Die „Corredemptrix“ zwischen Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus

Ein Titel, den die Kirche bis auf den heutigen Tag mit Liebe der Allerseligsten Maria zuspricht


Papst Franziskus sprach sich mehrfach gegen den marianischen Titel der "Miterlöserin" aus, dabei spielten zwei Frauen in seinem Pontifikat eine Rolle, die Orden angehörten, die nach der Miterlöserin benannt sind: rechts Sr. Rita Mboshu Kongo, links die Dienerin Gottes Rosa Staltari
Papst Franziskus sprach sich mehrfach gegen den marianischen Titel der "Miterlöserin" aus, dabei spielten zwei Frauen in seinem Pontifikat eine Rolle, die Orden angehörten, die nach der Miterlöserin benannt sind: rechts Sr. Rita Mboshu Kongo, links die Dienerin Gottes Rosa Staltari


Von P. Pao­lo M. Siano* 

Anzei­ge

Auch unter dem Pon­ti­fi­kat Bene­dikts XVI. (2005–2013) setz­te die mit­er­lö­sungs­be­zo­ge­ne Bewe­gung ihre Tätig­keit mit gro­ßer Frei­heit fort. Beson­ders her­vor­zu­he­ben sind die Sym­po­si­en und Stu­di­en über Maria, die Mit­erlö­se­rin, die von den Fran­zis­ka­nern der Imma­ku­la­ta betreut wur­den. Es ist bemer­kens­wert, daß auch in ande­ren kirch­li­chen Krei­sen Posi­tio­nen ver­tre­ten wer­den, die sich die­ser Leh­re anschlie­ßen. Hier eini­ge Beispiele:

In der Zeit­schrift Voce di Popo­lo, Nr. 6 vom 17. Febru­ar 2006 (Wochen­aus­ga­be der Erz­diö­ze­se Fog­gia-Bovi­no), wur­de die Kon­fe­renz von Don Lui­gi Nar­del­la über den dama­li­gen Die­ner Got­tes, Mon­si­gno­re For­t­u­na­to Maria Fari­na (1881–1954), Bischof von Troia und spä­ter auch von Fog­gia, wie­der­ge­ge­ben („Msgr. For­t­u­na­to Maria Fari­na, ein gro­ßer Leh­rer des geist­li­chen Lebens“, S. 13). In einem Brief aus dem Jahr 1924 oder 1925 schreibt Mon­si­gno­re Farina:

„Die Madon­na wird uns bei­ste­hen und uns müt­ter­lich hel­fen – sie, die Schmer­zens­rei­che, die Köni­gin der Mär­ty­rer, Mit­erlö­se­rin unse­rer See­len und vor allem Mut­ter und Vor­bild der Prie­ster, am Fuße des Kreu­zes in einem Meer von Bit­ter­keit“ (S. 13).

Im Novem­ber 2020 erklär­te Papst Fran­zis­kus ihn zum ehr­wür­di­gen Die­ner Gottes.

In der Aus­ga­be des Osser­va­to­re Roma­no vom Montag/​Dienstag, 30.–31. Juli 2007, erschien der Arti­kel „Inna­mo­ra­to del­la Ver­gi­ne“ („In die Jung­frau ver­liebt“), in dem Gio­van­ni Veloc­ci die Mario­lo­gie des hei­li­gen Alfons Maria von Liguo­ri (1696–1787) erläu­tert. Veloc­ci erklärt, daß im 18. Jahr­hun­dert der Mari­en­kult von Katho­li­ken wie Ludo­vico Anto­nio Mura­to­ri kri­ti­siert und von den Jan­se­ni­sten mit dem Vor­wand abge­lehnt wur­de, die­ser Kult ver­dunk­le die Ver­eh­rung Chri­sti. Doch der hei­li­ge Alfons stell­te mit gro­ßem Mut die Wahr­heit über das Geheim­nis Mari­ens gemäß der Tra­di­ti­on und der Leh­re katho­li­scher Theo­lo­gen dar. Veloc­ci faßt die Mario­lo­gie des hei­li­gen Alfons so zusammen:

„Maria wur­de zur Mut­ter Got­tes erwählt, um Mit­erlö­se­rin und Mitt­le­rin zu sein; der­sel­be gött­li­che Rat­schluß hat sie zu die­ser dop­pel­ten Sen­dung vor­her­be­stimmt. […] Kraft ihres Pri­vi­legs als Mut­ter Got­tes hat Maria mit Jesus an der Erlö­sung der Mensch­heit mit­ge­wirkt, ist Mit­erlö­se­rin gewor­den und übt nun im Him­mel das Amt der Mitt­le­rin aus“ (S. 4).

Im Jahr 2007 ver­öf­fent­lich­te Rai–Eri Riz­zo­li (RCS Libri, Mai­land) das Buch-Inter­view des Kar­di­nals Tar­cis­io Ber­to­ne mit dem Jour­na­li­sten Giu­sep­pe De Car­li, „Die letz­te Sehe­rin von Fati­ma. Mei­ne Gesprä­che mit Schwe­ster Lucia“. Das Buch ent­hält eine „Ein­lei­tung von Papst Bene­dikt XVI.“ (S. 9–11), datiert auf den 22. Febru­ar 2007. Der Papst schreibt gegen Ende:

„Ich erfle­he für alle, die sich mit dem Zeug­nis die­ses Buches aus­ein­an­der­set­zen, den Schutz der hei­lig­sten Jung­frau von Fati­ma“ (S. 11).

In dem Inter­view erklärt Kar­di­nal Ber­to­ne, daß „in dem letz­ten lan­gen Brief, den Schwe­ster Lucia an Johan­nes Paul II. schrieb, sie um drei Din­ge bat“ (S. 42–43): erstens um die Selig­spre­chung von Jac­in­ta und Fran­cis­co (vgl. S. 43), zwei­tens dar­um, den Rosen­kranz als lit­ur­gi­sches Gebet zu ver­kün­den (vgl. S. 44), und drit­tens um die Erlaub­nis, ihr Buch „Die Appel­le der Bot­schaft von Fati­ma“ zu ver­öf­fent­li­chen (vgl. S. 46).

Ber­to­ne kom­men­tiert dazu: „Das Buch war blockiert wor­den“ (S. 47). De Car­li fragt: „War­um denn?“
Ber­to­ne antwortet:

„Man dach­te: ‚Wenn wir Schwe­ster Lucia ein Buch ver­öf­fent­li­chen las­sen, wird es sofort ein Best­sel­ler, als wäre es das Buch einer Hei­li­gen.‘ Ich sprach zuerst mit Kar­di­nal Ratz­in­ger, dann mit dem Papst: ‚Hei­li­ger Vater, heu­te wer­den so vie­le Bücher über Theo­lo­gie und Pseu­do­theo­lo­gie ver­öf­fent­licht – ein Buch von Schwe­ster Lucia kann nur Gutes bewir­ken. Wir las­sen es not­falls über­prü­fen.‘ Der Papst stimm­te zu. Ein Pro­fes­sor für spi­ri­tu­el­le Theo­lo­gie, der ver­stor­be­ne Pater Jesús Castel­lano OCD, las es und nahm kaum Ände­run­gen vor. […] Es bestand kei­ner­lei Not­wen­dig­keit für Kor­rek­tu­ren oder Zen­su­ren. Das Buch von Schwe­ster Lucia war, wenn auch in schlich­ter Form, von der The­se durch­zo­gen, Maria als ‚Mit­erlö­se­rin‘ der Mensch­heit anzu­er­ken­nen“ (S. 47).

