Zynisch, psychopathisch, senil, unverschämt? Was ist los mit Papst Franziskus?

Ist Franziskus dem Klerus feindlich gesinnt?


Spott über den Klerus kam bisher von Kirchenfeinden. Undenkbar schien, daß er genau von dem kommt, der Priestern und Seminaristen ein Vater und Beschützer sein sollte.
Spott über den Klerus kam bisher von Kirchenfeinden. Undenkbar schien, daß er genau von dem kommt, der Priestern und Seminaristen ein Vater und Beschützer sein sollte.

Von Cami­nan­te Wanderer*

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Nie­mand ist mehr über­rascht, und das ist ein Pro­blem. Und genau aus die­sem Grund glau­be ich, daß wir es nicht ver­säu­men dür­fen, auf das äußerst schwer­wie­gen­de Ver­hal­ten von Papst Fran­zis­kus hinzuweisen.

Es stimmt aller­dings, daß sich sei­ne Unver­fro­ren­heit in den letz­ten Mona­ten erheb­lich ver­schlim­mert hat: Er küm­mert sich buch­stäb­lich um nichts mehr. Wie ein wie­der­auf­er­stan­de­ner Nero tut und sagt er, was ihm gera­de in den Sinn kommt, ohne sich im gering­sten um die Wider­sprü­che sei­ner Wor­te zu küm­mern, geschwei­ge denn um die Aus­wir­kun­gen, die sie hervorrufen.

Für jene, die es noch nicht wis­sen soll­ten: Vor etwas mehr als zwei Wochen, am 20. Mai, for­der­te er die im Vati­kan ver­sam­mel­ten Bischö­fe ganz Ita­li­ens auf, kei­ne Semi­na­ri­sten zuzu­las­sen, die homo­se­xu­el­le Nei­gun­gen zei­gen. „Es gibt bereits zu vie­le Homo­se­xu­el­le“, sag­te er. Und er erklär­te, daß jun­ge Män­ner in den Jah­ren des Prie­ster­se­mi­nars und zu Beginn ihres prie­ster­li­chen Lebens zwar ihre sexu­el­len Impul­se unter­drücken kön­nen, daß sie aber irgend­wann nicht mehr dazu in der Lage sein wer­den und schließ­lich fal­len werden.

Nur weni­ge Tage, nach­dem er den Bischö­fen die­sen Satz gesagt hat­te, wur­de ein Brief bekannt, den er an einen jun­gen Mann geschickt hat­te, der angeb­lich gera­de aus dem Semi­nar aus­ge­schlos­sen wor­den war, weil er sei­ne Homo­se­xua­li­tät offen­bart hat­te. Dar­in über­häuft er ihn nicht nur mit Lob, son­dern for­dert ihn auch auf, „sei­ne Beru­fung weiterzuführen“!

Bei der­ar­ti­gen Wider­sprü­chen sei­tens des Pap­stes muß man sich zwangs­läu­fig fra­gen, ob man es mit einem äußerst zyni­schen Cha­rak­ter, einem Psy­cho­pa­then oder einem alten demen­ten Mann zu tun hat. Und noch eine ande­re Mög­lich­keit ist ent­we­der Unver­schämt­heit oder Scham­lo­sig­keit. In jedem Fall soll­te jemand etwas tun, zumin­dest das, was Noahs Söh­ne mit ihrem Vater taten, als er betrun­ken war, indem sie sei­ne Scham bedecken.

Aber die Epi­so­de hat einen Haken. Zunächst ein­mal, und abge­se­hen von der Unhöf­lich­keit der Aus­drucks­wei­se, ist der Inhalt des­sen, was der Papst gesagt hat, sehr gut: Die Welt wird sich nun der Zahl der homo­se­xu­el­len Geist­li­chen bewußt, die heut­zu­ta­ge die Kir­che bevöl­kern. Das Pro­blem der „vor­über­ge­hen­den Sub­li­mie­rung“ des sexu­el­len Ver­lan­gens tritt jedoch nicht nur bei homo­se­xu­el­len Semi­na­ri­sten oder Prie­stern auf, son­dern auch bei Hete­ro­se­xu­el­len. Die Bewei­se dafür sind offen­kun­dig. Das zugrun­de­lie­gen­de Pro­blem ist, daß die Semi­na­re und ihre Aus­bil­der sich als unfä­hig erwie­sen haben, Prie­ster­amts­kan­di­da­ten ernst­haft in rei­fer und ver­ant­wor­tungs­vol­ler Sexua­li­tät auszubilden.

Auf der ande­ren Sei­te sorgt das stän­di­ge „Hü“ und „Hot“ von Berg­o­glio und sei­ne stän­di­ge Ver­ach­tung und Kri­tik an Prie­stern und Semi­na­ri­sten bereits für gro­ße Auf­re­gung unter ihnen. Der Blog­ger Spe­co­la hat uns über einen Brief infor­miert, den eine gro­ße Grup­pe von Semi­na­ri­sten und jun­gen Prie­stern, ver­mut­lich Ita­lie­ner, an den Papst geschickt hat, in dem sie sich in sehr schar­fen Wor­ten über die­ses Ver­hal­ten beschwe­ren. Obwohl das Pro­blem, auf das wir hin­ge­wie­sen haben, exi­stiert und ernst ist, kann man nicht alle in einen Sack stecken, doch genau das tut der Pon­ti­fex. Man wür­de erwar­ten, daß der Spott über den Kle­rus von den Medi­en und von Men­schen kommt, die der Kir­che feind­lich gesinnt sind, wie es schon immer der Fall war. Aber es war bis­her unvor­stell­bar, daß dies von dem­je­ni­gen kommt, der ihr Vater und Beschüt­zer sein sollte.

Wir haben es bereits 2013 gesagt: Die Kir­che befin­det sich in den Hän­den eines „Kan­ni­ba­len“, der sei­ne eige­ne Insti­tu­ti­on verschlingt.

*Cami­nan­te Wan­de­rer ist ein argen­ti­ni­scher Blogger

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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