyklika ‚Redemptoris Mater‘. […] Die Lehre des heiligen Albertus Magnus (heute wahrscheinlich Pseudo-Albertus) und des heiligen Thomas von Aquin über die mütterliche Mitwirkung der jungfräulichen Mutter an der Erlösung als Miterlöserin, Mittlerin und Fürsprecherin hatte großen Einfluß in der Kirche. Ich teile die Hoffnung von Dr. Mark Miravalle: ‚Mit dem tiefgreifenden Beitrag unseres derzeitigen Heiligen Vaters […] zum Verständnis des Geheimnisses der Mittlerschaft Mariens mit Christus und mit der Kirche bleibt nur noch eine letzte Handlung zu vollbringen, nämlich die marianischen Rollen der Miterlöserin, Mittlerin aller Gnaden und Fürsprecherin für das Gottesvolk als göttlich offenbartes christliches Dogma zu verkünden – zur rechten Verehrung der Mutter Jesu und zum Wohl der Kirche Christi, die eine eine, heilige, katholische und apostolische ist‘“ (S. IX).
In der Civiltà Cattolica (Bd. III, 1994) erscheint der Artikel „Maria Corredentrice. Controversie e problemi dottrinali“ („Maria, die Miterlöserin. Kontroversen und lehrmäßige Probleme“) von P. Jean Galot (S. 213–225). Darin erklärt Galot, daß während des Zweiten Vatikanischen Konzils „einige eine Abneigung empfanden oder Einwände gegen die Begriffe ‚Miterlösung‘ und ‚Miterlöserin‘ erhoben“ (S. 213). Er fährt fort: „Doch wir können sagen, daß die Mitwirkung Mariens am erlösenden Opfer im allgemeinen immer größere Zustimmung findet“ (S. 213).
Im Unterschied zum Ausdruck „Erlöserin“ birgt der Begriff „Miterlöserin“ keine solche Schwierigkeit, „denn er drückt klar eine Mitwirkung aus und gefährdet nicht das souveräne Handeln Christi“ (S. 214).
Maria „ist das einzige Geschöpf, das das Vorrecht erhalten hat, an der Vollendung der objektiven Erlösung mitzuwirken: Ihr Ja zum göttlichen Plan war im Moment der Verkündigung entscheidend“ (S. 217). Maria hat „direkt an der Darbringung des erlösenden Opfers mitgewirkt“ (S. 217).
In bezug auf die Konzilstexte Lumen gentium Nr. 56 und 61 schreibt Galot: „Ohne den Begriff ‚Miterlöserin‘ zu verwenden, legt das Konzil seine Lehre doch klar dar: eine Mitwirkung eigener Art, eine mütterliche Mitwirkung am Leben und Werk des Erlösers, die ihren Höhepunkt in der Teilnahme am Opfer von Golgatha findet und auf die übernatürliche Erneuerung der Seelen ausgerichtet ist“ (S. 218). Maria ist „die Miterlöserin“ (S. 225).
Im Jahr 1996 fand im Heiligtum der Schmerzensmutter von Castelpetroso (Isernia) ein Symposion über die Miterlöserin statt, durch das die Franziskaner der Immakolata sich öffentlich zur theologischen Miterlösungs-Bewegung bekannten. Es folgten weitere Symposien, Buchreihen, Werke und Artikel zugunsten des Titels und der Lehre von Maria als Miterlöserin. Dieses Engagement, das vom Orden geschlossen getragen wurde, dauerte bis zum Jahr 2013.
In dem zwischen dem 7. und 11. Dezember 2000 in Montecassino geführten Interview mit dem Journalisten Peter Seewald zeigte sich Kardinal Joseph Ratzinger, damals Präfekt der Glaubenskongregation, leider sowohl dem Dogma als auch dem marianischen Titel „Miterlöserin“ gegenüber ablehnend und erklärte sogar, „die Formel ‚Miterlöserin‘ weiche zu sehr von der Sprache der Heiligen Schrift und der Kirchenväter ab und könne daher Mißverständnisse hervorrufen“ (J. Ratzinger: Gott und die Welt. Christsein im neuen Jahrtausend. Ein Gespräch mit Peter Seewald, Stuttgart/München 2000, hier zitiert nach der ital. Ausgabe Edizioni San Paolo, Cinisello Balsamo [Mailand] 2001, S. 278).
Tatsächlich, wie wir wissen, nannten die Kirchenväter Maria sogar „Erlöserin“. Im Licht der theologischen Tradition des Begriffs „Miterlöserin“ (wie er von Theologen, Heiligen, Bischöfen und Päpsten gebraucht wurde), die ich bislang aufgezeigt habe (vgl. meine früheren Artikel), scheint es, daß in Kardinal Ratzinger noch jene anti-miterlösungsbezogenen Vorurteile fortwirkten, die unter den Konzilsvätern und den theologischen Sachverständigen deutscher Sprache fest verwurzelt waren.
Bemerkenswert ist, daß im Jahr 2001 der Vatikanverlag (Libreria Editrice Vaticana) die italienische Ausgabe von „Appelli del messaggio di Fatima“ („Appelle der Botschaft von Fatima“) von Schwester Lucia veröffentlichte.
Auf Seite 2 ist zu lesen: „Mit der Genehmigung der Kongregation für die Glaubenslehre.“
Das bedeutet, daß das Buch von eben jener Kongregation genehmigt wurde, deren Präfekt Kardinal Ratzinger war – derselbe Prälat, der in dem genannten Interview von 2000 den Begriff „Miterlöserin“ zurückgewiesen hatte! In diesem Buch aber begegnet der marianische Titel „Miterlöserin“ ganze achtmal. Ein „Scherz“ der göttlichen Vorsehung?