De Car­li bemerkt: „Eine nicht neue The­se, die u. a. von eini­gen Theo­lo­gen und einer nord­ame­ri­ka­ni­schen Bewe­gung, dem Fati­ma Cen­ter mit sei­ner Zeit­schrift The Fati­ma Crusader, ver­tre­ten wird.“
Ber­to­ne erwidert:

„Zur Fra­ge der ‚Mit­er­lö­sung‘ hat­ten sowohl die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on als auch die Inter­na­tio­na­le Maria­ni­sche Aka­de­mie eini­ge Beden­ken geäu­ßert, ins­be­son­de­re im Hin­blick auf den öku­me­ni­schen Dia­log. Das Buch von Schwe­ster Lucia war jedoch von gro­ßem Wert – die theo­lo­gi­sche Quint­essenz einer Frau, die inten­siv über die Geheim­nis­se des christ­li­chen Glau­bens medi­tiert hat­te. Selbst der Bischof von Lei­ria-Fati­ma, der zunächst zöger­te, die Ver­öf­fent­li­chung zu bil­li­gen, ließ sich über­zeu­gen und unter­zeich­ne­te das Vor­wort“ (S. 47f).

Wie bereits im vor­her­ge­hen­den Bei­trag dar­ge­legt, wur­de das Buch von Schwe­ster Lucia schließ­lich ver­öf­fent­licht; dar­in erscheint der Mari­en­ti­tel „Mit­erlö­se­rin“ gan­ze acht­mal. Es hat­te somit die Prü­fung der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on unter Papst Johan­nes Paul II. und Kar­di­nal (spä­ter Papst) Joseph Ratz­in­ger bestanden.

In dem Buch „Mut­ter Got­tes und unse­re Mut­ter. Ein­füh­rung in die Mario­lo­gie“ (Edi­zio­ni Ares, Mai­land 2008) bezeich­net P. Anto­nio Oroz­co, Prie­ster in Sala­man­ca (Spa­ni­en), Maria als „Mit­erlö­se­rin mit Chri­stus“ (S. 77).
Sie ist „die Mut­ter des Soh­nes Got­tes und auf­grund ihrer Mit­er­lö­sung die geist­li­che Mut­ter jedes erlö­sten Men­schen und die Mut­ter der Kir­che“ (S. 81). Außer­dem ist Maria „Mitt­le­rin und Spen­de­rin aller Gna­den“ (S. 90).

Sehr inter­es­sant ist auch die Anspra­che vom 11. Janu­ar 2008 des dama­li­gen Kar­di­nal­staats­se­kre­tärs Tar­cis­io Ber­to­ne über „Kar­di­nal Alfon­so Maria Stick­ler im Geden­ken eines ehe­ma­li­gen Schü­lers“, ver­öf­fent­licht auf der Inter­net­sei­te des Vatikans:

„Kar­di­nal Stick­ler zeich­ne­te sich durch eine robu­ste Spi­ri­tua­li­tät aus, genährt von soli­der histo­risch-theo­lo­gi­scher Kennt­nis, Lit­ur­gie und Sakra­men­ten, mit typisch sale­sia­ni­schem Cha­rak­ter (die drei Andach­ten: Eucha­ri­stie, Madon­na, Papst). In sei­nem geist­li­chen Testa­ment fin­det sich ein sehr zärt­li­cher Aus­druck kind­li­cher Mari­en­fröm­mig­keit: ‚Mein Leben wur­de von Anfang an durch die müt­ter­li­che Lie­be der hei­lig­sten Jung­frau Maria, der Mit­erlö­se­rin und Mitt­le­rin aller Gna­den, beschützt und geführt. Die Madon­na wird auch im Augen­blick mei­nes Todes die wah­re Mut­ter sein, die ihre Lie­be und Barm­her­zig­keit selbst den untreue­sten ihrer Kin­der schenkt‘“

In Il Bol­let­ti­no Dio­ces­a­no. Nuo­va Serie del Bol­let­ti­no del Cle­ro der Erz­diö­ze­se Saler­no-Cam­pa­gna-Acer­no, Jahr­gang LXXXIX, Nr. 1, Januar–April 2011, in der Pre­digt, die am 1. Janu­ar 2011 in der Kathe­dra­le von Saler­no gehal­ten wur­de, sagt Erz­bi­schof Mons. Lui­gi Moret­ti über die Got­tes­mut­ter: „Sie ist die erste und die größ­te Mit­ar­bei­te­rin Jesu im Werk der Erlö­sung: Wir ver­eh­ren und fei­ern sie als Mit­erlö­se­rin“ (S. 56).

