
Papst Franziskus unterbrach gestern auf dem Petersplatz das Verlesen seiner Predigt wegen „Atembeschwerden“. Nur zwei Tage davor hatte ein Rumäne den Papstaltar im Petersdom geschändet.
Papst Franziskus nahm gestern auf dem Petersplatz an der Messe teil, die im Heiligen Jahr für die Polizei, die Streitkräfte und andere Sicherheitskräfte gefeiert wurde. Offiziell wurde seine Teilnahme als „Vorsitz führen“ bezeichnet.
Als Franziskus seine Predigt verlas, sagte er plötzlich, daß er wegen „Atembeschwerden“ das Verlesen unterbrechen müsse. „Ich entschuldige mich jetzt und bitte den Zeremonienmeister, wegen Atembeschwerden das Verlesen fortzusetzen“, sagte der Pontifex kurz nach Beginn seiner Predigt, was von den anwesenden Soldaten und Polizisten aus verschiedenen Ländern mit Applaus bedacht wurde. Franziskus bat seinen Zeremonienmeister Erzbischof Diego Ravelli die Verlesung fortzusetzen.
Aus demselben Grund konnte der 88jährige Papst bereits am vergangenen Mittwoch bei der Generalaudienz seine Katechese nicht verlesen. Das Presseamt des Heiligen Stuhl erklärte später, daß er an einer Bronchitis leide. Weitere Einschränkungen waren allerdings nur die, daß er vorgesehenen Audienzen in Santa Marta und nicht im Apostolischen Palast gewährte.
Franziskus kam am gestrigen Sonntag zur Feier der Messe auf den Petersplatz, nahm jedoch auf einem Stuhl neben dem Altar Platz. Nachdem er schon seit einigen Jahren immer seltener eine öffentliche Messe gefeiert hatte, zelebrierte er das letzte Mal am 31. Dezember 2022 eine Messe. Seither läßt sich das Kirchenoberhaupt von anderen Priestern, meist Kardinälen, vertreten. Offiziell wurde dafür ein zuvor unbekannter Begriff in die Liturgie eingeführt, indem es nun heißt, wenn Franziskus anwesend ist, aber nicht selbst zelebriert, daß er „den Vorsitz führt“. Die Figur oder den Dienst eines „Vorsitzenden“ kannte die heilige Liturgie bisher nicht. Möglich wird die neue Kreation durch die Konzelebration, die im Novus Ordo Missae von 1969 eingeführt wurde.
Gestern ließ sich Franziskus am Altar auf dem Petersplatz von Kardinal Robert Francis Prevost vertreten, der zu den Aufsteigern der jüngsten Zeit zählt. Während Franziskus die Wahl eines Kardinaldekans verzögert, ernannte er Kardinal Prevost zum Kardinalbischof und damit zu einem der Wähler des Kardinaldekans.
Gleich als Franziskus mit dem Verlesen der Predigt begann, war zu hören, daß seine Stimme angestrengt klang und das Kirchenoberhaupt hustete. Bald unterbrach er und ließ den Großteil der Predigt von Zeremonienmeister Msgr. Ravelli verlesen.
An der Messe nahmen rund 30.000 Soldaten und Polizisten aus verschiedenen Ländern teil, die zum Heiligen Jahr nach Rom gekommen waren.
Schändung des Papstaltars ohne Sühneritus?
Zwei Tage zuvor, am Freitag, dem 7. Februar, war es zu einem schwerwiegenden Zwischenfall im Petersdom gekommen. Ein Mann hatte am Freitagmorgen den Altarraum des Papstaltars über dem Petrusgrab betreten und war auf den Papstaltar geklettert, auf dem er herumrannte und die auf diesem stehenden sechs Kerzenleuchter hinunterstieß. Er begann auch die Paramente vom Altar zu reißen, bevor er von Sicherheitskräften des Heiligen Stuhls überwältigt werden konnte.
Bei dem Mann, der eines der bedeutendsten Heiligtümer der Christenheit schändete, handelt es sich um einen 40jährigen Rumänen. Er wurde von der vatikanischen Gendarmerie festgenommen.

Videos und Fotos von der Kirchenschändung, aufgenommen von anderen Anwesenden, verbreiteten sich schnell über die sozialen Netzwerke.
Nachdem der Täter identifiziert worden war, wurde er wegen Sachbeschädigung angezeigt und anschließend wieder freigelassen. Ob die italienischen Behörden ein Aufenthaltsverbot für den Mann in der Ewigen Stadt verhängt haben, ist noch unklar.
Unklar ist auch, warum der Mann von den vatikanischen Behörden nicht wegen Kirchenschändung belangt wird, sondern lediglich wegen Sachbeschädigung. Der materielle Schaden ist im Verhältnis zur Profanierung des Papstaltares das geringere Übel.
Ebenso unklar ist, ob es zu dem von der Kirche für solche Fälle vorgesehenen Wiedergutmachungsritus gekommen ist, um den Papstaltar künftig wieder für Zelebrationen nützen zu können. Bekannt wurde bisher nichts dazu.
Kardinal Mauro Gambetti OFM, der Erzpriester des Petersdoms, zeigte bereits in der Vergangenheit keinen Eifer an solchen Wiedergutmachungen. Offenbar wird ein Altar, selbst ein Papstaltar – und der Papstaltar im Petersdom ist zweifelsohne der bedeutendste Altar der Kirche überhaupt – von höchsten kirchlichen Würdenträgern nur unter seinem materiellen Wert gesehen, während seiner Sakralbedeutung kaum Relevanz beigemessen zu werden scheint.
Im Juni 2023 war ein Ukrainer auf den Papstaltar gestiegen und hatte sich dort nackt ausgezogen, um auf diese skurrile Weise gegen den russischen Einmarsch in der Ukraine zu protestieren.
Zuvor war 2019 ein damals 50jähriger Mann auf den Papstaltar geklettert und hatte einen der Kerzenleuchter hinuntergeworfen, ehe er festgenommen werden konnte.
In allen Fällen wurde der Frevel als die Tat von Geistesgestörten dargestellt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va/X (Screenshots)
Gaslightning, „Geistesgestört“ als Persilschein für alles, um den normalen Menschen zu schocken, lähmen & mutlos zu machen.