
Seit dem Beginn des Pontifikats von Papst Franziskus im Jahr 2013 ist in der katholischen Kirche eine zunehmende Desorientierung, Spaltung und innere Unruhe zu beobachten, schreibt der Journalist Edward Pentin vom National Catholic Register und EWTN in seiner jüngsten Analyse. Während unter den Vorgängerpäpsten die Hauptverantwortung für kirchliche Spaltungen bei modernistischen Theologen und Klerikern lag, die von der kirchlichen Lehre abwichen, sei unter Franziskus ein tiefgreifender Wandel eingetreten: Die Dissidenten standen plötzlich nicht mehr am Rand, sondern übernahmen zentrale Machtpositionen – mit Unterstützung des Papstes selbst.
Als Wendepunkt benennt Pentin die sogenannte „Kasper-Initiative“ von Februar 2014, die darauf drängte, wiederverheirateten Geschiedenen – wenn laut Kasper auch nur in bestimmten Fällen – zu erlauben, die Kommunion zu empfangen. Diese Initiative löste nicht nur kontroverse innerkirchliche Debatten aus, so Pentin, sondern wurde zum Symbol eines theologischen Umbruchs, der sich im nachfolgenden päpstlichen Schreiben Amoris laetitia von 2016 manifestierte. Dieses Dokument habe einen „Paradigmenwechsel“ eingeleitet, der nach Pentins Ansicht zahlreiche problematische, zum Teil häretische Ideen förderte und zu weiterer Polarisierung führte.
Die Reaktionen darauf ließen nicht lange auf sich warten: sieben formelle Correctiones filiales durch Kleriker und Laien, die berühmten fünf Dubia von vier Kardinälen, ein weiterer Dubia-Zyklus Jahre später, sowie der ungewöhnliche Appell, der Papst möge öffentlich seine Glaubenstreue bekennen. Das alles waren Reaktionen auf die wahrgenommene Gefahr eines „päpstlichen Schismas“. Das klingt absurd, bewegt und erschüttert aber seither die katholische Kirche.
Pentin beruft sich auf die Kirchenväter – insbesondere Augustinus, Irenäus und Vinzenz von Lérins – sowie auf Papst Leo XIII., um zu zeigen: Spaltungen in der Kirche entstehen nicht durch das Festhalten an der Lehre, sondern durch deren bewußte Veränderung oder Ablehnung. Die Überlieferung der apostolischen Lehre sei das Band kirchlicher Einheit. Neuerungen, die mit dieser Tradition brechen, seien hingegen die wahre Quelle von Spaltung.
Dennoch wurden, so Pentin, während des Pontifikats von Franziskus – und auch unter dessen Nachfolger Leo XIV. – ausgerechnet jene Katholiken, die sich zur überlieferten Lehre bekennen, als „Traditionalisten“ und „Indietristen“ verunglimpft und fälschlich beschuldigt, die Einheit der Kirche zu gefährden. Dabei verteidigen sie lediglich die kirchliche Kontinuität gegen eine „Sturmflut“ von ideologischen Einflüssen und heterodoxen Ideen.
Zwar erkennt Pentin an, daß auch innerhalb traditioneller Kreise radikale Stimmen zur Eskalation beigetragen haben, insbesondere in den sozialen Medien. Die Hauptverantwortung für die Spaltung sieht er jedoch eindeutig im Bruch mit dem kirchlichen Lehramt und nicht in dessen Verteidigung.
Abschließend appelliert Pentin an Papst Leo XIV., sein erklärtes Ziel – Frieden und Einheit in der Kirche – ernst zu nehmen und dazu die wahre Ursache der innerkirchlichen Spaltung zu erkennen: die Abkehr von der Tradition. Der „großen Lüge“, daß die Verteidiger der kirchlichen Lehre die Spalter seien, müsse entschieden widersprochen werden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Stilum curiae
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