Im Anna­le 2011 dell’Ufficio Cate­chi­sti­co Nazio­na­le. Qua­der­ni del­la Segre­te­ria CEI. Nuo­va Serie, Nr. 5, Juni 2012, im Auf­satz „Das Evan­ge­li­um in der Kunst“ (S. 209–213) von Sr. Maria Lui­sa Maz­z­arel­lo und Sr. Fran­ca Tri­ca­ri­co (Dozen­tin­nen für Kate­ch­etik bzw. Kunst an der Päpst­li­chen Fakul­tät für Erzie­hungs­wis­sen­schaf­ten „Auxi­li­um“ in Rom), lesen wir in bezug auf das Werk „Die Geburt Chri­sti“ von Jaco­po Tor­ri­ti (13.–14. Jh.): „Auch die Rol­le Mari­as als Mit­erlö­se­rin und Typus der Kir­che wird bild­lich dar­ge­stellt“ (S. 213).

Wen­den wir uns dem Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus zu. Die­ser Pon­ti­fex hat in min­de­stens drei Fäl­len kei­ne Bil­li­gung des Titels „Mit­erlö­se­rin“ erken­nen las­sen, wenn­gleich er doch, zumin­dest impli­zit, die Tat­sa­che aner­kennt, daß die Kir­che die Madon­na auch mit die­sem schö­nen Titel ange­ru­fen hat.

1

Am 12. Dezem­ber 2019, in der Pre­digt bei der Mes­se zu Ehren der Seli­gen Jung­frau von Gua­d­a­lu­pe, sag­te Fran­zis­kus, „Maria ist Frau. Sie ist Frau, sie ist Her­rin […] Frau mit der Wür­de der Frau.“ Sie sei „Unse­re Her­rin“, sie sei „Jün­ge­rin“ (Jesu). „Sie hat sich nie als Mit-Erlö­se­rin vor­ge­stellt. Nein, Jün­ge­rin. […] Maria ist unse­re Mut­ter, […] sie ist Mut­ter der Kir­che.“ (L’Osservatore Roma­no, Sams­tag, 14. Dezem­ber 2019, S. 8).

Ein per­sön­li­cher Kom­men­tar: Ja, es stimmt, Maria hat sich selbst nicht als „Mit­erlö­se­rin“ vor­ge­stellt; das bedeu­tet aber nicht, daß sie es nicht ist. Der Papst selbst füg­te hin­zu: „Die christ­li­che Fröm­mig­keit hat ihr im Lau­fe der Zei­ten stets neue Titel zuge­wandt: Es waren kind­li­che Titel, Titel der Lie­be des Got­tes­vol­kes, die aber das Sein der Frau-Jün­ge­rin in nichts berüh­ren“ (S. 8).

„Maria – Frau, Maria – Mut­ter, ohne wei­te­ren wesent­li­chen Titel. Die ande­ren Titel – man den­ke an die Lau­re­ta­ni­sche Lita­nei – sind Titel ver­lieb­ter Kin­der, die der Mut­ter gesun­gen wer­den; sie berüh­ren nicht die Wesens­be­stimmt­heit Mari­ens: Frau und Mut­ter.“ (S. 8).

Vor die­sem Hin­ter­grund läßt sich der Titel „Mit­erlö­se­rin“ zu den Titeln zäh­len, die die Kir­che Maria aus Lie­be ver­lie­hen hat. Es ist folg­lich ein legi­ti­mer Titel, den der Papst nicht ver­bie­tet, auch wenn er ihn per­sön­lich nicht bevorzugt.

