Der Papst segnet einen Eisblock – der neuen Klimareligion

Eine heilige Inszenierung – oder: Der lange Schatten Bergoglios


Ökoreligion: Papst Leo XIV. segnete gestern bei einer Öko-Zeremonie in den Gärten von Castel Gandolfo einen Eisblock – gegen den angeblich menschengemachten Klimawandel
Ökoreligion: Papst Leo XIV. segnete gestern bei einer Öko-Zeremonie in den Gärten von Castel Gandolfo einen Eisblock – gegen den angeblich menschengemachten Klimawandel

Widerwillige, aber notwendige Anmerkungen 

von Giu­sep­pe Nardi

Anzei­ge

Man reibt sich die Augen: Ein Sakra­men­ta­le für gefro­re­nes Was­ser? Gewiß, es war sym­bo­lisch gemeint – aber wofür genau? Für die neue Kli­ma­re­li­gi­on? Gegen das Schmel­zen der Ark­tis? Oder gar für die Trä­nen derer, die noch glau­ben, Kir­che und Show­busi­ness lie­ßen sich sau­ber trennen?

Sym­bol­po­li­tik ist das Weih­rauch­faß der Gegen­wart: Man schwenkt es nicht mehr für Gott, son­dern (angeb­lich) fürs Gewis­sen – fern­ge­steu­ert von jenen, die es für mehr Geld und Macht tun. Der moder­ne Katho­li­zis­mus liebt das Zei­chen­haf­te – solan­ge es nicht dog­ma­tisch wird. Jeden­falls soll es nicht christ­lich-dog­ma­tisch sein. Welt­li­che Dog­men hin­ge­gen schei­nen will­kom­men zu sein. Und so stand er gestern, der Pon­ti­fex, in Castel Gan­dol­fo, ehr­fürch­tig vor einem Eis­block – wie ein spät­be­ru­fe­ner Kli­ma­pre­di­ger, der der Schöp­fung Abbit­te lei­sten will für all das ver­meint­lich uner­meß­li­che Leid, das ihr der Mensch zuge­fügt haben soll. Nein, nicht der Schöp­fung, der „Mut­ter Erde“. Denn wäh­rend­des­sen bleibt das eigent­li­che Dra­ma – das stum­me Ster­ben der Unge­bo­re­nen, gna­den­los getö­tet – in einer fro­sti­gen Nische mora­li­scher Zurück­hal­tung eingefroren.

Der Ton, mit dem Papst Leo XIV. am Diens­tag über das The­ma Abtrei­bung sprach, war besten­falls resi­gna­tiv. In Wirk­lich­keit ist es weit schlim­mer: Wer sich für das Lebens­recht ein­setzt, so belehr­te der Hei­li­ge Vater, dür­fe sich nur dann „wirk­lich“ Lebens­schüt­zer nen­nen, wenn er zuvor brav die Haus­auf­ga­ben der neu­en lai­zi­stisch-olig­ar­chi­schen Moral­leh­re gemacht hat: Akzep­tanz der Migra­ti­ons­agen­da, Ableh­nung der Todes­stra­fe, Ver­nei­gung vor der neu­en Öko-Ortho­do­xie. Eine Art Gesin­nungs­test, bevor man sich ethisch äußern darf.

Man fragt sich: Gilt die Wahr­heit über das Leben selbst für die Kir­che nur mehr unter ideo­lo­gi­schen Auf­la­gen? Muß man erst die links­grü­ne Abso­lu­ti­on emp­fan­gen haben, bevor man das Kind im Mut­ter­leib ver­tei­di­gen darf? Es erin­nert fatal an die rhe­to­ri­schen Aus­weich­ma­nö­ver, wie sie seit Jahr­zehn­ten von offe­nen und vor allem auch ver­steck­ten Abtrei­bungs­be­für­wor­tern ins Feld geführt wer­den: erst müs­se man dies und das ver­ste­hen, sich zu die­sem und jenem beken­nen, bevor man über­haupt über das unge­bo­re­ne Kind reden dür­fe. Frü­her kamen sol­che Ein­wän­de von Femi­ni­stin­nen und lin­ken Uni­ver­si­täts­se­mi­na­ren. Heu­te aus Rom?

Kein Schrei der unge­bo­re­nen Kin­der, die in den Abtrei­bungs­zen­tren hin­ge­rich­tet wer­den, wird gehört, aber dafür der „Schrei der Erde“, wie es gestern in Castel Gan­dol­fo wie­der­holt wurde.

Öko-Show mit Papst – damit die Kir­che in der neu­en lai­zi­stisch-glo­ba­li­sti­schen Reli­gi­on auch noch ein wenig Platz haben darf?

Und wäh­rend man in mora­li­schen Fra­gen den Rück­zug pre­digt, öff­net man fol­ge­rich­tig die Türen weit – buch­stäb­lich: „todos, todos, todos“. Der Ein­zug einer Akti­vi­sten­grup­pe mit Regen­bo­gen­fah­nen in den Peters­dom, pro­zes­si­ons­ar­tig insze­niert, war kei­ne Neben­säch­lich­keit. Es war ein abgrün­di­ges Zei­chen. Ein Signal. Die Pfor­te des Hei­li­gen Jah­res wur­de ihnen geöff­net – und mit ihr, so ist zu fürch­ten, die Schleu­sen zu einer neu­en kirch­li­chen Beliebigkeit.

