Niemand muß sich für die Heilige Pforte der Totalüberwachung unterwerfen

Die falsche Agenda von Santa Marta


Der Pilgerstrom strebt der Heiligen Pforte im Petersdom zu, doch muß sich, derzeit, niemand dafür der umstrittenen Überwachungs-App samt QR-Code unterwerfen
Der Pilgerstrom strebt der Heiligen Pforte im Petersdom zu, doch muß sich, derzeit, niemand dafür der umstrittenen Überwachungs-App samt QR-Code unterwerfen

Tech­ni­sche Pro­ble­me, die spä­te Kom­mu­ni­ka­ti­on und das prak­ti­sche Ver­hal­ten der Gläu­bi­gen schei­nen die vati­ka­ni­schen Ver­su­che, den Rom-Pil­gern im Hei­li­gen Jahr eine Über­wa­chungs-App mit QR-Code auf­zwin­gen zu wol­len, schon gleich in den ersten Tagen zunich­te zu machen.

Obwohl Rom der­zeit prall gefüllt ist mit Besu­chern aller Art und aus aller Welt, dar­un­ter auf­grund der Feri­en­zeit auch sehr vie­le Pil­ger, erweist sich der Andrang auf die Über­wa­chungs-App als sehr mäßig.

In der Tat kön­nen sich die Pil­ger auch direkt vor dem Peters­dom oder der Late­ran­ba­si­li­ka in die War­te­schlan­ge stel­len, müs­sen natür­lich die seit Jah­ren obli­ga­to­ri­schen Sicher­heits­kon­trol­len pas­sie­ren und erhal­ten dann auch ohne die Scham­los-Regi­strie­rung die Mög­lich­keit, die Hei­li­ge Pfor­te zu durch­schrei­ten und den Jubi­lä­ums-Ablaß zu gewinnen.

Da vie­le Pil­ger von dem „digi­ta­len Pil­ger­paß“ noch gar nichts wis­sen, geschwei­ge denn die­sen brau­chen, tun vie­le von ihnen das, was sie auch in der Ver­gan­gen­heit taten. Sie gehen zu den Patri­ar­chal­ba­si­li­ken (bis­her sind zwei von vier Hei­li­gen Pfor­ten offen) und stel­len sich dort gedul­dig an.

Die­se „ita­lie­ni­sche Lösung“ ermög­licht es allen Pil­gern, falls San­ta Mar­ta die Dau­men­schrau­be nicht noch anzie­hen soll­te, ohne skan­da­lö­se Über­wa­chungs-App und QR-Code die Gna­den­mit­tel des Hei­li­gen Jah­res zu nützen.

Bis­her muß sich auch nie­mand sor­gen, auf­grund einer bevor­zug­ten Behand­lung der regi­strier­ten Pil­ger, die sich dem „digi­ta­len Käfig“ unter­wer­fen, zu sehr zurück­ge­reiht und zu lan­ge war­ten zu müs­sen. Im Gegen­teil, da ein beträcht­li­cher Teil der Pil­ger den Zutritt ohne Regi­strie­rung wünscht, ver­läuft auch die­ser Zugang flie­ßend. Bis­her wur­de kein für die regi­strier­ten Pil­ger vor­ge­se­he­nes Zeit­fen­ster aus­ge­schöpft. Die Gläu­bi­gen schei­nen, bewußt oder unbe­wußt, mit ihren Füßen zu ent­schei­den – und das gegen Total­über­wa­chung und unver­schäm­te Zugangshürden.

Was bleibt, ist ein bit­te­rer Bei­geschmack. San­ta Mar­ta zeigt, was es wünscht: Die Pil­ger soll­ten sich, geht es nach Papst Fran­zis­kus und sei­ner Entou­ra­ge, „frei­wil­lig“ in den digi­ta­len Käfig der Total­über­wa­chung bege­ben. Frei­wil­lig ist dar­an aber nichts, denn wer zu Hau­se sei­ne Rom-Wall­fahrt plant, und das sind ver­nünf­ti­ger­wei­se die mei­sten, dem wird vom Vati­kan ver­mit­telt, daß der digi­ta­le Käfig unum­gäng­lich und „obli­ga­to­risch“ ist. So heißt es bei allen Regi­strie­rungs­fel­dern: „obli­ga­to­ri­sches Feld“. Wird nicht aus­ge­füllt, gibt es kei­nen „Pil­ger­paß“ und damit kei­nen Zugang zu den Gnadenmitteln.