2

In der Pre­digt in San­ta Mar­ta am Frei­tag­mor­gen, dem 3. April 2020, dem „Frei­tag der Pas­si­on“ (5. Woche der Fasten­zeit), erklär­te Papst Fran­zis­kus, daß die Madon­na „nicht für sich ver­langt hat, eine qua­si-Erlö­se­rin oder eine Mit-Erlö­se­rin zu sein: nein, der Erlö­ser ist nur einer, und die­ser Titel wird nicht ver­dop­pelt“ (L’Osservatore Roma­no, Sams­tag, 4. April 2020, S. 8).

Maria sei „allein Jün­ge­rin und Mut­ter; und so, als Mut­ter, müs­sen wir sie den­ken, suchen, anru­fen: Sie ist die Mut­ter, Mut­ter in der Kir­che“ (S. 8).

Ein per­sön­li­cher Kom­men­tar: Es ist rich­tig, Maria hat die­sen Titel nicht für sich bean­sprucht; er wur­de ihr von Theo­lo­gen, Päp­sten und Hei­li­gen ver­lie­hen – auch von Johan­nes Paul II. Er drückt einen wesent­li­chen Aspekt der Beru­fung der Aller­hei­lig­sten Jung­frau aus.

3

Bei der Gene­ral­au­di­enz am Mitt­woch, dem 24. März 2021, bekräf­tig­te Papst Fran­zis­kus, daß die Madon­na unse­re Mut­ter ist: „als Mut­ter, nicht als Göt­tin, nicht als Mit­erlö­se­rin: als Mut­ter“ (L’Osservatore Roma­no, Mitt­woch, 24. März 2021, S. 8).

Sogleich fährt er fort: „Es ist wahr, daß die christ­li­che Fröm­mig­keit ihr immer schö­ne Titel gibt, wie ein Kind der Mut­ter: Wie vie­le schö­ne Din­ge sagt ein Kind sei­ner Mut­ter, die es liebt! Aber sei­en wir auf der Hut: Die schö­nen Din­ge, die die Kir­che und die Hei­li­gen über Maria sagen, ent­zie­hen nichts von der Ein­zig­keit der Erlö­sung Chri­sti. Er ist der ein­zi­ge Erlö­ser. Es sind Aus­drücke der Lie­be wie eines Kin­des zur Mut­ter – manch­mal über­trie­ben. Aber die Lie­be, das wis­sen wir, läßt uns oft Über­trei­bun­gen bege­hen, doch aus Lie­be.“ (S. 8).

Ein per­sön­li­cher Kom­men­tar: Der Papst macht uns deut­lich, daß der Titel „Mit­erlö­se­rin“ zu den „schö­nen Titeln“ gehört, zu den „lieb­li­chen Aus­drücken“, die „die Fröm­mig­keit, die Kir­che und die Hei­li­gen“ Maria aus Lie­be zuschrei­ben. Die Kir­che und die Hei­li­gen, die Maria „Mit­erlö­se­rin“ nen­nen, haben sie nie­mals als „Göt­tin“ ver­stan­den, son­dern stets die Wahr­heit „in Lie­be“ ausgesprochen.

Man­che Gewis­sens-Schär­fer könn­ten geneigt sein zu den­ken, unter Papst Fran­zis­kus müs­se zum Katho­lisch­sein der Titel „Mit­erlö­se­rin“ gänz­lich ver­bannt wer­den. Das ist jedoch nicht der Fall, und dies bestä­tigt in gewis­ser Wei­se auch die Tages­zei­tung des Pap­stes und des Vati­kan: L’Osservatore Roma­no.