In der Tat nennt Schwester Lucia dos Santos (1907–2005) in den „Appelli del Messaggio di Fatima“ die Madonna „die Miterlöserin des Menschengeschlechtes“ (viermal: S. 105, 128, 281, 300), „Miterlöserin mit Christus der Menschheit“ (S. 191) und „Miterlöserin mit Christus der Menschheit“ (S. 282). Außerdem schreibt sie: „Jesus Christus kam, um uns durch Leiden zu erlösen; und seine Mutter teilte dieses überaus schmerzliche Leiden als Miterlöserin, da sie uns am Fuße des Kreuzes als Mutter gegeben wurde“ (S. 173).
Schwester Lucia bekräftigt hinsichtlich der Madonna „ihre Sendung als Miterlöserin mit Christus“ (S. 268).
Das Buch enthält ein Vorwort (S. 3–6) des Bischofs von Leiria-Fatima, Monsignore Serafim de Sousa Ferreira e Silva (13. Oktober 1997), sowie eine Einführung (S. 7–15) von P. Jesús Castellano Cervera OCD, „Konsultor der Kongregation für die Glaubenslehre“, der erklärt, daß Schwester Lucia „in voller Übereinstimmung mit dem Glauben der Kirche und mit dem Glauben der Einfachen“ stehe (S. 11), „Sensus fidei und Sensus fidelium“ (S. 11). Schwester Lucia sei „Tochter Mariens“ und „Tochter der Kirche“ (vgl. S. 15), und ihr Buch sei „zugleich Evangelium und Katechismus von Fatima“ (S. 15).
Im Jahr 2002 wurde unter Herausgeberschaft von Mark Miravalle der Sammelband „Mary Co-redemptrix. Doctrinal Issues Today“ („Maria, die Miterlöserin. Lehrfragen der Gegenwart“) veröffentlicht (Queenship Publishing Co., Goleta, Kalifornien, USA), mit Beiträgen verschiedener Autoren, unter ihnen Kardinal Luis Aponte Martínez, P. Jean Galot, Msgr. Arthur Burton Calkins und P. Stefano Manelli. Die Einleitung (S. VII–VIII) stammt von Kardinal Edouard Gagnon, emeritierter Vorsitzender des Päpstlichen Rates für die Familie und des Päpstlichen Komitees für Internationale Eucharistische Kongresse. Auch Kardinal Gagnon war ein Befürworter der „kirchlichen Lehre und der päpstlichen Lehre über unsere Frau als Miterlöserin“ (S. VII).
Kardinal Gagnon schreibt unter anderem: „Ich glaube, daß es in diesem geschichtlichen Augenblick sehr wichtig ist, daß unser Glaube an die Rolle Mariens als Miterlöserin klar verkündet und definiert wird. Möge die Wahrheit von Maria, der Miterlöserin, in unsere Herzen und Leben eindringen und uns mit neuer Kraft und Gnade erfüllen, die wir als christliche Zeugen im persönlichen und kirchlichen Leiden, zu dem wir von der Vorsehung berufen sind, annehmen und ertragen“ (S. VIII). Der Band trägt das Imprimatur von Kardinal Ernesto Corripio Ahumada, Erzbischof von Mexiko-Stadt (12. Dezember 2001), und von Monsignore Sidney A. Charles, Bischof von St. George’s‑in-Grenada (8. Dezember 2001).
Noch unter dem Pontifikat Johannes Pauls II. erläuterte Kardinal Georges Cottier OP (1922–2016), Theologe des Päpstlichen Hauses seit 1989 bis zum 1. Dezember 2005 und 2003 zum Kardinal erhoben, in der von der Kleruskongregation organisierten Konferenz vom 29. Mai 2002, daß man im Licht von Lumen gentium Nr. 61 über die Mitwirkung der Jungfrau an dem Werk der Erlösung Maria auch den Titel „Miterlöserin“ geben könne. „Maria ist in einzigartiger Weise Miterlöserin“, und „in proportionaler Weise ist die Kirche Miterlöserin“.
*Pater Paolo Maria Siano gehört dem Orden der Franziskaner der Immakulata (FFI) an; der promovierte Kirchenhistoriker gilt als einer der besten katholischen Kenner der Freimaurerei, der er mehrere Standardwerke und zahlreiche Aufsätze gewidmet hat. In zahlreichen seiner Veröffentlichungen geht es ihm darum, den Nachweis zu erbringen, daß die Freimaurerei von Anfang an esoterische und gnostische Elemente enthielt, die bis heute ihre Unvereinbarkeit mit der kirchlichen Glaubenslehre begründen.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana
In der Reihe Mariologie der Miterlöserschaft:
1. Die „Corredemptrix“ im 17. und 18. Jahrhundert
2. Die „Corredemptrix“ im 19. Jahrhundert
3. Die „Corredemptrix“ im 20. Jahrhundert bis Papst Pius XI.
4. Die „Corredemptrix“ im 20. Jahrhundert zur Zeit Papst Pius‘ XII.
5. Die „Corredemptrix“ in der Vorbereitungsphase des Zweiten Vatikanischen Konzils
6. Die „Corredemptrix“ auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil
7. Die „Corredemptrix“ zur Zeit von Papst Paul VI.
8. Die „Corredemptrix“ zur Zeit von Papst Johannes Paul II.
9. Die „Corredemptrix“ zwischen Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus

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