Von Uwe Lay
Ist das nicht eine irritierend verwirrende Aussage des Papstes? (Die Junge Freiheit titelt so am 24.10.2018.) So hat dieser Papst aber wirklich gesprochen. Ist es denn nicht dieser Papst, der den Populismus zu seiner Lieblingsattitüde erkoren hat?
Geschmeidig, sich bewußt vom „Theologen-Papst“ absetzend redet er hemdsärmelig in jedes Mikrophon, immer die Erwartungen der Medien erfüllend, sich als großen Reformator inszenierend, der von dunklen reaktionären Kräften an der Modernisierung der Kirche gehindert wird, auch wenn er schon so manchen Kritiker kaltgestellt hat – es sei an Kardinal Müller erinnert.
Den Medien aufs Maul geschaut, ein gutes Gespür für das, was ankommt, seine Selbstinszenierung als demütiger und bescheidener Seelsorger, dem die Menschen wichtiger sind als die katholischen Dogmen… Wenn das keine populistische Inszenierung ist, was ist es dann?
Und dieser Medienpapst warnt nun vor dem Populismus? Es muß hier wohl eine gewichtige Unterscheidung erlernt werden: die Differenz zwischen den Medien und dem Volke. Die Medien sind ganz erfüllt vom Geiste der politischen Korrektheit und verurteilen alles dieser Ideologie Widersprechende. Das Volk, auf das sich der Negativbegriff des Populismus bezieht, ist also die Menge der Menschen, die sich als resistent dieser neuen Herrschaftsideologie gegenüber zeigen.
Auf dies Murrvolk darf nicht gehört werden. Am schlimmsten sind dann die Parteien und Vereinigungen, in denen sich diese Renitenz gegen die Herrschaftsideologie in organisierter Form manifestiert. Wer da auf des Volkes Stimme hört, ist ein Populist.
Ganz anders dagegen die Politiker, Parteien und Organisationen, die sich fest im Griff dieser Ideologie befinden. Wer auf deren Stimme hört, ist ein Gutmensch. Papst Franziskus weiß, wer die Herrschenden und Mächtigen dieser Welt sind, auf deren Stimme er hören will. Und da deren Politik weder menschen- noch volksfreundlich ist, entsteht als Reaktion eine populistische Opposition, der sich der Papst als Verbündeter der Mächtigen entgegensetzt.
Je mehr die die christliche Religion verdunstet, umso mehr scheint Franziskus seine Kirche als nützlicher Partner der Mächtigen der Welt in Szene setzen zu wollen. Die eigentliche, die religiöse Kernkompetenz, daß sie die einzig wahre Religion ist, tritt dabei in den Hintergrund, ja wird gar als dysfunktional ad acta gelegt, um die Kirche stattdessen als organisierte politische Korrektheitsagentur zu legitimieren. Das Pontifikat dieses Papstes ist eben nicht einfach nur die Anpassung der Kirche an diese Herrschaftsideologie, sie ist genau genommen der Wille zur Entsubstantialisierung der Kirche, daß sie sich wandeln soll zu einem profilierten Filialbetrieb der politischen Korrektheitsideologie! Dachten nicht schon der aufgeklärte Absolutismus so? Und so ist dieser mediengeneigte Papst ein energischer Warner vor dem herrschaftskritischen Populismus, dem er sich selbst als Virtuose des Zeitgeistes entgegensetzt, der das Wunschprogramm der Mächtigen sich zu eigen gemacht hat.
Inhaltlich geht es um die Etablierung der Neuen Weltordnung, in der die Völker und Nationalkulturen untergehen sollen, weshalb die Liebe zum eigenen Volke und die staatliche Souveränität die größten Hindernisse für die Globalisten sind. Hier kämpft der Papst eben als Frontmann des Gutmenschentums mit einer bewährten Totschlagkeule: Jeder, der sein Volk liebt und bewahren will, wird zu einer Art Wiedergänger Hitlers.
Auch dazu paßt die päpstliche Selbstinszenierung mit seiner antiklerikalen Demutsemphase.
Zusatz:
Der politisch korrekte Populismus ist aber nicht eine Neuerfindung dieses Papstes. Wenn die Tiara, die Krone des Papstes, das Symbol seiner Statthalterschaft Jesu Christi auf Erden ist, dann begann die Selbstentwertung der Katholischen Kirche mit Papst Paul VI. Kathpedia schreibt dazu (Artikel: Tiara):
„Als letzter Papst vollzog so Paul VI. 1963 eine Krönung [mit der Tiara]. Im Folgejahr jedoch, unter dem Eindruck des II. Vaticanums, legte er, am 13. November 1964, unter dem Beifall der Konzilsväter, seine modern gestaltete Tiara nieder. […] Seine Nachfolger haben sich nicht mehr krönen lassen.“
Und nun will Papst Franziskus die Katholische Kirche in einen Filialbetrieb der politischen Korrektheitsideologie verwandeln, die Seit an Seit mit den wirklich Mächtigen dieser Welt gegen die Oppositionellen, die Populisten kämpft.
Text: Uwe Lay
Bild: Vatican.va (Screenshot)