Und zwar:

  1. Im Monats­in­sert Don­ne Chie­sa Mon­do, Nr. 16, dem Osser­va­to­re Roma­no vom Mitt­woch, 2. Okto­ber 2013 bei­gelegt, berich­tet Gil­bert Tsogli in dem Arti­kel „Die Beru­fung, Stu­di­um und Küche zu ver­ein­ba­ren“ über Schwe­ster Rita Mbo­shu Kon­go, Kon­go­le­sin, Köchin im Kol­le­gi­um Capra­ni­ca und Dok­to­rin der Theo­lo­gie am Päpst­li­chen Insti­tut für Tere­sia­ni­sche Spi­ri­tua­li­tät in Rom. Tsogli prä­zi­siert: „Seit 1978 wird der Küchen­dienst des Kol­legs von den Töch­tern Mari­ens, der Aller­hei­lig­sten Mit­erlö­se­rin, geführt, unter ihnen Schwe­ster Rita, gebo­ren im Kon­go.“

Schwe­ster Rita erklärt unter ande­rem: „Das Cha­ris­ma der Töch­ter Mari­ens, der Aller­hei­lig­sten Mit­erlö­se­rin, besteht dem­nach in der Selbst­hin­ga­be in einem stil­len täg­li­chen Mar­ty­ri­um, weil ihr gan­zes Leben – Gebet, Gefüh­le, Gedan­ken und Hand­lun­gen – Gott als Opfer der Anbe­tung, der Ver­söh­nung, der Erlö­sung und der Hei­li­gung dar­ge­bracht wird, damit er durch sei­ne Gna­de die Prie­ster beson­ders begün­sti­ge, um sie zu immer wirk­sa­me­ren Die­nern zu machen“ (S. 2).

„Den Titel Dok­tor der Theo­lo­gie zu erlan­gen nimmt mir nicht mei­ne grund­le­gen­de Beru­fung, die ist Toch­ter Mari­ens, der Aller­hei­lig­sten Mit­erlö­se­rin. Ich lebe daher mein Wir­ken als Köchin im Geist unse­res Cha­ris­mas“ (S. 2).

Das Insti­tut der Töch­ter Mari­ens, der Aller­hei­lig­sten Mit­erlö­se­rin, wur­de von P. Vitto­rio Dan­te For­no (Por­to Aleg­re, Bra­si­li­en, 1916 – Reg­gio Cala­b­ria 1975) gegrün­det; er war bis 1958 Sale­sia­ner und in jenem Jahr in die Erz­diö­ze­se Reg­gio Cala­b­ria inkar­di­niert wor­den. Am 25. März 1963 erließ der Erz­bi­schof von Reg­gio Cala­b­ria, Msgr. Gio­van­ni Fer­ro, das Dekret zur Aner­ken­nung des neu­en Instituts.

  1. Eini­ge Jah­re spä­ter erscheint Schwe­ster Rita Mbo­shu Kon­go, von den Töch­tern Mari­ens, der Aller­hei­lig­sten Mit­erlö­se­rin, als „Dozen­tin für spi­ri­tu­el­le Theo­lo­gie und Aus­bil­dung im geweih­ten Leben an der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät Urba­nia­na“ (L’Osservatore Roma­no, 2. Dezem­ber 2020, S. 2).
  2. Am 21. Dezem­ber 2020 hat Papst Fran­zis­kus die Kon­gre­ga­ti­on für die Hei­lig­spre­chungs­pro­zes­se ermäch­tigt, Dekre­te zu pro­mul­gie­ren, dar­un­ter jenes über „die heroi­schen Tugen­den der Die­ne­rin Got­tes Rosa Stal­ta­ri, Pro­feß­schwe­ster der Kon­gre­ga­ti­on der Töch­ter Mari­ens, der Aller­hei­lig­sten Mit­erlö­se­rin; gebo­ren am 3. Mai 1951 in Anto­ni­minà (Ita­li­en) und ver­stor­ben am 4. Janu­ar 1974 in Paler­mo (Ita­li­en)“ („Kon­gre­ga­ti­on für die Hei­lig­spre­chungs­pro­zes­se. Pro­mul­ga­ti­on von Dekre­ten“, in L’Osservatore Roma­no, 22. Dezem­ber 2020, S. 7).
  3. Im Osser­va­to­re Roma­no vom Sams­tag, 15. Mai 2021, schreibt der Musik­wis­sen­schaft­ler Ben­no Scharf in dem Auf­satz „Lilie, Mor­gen­rö­te und Meer­stern. Der Mari­en­kult im abend­län­di­schen Chri­sten­tum nach der ‚gro­ßen Angst‘ des Jah­res 1000“: „Die Gestalt der Mut­ter des Erlö­sers tritt nun in den Vor­der­grund, ähn­lich wie bereits im christ­li­chen Osten; sie ist Mit­erlö­se­rin für das Heil des Men­schen­ge­schlechts, und ihr wer­den in den ver­schie­de­nen Län­dern poe­ti­sche und musi­ka­li­sche Wer­ke gewid­met“ (S. 5).