Daß dem nicht so ist, wür­den die Pil­ger erst vor Ort erfah­ren. Dar­um hier schon die Infor­ma­ti­on: Nie­mand muß sich durch die offi­zi­el­le Hei­lig-Jahr-Inter­net­sei­te des Vati­kans in die Irre füh­ren las­sen. Nie­mand muß sich regi­strie­ren las­sen, um Zugang zur Hei­li­gen Pfor­te und dem Jubel­ab­laß zu erhal­ten. Nie­mand muß sei­ne Tele­fon­num­mer und E‑Mail-Adres­se, sei­nen Namen und sei­ne Rei­se­paß­num­mer dafür ablie­fern. Mehr noch: Das soll­te auch nie­mand tun. Denn nie­mand soll­te sich so ent­blö­ßen und sei­ne per­sön­li­chen Daten lie­fern, um durch die Hei­li­ge Pfor­te zu dür­fen und den voll­kom­me­nen Ablaß gewin­nen zu kön­nen, denn die Kop­pe­lung die­ser bei­den Aspek­te ist skan­da­lös, weil sie in kei­ner­lei Zusam­men­hang stehen.

Lei­der tanzt der Vati­kan auch in die­ser Sache offen­sicht­lich nach einer frem­den Pfei­fe. Jener, die durch die Digi­ta­li­sie­rung, mit­tels digi­ta­ler ID und digi­ta­lem Zen­tral­bank­geld, und unzäh­li­gen QR-Code-Schran­ken eine Total­über­wa­chung der Men­schen errei­chen wollen. 

Auch wenn am Ende vie­le Pil­ger sich dem digi­ta­len Käfig ent­zie­hen wer­den, bleibt die Tat­sa­che, daß der Vati­kan unter Papst Fran­zis­kus offi­zi­ell und wil­lent­lich das Hei­li­ge Jahr nützt, um im gro­ßen Stil an der Eta­blie­rung des digi­ta­len Käfigs mit­zu­wir­ken. Die katho­li­sche Kir­che ist welt­weit die größ­te orga­ni­sier­te Grup­pe der Mensch­heit, gefolgt von der Volks­re­pu­blik Chi­na als Staat. Das Hei­li­ge Jahr setzt gro­ße Men­schen­men­gen aus aller Welt in Bewe­gung. Das ist nicht nur ein klei­ner Neben­schau­platz für die offen­sicht­lich ange­streb­te Erset­zung der Bewe­gungs­frei­heit durch eine QR-Codie­rung, son­dern einer der größ­ten expe­ri­men­tel­len Schau­plät­ze über­haupt. Bis zu einem bestimm­ten Grad wird man damit erfolg­reich sein.

Nach der Öff­nung der Hei­li­gen Pfor­te im Peters­dom am 24. Dezem­ber und in der Late­ran­ba­si­li­ka am 29. Dezem­ber wird mor­gen, am 1. Janu­ar, die Öff­nung in San­ta Maria Mag­gio­re und am 5. Janu­ar in Sankt Paul vor den Mau­ern erfol­gen. Auch die­se bei­den letz­ten Öff­nun­gen, wie schon im Late­ran, wird Fran­zis­kus nicht selbst vor­neh­men, son­dern sich durch einen Dele­ga­ten ver­tre­ten lassen.

Soweit der aktu­el­le Stand. Soll­te sich etwas ändern, wird Katho​li​sches​.info berichten.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL

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1 Kommentar

  1. Sehr geehr­ter Herr Nardi,
    ich hör­te davon, dass man einen voll­kom­me­nen Ablass auch beim Durch­schrei­ten einer Hei­li­gen Pfor­te in einer der deut­schen Diö­ze­sen erlan­gen kön­ne. Haben Sie dazu Infor­ma­tio­nen? Viel­leicht könn­ten Sie auf die­ser Sei­te eine Liste mit jenen Pfor­ten in Deutsch­land veröffentlichen?
    Lie­be Grüße
    M. Purschke

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