
Das römische Urteil über Medjugorje durch das Glaubensdikasterium zieht zahlreiche Reaktionen nach sich, darunter auch Kommentare und Interviews von Vertretern der Päpstlichen Internationalen Marianischen Akademie und der mit ihr verbundenen Beobachtungsstelle für Erscheinungen und mystische Phänomene im Zusammenhang mit der Gestalt der Jungfrau Maria. Am vergangenen Montag fand in Rom eine Tagung statt, die von diesen Institutionen veranstaltet wurde. Zu den Rednern gehörten sowohl Pater Stefano Cecchin, Vorsitzender der Akademie, als auch Sr. Daniela Del Gaudio, die Leiterin der Beobachtungsstelle. Gestern wurde ein Interview mit Pater Cecchin veröffentlicht.
Als im vergangenen Jahr die Beobachtungsstelle errichtet wurde, trat Pater Cecchin mit einer Reihe von Interviews an die Öffentlichkeit. Seit im vergangenen Mai neue Normen für das Verfahren zur Beurteilung mutmaßlicher übernatürlicher Phänomene erlassen wurden, erfolgten in schneller Abfolge Entscheidungen über Phänomene, die zum Teil seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges einer Entscheidung harrten. Vor allem wegen des Urteils zu Medjugorje war zu erwarten, daß sich sowohl die Akademie als auch die Beobachtungsstelle nach der Entscheidung Roms zu Wort melden würden. Pater Cecchin hatte bereits 2023 mit seinen Aussagen für einiges Aufsehen gesorgt. So erklärte er, daß angebliche übernatürliche Botschaften, die von „Strafen“ und „Katastrophen“ sprechen, „absolut falsch“ seien.
Gestern veröffentlichte der Podcast „Hablemos Iglesia“ der Kommunikationsabteilung der Costaricanischen Bischofskonferenz ein Interview mit Pater Cecchin über die Rolle der Päpstlichen Marianischen Akademie bei der Ausarbeitung der neuen Normen und über die Bedeutung dieser Normen bei der Untersuchung und Beurteilung angeblicher Erscheinungen. Der Schwerpunkt des Interviews liegt jedoch auf Medjugorje. Hier der betreffende Auszug des Interviews:
Hablemos Iglesia: Meine nächste Frage lautet also, ob Medjugorje nach Ihren Studien der komplexeste Fall von Marienerscheinungen ist.
Pater Cecchin: Nein, nein, Medjugorje ist es nicht.
Hablemos Iglesia: Nicht?
Pater Checchin: Nein. Für uns, für das Studium, ist Fatima der komplizierteste Fall, und ist es auch weiterhin.
Hablemos Iglesia: Wirklich? Und warum ist das so?
Pater Cecchin: Nicht Fatima selbst, sondern Fatima in den Interpretationen, die wir mit verschiedenen Gruppen hatten, die es interpretiert haben. Fatima ist die bekannteste [Erscheinung] in der Welt. Fatima ist überall auf der Welt. Die Chinesen haben Angst vor Fatima.
Hablemos Iglesia: Es ist die prophetischste, nicht wahr?
Pater Cecchin: Ja, denn sie haben Angst vor dem Sturz des Kommunismus. Deshalb haben die Chinesen, auch Nordkorea, große Angst vor Fatima als einer Realität, die all das zerstören kann. Aber Fatima hat dieses Problem der Interpretationen und diese Katastrophen-Interpretationen gehen weiter. Verschiedene Interpretationen, die… Medjugorje hat dieses Problem nicht.
Die kryptische Aussage des Franziskaner-Mariologen erstaunt. Es gilt als offenes Geheimnis, daß Rom das Phänomen von Akita in Japan abwürgen will, so wie die Amsterdamer „Frau aller Völker“ bereits als gesichert nicht übernatürlich abgeurteilt wurde. Die Ereignisse um Unsere Liebe Frau von Akita werden in einem Zusammenhang mit Amsterdam gesehen, da die Marienstatue von Akita 1963 nach dem Vorbild der Darstellung der Frau aller Völker von Amsterdam geschnitzt wurde. 1973 kam es zu Phänomenen wie Erscheinungen, der tränenden Marienfigur und Stigmata an der Statue und der Seherin, einer Ordensfrau. Als besonders „problematisch“ wird jedoch die „Botschaft von Akita“ angesehen. Darin wird zur Sühne aufgerufen für die Sünden der Menschen. Es wird eine „schwere Strafe für die ganze Menschheit“ angekündigt, wenn sich die Menschen nicht bekehren und die Beleidigungen Gottes nicht enden. Diese Strafe werde, so die Botschaft, fürchterlicher sein als die Sintflut. Die „einzige Waffe“, die den Gläubigen bleibe, sei der Rosenkranz, der täglich gebetet werden solle. Die Dritte Botschaft von Akita, vom 13. Oktober 1973, enthält zudem einen Teil, an dem sich die kirchliche Obrigkeit stößt, insbesondere nun unter Papst Franziskus. In der Botschaft heißt es:
„Teuflische Machenschaften werden sogar in die Kirche eindringen, und Kardinäle werden sich gegen Kardinäle erheben und Bischöfe gegen Bischöfe. Die Priester, die mich verehren, werden von ihren Mitbrüdern verachtet und bekämpft werden. Altäre und Kirchen wird man verwüsten. Die Kirche wird erfüllt sein von Menschen, die Kompromisse annehmen. Durch den Teufel verführt, werden zahlreiche Priester und Ordensleute den Dienst am Herrn aufgeben. Der Teufel wird sich besonders um die gottgeweihten Seelen bemühen. Es betrübt mich, daß so viele Seelen verlorengehen. Wenn man weiter sündigt, wird es keine Vergebung mehr geben.“
Die Seherin, die Ordensfrau Agnes Katsuko Sasagawa, ist am 15. August 2024, dem Hochfest Mariä Himmelfahrt, im Alter von 93 Jahren verstorben. Die Verehrung Unserer Lieben Frau von Akita wurde von der Kirche allerdings erlaubt. 1984 erkannte der zuständige Ortsbischof Johannes Shojiro Ito nach jahrelangen Untersuchungen den übernatürlichen Charakter der Ereignisse an. Er erklärte:
„Die Botschaft von Akita ist die Botschaft von Fatima.“
Im Juni 1988 bestätigte Joseph Kardinal Ratzinger als damaliger Präfekt der römischen Glaubenskongregation, daß die Botschaften von Akita glaubenswürdig sind. Dennoch gibt es Stimmen in Rom, daß Akita heute „anders“ gesehen werde. Mit dem Tod der Seherin hätten sich die Möglichkeiten einer Neubewertung erhöht. Auch Amsterdam war vom zuständigen Ortsbischof bereits anerkannt worden, doch dieses Urteil wurde vom römischen Glaubensdikasterium inzwischen annulliert.
Ein Schwerpunkt im Einsatz von Pater Cecchin ist die Bekämpfung von Phänomenen, die Kritik am derzeitigen Pontifikat üben oder dahingehend interpretiert werden.
Die in dem jüngsten Interview getätigten Äußerungen signalisieren, daß Rom derzeit sogar Probleme mit Fatima hat. Das verwundert nicht ganz. Einerseits versuchte man mit der Veröffentlichung des Dritten Geheimnisses im Jahr 2000 die Diskussionen und Spekulationen um diesen Teil der Botschaft von Fatima zu beenden, was aber nicht wirklich gelungen ist. Andererseits war es Pater Cecchin, der – die offizielle Linie von Santa Marta wiedergebend – alle Botschaften für „absolut falsch“ erklärte, die von „Strafen“ sprechen. Genau das aber tut auch die Botschaft von Fatima, und nicht nur sie.
Auf die Frage der Interviewerin, ob die lange Dauer des Phänomens Medjugorje ein Problem sei, hingegen verneinte dies Pater Cecchin, denn es gebe Heilige, die ihr ganzes Leben lang Visionen hatten, weshalb die Dauer kein Problem für die Akademie darstelle. „Das Problem der anhaltenden Erscheinungen ist kein Problem“, so der Franziskaner wörtlich.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Facebook/Hablemos Iglesia (Screenshot)
Akita hat einen so überdeutlichen Bezug zu Amsterdam, dass man das gar nicht kommentieren muss. Und was Medjugorje betrifft: Ich bin mir sicher, dass der Vatikan die Verkündung der 10 Geheimnisse unterbinden will. Wir erinnern uns: Diese 10 Geheimnisse werden in rascher Folge nacheinander eintreten, darunter ist ein übernatürliches Zeichen auf dem Berg der Erscheinungen. Die Seher werden die 1o Geheimnisse P. Petar mitteilen, der sie nach Fasten und Beten dann 3 Tage vor ihrem Eintreten der Welt verkünden wird. Und genau das wird Rom sabotieren? Oder warum sonst hätte sich die Glaubenskongregation die Verkündung von Botschaften zukünftig vorbehalten, wie es in dem Dokument „Königin des Friedens“ heißt? Nur: ich glaube, hier hat man die Rechnung ohne den Wirt gemacht.…
Mir gefällt genau dieser Zusammenhang aus Medjugorje nicht. Wer was wann macht, liegt in der Freiheit des Menschen. Die Freiheit ist die göttliche Grundlage der Schöpfung. Warum sollte die Mutter Gottes den Sehern ein Drehbuch als Handlungsanweisung hinterlassen?
Im Gegensatz dazu Garabandal. Es liegt an allein Conchita, das Geheimnis zu verkünden. Garabandal hat etwas unantastbares, das Medjugorje fehlt. Das Unantastbare liegt nicht zuletzt daran: Es gibt keine belanglosen Botschaften. In der Kürze liegt die Würze.
In China geht das so. Der Karmapa oder der Panchen Lama werden wiedergeboren. Die Partei zaubert einfach einen anderen Karmapa oder Panchen Lama aus dem Ärmel und sagt schließlich über die echten beiden: Sie sind falsch. Ich hoffe ein solcher Zusammenhang besteht nicht zwischen den beiden Marienorten. Garabandal liegt ja zeitlich vor den Ereignissen in Medjugorje.