Mag sein, daß Fran­zis­kus die­se Ent­wick­lun­gen einst ange­sto­ßen hat. Mag sein, daß Kar­di­nal Cupich – oder, wie man­che spitz sagen, der „Ober­ber­go­glia­ner“ im US-Epi­sko­pat – eine Krea­ti­on jener Ära ist. Doch nie­mand hat Leo XIV. gezwun­gen, die­sen Kurs fort­zu­set­zen. Nie­mand nötigt ihn, dabei mit­zu­mar­schie­ren. Und doch tut er es. Mit stil­ler Über­zeu­gung, so scheint es. Mit frei­er Entscheidung.

Die ein­zi­ge nen­nens­wer­te Abwei­chung von sei­nem Vor­gän­ger ist die Wie­der­zu­las­sung des über­lie­fer­ten Ritus im Peters­dom. Ein ent­schei­den­der Punkt. Aller­dings hat er von Tra­di­tio­nis cus­to­des noch nichts zurück­ge­nom­men. Eine Geste bloß, mehr nicht? Ein Pla­ce­bo für den sonst dau­er­lä­sti­gen tra­di­ti­ons­ver­lieb­ten Saum der Kir­che? Oder doch ein erstes zöger­li­ches Fra­ge­zei­chen hin­ter dem Nar­ra­tiv vom syn­oda­len Fortschritt?

Doch wäh­rend man an einer Front eine Ker­ze der Hoff­nung anzün­det, zün­delt man andern­orts an den Fun­da­men­ten. Die Kir­che fährt – um im Bild zu blei­ben – wei­ter tal­wärts, und den Geset­zen der Phy­sik fol­gend, geschieht das mit sich immer beschleu­ni­gen­der Geschwin­dig­keit. Und Leo XIV.? Er wirkt, als wol­le er mit einem zar­ten Brems­ma­nö­ver im lit­ur­gi­schen Bereich – einem zen­tra­len Bereich des kirch­li­chen Lebens, frei­lich tut er es bis­her nur in einem peri­phe­ren Seg­ment davon – die Illu­si­on erzeu­gen, als habe ein Kurs­wech­sel statt­ge­fun­den. Denn wie vie­le in der Kir­che wer­den bis­her zur Kennt­nis genom­men haben, daß im Peters­dom wie­der der über­lie­fer­te Ritus zele­briert wer­den darf? Die vati­ka­ni­schen Medi­en haben noch kein Wort dar­über ver­lo­ren. An zuviel Publi­zi­tät scheint kein Inter­es­se zu bestehen.

Vor zwölf Jah­ren, im Sep­tem­ber 2013, dem ersten sei­nes Pon­ti­fi­kats, begann Papst Fran­zis­kus sei­ne Rela­ti­vie­rung des Lebens­schut­zes. Im Sep­tem­ber 2025, eben­falls dem ersten Sep­tem­ber sei­nes Pon­ti­fi­kats, setzt nun Leo XIV. die­se Linie fort. Ob Zufall oder Chif­fre: Der Monat scheint, blickt man nach Rom, kein guter für die Ver­tei­di­ger des Lebens gewor­den zu sein. Sanc­te Micha­el, defen­de nos in proelio. Hei­li­ger Erz­engel Micha­el, ver­tei­di­ge uns im Kamp­fe.

Und so stellt sich die alles ent­schei­den­de Fra­ge: Wie­viel Kir­che ist das, wie­viel bereits ein öku­me­ni­sches Ser­vice-Zen­trum für glo­ba­le Agenden? 

Die Alli­anz mit den säku­la­ren, sprich gott­lo­sen, Welt­deu­tern, von denen sich die Kir­che aus gutem Grun­de immer fern­hielt, scheint seit Fran­zis­kus gefe­stigt. Man könn­te mei­nen, der Papst wol­le seit den argen­ti­ni­schen Tagen jenen Kräf­ten, die seit Jahr­zehn­ten, teils seit Jahr­hun­der­ten am Rück­bau des Chri­sten­tums arbei­ten, einen roten Tep­pich aus­le­gen: den Olig­ar­chen des Welt­ethos, den Apo­lo­ge­ten der post­me­ta­phy­si­schen Welt­ord­nung, den Hohe­prie­stern der neu­en Natur­re­li­gi­on und nicht zu ver­ges­sen den Frei­mau­rern (Fran­zis­kus schrieb das Revo­lu­ti­ons­mot­to „Frei­heit, Gleich­heit, Brü­der­lich­keit“ des Frei­mau­rers Antoine-Fran­çois Momo­ro in sei­ne Enzy­kli­ka Fra­tel­li tut­ti).

Die Kir­che Jesu Chri­sti als NGO mit Weih­rauch, wie sie Fran­zis­kus (schon wie­der) im Sep­tem­ber 2015 mit sei­ner Fest­an­spra­che zur Ver­ab­schie­dung der Agen­da 2030 der UNO in deren Glas­pa­last in New York prä­sen­tier­te? Das war aber nie ihr Auf­trag.

Wird die Kir­che noch die Kraft haben, sich die­ser ver­ein­nah­men­den und erdrücken­den Umar­mung zu entziehen?

Bild: MiL

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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