Außenminister des Moskauer Patriarchats bei Papst Franziskus

Man spricht miteinander


Metropolit Antonius von Wolokolamsk besuchte gestern Papst Franziskus. Im Bild seine Erhebung zum Archimandriten 2013.
Metropolit Antonius von Wolokolamsk besuchte gestern Papst Franziskus. Im Bild seine Erhebung zum Archimandriten 2013.

(Rom) Seit dem 1. Juli befin­det sich Papst Fran­zis­kus offi­zi­ell im Urlaub. Tra­di­tio­nell nützt er dafür nur den Monat Juli, bleibt jedoch in Rom, ver­zich­tet auf öffent­li­che Pflicht­ter­mi­ne und kann sich so auf jene Berei­che sei­ner Amts­füh­rung kon­zen­trie­ren, die ihm ohne­hin lie­ber sind. Was das ist, erfährt die Öffent­lich­keit frei­lich nur dann, wenn San­ta Mar­ta eine Öffent­lich­keit wünscht. Das gilt für die Audi­enz, zu der Fran­zis­kus den Außen­mi­ni­ster des Mos­kau­er Patri­ar­chats emp­fan­gen hat.

Gestern nach­mit­tag wur­de der Vati­kan von Metro­po­lit Anto­ni­us von Wolo­ko­lamsk auf­ge­sucht, der seit 2022 Lei­ter des Außen­am­tes des Mos­kau­er Patri­ar­chats ist. In die­ser Funk­ti­on löste er kurz nach dem Aus­bruch des rus­sisch-ukrai­ni­schen Krie­ges Metro­po­lit Hila­ri­on ab, der vie­le Jah­re die Außen­kon­tak­te der rus­sisch-ortho­do­xen Kir­che gepflegt hat­te und seit­her Metro­po­lit von Buda­pest und Ungarn ist.

Für Papst Fran­zis­kus bemüht sich Kar­di­nal Matteo Zup­pi, Erz­bi­schof von Bolo­gna und Vor­sit­zen­der der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, um Frie­dens­ver­hand­lun­gen zwi­schen Ruß­land und der Ukrai­ne. Glei­ches ver­sucht der­zeit auch der tur­nus­mä­ßi­ge EU-Rats­prä­si­dent Vik­tor Orbán, der am 1. Juli die­ses Amt über­nahm und sogleich zu Gesprä­chen nach Kiew, Mos­kau, Peking und Washing­ton auf­brach. Er tat damit, was in den ver­gan­ge­nen zwei­ein­halb Jah­ren kei­ner sei­ner fünf Vor­gän­ger getan hat, näm­lich sich aktiv um eine Frie­dens­in­itia­ti­ve zu bemü­hen. Wäh­rend die Frie­dens­be­stre­bun­gen Zup­pis von dem auf Krieg getrimm­ten West-Main­stream igno­riert wer­den, wird Orbán teils radi­kal angefeindet.

Offen­sicht­lich muß man sich im Jahr 2024 dafür recht­fer­ti­gen, Frie­den zu wol­len. Papst Fran­zis­kus, der als pero­ni­stisch gepräg­ter Argen­ti­ni­er der Pax Ame­ri­ca­na skep­tisch gegen­über­steht, bemüht sich um Frie­dens­ver­hand­lun­gen, die nicht, wie im März 2022 gesche­hen, von den geo­po­li­ti­schen Inter­es­sen der USA dik­tiert wer­den, die – laut Fran­zis­kus – die­sen Krieg erst mit aus­ge­löst haben: „Viel­leicht hat das Bel­len der NATO an Ruß­lands Tür den Kreml­chef dazu gebracht, schlecht zu reagie­ren und den Kon­flikt zu ent­fes­seln. Eine Wut, von der ich nicht sagen kann, ob sie pro­vo­ziert wur­de, aber viel­leicht wur­de sie begünstigt.“

Das Ver­hält­nis zwi­schen Rom und dem Mos­kau­er Patri­ar­chat hat sich durch den Krieg ver­schlech­tert. Die rus­sisch-ortho­do­xe Kir­che steht hin­ter dem Staats­prä­si­den­ten Ruß­lands Wla­di­mir Putin. Fran­zis­kus hin­ge­gen hat­te auf eine Ver­mitt­ler­funk­ti­on gehofft und des­halb den Mos­kau­er Patri­ar­chen auch öffent­lich getadelt.

Fran­zis­kus signa­li­sier­te damit, im Zwei­fel die Bezie­hun­gen zur rus­sisch-ortho­do­xen Kir­che sei­nen Frie­dens­be­mü­hun­gen auf poli­ti­scher Ebe­ne hintanzustellen.

Metro­po­lit Anto­ni­us von Wolo­ko­lamsk, erst 39 Jah­re alt, war meh­re­re Jah­re per­sön­li­cher Sekre­tär von Patri­arch Kyrill. Eini­ge Zeit lei­te­te er dann die rus­sisch-ortho­do­xen Gemein­den in Ita­li­en, wes­halb er mit den ört­li­chen Ver­hält­nis­sen, auch jenen des Vati­kans, ver­traut ist. Für Auf­se­hen sorg­te, als er 2011 in die­ser Funk­ti­on bei einem Emp­fang Papst Bene­dikt XVI. den Fischer­ring küßte.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Mos­kau­er Patri­ar­chat (Screen­shot)

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