Abschlie­ßend sei noch ver­merkt, daß im Moni­to­re Dio­ces­a­no, amt­li­ches Organ der Bischöf­li­chen Kurie von Cal­ta­nis­set­ta, Nr. 4, Oktober–Dezember 2020, in der Pre­digt vom 13. Novem­ber 2020 zum Jah­res­tag der Wei­he der Kathe­dra­le von Cal­ta­nis­set­ta, Msgr. Mario Rus­sot­to, Bischof von Cal­ta­nis­set­ta, von „Maria San­tis­si­ma, zur Rech­ten ihres Soh­nes, des Erlö­sers, gesetzt, als Mit­erlö­se­rin der Mensch­heit“ spricht (S. 781).

Dar­aus ergibt sich, daß der Titel „Mit­erlö­se­rin“ nicht aus­schließ­lich ein Pri­vi­leg oder ein ‚Stecken­pferd‘ der bekann­ten Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta ist. Es ist ein Titel, den die Kir­che bis auf den heu­ti­gen Tag mit Lie­be der Aller­hei­lig­sten Maria zuspricht.

*Pater Pao­lo Maria Sia­no gehört dem Orden der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta (FFI) an; der pro­mo­vier­te Kir­chen­hi­sto­ri­ker gilt als einer der besten katho­li­schen Ken­ner der Frei­mau­re­rei, der er meh­re­re Stan­dard­wer­ke und zahl­rei­che Auf­sät­ze gewid­met hat. In zahl­rei­chen sei­ner Ver­öf­fent­li­chun­gen geht es ihm dar­um, den Nach­weis zu erbrin­gen, daß die Frei­mau­re­rei von Anfang an eso­te­ri­sche und gno­sti­sche Ele­men­te ent­hielt, die bis heu­te ihre Unver­ein­bar­keit mit der kirch­li­chen Glau­bens­leh­re begründen.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana


In der Rei­he Mario­lo­gie der Mit­erlö­ser­schaft:

1. Die „Cor­re­demptrix“ im 17. und 18. Jahr­hun­dert
2. Die „Cor­re­demptrix“ im 19. Jahr­hun­dert
3. Die „Cor­re­demptrix“ im 20. Jahr­hun­dert bis Papst Pius XI.
4. Die „Cor­re­demptrix“ im 20. Jahr­hun­dert zur Zeit Papst Pius‘ XII.
5. Die „Cor­re­demptrix“ in der Vor­be­rei­tungs­pha­se des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils
6. Die „Cor­re­demptrix“ auf dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil
7. Die „Cor­re­demptrix“ zur Zeit von Papst Paul VI.
8. Die „Cor­re­demptrix“ zur Zeit von Papst Johan­nes Paul II.
9. Die „Cor­re­demptrix“ zwi­schen Papst Bene­dikt XVI. und Papst Franziskus

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